Synonym


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25px Dieser Artikel beschreibt den sprachwissenschaftlichen Begriff. Für die Verwendung in der Biologie siehe Synonym (Taxonomie).

Als synonym (von griechisch συνώνυμος synōnymos, bestehend aus σύν syn „zusammen“ und ὄνομα ónoma „Name“) bezeichnet man verschiedene sprachliche oder lexikalische Ausdrücke oder Zeichen, die den gleichen oder einen sehr ähnlichen Bedeutungsumfang haben. Insbesondere verschiedene Wörter mit gleicher oder ähnlicher Bedeutung sind Synonyme zueinander, sie stehen in der Relation der Synonymie oder Bedeutungs-, Sinn- oder Verwendungsgleichheit, -ähnlichkeit oder -verwandtschaft. Ein Wort mit mehreren möglichen Bedeutungen ist ein Homonym, dessen Bedeutung sich je nach Kontext oder Aussageabsicht ändern kann. Synonym ist ein Wort daher nur in Beziehung auf ein anderes Wort und auf einen Kontext, der die Bedeutung des Wortes festlegt. Worte mit gegensätzlicher Bedeutung sind Antonyme.

Begriff der Synonymie

Voraussetzung für den Begriff der Synonymie ist die Unterscheidung zwischen Wort und Begriff oder – allgemeiner – zwischen Zeichen (oder Bezeichnung, Benennung) und Bedeutung des Zeichens; im Folgenden ist vor allem von Wort und Begriff die Rede. Für einen Begriff kann es mehrere Wörter (Synonyme) geben, und ein Wort (ein Homonym) kann mehrere Begriffe bezeichnen.

Beim Begriff (im weiteren Sinn) kann zwischen seinem Inhalt (seiner Intension bzw. der mit dem Begriff verbundenen Idee) und seinem Umfang (seiner Extension bzw. dem mit dem Begriff bezeichneten Gegenstand oder Objekt) unterschieden werden. Entsprechend ist der Ausdruck „Bedeutung“ mehrdeutig und bezeichnet sowohl die Intension als auch die Extension eines Begriffes oder beides. Synonymie im Sinne von Bedeutungsgleichheit oder Bedeutungsähnlichkeit kann sich daher auf die intensionale oder extensionale Bedeutung beziehen.

Da aus intensionaler Gleichheit extensionale Gleichheit, nicht aber aus extensionaler Gleichheit eine intensionale folgt, bestehen zwei Kombinationsmöglichkeiten: (a) intensionale und extensionale Bedeutungsgleichheit (Bedeutungsähnlichkeit) und (b) intensionale Verschiedenheit und extensionale Bedeutungsgleichheit (Bedeutungsähnlichkeit).

Der Fall intensionaler und extensionaler Identität ist selten. Zu denken wäre etwa an: „zwölf“ = „12“ = „XII“ = „twelve“. In allen Fällen bedeuten die genannten Ausdrücke in identischer Weise den Begriff der Zahl , das zugleich Oberbegriff für den Menschen und das Rind ist.

Erscheinungsformen der Synonyme

Synonym Wörter, Syntagmen und Sätze

Das Verhältnis der Bedeutungsidentität oder Bedeutungsähnlichkeit stellt sich nicht nur bei Wörtern, sondern auch – und „viel häufiger“<ref name="Kessel">Katja Kessel, Sandra Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 168.</ref> bei Wortgruppen (Syntagmen) und bei ganzen Sätzen ein.

  • Beispiele:
Der Rasen muss geschnitten werden.Der Rasen ist zu schneiden.

Synonyme sprachliche Zeichen verschiedene Typs

Synonymie besteht nicht nur zwischen lexikalischen Zeichen des gleichen Typs:

  • Ein einwortiges lexikalisches Zeichen kann mit einem mehrwortigen lexikalischen Zeichen synonym sein (störendazwischenfunkenin die Quere kommen)
  • Ein Wortbildungsmittel kann mit einem einwortigen oder mehrwortigen lexikalischen Zeichen synonym sein (Online-im Netz)
  • Eigennamen, vor allem Produktnamen, können sich zu generischen Termen und damit zu Synonymen für die Produktbezeichnung entwickeln, zum Beispiel Tempo für Papiertaschentuch.

Unter diesem Gesichtspunkt erscheint dann die Angabe eines Synonyms als Form der Definition und hat Verwandtschaft mit der Paraphrase, da es in beiden Fällen um die „relation of sameness of meaning“ geht.<ref>Jerrold J. Katz: Semantic Theory. Harper & Row, New York 1972, ISBN 0-06-043567-4, S. 4–6. Zitiert in: Dieter Wunderlich: Arbeitsbuch Semantik. 2. Auflage. Hain, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-445-03051-0, S. 153.</ref>

Es gibt synonymische und nichtsynonymische Kontexte. In synonymischen Kontexten können Wörter einer Synonymgruppe trotz inhaltlicher und stilistischer Nuancen gegeneinander ausgetauscht werden, zum Beispiel „lachen“ gegen „wiehern“ oder „fotografieren“ gegen „aufnehmen/knipsen“. In synonymischen Kontexten werden die inhaltlichen Unterschiede nicht aktualisiert, sodass die Grundlage für eine Austauschbarkeit gegeben ist. Nur die Gemeinsamkeiten des Inhalts werden angesprochen. Aus den Spezialsemen (Sem = Bedeutungsmerkmal) ergibt sich eine Ähnlichkeit, die sowohl Gleichheit wie Unterschiedlichkeit einschließt. Zu bemerken ist, dass die konnotative (= die Nebenbedeutung, Begleitbedeutung betreffende) Differenz die Synonymitätsstiftung nicht beeinflussen kann, sofern sie die denotative Ähnlichkeit nicht überdeckt. In nichtsynonymischen Kontexten sind die gleichen Wörter jedoch nicht austauschbar, weil ihre speziellen Inhalte aktualisiert, hervorgehoben werden. Man könnte sogar von „Augenblicksantonymen“ sprechen, weil in diesem Kontext die unterscheidenden Merkmale Dominanzseme werden, sodass die eigentlichen Synonyme nicht austauschbar sind, sondern in Opposition stehen, zum Beispiel: Dann knipse ich mal. Sonst fotografiere ich ja/Das ist kein Kamm, das ist eine rostige Läuseharke/Ich habe keinen Laden, ich habe einen Salon.

Innersprachliche (intralinguale) – zwischensprachliche (interlinguale) Synonyme

Die Bedeutungsgleichheit (Bedeutungsähnlichkeit) von Wörtern (sprachlicher Zeichen) kann innersprachlich, aber auch zwischen verschiedenen Sprachen betrachtet werden.<ref name="siegwart">Geo Siegwart: Begriff. In: Hans Jörg Sandkühler u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie. Meiner, Hamburg 1999, ISBN 3-7873-1453-9, S. 126–129.</ref>

Territoriale Dubletten

Als Sonderfall der Synonymie werden auch territoriale Dubletten angeführt. Darunter versteht man "regionale Varianten"<ref name="Kessel"/> eines Ausdrucks, die in größeren Gebieten als die der Mundarten auftreten.

  • Beispiel: Sonnabend/Samstag

Pseudonyme

Pseudonyme als Deck-, Tarn- oder Künstlernamen können als synonyme Eigennamen aufgefasst werden.

Symbole

Abkürzende Symbole, wie im obigen Zahlbeispiel die Ziffer „1“, können als Synonyme betrachtet werden.

Synonymie in der Sprachwissenschaft

Im ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert wurde insbesondere in der französischen Sprachwissenschaft und -philosophie über den Begriff und über die Auswirkungen der Synonymie gearbeitet.<ref name="brekle88">Herbert E. Brekle: Semantik. 2. Auflage. Fink, München 1972, ISBN 3-7705-1181-6, S. 88.</ref>

In der generativ-transformationellen Grammatik ist der Begriff der Synonymie zentral.<ref name="brekle88"/>

Mit dem Synonymiebegriff ist es möglich, Paraphrasenklassen zu kennzeichnen.<ref name="brekle88"/>

Die Synonymierelation ist in der Lexikologie beziehungsweise Lexikografie wichtig. Klassisch in der Lehre vom Wortfeld, lexikologisch nunmehr auch unter dem Begriff Synset (siehe unter Wortfeld) dargestellt.

In der Wortbildungslehre geht man von einem Synonymieverbot<ref name="Wunderlich, Einleitung 1985">Schwarze/Wunderlich, Einleitung, in: Schwarze/Wunderlich, Handbuch der Lexikologie (1985), S. 7 (18)</ref> aus: „Nach den Wortbildungsregeln werden mögliche Wörter in der Regel blockiert, wenn ein bedeutungsgleiches Wort bereits existiert.“<ref name="Wunderlich, Einleitung 1985"/>

Synonymie und Abstraktion

Von einem wohl nicht-realistischen, empiristischen Standpunkt aus wird die Abstraktion über den Synonymie-Begriff konstruiert. „Bedeutungen“ sind dann „Abstrakta von Ausdrücken unter Synonymie“.<ref name="siegwart"/> Wer über den Begriff von einem Prädikator spreche, handele von dem Prädikator „unter der Rücksicht des Synonymie“.<ref name="siegwart"/> Im Gefolge von P. Lorenzen wird angenommen, dass Aussagen über Begriffe „nichts anderes mehr als invariante Aussagen über Prädikate (sind). Ein Begriff /P/ wird immer durch ein Prädikat P dargestellt, er geht durch die beschriebene Operation der Abstraktion aus diesem Prädikat hervor, und zwar durchaus im klassischen Sinne als dessen Intension oder intensionale Bedeutung“.<ref>Mittelstraß: Begriff und Wort. In: Joachim Ritter, Karlfried Gründer (Hrsg.): A–C. Schwabe, Basel 1971 (Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 1), Spalte 785–786.</ref>

Synonymwörterbücher

Synonymwörterbücher gehören zu den Wörterbüchern mit eingeschränktem Informationsprogramm. Zum jeweiligen Stichwort werden die sinn- und sachverwandten Wörter angegeben.

Da absolute Synonymie selten ist, geben die meisten Wörterbücher dieses Typs eher bedeutungsähnliche Wörter an. Benutzer dieser Wörterbücher müssen deshalb über einen hohen Grad von Sprachkompetenz verfügen, um für einen bestimmten Kontext das passende Synonym auswählen zu können.

Man unterscheidet zwei Arten von Synonymwörterbüchern:

  • distinktive Synonymiken spezifizieren die Lesarten von polysemen Lexemen und ordnen die bedeutungsähnlichen Wörter der jeweiligen Lesart zu (Beispiel: durcheinander (Person) – verwirrt; durcheinander (Sachen) – chaotisch, vermischt, wie Kraut und Rüben); eine distinktive Synonymik des Deutschen ist Schülerduden. Die richtige Wortwahl.
  • kumulative Synonymiken ordnen die einem Lexem ähnlichen lexikalischen Zeichen ohne Unterscheidung der Lesarten diesem Lexem zu; eine kumulative Synonymik ist Duden Band 8. Die sinn- und sachverwandten Wörter.

Synonymenwörterbücher werden häufig verwendet, um in einem Text zu häufige Wiederholungen eines Wortes zu vermeiden. Sie können auch für die systematische Wortschatz­arbeit im Zweitsprachunterricht herangezogen werden.

Siehe auch

Literatur

Synonymie allgemein

  • M. Lynne Murphy: Semantic Relations and the Lexicon. Cambridge University Press, Cambridge 2003, ISBN 0-521-78067-5.
  • D. Alan Cruse: Lexical Semantics. Cambridge University Press, Cambridge 1987, ISBN 0-521-25678-X.
  • Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0.
  • John Lyons: Linguistic Semantics. An Introduction. Cambridge University Press, Cambridge 1995, ISBN 0-521-43877-2.

Synonymwörterbücher

  • Erich Bulitta, Hildegard Bulitta: Das große Lexikon der Synonyme. Fischer, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16692-6.
  • Erich Bulitta, Hildegard Bulitta: Wörterbuch der Synonyme und Antonyme. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-15155-4.
  • Michael Kurz: Das neue Wörterbuch der Synonyme. 4. Auflage. Econ, München 2001, ISBN 3-548-75091-5.
  • Annemarie Weber, Renate Morell: Sag es treffender. 43. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-499-61388-3 (Erstausgabe: Stuttgart 1955).
  • Paul Grebe, Wolfgang Müller; Dudenredaktion (Hrsg.): Vergleichendes Synonymwörterbuch. Sinnverwandte Wörter und Wendungen. Mannheim 1964 (= Der große Duden in 10 Bänden. Band 8), spätere Auflagen als: Die sinn- und sachverwandten Wörter.
  • Wolfgang Müller (Hrsg.): Schülerduden „Die richtige Wortwahl“. Dudenverlag, Mannheim 1977, ISBN 3-411-01370-2 (Erstausgabe).
  • Wolfgang Müller (Hrsg.): Die sinn- und sachverwandten Wörter. Dudenverlag, Mannheim 1997, ISBN 3-411-20908-9, (Duden. Band 8).
  • Pharmaziegeschichtlicher Synonymenschlüssel. In: Jörg Mildenberger: Wörterbuch. W–Z. Königshausen und Neumann, Würzburg 1997, S. 2709–2784, ISBN 3-8260-1398-0 (= Anton Trutmanns „Arzneibuch“. Teil 2, Band 5).

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Synonym – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

<references />