Tierärztliche Hochschule Hannover
Tierärztliche Hochschule Hannover | |
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Logo | |
Gründung | 1778 |
Trägerschaft | Stiftung öffentlichen Rechts |
Ort | Hannover |
Bundesland | Niedersachsen |
Staat | Deutschland |
Präsident | Gerhard Greif |
Studenten | 2.459 WS 2012/13<ref>Statistisches Bundesamt: Studierendenzahlen Studierende und Studienanfänger/-innen nach Hochschularten, Ländern und Hochschulen, WS 2012/13, S. 66-113 (abgerufen am 3. November 2013)</ref> |
Website | www.tiho-hannover.de |
Die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo; vollständige Bezeichnung Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover) ist eine Stiftungshochschule in Niedersachsen. Sie ist die älteste eigenständige veterinärmedizinische Lehrstätte in Deutschland.
Zur Tierärztlichen Hochschule Hannover zählen sechs Kliniken, 18 Institute, drei Fachgebiete und ein An-Institut. Sie verfügt zudem über drei Außenstellen, in Büsum das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung, eine in Ruthe im Süden Hannovers und eine in Bakum bei Vechta. Gerhard Greif ist ihr derzeitiger Präsident. Zum Wintersemester 2008/09 waren 1.523 Studierende der Tiermedizin eingeschrieben. Hinzu kommen 758 Promotionsstudierende und 39 Masterstudierende.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Tierärztliche Hochschule Hannover wurde am 18. Juli 1778 auf Weisung Georg III. unter dem Namen „Roßarzney-Schule“ gegründet. Zunächst war sie in dem Gebäude einer alten Militärbäckerei vor dem Clevertor untergebracht. Der Oberhofroßarzt Johann Adam Kersting, ein Kurschmied und Oberhofroßarzt aus Kassel, war von 1778 bis 1784 der erste Direktor der Schule. Kersting wurde von August Conrad Havemann, einem Gestütsassistent aus Celle, assistiert. Das Studium an der Roßarzney-Schule dauerte damals ein Jahr, obwohl die Studenten häufig ein zweites Jahr blieben. Da eine Vorbildung nicht notwendig war, wurden die Studenten von dem Direktor ausgewählt. Ab etwa 1814 wurden die Fächer Rinderheilkunde, Botanik, Tierseuchen, naturwissenschaftliche Physik und Chemie in den Lehrplan aufgenommen. Auf August Conrad Havemann folgte im Jahr 1819 Ulrich Friedrich Hausmann als Direktor der Schule, der diese bis 1846 leitete und mit seinem Wirken zu einer Zeit, als Lehre und Forschung noch unter schwierigsten Bedingungen stattfanden, einen wertvollen Beitrag zur weiteren Fortentwicklung der Anstalt leistete. Johann Heinrich Friedrich Günther war von 1847 bis 1858 Direktor. Unter seiner Leitung wurde ein wissenschaftlich fundierter Unterricht eingeführt. Ab 1859 bis 1870 wurde die Schule von Direktor Andreas Christian Gerlach geleitet. Er erweiterte den Lehrplan erheblich und baute die Schule räumlich aus. Auch konnte er durchsetzen, dass die Mittlere Reife als Vorbildung für das Studium voraus gesetzt wurde.
Unter der Leitung von Karl Dammann, dem letzten Direktor (von 1881 bis 1912), wurde im Jahr 1887 die „Königliche Tierarzneischule“, geschrieben „Königliche Thierarzney Schule“<ref name="ViFaVet1">Bibliotheksstempel in Büchern, beispielsweise: Wilhelm Gottfried Ploucquet: Über die Hauptmängel der Pferde., Tübingen 1790, im online-Angebot ViFaVet oder im Verleih der Bibliothek der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Abruf 29. November 2013.</ref>, durch Kabinettsorder zur Hochschule erhoben, geschrieben „Königliche thierärztliche Hochschule Hannover“<ref name="ViFaVet1" />. 1899 wurde die Schule an den noch heute genutzten Standort am Bischofsholer Damm und am Braunschweiger Platz verlegt. Seit 1903 ist das Abitur als Vorbildung für das Studium Pflicht. 1913 erhielt die Hochschule die bis 2003 gültige Rektoratsverfassung mit Bernard Malkmus als erstem „rector magnificus“. Den vollen Status einer Universität erhielt die Hochschule 1910 durch das Promotions- und das Habilitationsrecht (1918).
Kurze Zeit nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde die Universität 1933 zum Sammelplatz für diejenigen Bücher, die zum Zwecke der Bücherverbrennung in Hannover an der Bismarcksäule bestimmt wurden.<ref>Rainer Hoffschildt: Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, in: Olivia. Die bisher geheime Geschichte des Tabus Homosexualität und der Verfolgung der Homosexuellen in Hannover. Verein zur Erforschung der Geschichte der Homosexuellen in Niedersachsen, Hannover 1992, Selbstverlag, ISBN 3-9802909-0-5, S. 87ff.</ref>
Im Jahr 2003 wurde die Universität in eine Stiftungshochschule umgewandelt. Sie ist die einzige von fünf veterinärmedizinischen Lehrstätten in Deutschland, die ihre Eigenständigkeit bis heute bewahrt hat.
Studium
Veterinärmedizin
Das Studium der Veterinärmedizin ist durch die Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten (TappV) geregelt. Die Regelstudienzeit beträgt fünf Jahre und sechs Monate (11 Semester).<ref>tiho-hannover.de: Die tierärztliche Ausbildung</ref>
- Das Studium setzt sich zusammen aus
- einem wissenschaftlich-theoretischen Studienteil von vier Jahren
- einem praktischen Studienteil (Praktikum in einer tierärztlichen Praxis, Tierzucht und Tierhaltung, Hygienekontrolle und Lebensmittelüberwachung und -untersuchung und etc.)
- das 9. und 10. Semester wird als „Praktisches Jahr“ durchgeführt
- das 11. Semester ist das Examenssemester
- Das Studium umfasst folgende Prüfungen
- Tierärztliche Vorprüfung; abzulegen in zwei Abschnitten:
- Vorphysikum, naturwissenschaftlicher Abschnitt
- Physikum, anatomisch-physiologischer Abschnitt
- Tierärztliche Prüfung
Weitere Studiengänge
- Biologie (B.Sc.), gemeinsam mit der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover und der Medizinischen Hochschule Hannover<ref>tiho-hannover.de: Studium, Aus-/Fort-/Weiterbildung</ref>
- Animal Biology and Biomedical Sciences (Master of Science)
- die Fakultät für Agrarwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen bietet in Kooperation mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. den Master of Science Studiengang Pferdewissenschaften an.<ref>http://www.uni-goettingen.de/de/Über-den-studiengang/432399.html</ref>
Graduiertenschule
Die 2003 gegründete „Graduate School for Biomedical Sciences Hannover“ für graduierte Tiermediziner und Naturwissenschaftler zur wissenschaftlichen Weiterqualifizierung ist 2011 umstrukturiert worden und in „Hannover Graduate School for Veterinary Pathobiology, Neuroinfectiology and Translational Medicine“ umbenannt worden . Unter ihrem Dach befinden sich nun die drei internationalen PhD-Programme „Veterinary Research und Animal Biology“, „Animal and Zoonotic Infections“ sowie „Systems Neuroscience “, der strukturierte Promotionsstudiengang des Zentrums für systemische Neurowissenschaften (ZSN).
Persönlichkeiten
Namhafte Professoren (Auswahl)
- Richard Götze (1890–1955)
- Arndt Liebisch (1935–2009), 1982 Nachweis des Borreliose-Erregers in Zecken, 1995–2000 Direktor des Instituts für Parasitologie
- Erich Aehnelt (1917–1974)
- Hellmut Glubrecht (1917–2009)
- Irmgard Gylstorff (1912–1990)
- Gerhard G. Habermehl (1931–2010)
- Hansjoachim Hackbarth
- Jörg Hartung (seit 1994)
- Carl Kronacher (1871 - 1938)
- Hermann Mießner (1870–1949), ab 1912 Institutsleiter für Hygiene & Mikrobiologie, 1924–1926/1928/1933–1934 Rektor, von 1914 bis 1944 Herausgeber der im Jahr 1893 gegründeten Deutschen Tierärztlichen Wochenschrift (DTW) und Initiator zur Gründung der Gesellschaft der Freunde der TiHo Hannover (GdF) im Jahr 1926.
- Kurt Wagener (1898–1976)
- Helmut Wilkens (1926–2009)
Weitere Persönlichkeiten
- Martha Beindorff (1903–2007), jahrzehntelang ehrenamtliche Schriftführerin der „Freunde der TiHo“, 1969 zur Ehrensenatorin der TiHo ernannt.<ref>Waldemar R. Röhrbein: Beindorff, (4) Martha, in: Stadtlexikon Hannover, S. 55f.</ref>
Forschung
Die Forschungsschwerpunkte der TiHo liegen in den Bereichen Infektionsmedizin, klinische Forschung, systemische Neurowissenschaften sowie Tiergesundheit und Lebensmittelqualität. Viele Fragestellungen werden in hochschulübergreifenden Kooperationen oder in Zusammenarbeit mit der Industrie bearbeitet. Besonders hervorzuheben sind drei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Sonderforschungsbereiche (SFB). Weiter ist die TiHo an dem Exzellenzcluster „From Regenerative Biology to Reconstructive Therapy“ (REBIRTH) beteiligt.
Dienstleistung
Dienstleistungen gehören neben Forschung und Lehre zu den Kernaufgaben der TiHo. Die Patientenversorgung in den sechs Kliniken der TiHo wird ergänzt durch einen ambulanten Dienst, der sich vor allem auf den Nutztierbereich konzentriert. Außer der Versorgung von Patienten bieten verschiedene Einrichtungen der TiHo pathologische und labordiagnostische Untersuchungen eingesandter Proben an. Weiter werden chemische, biochemische oder toxikologische Analysen durchgeführt. In Fragen des Tierschutzes und der Tierhaltung, hier insbesondere der Infektionsdiagnostik, stehen Wissenschaftler der TiHo für Beratungen zur Verfügung.
Siehe auch
Literatur
- Ernst-Heinrich Lochmann (Hrsg.): 200 Jahre Tierärztliche Hochschule Hannover. 1778 - 1978, Darstellung der geschichtlichen Entwicklung und der heutigen Bedeutung der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Hannover: Schaper, 1978, ISBN 3-7944-0101-8
- J. Schäffer: 225 Jahre Tierärztliche Hochschule Hannover, Festschrift, 2003
- Hugo Thielen: Tierärztliche Hochschule Hannover, in: Stadtlexikon Hannover, S. 622f.
Weblinks
Einzelnachweise
<references/>
Koordinaten: 52° 22′ 9″ N, 9° 45′ 56″ O{{#coordinates:52,369166666667|9,7655555555556|primary
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