Wilhelm Schmidt (Ingenieur)
Wilhelm Schmidt, genannt Heißdampf-Schmidt (* 18. Februar 1858 in Wegeleben; † 16. Februar 1924 in Bethel bei Bielefeld) war ein deutscher Ingenieur und Erfinder. Er brachte die Entwicklung der Heißdampf-Technik für die Dampfmaschine zum Durchbruch.
In der Schule hatte Wilhelm Schmidt Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen. So konnte er zeitlebens das Alphabet nicht ohne zu stocken aufsagen. Verse und Sprüche konnte er sich nicht merken.<ref>Martin Haug: Die einen guten Kampf gekämpft. Lebensbilder deutscher Männer. 11. Aufl. Calver Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-7668-0083-3, S. 210.</ref> Er entwickelte aber eine Leidenschaft für das Zeichnen und für Maschinen.<ref>Martin Haug: Die einen guten Kampf gekämpft. Lebensbilder deutscher Männer. 11. Aufl. Calver Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-7668-0083-3, S. 212.</ref>
Wilhelm Schmidt begann seine berufliche Laufbahn als Maschinenschlosser. Er studierte an der Technischen Hochschule in Dresden unter der Leitung von Gustav Zeuner.
Um 1880 lernte und arbeitete er bei der Firma Richard Hartmann in Chemnitz, <ref>Buch Mythos Hartmann - ISBN 978-3-910 186-72-9.</ref> welches das größte sächsische Unternehmen war.
1883 ließ er sich als Zivilingenieur in Kassel nieder, wo er die Heißdampftechnik zur Praxisreife entwickelte. 1908 verlagerte er Wohn- und Firmensitz nach Benneckenstein (Harz). Er war nicht der erste, der mit überhitztem Dampf arbeitete, seine Vorgänger verwendeten allerdings Dampftemperaturen von maximal 250 °C; erst Schmidt wagte den Sprung auf 350 °C. Für weitere Versuche mit dem Heißdampf befand sich an der Bahnstrecke Ilsenburg–Wernigerode, nahe dem Bahnhof Wernigerode, eine Versuchsanstalt. Dort gründete Schmidt die Schmidtsche Heissdampfgesellschaft.
Durch den überhitzten Wasserdampf wird der thermische Wirkungsgrad einer Dampfmaschine um bis zu etwa 50 Prozent erhöht. Diese Technik hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Dampflokomotive und des Dampfschiffs, aber auch auf alle anderen Antriebe, bei denen Dampfmaschinen eingesetzt wurden.
Viele Detailerfindungen von Wilhelm Schmidt, wie zum Beispiel der Schmidt-Überhitzer (um 1890) oder der Kolbenschieber, den er zusammen mit Robert Garbe von der Preußischen Staatseisenbahn entwickelte, brachten die Technik der Heißdampfmaschine zur Perfektion.
Noch heute (2012) gibt es die Nachfolgegesellschaft der Schmidt'schen Heißdampf GmbH, die unter dem Namen ALSTOM Power Energy Recovery GmbH firmiert, in Kassel-Bettenhausen. Dort werden Apparate zur Prozesswärmeübertragung für die petrochemische, chemische und metallurgische Industrie entwickelt und gebaut, z. B. Spaltgaskühler für die Äthylenherstellung, Prozessgaskühler für die Herstellung von Methanol, Ammoniak und Wasserstoff und eine Vielzahl von Apparate für spezielle Anwendungen. Das Unternehmen ist nach wie vor höchst innovativ und auf seinem Gebiet weltweit marktführend.
Seine Erfindungen sah Schmidt angesichts der „drohenden Verlorenheit der Welt“ jedoch als eher geringwertig an. Der sehr religiös gestimmte Schmidt verteilte von Bethel aus „Mahnrufe an das Volk“. Freundschaftliche Verbindungen bestanden zu Friedrich von Bodelschwingh. Er vertrat u. a. die Meinung, dass das angelsächsische Christentum das deutsche „aufgeweicht“ habe.<ref>Eintrag im Ökumenischen Heiligenlexikon.</ref>
Gedenktag
16. Februar im Evangelischen Namenkalender.
Literatur
- Claus Priesner: Schmidt, Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 218–220 (Digitalisat).
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Schmidt, Wilhelm |
ALTERNATIVNAMEN | Heißdampf-Schmidt (Spitzname) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Ingenieur und Erfinder |
GEBURTSDATUM | 18. Februar 1858 |
GEBURTSORT | Wegeleben |
STERBEDATUM | 16. Februar 1924 |
STERBEORT | Bethel (bei Bielefeld) |