Zell am Harmersbach
Wappen | Deutschlandkarte | ||||||
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Wappen der Stadt Zell am Harmersbach |
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dim= | globe= | name= | region=DE-BW | type=city
}} | |
Basisdaten | |||||||
Bundesland: | Baden-Württemberg | ||||||
Regierungsbezirk: | Freiburg | ||||||
Landkreis: | Ortenaukreis | ||||||
Höhe: | 223 m ü. NHN | ||||||
Fläche: | 36,43 km² | ||||||
Einwohner: | 7985 (31. Dez. 2014)<ref name="Metadaten Einwohnerzahl DE-BW">Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden Baden-Württembergs 2014 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).</ref> | ||||||
Bevölkerungsdichte: | 219 Einwohner je km² | ||||||
Postleitzahl: | 77736 | ||||||
Vorwahl: | 07835 | ||||||
Kfz-Kennzeichen: | OG, BH, KEL, LR, WOL | ||||||
Gemeindeschlüssel: | 08 3 17 146 | ||||||
LOCODE: | DE ZEH | ||||||
Adresse der Stadtverwaltung: |
Hauptstraße 19 77736 Zell am Harmersbach | ||||||
Webpräsenz: | |||||||
Bürgermeister: | Günter Pfundstein | ||||||
Lage der Stadt Zell am Harmersbach im Ortenaukreis | |||||||
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Zell am Harmersbach ist eine Stadt im Ortenaukreis am Westrand des Schwarzwalds. Zell war im Heiligen Römischen Reich die kleinste Freie Reichsstadt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Zell liegt am unteren Talende des südwestlich laufenden, 16 km langen Harmersbachs, der am Westrand des Siedlungsbereichs von links mit der 15 km lange Nordrach aus dem Nordnordosten zusammenläuft, wodurch der Erlenbach entsteht. Dieser mündet nur 2,6 km weiter talab in die Kinzig.
Die Stadtgemarkung umfasst das untere Nordrachtal im Norden, das untere Harmersbachtal im Nordosten sowie den größten Teil der gemeinsamen Talebene von Erlenbach und Entersbacher Dorfbach im Südwesten, wo die Gemarkung sogar etwas über den Lauf der Kinzig reicht. Im Südosten und Westen läuft seine Grenze ungefähr auf den Wasserscheiden zum oberen und unteren Kinzigtal.
Die höchsten Punkte der Stadtfläche liegen an deren Südostrand auf dem Kamm des über 880 m ü. NN hohen Nill und am Westabfall des Brandenkopfs, wo über 890 m ü. NN erreicht werden. Der niedrigste befindet sich dicht an der Mündung des Erlenbachs in die Kinzig, die gerade schon außerhalb liegt, und hat wenig über 190 m ü. NN.
Nachbargemeinden
Die Stadt grenzt im Norden an Nordrach, im Nordosten an Oberharmersbach, im Südosten an Fischerbach, im Süden an die Stadt Haslach, im Südwesten an Steinach, im Westen an Biberach und im Nordwesten an die Stadt Gengenbach.
Stadtgliederung
Zur Stadt Zell am Harmersbach mit den früher selbstständigen Gemeinden Unterharmersbach, Unterentersbach und Oberentersbach gehören außer der Stadt Zell am Harmersbach 50 Dörfer, Weiler, Höfe und Häuser.<ref>Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 432–435</ref>
→ siehe auch: Liste der Orte im Ortenaukreis
Geschichte
Zell ist eine Gründung des Klosters Gengenbach. Es wurde erstmals 1139 urkundlich erwähnt. Später gehörte es den Zähringern, nach ihrem Aussterben fiel die Stadt an die Staufer. Nachdem zwischenzeitlich die Herren von Geroldseck und auch das Bistum Straßburg den Ort besaßen, kam der Ort 1334 an die Markgrafschaft Baden. Ende des 14. Jahrhunderts wurde es dann Freie Reichsstadt. Zell musste sich allerdings ständig gegen Versuche der österreichischen Ortenau wehren, die Stadt in ihr Territorium einzugliedern. Hierbei fand Zell Unterstützung bei den benachbarten Reichsstädten Gengenbach und Offenburg.
1718 wurde das Zell umgebende Harmersbachtal von der Stadt unabhängig und ein eigenständiges freies Reichstal Harmersbach. Im Rahmen der Mediatisierung aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses verlor Zell 1803 seinen Status als Freie Reichsstadt und fiel erneut an das Großherzogtum Baden.
1904 zerstörte ein Großbrand mehrere Fachwerkhäuser im Stadtkern. Die nördliche Seite der unteren Hauptstraße wurde danach im für diese Zeit typischen Jugendstil wiederaufgebaut. Diese Häuserzeile gilt heute in ihrer Einheitlichkeit als beispielhaft für die Architektur des beginnenden 20. Jahrhunderts. In Baden gehörte Zell am Harmersbach lange zum Landkreis Wolfach. Bei Auflösung desselben kam die Stadt 1973 zum neugebildeten Ortenaukreis. Die heutige Stadt wurde am 1. Januar 1975 durch Vereinigung der Stadt Zell am Harmersbach und Unterharmersbach neu gebildet. Zeitgleich wurde die Gemeinde Unterentersbach eingemeindet. Die Eingemeindung von Oberentersbach nach Zell am Harmersbach erfolgte am 1. Januar 1974.
Ortsteile
Oberentersbach
Oberentersbach | Erstmals 1111 wurde Oberentersbach urkundlich erwähnt. Es wurde bis 1803 von Zell aus verwaltet und schloss sich danach mit Unterentersbach zu einer Gemeinde zusammen. Der Zusammenschluss wurde 1851 wieder gelöst. |
Unterentersbach
Unterentersbach |
1075 wurde Unterentersbach erstmals urkundlich erwähnt. In der Reichsstadtzeit war Unterentersbach Teil (Landstab) von Zell. Von 1803 bis 1851 bildete Unterentersbach zusammen mit Oberentersbach eine Gemeinde. Bis zum Zusammenschluss mit Zell 1975 war Unterentersbach 124 Jahre selbständig. Zu Unterentersbach gehören das ehemalige Rittergut Gröbern und der Zinken Stöcken, eine vormalige Kurie des Klosters Gengenbach. |
Unterharmersbach
Unterharmersbach |
Unterharmersbach wurde 1139 erstmals urkundlich erwähnt. 1200 kam der Ort an das Bistum Bamberg. Über die Herzöge von Zähringen, die Grafen von Fürstenberg und die Herren von Geroldseck kam Unterharmersbach 1367 an das Bistum Straßburg. |
Politik
Die Stadt ist Sitz der Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit den Gemeinden Biberach, Nordrach und Oberharmersbach.
Gemeinderat
Die Kommunalwahl am 25. Mai 2014 brachte bei einer Wahlbeteiligung von 51,2 % folgendes Ergebnis:
Wappen
Das Wappen von Zell – „In Gold ein rotbewehrter, rotbezungter schwarzer Adler“ – ist das Wappen des Heiligen Römischen Reiches und symbolisiert die Geschichte als Freie Reichsstadt.
Partnerschaften
Zell am Harmersbach unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
- Frankreich Baume-les-Dames, Franche-Comté, Frankreich, seit 1990
- Deutschland Frauenstein, Sachsen, Deutschland, seit 1991
Der Stadtteil Unterharmersbach unterhält mit folgender Stadt eine Städtepartnerschaft:
- Schweiz Tuggen, Kanton Schwyz, Schweiz, seit 2000
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Zell liegt am Kinzigtäler Jakobusweg und am Großen Hansjakobweg, die beide an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführen.
Sehenswürdigkeiten
- Historische Altstadt
- zahlreiche Brunnen, darunter der Narrenbrunnen in Zell und der St.-Gallus-Brunnen in Unterharmersbach
- Katholische Pfarrkirche St. Symphorian
- Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten in Unterharmersbach
- St.-Michaels-Kapelle in Unterharmersbach-Kirnbach mit der danebenstehenden über 500 Jahre alten Gerichtslinde, unter der im Mittelalter Gericht gehalten wurde.
Museen
- Rundofen (früherer Keramikbrennofen)
- Heimatmuseum Fürstenberger Hof
- Villa Haiss, Museum für zeitgenössische Kunst
- Storchenturm-Museum
- Historische Druckerei der Schwarzwälder Post
- Keramikmuseum
Fasend
Zell ist eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, die dort Fasend genannt wird. Erste Nachrichten der örtlichen „faßnacht“ sind aus dem 17. Jahrhundert überliefert. Die 1923 gegründete Narrenzunft Zell am Harmersbach ist Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Die Kleider der Zeller Narrenfiguren sind besonders aufwändig und aus außergewöhnlichen Materialien gearbeitet: der Bändelenarro trägt einen mit Papierbändern besetzten Anzug, der Welschkornnarro ist mit Maiskolbenblättern benäht, der Spielkartennarro ist von Kopf bis Fuß mit etwa 1.800 Spielkarten besetzt und der Schneckenhüslinarro mit über 2.000 echten Schneckenhäusern. Alle vier Narrenfiguren sind das ganze Jahr über als Bronzefiguren am Narrenbrunnen in Zell zu sehen.<ref>Narrenzunft Zell</ref> <ref>www.vsan-schwarzwald.de</ref>
- VSAN TT 2014 So049.jpg
Bändelenarro
- VSAN TT 2014 So050.jpg
Welschkornnarro
- VSAN TT 2014 So042.jpg
Spielkartennarro
- VSAN TT 2014 So043.jpg
Schneckenhüslinarro
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Narrenbrunnen in Zell a. H.
Eine weitere ortsansässige Narrenzunft ist die Hexenzunft Unterharmersbach e. V. (Mitglied des Ortenauer Narrenbunds) mit ihrer Narrenfigur „Eckwaldhexe“, einer Fastnachtshexe.<ref>eckhexen.de</ref>
Im Ortsteil Unterentersbach wird am Fastnachtsmontag von der Narrengemeinschaft Unterentersbach e. V. die „Bachkuchifasend“ gefeiert.<ref>www.ortenaukultur.de</ref>
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Zell am Harmersbach liegt an der Harmersbachtalbahn, einer von Biberach (Baden) nach Oberharmersbach führenden Nebenstrecke der Schwarzwaldbahn. Der ÖPNV wird durch den Tarifverbund Ortenau gewährleistet.
Ansässige Unternehmen
- In Zell ist die Fayencefabrik Zeller Keramik ansässig, in der auch das bekannte „Hahn und Henne“-Motiv hergestellt wird.
- Der Fahrzeughersteller LADOG fertigt Fahrzeuge und Geräte für Kommunalbetriebe, Industrie und Landwirtschaft.
- In Zell erscheint dreimal wöchentlich (montags, mittwochs und freitags) die Schwarzwälder Post, die kleinste süddeutsche Heimatzeitung.
Bildung
Mit dem Schulzentrum Ritter von Buß gibt es eine Grund-, Haupt- und Realschule. In Unterharmersbach besteht zudem eine reine Grundschule. Außerdem gibt es eine Förderschule in der Kernstadt. Daneben gibt es vier Kindergärten.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ignaz Blasius Bruder (1780–1845), Musikwerkfabrikant und Orgelbauer
- Franz Joseph Ritter von Buß (1803–1878), Politiker (ZENTRUM) und Kirchenrechtler
- Wilhelm Metz (1828–1888), katholischer Kirchenmusiker, Komponist und Orgelsachverständiger
- Ernst Peter Huber (1900–1959), Kunstmaler
- Heinrich Schwendemann (* 1956), Historiker
- Wolfgang Mössinger (* 1957), Diplomat
- Thomas Ruff (* 1958), Fotokünstler
- Stephanie Zehnle (* 1986), Historikerin
Personen mit Beziehung zur Stadt
- Karl Schaaff (* 31. Dezember 1849; † 23. März 1920 in Freiburg im Breisgau), Besitzer der Zeller Porzellanfabrik 1874–1907, bekam 1907 das Ehrenbürgerrecht verliehen.
- Alexander Freiherr von und zu Spitzmüller-Harmersbach (1862–1953); der letzte Finanzminister der österreichisch-ungarischen Monarchie ist zwar gebürtiger Wiener, wählte aber bei seiner Nobilitierung 1917 sein Adelsprädikat nach Vorfahren aus Zell am Harmersbach. Seine Villa in der Rosentalstraße 37 in Velden am Wörthersee hatte er Haus Harmersbach genannt.
- Kurt von Kraewel (* 25. Juli 1889; † nach 1951), Oberst a. D., Widerstandskämpfer, Besitzer der Papierfabrik Zell am Harmersbach
- Karl Hasel (1909–2001), Forstwissenschaftler, leitete von 1945 bis 1952 das Forstamt Zell am Harmersbach
Literatur
- Angelika Ehret u. a.: Stadtführer Zell am Harmersbach. Ein Rundgang durch Zell am Harmersbach, Unterharmersbach, Unter- und Oberentersbach. Tourist-Info, Zell am Harmersbach 2010 (29 S.)
- Rudolf Hahn: Streifzüge durch die Geschichte Alt-Zells und seiner Umgebung. Stadt Zell a. H., Zell a. H. 1972 (314 S.)
- Thomas Kopp: Die Zeller Fasend. Chronik der Narrenzunft Zell am Harmersbach e. V.. Narrenzunft Zell a. H., Zell a. H. 1984 (326 S.)
- Dieter Petri: Zell am Harmersbach im Wandel der Zeit. Stadt Zell a. H., Zell a. H. 2010, ISBN 978-3-00-032131-3 (447 S.)
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
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