Soldatenfriedhof
Ein Soldatenfriedhof (auch: Ehrenfriedhof, veraltet: Gefallenenfriedhof) ist eine Grabstätte, auf der während eines Krieges gefallene Soldaten beerdigt sind. Soldatenfriedhöfe sind als militärische Ausprägung einer Kriegsgräberstätte geschützt.
Soldatenfriedhöfe liegen nicht immer am eigentlichen Kriegsschauplatz. Manche dieser Anlagen sind abgetrennte Gräberfelder innerhalb ziviler Friedhöfe. Oft finden sich Soldatengräber auch im räumlichen Zusammenhang mit Kriegsgefangenenlagern oder Lazaretten. Gefallene wurden auch teilweise in ihre Heimat überführt und dort auf Ehrenfriedhöfen bestattet. Nach britischer Tradition können auch Schiffswracks als war grave (englisch, wörtlich übersetzt Kriegsgrab) deklariert werden und erhalten dadurch den besonderen Schutzstatus der Genfer Konventionen.
Der Grund des Sprachwandels vom Soldatenfriedhof zur Kriegsgräberstätte in den vergangenen Jahrzehnten ist, dass ein großer Teil der Bestatteten keineswegs Kombattanten waren und als Opfer unmittelbarer militärischer Kampfhandlungen, sondern an den unmenschlichen Bedingungen der Lagerhaft, etwa in Kriegsgefangenschaft, starben. Hinzu kommen zivile Tote durch Bombenangriffe und die Opfer von Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus.
Galten Soldatengräber vielen Menschen früher als Ort des „Heldengedenkens“, werden heute Kriegsgräberstätten von der Mehrheit der Europäer als Orte der Mahnung für Frieden und gegen Krieg und Gewalt betrachtet – besonders wegen der Erfahrungen des Ersten und Zweiten Weltkrieges mit Millionen von Toten.
Inhaltsverzeichnis
Internationale Rechtsgrundlage
Die Genfer Konventionen liefern heute international verbindliche Grundlagen für die Anlage und den Erhalt von Kriegsgräberstätten. Im Zusatzprotokoll von 1977 heißt es im Art. 34 Sterbliche Überreste:
„Sterbliche Überreste von Personen, die im Zusammenhang mit einer Besetzung oder während eines durch Besetzung oder Feindseligkeiten verursachten Freiheitsentzugs verstorben sind, und von Personen, die keine Angehörigen des Staates waren, in dem sie infolge von Feindseligkeiten verstorben sind, werden geachtet; auch die Grabstätten aller dieser Personen werden nach Artikel 130 des IV. Abkommens geachtet, instand gehalten und gekennzeichnet .</ref> Der größte ausländische Friedhof für deutsche Soldaten ist der Soldatenfriedhof des Zweiten Weltkrieges in Sologubowka bei Sankt Petersburg, der größte in Westeuropa ist der belgische Soldatenfriedhof Lommel mit 39.102 Bestatteten und der größte in Italien der Deutsche Soldatenfriedhof Futapass mit 30.683 bestatteten Gefallenen. Weitere bekannte Soldatenfriedhöfe sind etwa der Deutsche Soldatenfriedhof Langemark in Belgien für 44.304 deutsche Soldaten, die im Ersten Weltkrieg fielen, der kleine Deutsche Soldatenfriedhof in Nazareth in Israel für 261 deutsche Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, die Kriegsgräberstätte Bordj Cedria in Tunesien mit den 8.562 deutschen Toten des Tunesien-Feldzuges 1942–1943 und der Deutsche Soldatenfriedhof Maleme in Kreta mit 4.465 Toten, hauptsächlich Gefallene der Luftlandeschlacht um Kreta. Etwa 9.900 deutsche Gefallenen in Griechenland wurden auf dem Deutschen Soldatenfriedhof Dionyssos-Rapendoza nahe Athen beigesetzt.
Zahlreiche deutsche Soldaten sind auch in internationalen Soldatenfriedhöfen und Gedenkstätten bestattet, viele Opfer der Schlacht um Verdun (1916) etwa im Beinhaus von Douaumont. Das südlichste deutsche Soldatengrab liegt auf den Kerguelen im südlichen Indischen Ozean.
Frankreich, Belgien, Niederlande und Luxemburg
Insbesondere in Frankreich und Belgien (z. B. Soldatenfriedhof Lommel) bestehen große Soldatenfriedhöfe, auf denen Soldaten sowohl der Mittelmächte als auch aus dem Bereich des britischen Commonwealth und den Vereinigten Staaten begraben liegen, die in beiden Weltkriegen dort gefallen sind (vgl. Gedenken an die Operation Overlord).
Zahlreiche Soldatenfriedhöfe aus dem Ersten Weltkrieg finden sich um Verdun, an der Somme, der Ainse (alle in Frankreich) und bei Ypern in Belgien. In Großbritannien gründete sich 1914 die Commonwealth War Graves Commission; ihr erster Präsident wurde Edward, Prince of Wales (der spätere König Eduard VIII.). Das deutsche Pendant, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, wurde im Dezember 1919 gegründet. Auch das Österreichische Schwarze Kreuz wurde 1919 gegründet. Der US-Kongress errichtete im März 1923 per Gesetz die American Battle Monuments Commission.
Auf dem niederländischen Soldatenfriedhof Ysselsteyn, wo 32.000 Kriegstote des Zweiten Weltkrieges begraben sind, liegen alle in den Niederlanden gefallenen deutschen Soldaten. Die im Nordwesten Frankreichs und auf den Kanalinseln gefallenen deutschen Soldaten liegen auf dem Soldatenfriedhof Mont d’Huisnes. In Andilly liegen 33.000 im Nordosten gefallene deutsche Soldaten des Zweiten Weltkrieges.
In Luxemburg sind auf dem Soldatenfriedhof Sandweiler 10.913 deutsche Soldaten bestattet. Mit Ausnahme des unter Denkmalschutz stehenden Garnisonsfriedhofs Clausen, auf dem sich 459 Soldatengräber befinden, sind hier alle in Luxemburg gefallenen deutschen Soldaten begraben.
CimetièreUS mer.jpgWorld War II Normandy American Cemetery and Memorial, US-Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer (Normandie)
Division-militaire-ouest-cemetery-Thiais.jpgDivision militaire des Pariser Friedhofs Thiais
Verdun - Montfaucon - American Monument - Cemetery - WW1.JPGMontfaucon bei Verdun – American Monument – Soldatenfriedhof des Ersten Weltkrieges
Vereinigte Staaten
Seit dem Zweiten Weltkrieg werden gefallene US-Soldaten möglichst zurück in die USA überführt. Amerikanische Soldaten werden entweder, je nach Wunsch der Angehörigen, in ihrem Heimatort oder auf einem der 139 United States National Cemeteries (Nationalfriedhöfe der Vereinigten Staaten) beigesetzt.
Besonders wird darauf geachtet, dass Soldaten, die auf dem Territorium gegnerischer Staaten zu Tode kamen, nicht auf diesem Territorium endgültig ihre letzte Ruhe finden. Auf den Territorien der Staaten, mit denen die USA in den Weltkriegen verbündet waren bzw. die neutral waren, gibt es hingegen US-amerikanische Kriegsgräberstätten. Auf dem Cambridge American Cemetery and Memorial westlich der Universitätsstadt Cambridge in England ruhen insgesamt 3812 gefallene US-amerikanische Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg in Frankreich, Italien und Nordafrika ihr Leben lassen mussten.
Nach der Ardennenschlacht des Zweiten Weltkriegs wurden US-amerikanische Soldaten, die knapp östlich der deutschen Westgrenze gefallen waren, dauerhaft auf Friedhöfen in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg beigesetzt.<ref>Martin Fröhlich: Kriegsgräberstätten und Ehrenmale im Kreis Düren</ref>
Dänemark
Auf dänischem Boden ruhen (Stand 1966) 24.204 deutsche Kriegstote, darunter 14.757 Flüchtlinge. Diese wurden auf 479 verschiedenen Friedhöfen bestattet.
1962 schlossen Dänemark und Deutschland ein deutsch-dänisches Kriegsgräber-Abkommen. Es sah vor, viele der Toten „zum Zwecke der besseren Überwachung und Pflege der Gräber“ auf 30 Friedhöfe umzubetten, auf denen die meisten ruhen. Als die Umbettung 1965/66 beginnen sollte kam es zu einer Kontroverse.<ref>spiegel.de 14. Februar 1966: Was Dänen denken. Zitat: „Die meisten Dänen kritisierten den Grabvertrag nicht nur, weil er den Deutschen erlaubte, auf ihren Kirchhöfen herumzuschaufeln. Mehr noch störte sie, daß die von der Bundesrepublik angelegten Kriegsgräberstätten privilegiert sind:
Tote Dänen ruhen für gewöhnlich 20, auf Antrag der Angehörigen höchstens 60 Jahre lang. Dann werden ihre Gräber eingeebnet. Die Deutschen aber sollen ihre Plätze in dänischer Erde für immer behalten.
Dieses ewige Ruherecht für gefallene Krieger ist keine deutsche, sondern eine amerikanische Erfindung. Sie stammt aus dem US-Bürgerkrieg und wurde von den europäischen Nationen nach dem Ersten Weltkrieg übernommen – in der Hoffnung, die langen Reihen von Soldatengräbern würden auf ewig zur Versöhnung der Völker mahnen.
Die Dänen hatten dafür wenig Verständnis. Friedfertig und seit 100 Jahren nicht mehr aktiv an Waffengängen beteiligt, machen sie keinen Unterschied zwischen Kriegs- und Friedenstoten.
Ewiges Ruherecht genießen bei ihnen nur Könige und Berühmtheiten wie der Märchenerzähler Hans Christian Andersen, der Philosoph Sören Kierkegaard, der Atomforscher Niels Bohr und der – von der Gestapo als Widerstandskämpfer erschossene – Pastor und Dramatiker Kaj Munk. Und nun beanspruchten ausgerechnet die Deutschen das Recht der dänischen Könige.“</ref>
Fotoprojekt: "The War Graves Photographic Project"
"The War Graves Photographic Project" hatte zunächst das Ziel, in Zusammenarbeit mit dem CWGC (Commonwealth War Graves Commission) jedes einzelne Kriegsgrab und Denkmal zu fotografieren. Dies fand großen Zuspruch; man entschloss sich, Kriegsgräber aller Nationalitäten zu fotografieren und sie in einer Datenbank auffindbar zu machen.<ref>http://twgpp.org</ref> Im März 2012 enthielt sie über 1,7 Millionen Fotos.
Siehe auch
- Liste von Kriegsgräberstätten
- Kategorie:Soldatenfriedhof
- Grabmal des unbekannten Soldaten
- Kriegerdenkmal
- Commonwealth War Graves Commission
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
- Mjasnoi Bor
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
Commons Commons: Soldatenfriedhof – Album mit Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary Wiktionary: Soldatenfriedhof – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
- weltkriegsopfer.de mit Suchfunktion nach Grabstätten und Gefallenen.
- firstworldwar.com mit Aufnahmen von Soldatenfriedhöfen des Ersten Weltkriegs.
- cwgc.org, offizielle Website der Commonwealth War Graves Commission.
- flanderland.de mit Fotos von Soldatenfriedhöfen in Flandern.
- Onlineprojekt Gefallenendenkmäler
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. – Gräbersuche
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. – Kriegsgräber als Kartendienst
- Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. – KML Datei der Kriegsgräber
- Österreichisches Schwarzes Kreuz
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