Schloss Greißenegg


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Datei:Schloss Greißenegg Front 2.jpg
Die Vorderseite des Schlosses Greißenegg

Schloss Greißenegg, auch Greisenegg<ref name="BA"/> oder Greiseneck<ref name="Chronik"/> geschrieben, ist ein Schloss in der Stadtgemeinde Voitsberg in der Steiermark. Seine Geschichte geht bis in das 12. oder frühe 13. Jahrhundert zurück. Das Schloss befindet sich heute in Privatbesitz und beherbergt ein Heurigenlokal.

Standort

Das Schloss steht im südlichen Teil der Stadt Voitsberg am rechten Ufer der Kainach auf einem fast freistehenden, felsigen Hügel, einem Ausläufer des Kowaldrückens. Es hat die Adresse Greißenegger Straße 5.<ref name="BA"/>

Geschichte

Vermutlich wurde bereits im 12. oder in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der Stelle des heutigen Schlosses vom Landesfürsten eine kleine Burg errichtet, welche zusammen mit der Burg Obervoitsberg die Siedlung Voitsberg schützte. Die ersten zwei Jahrhunderte der Burggeschichte sind nur spärlich dokumentiert. Es ist unklar ob es sich bei dem 1265 erwähnten "castrum inferius Witsperch" um Greißenegg handelt, oder ob damit eine andere Befestigung im Raum Voitsberg bezeichnet wurde. Die erste sicher dem Schloss Greißenegg zuordenbare urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1336 als "nyder haus Veytsperch". Weitere Erwähnungen stammen aus den Jahren 1443 als "veste Voitsperch enhalb der Kainach" und 1494 als "Schloss Voitsberg".<ref name="Chronik"/>

1254 bekam Gertrud von Babenberg die Burg als Leibgedinge, ehe sie zwischen 1263 und 1265 wieder an den Landesfürsten ging. Die Landesfürsten ließen die Burg von einem Pfleger, einem landesfürstlichen Dienstmann, betreuen. Ab 1275 saßen die Hanauer, welche angeblich aus Deutschland eingewandert waren, als Pfleger auf der Burg. Im Jahr 1420 kam die Burg über Heirat an Hans Laun von Hauenstein, welcher größere Anbauten durchführen ließ. So wurden unter anderem eine Wehrmauer und ein Graben angelegt. Hans Launs Nichte Margaretha heiratete nach seinem Tod im Jahr 1458 Andreas Greißenegger, wodurch die damals "Hanstein" genannte Burg in den Besitz der Greißenegger überging. Greißenegger wurde 1463 für seine Herrschaft ein Burgfried verliehen.<ref name="BA"/><ref name="Dehio"/><ref name="Chronik"/>

Nach der Hinrichtung von Greißenegger im Jahr 1471 wurde die Herrschaft von Kaiser Friedrich III. eingezogen und an Dienstleute und Geldgeber des Landesfürsten verliehen. So wurde die Burg 1472 ans Hans Ramung, 1478 an Andreas von Teufebach und 1479 an Konrad von Holleneck verliehen. Im Jahr 1486 wurde die Burg von Truppen des ungarischen Königs Matthias Corvinus besetzt und bis 1490 gehalten. 1489 wurde die Burg erstmals als "Gschlos auf dem Greysenegk" und als "gschloss Greisseneckh vnder Voitsberg" genannt. Nach dem Abzug der Ungarn verlieh man Greißengg an Hans Geymann, welcher die Herrschaft 1494 an den römisch-deutschen König Maximilian I. abtrat. Maximilian überließ das Anwesen 1496 seinem Diener Bartlmä von Pernegg. Die Familie Pernegg blieb auch, mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1509, bis in das Jahr 1510 Besitzer des Schlosses.<ref name="Chronik"/>

Ab 1532/33 gehörte das Schloss Wilhelm Freiherr von Herberstein und seiner Frau Regina von Plumeneck. 1574 kam es zu einem Erbstreit zwischen Dietrich von Herberstein und seinem Vetter Georg von Herberstein, der zugunsten Georgs gelöst wurde. Erzherzog Karl II. erteilte Dietrich von Herberstein 1578 den Befehl, das Schloss Greißenegg an eine landesfürstliche Kommission zu übergeben, welche sie wiederum Georg von Herberstein übergab. Laut dem Übergabebericht der Kommission war das Schloss baufällig und komplett leergeräumt. Georg und Bernhard von Herberstein verkauften Greißenegg im Jahr 1624 ans Hans Siegmund Graf Wagensperg.<ref name="Chronik"/>

Greißenegg blieb, mit einer Ausnahme zwischen den Jahren 1804 bis 1818, bis in das späte 19. Jahrhundert im Besitz der Familie Wagen von Wagensperg und war ab 1774 Bestandteil eines Familienfideikommisses. Auf einer Abbildung aus dem Jahr 1680 kann man noch den Bergfried, die Wehrmauern und Türme sowie die alte Burgkapelle erkennen. Im oberen Geschoss des Westtraktes, direkt über der Zugangshalle, wurde 1693 eine neue Schlosskapelle eingerichtet, welche 1755 eine Messlizenz für mehrere Tage im Jahr hatte, welche wiederum 1790 stark ausgeweitet wurde. Zwischen 1804 und 1818 ging das Anwesen an Karl August Fürst Isenburg, ehe es wieder an die Wagensperger kam. Zu jener Zeit gehörten zur Herrschaft Greißenegg Untertanen im Kainach- und Gradental, drei Meierhöfe bei Rosental, Zehente und Bergrechte für Weingärten bei Ligist und Mooskirchen sowie die Marchfutterabgabe von Edelschrott und Voitsberg.<ref name="BA"/><ref name="Chronik"/>

Um 1841 hatte die Grundherrschaft Greißenegg auch die Funktion einer Bezirksobrigkeit über. Der Bezirk Greißenegg reichte von Kleinkainach in der heutigen Gemeinde Bärnbach bis nach Stallhofen. Ein Großteil der Beamtenschaft des Bezirkes lebte im Schloss Greißengg gemeinsam mit den Angehörigen der Familie Wagensperg. Nach der Auflösung der Grunduntertänigkeit im Jahr 1848 ging es mit der Herrschaft Greißengg wirtschaftlich bergab, und 1876 wurde der Konkurs über das Vermögen des Grafen Adolf von Wagensperg verhängt. Bei einer öffentlichen Versteigerung erwarb der Gewerke August Zang das Anwesen. Zang ließ das Gebäude von einem italienischen Baumeister, vermutlich A. de Gjoja, zu einem Landhaus im historischen Stil umgestalten und ausstatten. Im Zuge des Umbaues wurde am Fuße des Schlosshügels ein Wirtschaftshof mit einer Reitschule für Zangs Ehefrau Ludovica errichtet. Nach dem Tode Zangs im Jahr 1888 ging das Gut an seine Frau Ludovica, welche es 1903 an Graf Ludwig Witold von Ostrovsky verkaufte. Dieser veranlasste, dass die Schlosskapelle eine neue Messlizenz erhielt, welche dafür sorgte das man täglich und in Ausnahmefällen auch an Sonntagen Messen halten konnte. Ostrovskys Witwe verkaufte des Schloss 1918 an den Wiener Rechtsanwalt Dr. Walter Rittler.<ref name="BA"/><ref name="Chronik"/>

Unter Rittlers Erben begann die Burg ab 1953 langsam zu verfallen. Ab den 1970er-Jahren lebte nur mehr der Maler Franz Dampfhofer in einer Wohnung des Schlosses, welche er auch als Atelier nutzte. Im Jahr 1979 überließen Dr. Walter Rittler und seine Frau Mary Louise Rittler-Gröger den Schlosspark und Schlossteich der Voitsberger Bevölkerung als Naherholungsgebiet. Der Bezirksförster Emil Hilbl führte eine Umgestaltung des Parkes durch, der der mittlerweile baufällige Wirtschaftshof samt Reitschule zum Opfer fiel, um einer Festwiese Platz zu machen. Der Park und der Teich wurden 1980 von der Stadtgemeinde Voitsberg käuflich erworben. Bei einer Sonderauktion des Dorotheums, wurden im Herbst 1984 die letzten Reste der Innenausstattung versteigert. Einige Möbelstücke wurden später von der Stadtgemeinde Voitsberg aufgekauft und sind heute in einem im Jahr 2003 eingerichteten Zangzimmer im Voitsberger Rathaus zu sehen. Der Holzhändler Franz Steirer erwarb das Schloss im Winter 1984/85 und begann mit der Umsetzung von umfangreichen Instandsetzungsarbeiten. Nach seinem Tod im Jahr 1987 führten seine Frau Stefanie und seine Tochter Sylvia die Arbeiten fort.<ref name="BA"/><ref name="Chronik"/>

Das Schloss Greißenegg beherbergte von Mai bis Oktober 1988 im Rahmen der Landesausstellung Glas und Kohle zwei Sonderausstellungen mit fast 28.000 Besuchern. Ungefähr zur selben Zeit wurde das Schlossgebäude bei Bauarbeiten der nahe gelegenen Unterflurtrasse (Umfahrungsstrasse von Voitsberg) beschädigt, was in einem jahrelangen Rechtsstreit zwischen Bauunternehmen, Auftraggeber und Schlossbesitzern gipfelte. Heute befindet sich im Schloss ein Heurigenlokal.<ref name="BA"/><ref name="Chronik"/>

Beschreibung

Das Schloss ist eine dreigeschossige Vierflügelanlage um einem kleinen Arkadeninnenhof. Der Großteil des Gebäudekerns stammt aus dem 17. Jahrhundert mit einer historistischen Fassade. Der östliche Trakt des Südflügels stammt aus dem 15. Jahrhundert und gilt als ältester Teil der Anlage. Im Norden, Süden und Westen dieses Traktes stehen leicht vorspringende, quadratische Türme. An der hofseitigen Mauer findet man ein Doppelwappen mit den Wappen der Familien Wagen von Wagensperg und Saurau. Im nördlichen Arkadengang befindet sich eine spätgotische Dekorationsmalerei, die bei Renovierungsarbeiten entdeckt wurde.<ref name="BA"/><ref name="Chronik"/>

Nur ein kleiner Teil der Innenausstattung stammt noch aus der Zeit der Neugestaltung durch August Zang 1877. Im ehemaligen Speisesaal befindet sich eine Decke mit Papierstuck und ein 1867 von Pierre Eugene Lacoste gemaltes, allegorisches Ölbild.<ref name="Chronik"/>

Das Schloss wird von einem weitläufigen Park mit einem Brunnen und einem Teich umgeben. Der ehemalige Halsgraben im Westen wurde großteils wieder aufgefüllt. Von den Wehrmauern ist nur mehr ein Teil erhalten. Über den ehemaligen Halsgraben führt eine Brücke zu einem barocken Torbau. Die im Osten dem Schloss vorgelagerte Bastei wurde im 17. Jahrhundert errichtet. Aus derselben Zeit stammt auch die kleinere, fünfeckige Bastei im Nordwesten der Anlage.<ref name="BA"/>

Literatur

  •  Ernst Lasnik: Voitsberg - Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung. Band 1, Stadtgemeinde Voitsberg, Voitsberg 2012, S. 227-235.
  •  Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 586.

Einzelnachweise

<references> <ref name="BA">Eintrag über Schloss Greißenegg auf Burgen-Austria</ref> <ref name="Chronik"> Ernst Lasnik: Voitsberg - Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung. Band 1, Stadtgemeinde Voitsberg, Voitsberg 2012, S. 227-235.</ref> <ref name="Dehio"> Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 586.</ref> </references>

Weblinks

Commons Commons: Schloss Greißenegg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Eintrag über Schloss Greißenegg auf Burgen-Austria

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