Stürzende Linien
Stürzende Linien werden auf Fotos vertikale Linien und Kanten genannt, die auf einen gemeinsamen Punkt zustreben, obwohl sie in der Realität parallel verlaufen. Der Effekt tritt auf, wenn die senkrechten oder auch gedacht senkrechten Kanten des Abbildungsgegenstands nicht parallel zur Projektionsfläche liegen.
- Hauptwache Ffm April 2010 DSC 9367.jpg
stürzende Linien aus erhöhter Perspektive mit Weitwinkelobjektiv
- European central bank euro frankfurt germany.jpg
stürzende Linien aus Straßenniveau-Perspektive mit Weitwinkeloptik
Korrektur von unerwünschten Verzerrungen
- Trier Frankenturm BW 1a.JPG
stürzende Linien durch starkes Kippen der Kamera nach oben. Die senkrechten Linien scheinen zu kippen, der Turm wirkt in der Höhe verkürzt.
- Trier Frankenturm BW 1.JPG
Bild entzerrt mit digitaler Bildbearbeitung ShiftN
Eine fotografische Kamera unterliegt – wie das menschliche Auge – den Gesetzen der Zentralperspektive. Parallele Linien im Motiv werden daher nur dann im Bild ebenfalls parallel verlaufen, wenn sie im Motiv in einer Ebene liegen, die parallel zur Filmebene liegt. Wird also die Kamera z.B. vor einem Haus nach oben verschwenkt, entstehen stürzende Linien, das Haus scheint nach hinten zu kippen.
Manchmal besteht aber der Wunsch, derartige „Verzerrungen“ zu beseitigen; die dazu notwendige Maßnahme wird als Shiften bezeichnet. Bei Großformatkameras bzw. dem Tilt- und Shift-Objektiv von Kleinbild- und Mittelformatkameras wird dies vermieden, indem zur Wahl des Bildausschnitts nicht die Kamera verschwenkt, sondern der Bildausschnitt verschoben wird.
Vor der „Entzerrung“ eines Bildes sollte geprüft werden, ob sich das jeweilig unbearbeitete Original überhaupt dazu eignet oder aber nach der Bearbeitung im Ergebnis vom Betrachter zu sehr den normalen Sehgewohnheiten widerspricht. Werden ungeeignete Aufnahmen mit stürzenden Linien durch die Bearbeitung mit entsprechender Software entzerrt, kann das fotografierte Objekt stark entstellt werden. Diese Bearbeitungen, die senkrechte Linien unter allen Umständen parallel abbilden, können dann unnatürlich wirken, weil sie nicht mehr den Sehgewohnheiten der Menschen entsprechen (insbesondere scheinen quader- oder zylinderförmige Objekte nach oben auseinanderzulaufen, also größer zu werden). Vermeiden kann man diesen Effekt häufig, indem man die senkrechten Linien nur moderat korrigiert, d.h. nicht bis zur völligen Parallelität.
Beispiele hierzu:
- Dresdner Bank, Frankfurt.JPG
Beispiel "Gallileo", ohne Entzerrung
- Dresdner-Bank-Frankfurt-b.jpg
nach Entzerrung plus Nachbearbeitung
- Frankfurt Am Main-Gallileo von Suedosten-20120315.jpg
Aufnahme mit 17mm-Shift-Objektiv
- Frankfurt Am Main-Gallileo von Nordosten-20120115.jpg
Aufnahme mit 17mm-Shift-Objektiv aus anderer Aufnahmerichtung
Siehe auch
Weblinks
- Panorama Tools, ermöglicht auch die Korrektur von Verzeichnungen der Optik und die Ausrichtung des Bildes (Entfernung stürzender Linien) siehe: PanoTools, Hugin (Software) bzw. PTOpenGUI (freie Software)
- ShiftN, automatische Korrektur stürzender Linien durch Auswertung der im Bild detektierten Objektkanten, siehe: ShiftN (Freeware)
- rectif, ebene Entzerrung mit vier Punktkorrespondenzen (Win32, Linux) siehe: rectif (Freeware)en:Perspective distortion (photography)