Ski Alpin
Beim alpinen Skirennen (kurz Ski Alpin) befahren die Rennläufer einen durch Tore abgesteckten Kurs auf einer Skipiste. Ski alpin (auch Skifahren genannt) ist neben Langlauf, Skispringen, Nordischer Kombination, Freestyle und Snowboard eine olympische Ski-Disziplin. Die Wertung erfolgt durch Zeitmessung der Fahrt des einzelnen Rennläufers, bei der alle Tore vom Start bis ins Ziel korrekt durchfahren werden müssen. Wettkämpfe werden in neun verschiedenen Wettbewerben ausgetragen, die sich nach Kurssetzung, Toranzahl und -abstand, Streckenlänge, Höhenunterschied und Wertungsmodus unterscheiden. Typische Disziplinen und Wettbewerbe sind Abfahrt, Slalom, Riesenslalom, Super-G und die Alpine Kombination.
Inhaltsverzeichnis
Alpine Wettbewerbe
Es gibt neun vom Internationalen Skiverband (FIS) anerkannte alpine Wettbewerbe. Die Definition von Disziplinen und Wettbewerben im alpinen Ski-Rennsport ist inhomogen. Laut FIS ist eine Disziplin ein Zweig eines Sports und kann einen oder mehrere Wettbewerbe enthalten. Zum Beispiel ist Ski alpin eine FIS-Disziplin, während ein Mannschaftsrennen ein Wettbewerb ist.
Abfahrt
Die Abfahrt gilt für viele als die Königsdisziplin des alpinen Skisports, da sie nicht nur anspruchsvolle Kurven, Sprünge und Gleitphasen beinhaltet, sondern auch sehr hohe Geschwindigkeiten von bis zu 150 km/h aufweist und deshalb neben ausgereifter Technik auch Mut und hohen Krafteinsatz von den Läufern verlangt. Die Abfahrt weist die längste Strecke aller Wettbewerbe auf und ist nach dem Slalom der zweitälteste alpine Skiwettbewerb. Vor einem Rennen finden ein bis drei Trainingsläufe statt, damit sich die Fahrer den Streckenverlauf genau einprägen können. Bei einem Abfahrtswettbewerb absolvieren alle Skiläufer im Gegensatz zu den Slalomdisziplinen nur einen Lauf. Der Läufer mit der schnellsten Zeit ist Sieger.
Slalom
Der Slalom, oft auch als Torlauf bezeichnet, ist der älteste Wettbewerb im alpinen Skisport und wird vornehmlich als der technisch anspruchsvollste Wettbewerb bezeichnet. Slalomkurse haben sehr kurze Torabstände, die extrem schnelle Richtungswechsel erfordern. Die Fahrtlinie der Skis führt sehr nahe an den Stangen vorbei, weshalb die Stangen mit den Händen oder Beinen weggekippt werden, um den Körper-Schwerpunkt möglichst nahe an der Falllinie zu halten. In Slalomwettbewerben werden wie im Riesenslalom zwei verschiedene Läufe auf der gleichen Piste absolviert und die Zeiten beider Läufe addiert. Diverse Slalomhänge lassen sehr unterschiedliche Streckenführungen für beide Läufe zu, so z.B. in Wengen oder Kitzbühel, wo die Topographie beider Läufe sich stark unterscheiden kann (Start und Ziel befinden sich allerdings an derselben Stelle). Der Rennläufer mit der niedrigsten Gesamtzeit hat gewonnen.
Riesenslalom
Der Riesenslalom (englisch Giant Slalom (GS)) wird auch als Riesentorlauf (RTL) bezeichnet. Die zu umfahrenden Tore sind so gesetzt, dass ständige Richtungswechsel erfolgen. Da ein Riesenslalom-Kurs weniger Tore aufweist als ein Slalom und diese auch in einem größeren Abstand zueinander stehen, sind bedeutend weniger Schwünge erforderlich, wodurch die Rennläufer höhere Geschwindigkeiten erreichen. Gemeinsam mit dem Slalom zählt der Riesenslalom zu den sogenannten Technik-Wettbewerben. Beim Riesenslalom werden zwei verschiedene Läufe mit unterschiedlicher Kurssetzung auf der gleichen Piste absolviert. Dabei kann es aber unterschiedliche Streckenführungen geben, wonach nur Start und Ziel am selben Ort sind, der erste Lauf aber auf der rechten Seite der Piste, der zweite auf der linken (oder umgekehrt) ausgetragen werden könnten. Dies hängt vom Ausmaß der Piste (manchmal auch bloß von den gegebenen Schneeverhältnissen) ab. Beide Läufe finden am selben Tag statt. Die beiden Laufzeiten werden addiert, die schnellste Gesamtzeit bedeutet den Sieg.
Super-G
Der Name Super-G steht für Super Giant Slalom, also Super-Riesenslalom. Der Super-G wurde 1982 als Wettbewerb in den Weltcup-Kalender aufgenommen und ist nach der Abfahrt der zweitschnellste Wettbewerb im alpinen Skisport. Die Strecke beim Super-G ist zwar kürzer als bei der Abfahrt, aber technisch anspruchsvoller, da es mehr Richtungstore gibt, die zudem enger gesetzt sind. Gemeinsam mit der Abfahrt zählt der Super-G zu den sogenannten „Speed-Wettbewerben“, die von den Sportlern und Sportlerinnen vor allem Kraft, Ausdauer und Mut verlangen. Wie bei der Abfahrt entscheidet eine Laufzeit über das Resultat.
Kombinationswettkämpfe
Es gibt verschiedene Kombinationswettkämpfe, die Super-Kombination, die klassische alpine Kombination und Sonderformen. Für Super-Kombinationsbewerbe werden eigene Teilwettbewerbe durchgeführt. Bei Super-Kombinationsbewerben zählt im Gegensatz zu klassischen alpinen Kombinationswertungen aus eigenständigen Einzelbewerben nur das Gesamtergebnis aus zwei Läufen. Sonderformen von Kombinationswettkämpfen sind Triple- und Quadruple-Wettbewerbe. Der Durchführungsmodus von Kombinationsbewerben hat sich im Lauf der Zeit immer wieder stark verändert und sorgt häufig für Kontroversen zwischen den Vertretern der FIS und den nationalen Verbänden. Die Super-Kombination ist eine neue Variante der früheren alpinen Kombination und besteht aus nur einem Slalomlauf sowie einer verkürzten Abfahrt oder einem Super-G-Lauf. Beide Läufe werden am selben Tag innerhalb eines möglichst kurzen Zeitabstand durchgeführt. 2005 wurde die erste Super-Kombination als Weltcup-Wettbewerb ausgetragen. 2007, bei der Alpinen Ski-WM in Åre wurde die Super-Kombination erstmals bei einem Großereignis durchgeführt. Die klassische alpine Kombination wurde aus dem Programm gestrichen.
Parallelrennen
Bei Parallelbewerben werden zwei möglichst identische Kurse nebeneinander gesetzt, die immer gleichzeitig von zwei Läufern befahren werden. In der Regel absolvieren die Läufer jeden der beiden Kurse, um geländemäßige Ungleichheiten zu egalisieren. Parallelbewerbe werden meistens im K.-o.-System ausgetragen. Der Läufer mit der schnellsten Zeit aus beiden Läufen kommt eine Runde weiter. Die Parallelrennen werden meistens als weiter gesetzter Slalom, manchmal als Riesenslalom durchgeführt. Parallelbewerbe wurden zunächst bei sogenannten „Profi-Rennen“, einer Abspaltung vom FIS Weltcup, gefahren. 1975 wurde der erste Parallelslalom im Weltcup beim Saisonfinale in Gröden durchgeführt. Von 1998 bis 2010 standen keine Parallelrennen im Weltcupkalender. Seit 2011 ist das Parallelrennen als City Event fester Bestandteil des Weltcups.
Mannschaftswettkämpfe
In der Regel besteht eine Mannschaft aus fünf Personen, von denen die drei mit den schnellsten Zeiten gewertet werden. Der Rang wird durch die Addition der Rennpunkte ermittelt.
Nationenwettkämpfe
Der Wettbewerb besteht aus zwei Läufen (Super-G und Slalom) und 4 Serien pro Lauf. Zugelassen sind alle Nationen mit mindestens 2 Frauen und 2 Männern. Pro Durchgang dürfen maximal 2 Frauen und 2 Männer pro Nation starten. Die Mannschaftsgröße ist auf 6 Personen beschränkt. Die Summe der Ranglistenplätze der Wettkämpfer pro Nation aus jeder der Serien beider Durchgänge ergibt die Ergebnis-Reihenfolge.
K.-o.-Rennen
K.-o.-Wettbewerbe werden in mehreren Läufen ausgetragen. In der Regel finden eine Qualifikationsrunde, zwei Zwischenrunden und ein Finallauf statt. Im Finallauf starten neun Läufer. Das Endergebnis wird aus den Zeiten der zweiten Zwischenrunde sowie dem Finallauf ermittelt.
Ausrichtung von Skirennen
Die Organisation und Durchführung von Skirennen, die im Kalender der FIS geführt werden, unterliegt der internationalen Wettkampfordnung (IWO). An im FIS-Kalender ausgeschriebenen Wettkämpfen, sind von den nationalen Skiverbänden gemeldeten Wettkämpfer mit gültiger FIS-Lizenz, aller der FIS angeschlossenen Skiverbände im Rahmen der jeweils gültigen Quoten teilnahmeberechtigt. Alle im FIS-Kalender ausgeschriebenen internationalen Wettkämpfe müssen durch einen Technischen Delegierten der FIS überwacht werden.
Neben Skirennen für Rennläufer mit FIS-Lizenz werden in vielen Skigebieten auch Skirennen für Hobbysportler ausgetragen, die in Ablauf und Reglement meistens an die Basisregeln der FIS angepasst sind. Bei diesen sogenannten Publikumsrennen, oft auch Hobby-, Gäste- und scherzhaft Bauernrennen genannten Veranstaltungen, handelt es sich zumeist um sehr einfach gewählte Riesentorläufe mit kürzerer Streckendistanz und geringerer Hangneigung.
Rennstrecken
Alpine Ski-Rennstrecken, auf denen von der FIS anerkannte Wettbewerbe ausgetragen werden, müssen von der FIS homologiert sein und genau festgelegte Standards der Präparierung und Sicherheit für den jeweiligen Wettkampf erfüllen. Die Einhaltung dieser Standards wird von der Renn-Jury unter Führung von Rennleiter und technischem Delegierten der FIS überwacht.
Zu den wichtigen Sicherheitsvorkehrungen zählen durch Fangnetze und Polsterungen gesicherte Sturzräume und eine, den Gegebenheiten angepasste, Kurssetzung. Die Präparierung der Rennpisten erfolgt im Hinblick darauf, allen Teilnehmern annähernd gleiche Bedingungen zu bieten. Aus diesem Grund wird auf eine möglichst kompakte und gleichmäßige Schneedecke Wert gelegt, die durch physikalische und chemische Präparierungsmethoden erzielt wird. Die Torstangen sind spezielle genormte Konstruktionen (Kippstangen), die bei Körperkontakt möglichst wenig Widerstand bieten.
Einteilung der Wettkämpfe
Die IWO der FIS enthält folgende Einteilung von Skiwettkämpfen:
- Olympische Winterspiele, FIS-Skiweltmeisterschaften und FIS-Junioren-Skiweltmeisterschaften.
- FIS-Weltcups
- FIS-Kontinentalcups (z.B. Europacup, Nor-Am Cup)
- Internationale FIS-Wettkämpfe (FIS-Rennen)
- Wettkämpfe mit besonderen Zulassungsbestimmungen und/oder Qualifikation
- Wettkämpfe mit Nichtmitgliedern der FIS
Materialfestlegungen
Die Materialkommission der FIS hat 2011 neue Regeln zur besseren Sicherheit der Sportler beschlossen. Diese betreffen die Länge und den Taillierungsradius der Alpinskier sowie die Bekleidung der Skispringer. Zahlreiche Skirennfahrer sehen die ab Winter 2012/2013 geltenden Festlegungen als Attraktivitätsminderung des Sports und haben dagegen bereits öffentlich protestiert. Die FIS hat die Skilänge vergrößert und den mit Carving-Skiern fahrbaren Radius von bisher 27 Meter auf 35 Meter (zuerst 40 Meter) festgelegt. Die Änderungen werden von Spitzensportlern als „Rückfall in Skilaufen der 1980er“ bewertet, sie sollen jedoch die Mehrzahl der Rennläufer besser vor schweren Unfällen schützen. Wörtlich heißt es dazu: „Die neuen Regeln sind nicht nach Lust und Laune entstanden. Sie basieren auf den Ergebnissen jahrelanger Untersuchungen der Universität Salzburg und des Trauma-Forschungszentrums in Oslo. In Sachen Material ging es dabei vor allem darum, die Ski weniger aggressiv zu machen, "den selbststeuernden Mechanismus zu reduzieren".“ Die Protestler verweisen dagegen auf Möglichkeiten, durch bessere Pistenpräparation die Sicherheit zu erhöhen.<ref>Alpine protestieren gegen neue Materialregeln, Focus-online, 29. August 2011.</ref><ref>Bernd Steinle: Heikle Kurvendiskussion, FAZnet, 21. Oktober 2011.</ref><ref>Bestimmung von Skilänge und Taillierungsradius; Dokumentation der FIS 2012 (pdf; 10 kB), abgerufen am 1. Dezember 2012.</ref>
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
<references />