Synagoge (Lübeck)


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Datei:SynagogeLübeck.jpg
Die Synagoge in Lübeck
Datei:HL Damals - Synagoge.jpg
Einweihungsfeier des Lübecker Israelitischen Heims am 27. September 1904
Datei:WP Synagoge Lübeck 1907.jpg
Die Synagoge in ihrer ursprünglichen Gestalt, 1907

Die Synagoge Lübeck liegt in der Lübecker Altstadt, St.-Annen-Straße 13, zwischen der evangelisch-lutherischen Aegidienkirche und dem benachbarten St.-Annen-Kloster, das heute ein städtisches Museum ist.

Geschichte

Die Synagoge wurde auf einem Grundstück errichtet, auf dem sich im 14. Jahrhundert der größte Ackerhof, später als Ritterhof bezeichnet, der Stadt befunden hatte. Von 1786 bis 1811 befand sich an dieser Stelle die Hannoversche Königliche Post. 1862 kaufte die jüdische Gemeinde das Grundstück und ließ die darauf stehenden Gebäude abreißen.<ref>Vor einem Jahr startete die Sanierung der Synagoge. Lübecker Nachrichten, 19. Juli 2015, S. 15</ref> Die Synagoge wurde 1880 während des Rabbinats von Salomon Carlebach (1845–1919) im maurischen Stil mit Kuppel fertiggestellt. 1904 bereicherte das Israelitische Heim in unmittelbarer Nachbarschaft die Stadt.<ref>Einweihung des israelitischen Heims In: Vaterstädtische Blätter vom 16. Oktober 1904 </ref> 1919 folgte sein Sohn Joseph Carlebach (1883–1942) als Rabbiner der Stadt. Für 77 Jahre letzter Gemeinderabbiner war von 1921 bis 1938 David Alexander Winter (1878–1953). Die Synagoge wurde während der „Reichspogromnacht“ 1938 nur in ihrem Inneren zerstört. Aufgrund der dichten Bebauung der Innenstadt und der Nachbarschaft zum St.-Annen-Museum war sie eine der wenigen Synagogen, die in jener Nacht nicht in Flammen aufgingen. Stattdessen wurde sie in eine Sporthalle umgewandelt. Nach den Umbauten der Jahre 1939 bis 1941 waren die prächtigen maurischen Stilelemente sowie die Kuppel entfernt, und der Bau hatte eine schlichte Backsteinfassade. In der Nachkriegszeit weisen ein Davidstern im Giebel und der Psalmvers 67,4 in hebräischer Sprache (Es danken dir, Gott, die Völker Ps 67,4 EU) auf die erneute Funktion als Synagoge hin. Der Innenraum wurde entsprechend dem früheren Zustand wiederhergestellt. Am 25. März 1994 wurde auf die Synagoge ein Brandanschlag mit einem Molotowcocktail verübt – der erste Brandanschlag auf eine Synagoge in Deutschland seit der Pogromnacht im Jahr 1938. Am 7. Mai 1995 kam es zu einem weiteren Brandanschlag auf die Synagoge. Ein angrenzender Schuppen brannte aus. Die Ermittlungen erbrachten keine Hinweise auf mögliche Täter und wurden im August 1997 eingestellt.<ref>Berliner Zeitung: Anschlagserie in Lübeck noch unaufgeklärt, Artikel vom 25. März 1999, abgerufen am 25. Oktober 2012</ref> Durch das Aufschieben grundlegender Sanierungsarbeiten geriet die Synagoge in einen schlechten baulichen Zustand.<ref name="Bauschäden" >Marlies Bilz-Leonhardt: Einstürzende Altbauten. Jüdische Allgemeine, 4. März 2010, abgerufen am 6. April 2015.</ref> Der Beginn der Sanierung wurde durch einen 2012 aufgekommenen Streit verzögert, ob die historische Fassade der Erbauungszeit wiederhergestellt werden soll oder nicht.<ref>Marlies Bilz-Leonhardt: Streit um NS-Fassade. Jüdische Allgemeine, 28. Juni 2012, abgerufen am 6. April 2015.</ref> <ref>Marlies Bilz-Leonhardt: Streit um Synagogenfassade. Jüdische Allgemeine, 7. Februar 2013, abgerufen am 6. April 2015.</ref>

Die Jüdische Gemeinde Lübeck e.V. hatte 2010 rund 800 Mitglieder, von denen mehr als 95 Prozent aus der ehemaligen Sowjetunion stammen.<ref name="Bauschäden" /> Sie ist seit dem 1. Januar 2005 selbstständig und gehört der Jüdischen Gemeinschaft Schleswig-Holstein K.d.ö.R. – Landesverband der Jüdischen Gemeinden Lübeck, Kiel und Region sowie Flensburg an. Seit dem 20. November 2005 gehört der Landesverband dem Zentralrat der Juden in Deutschland an.

2014 wurde mit der Sanierung der Synagoge begonnen. Sie wird bis Ende 2016 dauern. Die veranschlagten Kosten in Höhe von 6,3 Millionen Euro tragen der Bund, das Land Schleswig-Holstein sowie Stiftungen.<ref>Vor einem Jahr startete die Sanierung der Synagoge. Lübecker Nachrichten, 19. Juli 2015, S. 15</ref>

Mit dem in Jerusalem geborenen Yakov Yosef Harety erhielt die Gemeinde 2015 wieder einen hauptamtlichen Rabbiner. Harety, der aus einer Rabbinerfamilie stammt, absolvierte sein Studium in Israel, verbrachte als junger Rabbiner ein Jahr in Russland und spricht deswegen Russisch. Seit 2003 lebt er in Deutschland und leitete vor seinem Wechsel nach Lübeck Gemeinden in Hannover, Fürth und Wolfsburg.<ref>Kai Dordowsky: Lübeck hat wieder einen Rabbiner. In: Lübecker Nachrichten, 19. Juli 2015, S. 15.</ref>

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons Commons: Synagoge, Lübeck – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />

53.86302777777810.689555555556Koordinaten: 53° 51′ 46,9″ N, 10° 41′ 22,4″ O{{#coordinates:53,863027777778|10,689555555556|primary

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