Sulfinsäuren


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Sulfinsäure und Sulfinate
Allgemeine Struktur der Sulfinsäure mit der blau markierten Sulfin-Funktion. R ist ein organischer Rest.
Sulfinsäure
Allgemeine Struktur von Sulfinsäuresalzen
Sulfinate
R ist eine Organylgruppe. Die funktionellen Gruppen sind blau markiert.

Sulfinsäuren sind eine Klasse von chemischen Verbindungen mit organisch gebundenem Schwefel und Sauerstoff der allgemeinen Struktur R–S(=O)–OH, dabei ist R ein Alkyl- oder Arylrest. Die Grundsubstanz Sulfinsäure besitzt die Struktur H–S(=O)–OH und ist tautomer zur Sulfoxylsäure.<ref name=howi>A. F. Holleman, E. Wiberg, N. Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 101. Auflage. de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012641-9, S. 591 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref> Die Salze der Sulfinsäuren sind die Sulfinate.

Gewinnung und Darstellung

Sulfinsäuren treten als Zwischenstufe bei der Oxidation von Thiolen auf, sie können jedoch so nicht isoliert werden. Sulfinsäuren können mithilfe von Grignard-Verbindungen sowie Sulfonylchloriden dargestellt werden.<ref name="Hauptmann"> Siegfried Hauptmann: Organische Chemie. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1985, ISBN 3-87144-902-4, S. 480-482.</ref>

Bei der Grignard-Reaktion reagiert das metallorganische Reagenz mit Schwefeldioxid zu einer Sulfinsäure:

Herstellung von Sulfinsäuren mit Hilfe von Grignard-Verbindungen

Sulfonylchloride werden durch Zinkstaub und Wasser zu Sulfinsäuren reduziert:

Herstellung von Sulfinsäuren durch Reduktion von Sulfonylchloriden

Eigenschaften

Die niedermolekularen Vertreter sind viskose Öle, die höheren Homologen sind kristalline Stoffe, die meisten sind gut wasserlöslich. Viele Sulfinsäuren sind instabil. Alle Sulfinsäuren werden von Luftsauerstoff zu Sulfonsäuren oxidiert. Auch unter Luftausschluss disproportionieren sie allmählich.<ref name="römpp">Eintrag zu Sulfinsäuren. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 17. Februar 2013.</ref>

Die Sulfinsäuren sind mittelstarke Säuren (pKS ≈ 2-3<ref name="Hauptmann" />) und bilden stabile Salze, die Sulfinsäuresalze.<ref name="woc">Wissenschaft-Online-Lexika: Eintrag zu „Sulfinsäuren“ im Lexikon der Chemie, abgerufen am 17. Februar 2013.</ref> Weitere stabile Derivate sind beispielsweise die als cyclische Ester aufzufassenden Sultine.

Reaktionen

Eine Behandlung mit Reduktionsmitteln wie nascierendem Wasserstoff – etwa aus Zink und Salzsäure – führt zu Thiolen:<ref name="Hauptmann" />

Reduktion von Sulfinsäuren zu Thiolen

Mit Halogenalkanen reagieren die Sulfinsäuresalze zu Sulfonen:<ref name="Beyer"> Hans Beyer: Lehrbuch der Organischen Chemie. S. Hirzer Verlag, 1998, ISBN 3-7776-0808-4, S. 158–160.</ref>

Reaktion von Sulfinsäuresalzen mit Halogenalkanen zu Sulfonen

Bei der Reaktion mit Thionylchlorid entstehen aus Sulfinsäuren die Sulfinsäurehalogenide (Sulfinylhalogenide); diese sehr reaktiven Substanzen können – z. B. durch Einwirkung von Triethylamin – zu den Ketenen analogen Sulfine (nach IUPAC Thioaldehydoxide und Thioketonoxide) umgesetzt werden:<ref name="woc"/>

Reaktion von Sulfinsäuren mit Thionylchlorid zu Thioaldehydoxide

Siehe auch

Einzelnachweise

<references/>