Kaue
Eine Kaue ist im vorindustriellen Bergbau ein Überbau über einem Bergwerks-Schacht. Im heutigen bergmännischen Sprachgebrauch wird mit Kaue allgemein ein umbauter übertägiger Raum bezeichnet, der z. B. als Aufenthalts- oder Umkleidemöglichkeit (Waschkaue) genutzt wird.
Inhaltsverzeichnis
Nutzung der Kaue
Der Annaberger Bergaltar zeigt eindrucksvoll die mit Kauen übersäte Landschaft. Die Kauen dienen dem Schutz des Schachtmundes und der an ihm arbeitenden Bergleute vor der Witterung. Oftmals waren Kauen nur als spitzes Dach, ähnlich einer Finnhütte ausgeführt.
- Historische Kauen
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Kaue in der Nähe von Freiberg, um 1900
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Nachgestaltete Haspelkaue eines Schachtes auf dem Elisabeth Stehenden in Freiberg
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Kaue des 8. Lichtlochs des Rothschönberger Stollns, Halsbrücke
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Kaue des Oberen Troster Stollns, Zschorlau
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Kaue des St.-Anna-Stollns, Zschorlau
Waschkaue
Es war früher üblich, dass sich die Bergleute in ihrer Arbeitskleidung bei der Zeche einfanden und dann auch mit der stark verschmutzten Kleidung nach der Schicht nach Hause gingen. Mit den Waschkauen wurde das Schwarz-Weiß-Prinzip geschaffen, um einfach und auch in großer Personenanzahl zwischen der Straßen- und Arbeitskleidung zu wechseln.
Die Waschkaue besteht im Wesentlichen aus zwei praktisch identischen Umkleidehallen („Weißkaue“ und „Schwarzkaue“), zwischen denen sich Duschen und andere Waschmöglichkeiten befinden. Die private Kleidung wird in der Weißkaue ausgezogen, an den sogenannten Püngelhaken (oft auch mit Korb) gehängt und an einer Kette mehrere Meter bis unter die Decke gezogen. Die Kette wird mit einem Schloss gesichert. Der Bergmann geht nackt zur Schwarzkaue, in der die Arbeitskleidung ebenso unter der Decke hängt und zieht sie an. Nach der Arbeitsschicht hängt er in der Schwarzkaue die verdreckte Arbeitskleidung wieder unter die Decke und geht nackt zu den Duschräumen. Dort wäscht und „buckelt“ sich der Kumpel, das heißt, man wäscht sich gegenseitig den Kohlenstaub vom Rücken. Nach dem Duschen geht es zurück in die Weißkaue und man zieht sich dort seine private Kleidung wieder an.
Die Aufbewahrung der Kleidung unter der Decke hat verschiedene Vorteile:
- sicher vor Diebstahl,
- platzsparend,
- relativ staubarm,
- die Kleidung wird gelüftet und kann trocknen.
Die Arbeitskleidung wird in der Regel in gewissen Abständen vom Zechenbetrieb gereinigt. Der Kauenwart kümmert sich nicht nur darum, sondern auch um Handtücher, Seife, Sauberkeit und Ordnung in der Kaue.
- Waschkauen außen
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Waschkaue im Museumspark Kalkwerk Rüdersdorf bei Berlin
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Verwaltungs- und Kauengebäude der Zeche Maximilian, Hamm (1913/14)
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Kaue und Lampenstube der Zeche König Ludwig 1/2, Recklinghausen
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Verwaltung und Waschkaue, Schachtanlage Notthorn, Minden
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Kaue der Kohlenwäsche des von-der-Heydt-Schachtes, Ibbenbüren (1899)
- Waschkauen innen
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Inneres einer Waschkaue
- Kaue im Salzbergwerk.JPG
Weißkaue im Salzbergwerk Rheinberg
- Bundesarchiv B 145 Bild-F009351-0001, Essen, Kleiderkaue.jpg
Kleiderkaue im Ruhrbergbau
Literatur
- Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1988, ISBN 3-7739-0501-7.
- Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.