Thrash Metal


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Thrash Metal
Entstehungsphase: Anfang der 1980er Jahre
Herkunftsort: USA – Deutschland.
Stilistische Vorläufer
NWoBHM, Hardcore Punk
Pionierbands
Metallica, Slayer, Megadeth, Anthrax, Exodus, Sodom, Kreator, Destruction, Overkill
Genretypische Instrumente
E-Gitarre – E-Bass – Schlagzeug
Stilistische Nachfolger
Death Metal – Black Metal – Groove Metal – Digital Hardcore
Wichtige lokale Szenen
San Francisco Bay Area – New York – Ruhrgebiet

Thrash Metal (engl. thrash ‚dreschen‘, ‚prügeln‘, ‚verprügeln‘; manchmal fälschlich Trash Metal geschrieben) ist eine schnellere und extreme Spielart des Metal, die Anfang der 1980er Jahre entstand.

Stil

Oftmals wird Thrash Metal als Verschmelzung der Energie und Geschwindigkeit des Hardcore Punk mit den Techniken der New Wave of British Heavy Metal bezeichnet und war daher einigen frühen Metallern zu punk-lastig.<ref>„"Vel, vi har ikke noe i mot det, men vi synest at det er litt for punkete".“ Metalion: Cities. In: Slayer, Nr. 2, 1985, S. 9. Zitiert nach: Jon Kristiansen: SLAYER. N° 1 à 5. Rosières en Haye: Camion Blanc 2009, S. 90.</ref> Der ursprüngliche Thrash Metal zeichnet sich vor allem durch schnelles und präzises Riffing aus. Häufig wurde nur die offene E-Saite in Verbindung mit Powerchords verwendet. Thrash Metal wird allgemein als Ausgangspunkt für die extremen Metal-Stile angesehen.<ref name=mhsp34>Jan Fleckhaus, Christof Leim: Der Ursprung der Härte. In: Metal Hammer, März 2008, S. 34.</ref> The LHP Thrash Metal Primer nennt die Punk- und Skater-Subkultur, wo der Ausdruck to thrash für Slam-Dancing und den typischen Schlagzeug-Beat gestanden habe, als Ursprung des Genrebegriffs. Im 1981 gegründeten kalifornischen Skater-Magazin Thrasher schrieb Pushead über Hardcore und Metal, 1982 folgte die Kompilation New York Thrash von Reach Out International Records (ROIR) mit New Yorker Bands wie Bad Brains, Beastie Boys und Kraut und 1983 das erste Thrash-Bash-Konzert in Columbia, Missouri mit Auftritten von Die Kreuzen und den lokalen Bands The Croppy Boys und Causes of Tragedy.<ref name="primer">The LHP Thrash Metal Primer. TheLeftHandPath.com, 24. Februar 2009, abgerufen am 18. August 2010 (englisch).</ref> Die Kreuzung von Hardcore und Metal wurde auch als Crossover bezeichnet.<ref name="primer"/><ref> Messiah. In: Slayer. Nr. 5, 1987, S. 10.</ref><ref> Metalion: Exxor. In: Slayer. Nr. 5, 1987, S. 6.</ref><ref> Black Uniforms. In: Slayer. Nr. 5, 1987, S. 27.</ref><ref> Black Uniforms. In: Slayer. Nr. 5, 1987, S. 31.</ref><ref> Neutron Rain. In: Slayer. Nr. 5, 1987, S. 5.</ref><ref> Slaughter Lord. In: Slayer. Nr. 5, 1987, S. 13.</ref> Marcel „Schmier“ Schirmer von Destruction zufolge entstand die Stilbezeichnung in dem Lied Whiplash von Metallica<ref name=mhsp39-2>Kill ’Em All oder Show No Mercy?. So denken die Protagonisten der Szene über die beiden Alben. In: Metal Hammer, März 2008, S. 39.</ref>, laut Scott Ian von Anthrax war den Initiatoren das Entstehen einer neuen Szene aber noch nicht klar.<ref name=mhsp40>Jan Fleckhaus, Christof Leim: Der Ursprung der Härte. In: Metal Hammer, März 2008, S. 40.</ref>

Typisch für die Texte von Thrash-Metal-Bands sind die Thematisierung von Gewalt oder politische Themen. Einige der frühen Bands spielten mit satanistischen Themen, die aber im traditionellen Metal in der Regel allenfalls zur bewussten Provokation<ref name="loc15f">„ Mix von Heavy Metal und Punk“ sowie als bestes Thrash-Metal-Album angab<ref name=mhsp37-2>Kill ’Em All oder Show No Mercy?. So denken die Protagonisten der Szene über die beiden Alben. In: Metal Hammer, März 2008, S. 37.</ref>. Kill ’Em All verband „hohe Geschwindigkeit mit Präzision, einer gewissen, noch rudimentären Technik – und vor allem viel Aggression“<ref name=mhsp35>Jan Fleckhaus, Christof Leim: Der Ursprung der Härte. In: Metal Hammer, März 2008, S. 35.</ref>. Den darauf enthaltenen Titel Whiplash bezeichnet der Metal Hammer sogar als „vielleicht wichtigsten Ur-Thrash-Song überhaupt“.<ref name=mhsp35/> Als „Geburt“ des Genres gilt zusammen mit Kill ’Em All auch Slayers Debütalbum Show No Mercy aus demselben Jahr<ref name=mhsp34/>, das „brutaler und böser“ klang als ersteres<ref name=mhsp37-2/>. Die Band präsentierte sich außerdem im Gegensatz zu anderen Ur-Thrash-Metal-Vertretern nicht in Jeans, T-Shirts, Lederjacken und optional auch Patronengurten, sondern mit Lederkleidung und Schminke und ihr Gitarrist Kerry King mit Nagelarmbändern.<ref name=mhsp37-1/> Während die Wurzeln von Metallicas Debütalbum eher im rock-’n’-roll-lastigen Stil von Motörhead lagen, war Slayers Album „eher eine Riff-Platte, näher an Venom“.<ref name=mhsp40/> Neben Metallica (die ursprünglich aus Los Angeles kamen und später nach San Francisco umzogen) stammen auch viele andere wichtige Thrash-Bands aus der San Francisco Bay Area, darunter Exodus, Testament und Death Angel. Grob lässt sich sagen, dass Bands wie Exodus, Slayer oder Dark Angel einen eher brachialeren und weniger melodiösen Stil verfolgten, während Bands wie Metallica, Megadeth oder Death Angel vielfältiger, melodiöser und etwas experimentierfreudiger waren. Zu den „fünf frühen Thrash-Debüts“ zählt Scott Ian von Anthrax neben Kill ’Em All und Show No Mercy Exodus’ Bonded by Blood, Killing Is My Business… And Business Is Good! von Megadeth und Fistful of Metal von seiner eigenen Band.<ref name=mhsp39-2/>

Datei:Megadeth at Sauna.jpeg
Megadeth bei einem Konzert im Jahre 2005 am Sauna Open Air

Ein weiteres wichtiges lokales Zentrum des Thrash Metal war der Großraum New York/New Jersey an der US-Ostküste. In diesem Gebiet entstanden teilweise unter dem Einfluss des Hardcore Punk stehende Bands wie Overkill, Anthrax, Nuclear Assault oder Demolition Hammer, ferner war auch das Pionier-Label Megaforce Records in New York ansässig, das unter anderem die Debütalben von Metallica, Overkill und Anthrax veröffentlichte.

Eine weitere blühende Underground-Szene bildete sich parallel dazu im Ruhrgebiet in Deutschland. Die Musiker stammten aus dem Arbeitermilieu, ihre Väter „waren fast alle Bergmänner, Bauarbeiter oder Stahlkocher, die Mütter in der Regel Hausfrauen“.<ref name="mh1"> Tom Küppers: Metal im Pott. Ruhr-Thrash. In: Metal Hammer. Axel Springer Mediahouse GmbH, Berlin Juni 2010, S. 42f (, abgerufen am 21. September 2010).</ref> Kennzeichnend für den deutschen Thrash Metal war das breite Spektrum an Stilen, mit denen der Thrash dort wechselwirkte. So hatten zum Beispiel die Speed-Metal-Bands Helloween und vor allem Running Wild einst einen sehr viel raueren, an den „Speed-Thrash“ der frühen Tage angelehnten Stil, während andererseits Sodom, Kreator und Destruction, die drei bedeutendsten deutschen Thrash-Metal-Bands<ref name=mhsp34/>, einen großen Einfluss auf den Death- und Black Metal ausübten. Weitere bedeutende Vertreter waren Living Death, Violent Force, Tankard und Angel Dust.

1985 gab es bereits Magazine wie das Kick Ass nach seiner Fusion mit dem Powerthrash, die ausschließlich über Thrash-Metal-Bands berichteten.<ref>„De skal bare skrive om Thrash Metal grupper som SODOM, POISON, IRON ANGEL, EXODUS, etc.“ Powerthrash & Kick Ass. In: Slayer vol. 2 1985, S. 17. Zitiert nach: Jon Kristiansen: SLAYER. N° 1 à 5. Rosières en Haye: Camion Blanc 2009, S. 107.</ref> Der Höhepunkt der Thrash-Metal-Bewegung war zwischen 1986 und 1988 erreicht. Als einer der Höhepunkte wird dabei Slayers Reign in Blood angesehen.<ref name=mhsp39-2/> In der Zeit begannen einige Bands, sich vom reinen Thrash Metal zu lösen: 1986 erschien Metallicas Master of Puppets, das zwar noch Thrash-Metal-Elemente hatte, aber die Genregrenzen erweiterte und deshalb aus Sicht des Anthrax-Gitarristen Scott Ian kein echtes Thrash-Metal-Album mehr war; die Band habe damit „etwas erschaffen, das viel größer war als Thrash Metal“<ref name=mhsp39-2/>; Anthrax’ Among the Living ist nach Ians Meinung zu eingängig und damit nur zur Hälfte ein Thrash-Metal-Album<ref name=mhsp39-2/>. Die italienische Band Bulldozer wiederum experimentierte auf ihrem 1988 veröffentlichten Album Neurodeliri mit Samples, sinfonischen Elementen und getriggertem Schlagzeug, nachdem Roadrunner Records sich von ihr getrennt hatte und sie nicht mehr darauf hoffte, noch erfolgreich zu werden. Zur damaligen Zeit waren solche Effekte insbesondere im Thrash Metal als „fast schon revolutionär“ anzusehen.<ref>Frank Albrecht: Ilona lässt es krachen. In: Rock Hard, Nr. 267, August 2009, S. 52.</ref> Manchmal wird von 1988 oder 1989 zumindest bezüglich des Bay-Area-Thrash als „Thrash-Metal-Depression“ gesprochen, da der Enthusiasmus in der Szene damals etwas abflaute. Der Thrash-Trend wurde durch den Death-Metal-Trend verdrängt, wobei sich nur wenige Thrash-Metal-Bands wie Slayer halten konnten und auch von der jüngeren Generation der Death-Metal-Fans verehrt wurden.<ref>Michael Moynihan, Didrik Søderlind: Lords of Chaos, First Edition, Feral House 1998, ISBN 0-922915-48-2, S. 29.</ref> Dadurch waren viele Thrash-Metal-Klassiker zeitweilig für einen Dollar zu bekommen, da kein Interesse daran bestand.<ref>Björn Thorsten Jaschinski: SIGH. Yoko, die Kannibalin. In: Rock Hard, Nr. 275, April 2010, S. 73.</ref> Als Reaktion auf den Death-Metal-Trend wiederum berief sich der Black Metal auf alte Thrash-Metal-Bands.<ref name="auranoir">Paul Schwarz: Of Thrash and Trueness. CoC talks to Appolyon from Aura Noir.</ref>

In den 1980ern begannen zudem einige Bands, mit gestiegenem technischen Können den Stil um komplexere Liedstrukturen, modernere Texte und andere musikalische Feinheiten (komplexe Rhythmik, elektronische Effekte etc.) zu erweitern. Manchmal spricht man nach der 2nd Wave of Thrash auch von Techno Thrash oder Progressive Thrash. Beispiele für Bands dieses Stils sind Voivod, Watchtower, Coroner, Mekong Delta und Toxik.

Bezogen auf den US-Thrash werden die Bands Anthrax, Megadeth, Metallica und Slayer als Big Four des Thrash bezeichnet. In Deutschland spricht man von Sodom, Kreator und Destruction als der „Dreifaltigkeit des Teutonen-Thrash“<ref name="mhsp34"/> oder dem „Dreigestirn des Thrash“<ref>fp: Cuatro X - Hatefront. Bloodchamber.de, 8. Juli 2006, abgerufen am 16. Februar 2015.</ref><ref>Tobias Jagusch: TERRORBLADE – Of Malice And Evil. Dearly Demented, abgerufen am 16. Februar 2015.</ref>.

Der Neo-Thrash der 1990er

In den frühen 1990er Jahren litten die „großen“ Thrash-Bands und der Metal allgemein allerorts im Zuge der Popularität des Grunge und des Alternative Rock an chronischer Erfolglosigkeit.<ref name=mhsp40/> Metallica und Megadeth spielten nun melodischere, weniger aggressive und deshalb von den älteren Fans als „soft“ beschimpfte Musik, die vor allem Metallica weltweit einen größeren Bekanntheitsgrad brachte. Andere Bands folgten diesem Trend nicht und gerieten in Orientierungslosigkeit. Einige Bands wie zum Beispiel Death Angel oder Exodus lösten sich auf, Overkill (I Hear Black) und Testament (The Ritual) verwirrten ihre Fans mit stilistischen Experimenten und Anthrax trennten sich von ihrem Sänger Joey Belladonna.

Während sich anfangs „ie Mischung aus echtem Old-School-Black-Metal und eine [sic!] sehr rohe [sic!] Art von Thrash“ beschrieben wird. Darin seien „Einflüsse alter Celtic Frost, Bathory, Venom und Sodom - aber auch eigene Elemente“ zu finden; Eigenständigkeit sei für die Musiker wichtig.<ref>Götz Kühnemund: Gospel of the Horns. Schluss mit dem schöngeistigen Quatsch!. In: Rock Hard, Nr. 306, November 2012, S. 43.</ref>

Anfang der 2000er Jahre führte die Wiedervereinigung alter Bands wie Destruction oder Exodus zu einer Wiederbelebung, die eine neue Thrash-Metal-Generation mit sich brachte und sich bis heute fortsetzt.<ref name=mhsp40/> Ab etwa Mitte der 2000er Jahre veröffentlichten viele dieser neuen Bands ihre Debütalben, welche oftmals hervorragende Kritiken erhielten. Dadurch erhielten sie vielfach die Chance, als Vorband einer großen Thrash-Metal-Band zu spielen. Zu diesen Bands gehören unter anderem Gama Bomb (als Vorband von Exodus und Overkill), Evile (Megadeth), Suicidal Angels (Kreator) oder Battalion (Destruction). Auch Kreator kehrten nach einer experimentellen Phase in den 1990er Jahren wieder zum Thrash Metal zurück. Auch Metallica orientierte sich 2008 mit dem Album Death Magnetic teilweise wieder am Stil der 1980er Jahre.

Bands und Alben

Eine Auswahl an Thrash-Bands und ihre wichtigsten LPs:

Für eine Übersicht der in der Wikipedia vertretenen Bands siehe Kategorie:Thrash-Metal-Band.

Einzelnachweise

<references/>