Wilhelm von Preußen (1882–1951)
Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen (seit 1919 bürgerlich: Wilhelm Prinz von Preußen)<ref>Die Bezeichnung "Prinz von Preußen" wurde entsprechend der Bestimmungen der Weimarer Verfassung von 1919 (Abschaffung des Adels) zum Nachnamen des Hohenzollernprinzen (bzw. der Adelstitel "Prinz" wurde zu einem Nachnamensbestandteil). So ist er in zeitgenössischen Nachschlagewerken wie dem Reichhandbuch der deutschen Gesellschaft von 1931 unter "Prinz von Preußen, Wilhelm" aufgeführt.</Ref> (* 6. Mai 1882 im Marmorpalais in Potsdam; † 20. Juli 1951 in Hechingen) war in den Jahren der Regierung seines Vaters Wilhelms II. von 1888 bis zur Abschaffung der Monarchie in der Novemberrevolution von 1918 preußischer und deutscher Kronprinz. Durch den Tod Wilhelms II. wurde er 1941 Chef des Hauses Hohenzollern.
Inhaltsverzeichnis
Kaiserreich
Wilhelm war der erste Sohn des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm, der im Dreikaiserjahr 1888 deutscher Kaiser wurde, und der Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Seine Schulzeit verbrachte er im Plöner Prinzenhaus. Anschließend besuchte er die Universität Bonn, wo er in der eigens angekauften Kronprinzenvilla wohnte, und wurde wie sein Vater Mitglied des Corps Borussia.
Er war seit 6. Juni 1905 mit Cecilie, Herzogin zu Mecklenburg verheiratet. Wilhelm war ab 1911 Hoffnungsträger der Alldeutschen, die die Vereinigung aller deutschsprachigen Völker Europas in ein Großdeutsches Reich unter der Führung Preußens forderten, was Wilhelm II. aber nicht anstrebte. Im Ersten Weltkrieg kommandierte er lange Zeit formal die 5. Armee, unter anderem in der Schlacht um Verdun. Die tatsächliche operative Führung lag indessen bei seinem Stabschef, bis 21. August 1916 General Konstantin Schmidt von Knobelsdorf, danach General Walther Freiherr von Lüttwitz. Diese machtlose Repräsentativ-Stellung war Folge eines direkten Befehls seines Vaters:
„ Wenn Du diesen Posten übernimmst, so musst Du den Eid auf die Republik schwören. Tust Du das und hältst ihn, so bist Du für mich erledigt. Ich enterbe Dich und schließe Dich aus meinem Hause aus. Schwörst Du nur, um den Eid bei Gelegenheit zu brechen, so wirst Du meineidig, bist kein Gentleman mehr und für mich auch erledigt. Hohenzollern brechen ihren Eid nicht. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass die Hohenzollern über den republikanischen, roten Ebertschen Präsidentenstuhl wieder zur Macht gelangen.<ref>Günter Grützner, Manfred Ohlsen: Schloss Cecilienhof und das Kronprinzenpaar, Museums- und Galerie-Verlag, Berlin 1991, S. 46</ref>“
Hitler machte sich Wilhelm in den Jahren bis 1933 geschickt zu Nutze. Bereits 1926 hatte Hitler bei einem Besuch auf Schloss Cecilienhof Wilhelm versichert, politisch allein die Wiederherstellung der Monarchie und der Herrschaft des Hauses Hohenzollern zu verfolgen.<ref>Kronprinzessin Cecilie: Erinnerungen an den Deutschen Kronprinzen. Biberach 1952.</ref> Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 unterstützte Wilhelm die Kandidatur Hitlers, der jedoch gegen Hindenburg unterlag. Am 14. April 1932 protestierte er bei Reichsinnenminister Wilhelm Groener gegen das am Tag zuvor ergangene Verbot der SA und SS mit den Worten:<ref name="Klee466">Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 466.</ref>
„“
Im Januar 1933 setzte sich Wilhelm mit Elard von Oldenburg-Januschau und anderen bei Hindenburg für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler ein, nachdem die Kanzlerschaft seines langjährigen Freundes Kurt von Schleicher als gescheitert galt. Er zeigte seine Freude über die Kanzlerschaft Hitlers und äußerte die Erwartung, dass dieser Mann für Deutschland schaffen könnte, was Mussolini in Italien gelungen sei. Im selben Jahr trat er der Motor-SA bei, die im Folgejahr in das Nationalsozialistische Kraftfahrkorps (NSKK) übernommen wurde.<ref>Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen: Das Haus Hohenzollern 1918–1945. S. 208.</ref>
In der Folgezeit wirbt und verteidigt er das junge Regime mit offenen Briefen gegenüber der Weltöffentlichkeit. An Geraldine Farrar schreibt er im April 1933, "die Juden hätten christliche Eliten vertrieben und seien verantwortlich für die Wirtschaftskrise. Dem "genialen Führer Adolf Hitler" müsse man die notwendige Zeit für "gewisse Aufräumarbeiten" lassen, sein Kampf gegen den Kommunismus werde "für die ganze Welt" geführt, die ihm noch danken werde."<ref>Stephan Malinowski: Der braune Kronprinz ,DIE ZEIT, Nr.33 vom 13. August 2015</ref>
Nach der Ermordung seines Freundes Schleicher und der Festnahme seines Adjutanten Major a. D. Louis Müldner von Mülnheim im Juli 1934 während des „Röhm-Putschs“ bestimmten das Bestreben nach Existenzsicherung und der Drang zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben Wilhelms Haltung.<ref>Hierzu und zum folgenden: Friedrich Wilhelm: Das Haus Hohenzollern. S. 215ff.</ref> In der knapp vierwöchigen Gestapo-Haft, „eine[r] herbe[n] Zeit körperlicher und seelischer Strapazen“, war Müldner klargemacht worden, dass er sich in Zukunft „monarchischer Umtriebe“ zu enthalten habe. Als 1936 ein privates Glückwunschtelegramm des Kronprinzen an den erfolgreichen Kriegsherrn Benito Mussolini durch die Weltpresse ging und dabei als unerwünschte politische Stellungnahme zu einem Konflikt mit der NS-Führung führte, trat Wilhelm aus dem NSKK aus.<ref>Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen: Das Haus Hohenzollern 1918–1945. Langen Müller. München, Wien 2003. S.281ff.</ref>
Er unterhielt Verbindungen zum deutschen Widerstand, der nach einem erfolgreichen Putsch gegen Hitler den Kronprinzen als neuen Repräsentanten Deutschlands einsetzen wollte. Dem Staatsstreich vom 20. Juli entzog er sich jedoch und wies auch seinem Sohn Louis-Ferdinand an sich davon fernzuhalten.
Nach Kriegsende wurde er von marokkanischen Truppen in Vorarlberg gefangen genommen und auf Befehl des französischen Generals Jean de Lattre de Tassigny für drei Wochen in Lindau inhaftiert. Aus dieser Gefangenschaft kam der Kronprinz laut Aussage seiner Frau als gebrochener Mann zurück.<ref>Kronprinzessin Cecilie: Erinnerungen an den Deutschen Kronprinzen. Biberach 1952, S. 19ff.</ref> Anschließend wurde er am selbstgewählten Wohnort Hechingen mehrere Jahre unter Arrest gestellt, wobei er sich in einem Umkreis von 25 km frei bewegen durfte. Dort lebte er bis Oktober 1945 auf der für Wohnzwecke kaum geeigneten Burg Hohenzollern, dann in einer geräumigen Villa, ein Jahr später bis zum Tod in einem kleineren 5-Zimmer-Haus.<ref>Siehe hierzu und zur Verhaftung: Friedrich Wilhelm: Das Haus Hohenzollern. S. 225f.</ref> Wilhelm, der ein passionierter Raucher war, starb 1951 an den Folgen eines Herzinfarkts. Er liegt auf dem kleinen Familienfriedhof im Offiziersgärtchen der St.-Michaels-Bastei innerhalb der Burg Hohenzollern begraben, wo sich auch die Grabstätten seiner Frau und mehrerer ihrer Kinder befinden.
Kinder
- Datei:19140511 essen die sohne unseres kronprinznpaares.jpgDie kronprinzlichen Söhne im Jahr 1914, von links nach rechts: Friedrich, Hubertus, Louis Ferdinand und Wilhelm
- Wilhelm Friedrich Franz Joseph Christian Olaf von Preußen (1906–1940, gefallen in Nivelles)
- ∞ 1933 Dorothea von Salviati (1907–1972)
- ∞ 1938 Kira Kirillowna Romanowa (1909–1967), frühere Großfürstin von Russland
- Hubertus Karl Wilhelm von Preußen (1909–1950)
- ∞ 1941–1943 Maria Anna Freiin von Humboldt-Dachroeden (1916–2003)
- ∞ 1943 Magdalene Pauline Prinzessin Reuß (1920–2009)Datei:Wappen Deutsches Reich - Grösseres Wappen des Kronprinzen.pngWappen des Kronprinzen
- Friedrich Georg Wilhelm Christoph von Preußen (1911–1966)
- ∞ 1945 Lady Brigid Katherine Rachel Guinness (1920–1995), Tochter des britischen Industriellen Rupert Guinness, 2. Earl of Iveagh
- Alexandrine Irene Prinzessin von Preußen (1915–1980)
- Cecilie Viktoria Anastasia Zita Thyra Adelheid von Preußen (1917–1975)
- ∞ 1949 Clyde Kenneth Harris (1918–1958)
Schriften
- Aus meinem Jagdtagebuch. Deutsche Verlags-Anstalt. Stuttgart und Berlin 1912.
- Erinnerungen des Kronprinzen Wilhelm. Aus den Aufzeichnungen, Dokumenten, Tagebüchern und Gesprächen. herausgegeben von Karl Rosner, Cotta, Stuttgart und Berlin 1922.
- Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf. E.S. Mittler & Sohn. Berlin 1923.
- Ich suche die Wahrheit! – Ein Buch zur Kriegsschuldfrage. Cotta, Stuttgart und Berlin 1925.
Literatur
- Paul Herre: Kronprinz Wilhelm. Seine Rolle in der deutschen Politik. Beck, München 1954.
- Klaus W. Jonas: Der Kronprinz Wilhelm. Scheffler, Frankfurt/Main 1962.
- Kronprinzessin Cecilie: Erinnerungen an den Deutschen Kronprinzen. Koehler, Biberach 1952.
- Carl Lange: Der Kronprinz und sein wahres Gesicht. F.W. Grunow, Leipzig 1921.
Weblinks
- Literatur von und über Wilhelm von Preußen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jenny Oertle: Wilhelm von Preußen. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Kronprinz Wilhelm bei preussen.de.
Einzelnachweise
<references />
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Wilhelm II. | Chef des Hauses Hohenzollern 1941–1951 | Louis Ferdinand |
Personendaten | |
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NAME | Preußen, Wilhelm von |
ALTERNATIVNAMEN | Preußen, Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von (vollständiger Name); Hohenzollern, Wilhelm von |
KURZBESCHREIBUNG | Kronprinz des Deutschen Reiches, Chef des Hauses Hohenzollern (1941–1951) |
GEBURTSDATUM | 6. Mai 1882 |
GEBURTSORT | Potsdam |
STERBEDATUM | 20. Juli 1951 |
STERBEORT | Hechingen |