Zentraler Venendruck
Der Zentrale Venendruck (ZVD) ist der Blutdruck im rechten Vorhof des Herzens und in der oberen Hohlvene (V. cava superior). Der Teil zentral im Ausdruck bezieht sich auf den klappenlosen Raum im Zentrum des Blutkreislaufs (speziell vor oder im rechten Vorhof) am Herzen.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Der ZVD wurde lange als Maß für das intravasale Volumen, also die Blut- und Flüssigkeitsmenge, die sich innerhalb der Gefäße befindet, herangezogen, was heute als weitgehend obsolet gilt. Zahlreiche Studien konnten zeigen, dass der Zusammenhang mit dem intravaskulären Volumenstatus sehr schlecht ist.<ref>P. E. Marik, M. Baram, B. Vahid: Does central venous pressure predict fluid responsiveness? A systematic review of the literature and the tale of seven mares. Chest. 2008 Jul;134(1):172-8. Review. PMID 18628220</ref> Der ZVD kann als Indikator für die Vorlast verwendet werden.
Über den zentralen Venenkatheter lässt sich auch die zentralvenöse Sauerstoffsättigung bestimmen. Unter einer Reihe von Voraussetzungen, u.a. dass die arterielle Sauerstoffsättigung normal ist, der Patient keine Sauerstoffverwertungsstörung hat (wie es beispielsweise bei einer Sepsis der Fall sein kann) und kein arteriovenöser Shunt vorliegt, kann sie als Hinweis für ein ausreichendes Herzminutenvolumen herangezogen werden. Die Bestimmung der gemischtvenösen Sättigung mit Hilfe eines pulmonalarteriellen Katheters hat den Vorteil, dass das Blut aus oberer und unterer Körperhälfte (daher gemischtvenös) stammt.
Messung
Der ZVD wird invasiv über den zentralen Venenkatheter (ZVK) am flach liegenden Patienten gemessen. Man kann ihn mit einem Manometer oder auch als Höhe einer Flüssigkeitssäule oberhalb des mittels einer Thoraxschublehre bestimmten Nullpunktes bestimmen. Der Nullpunkt liegt etwa bei 2/5 der Thoraxhöhe unterhalb des Brustbeins. Die dauerhafte Messung des ZVD kann genau wie die direkte Blutdruckmessung (IBP) über einen Monitor erfolgen. Hierbei wird anstatt des Arterienkatheters der ZVK an einen Drucksensor angeschlossen.<ref name="Ull">Lothar Ullrich, Dietmar Stolecki, Matthias Grünewald: Intensivpflege und Anästhesie. Thieme Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-152942-8, S. 184 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref>
Die Plausibilität der ZVD-Messung lässt sich in einer Ultraschalluntersuchung anhand der Breite der unteren Hohlvene abschätzen.<ref>Theodor Baars, Raimund Erbel: Internistische Intensiv- und Notfallmedizin: algorithmenbasiertes Praxiswissen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln 2011, ISBN 978-3-7691-1282-5, S. 64 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref>
Normalwerte
Der zentrale Venendruck wird in mmHg angegeben.
- 0–9 mmHg; das entspricht 0–12 cm Wassersäule [cmH2O] (Umrechnungsfaktor: 1 mmHg ≈ 1,36 cmH2O )<ref name="Ull" />
- SI-Konform: 0–1,199 kPa (Umrechnungsfaktor: 1 mmHg ≈ 133,3 Pa)
ZVD-Kurvenverlauf
Neben der Messung des ZVD als Mittelwertes kann der ZVD auch als Kurve dargestellt werden. Dabei zeigt sich bei gesunden Menschen folgender Ablauf ACXVY<ref name="Kehl 2013 p. ">Franz Kehl: Anästhesie Fragen und Antworten 1655 Fakten für die Facharztprüfung und das Europäische Diplom für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DESA) (de). Springer, Berlin 2013, ISBN 3-642-35034-8.</ref>
- A-Welle: Kontraktion des Vorhofes (Atrium)
- C-Welle: Schluss (Closure) und Vorwölbung der Trikuspidalklappe in den Vorhof
- X-Senke: Relaxierung des Vorhofes
- V-Welle: venöser Einstrom in den Vorhof durch Bewegung der Herzklappenebene Richtung Herzspitze
- Y -Senke: Öffnung der Trikuspidalklappe und Abfluss des Blutes in den Ventrikel
Bei Erkrankungen ändert sich der ZVD-Kurvenverlauf jeweils abhängig von den geänderten Druck- und Flussverhältnissen:
- keine A-Wellen: Vorhofflimmern, Sinustachykardie
- hohe A-Wellen: pulmonaler Hypertonus, Trikuspidalklappenstenose,
- sehr hohe A-Wellen = Kanonenwellen: Pumpen des Vorhofes gegen geschlossene Trikuspidalklappe wie z.b. bei AV-Block dritten Grades
- hohe V-Wellen: Trikuspidalklappeninsuffizienz mit zurückströmenden Blut während der Vorhoffüllung
- Verschmelzung von V und C-Welle: Trikuspidalklappeninsuffizienz durch Fehlen der X-Welle
Abweichungen
Der ZVD kann bei einem akuten oder chronischen Volumenmangel erniedrigt sein.<ref name="Ull" /> Erhöht kann er bei Rechtsherzinsuffizienz, bei hohem positivem endexspiratorischen Druck (PEEP), bei Überwässerung, bei einer Herzbeuteltamponade oder einer Lungenembolie sein.<ref name="Ull" />
Fehlermöglichkeiten
- Der Katheter liegt an der Gefäßwand an; dann wird der ZVD fälschlich zu hoch gemessen.
- Der Nullpunkt wird falsch eingestellt.
- Der Patient liegt nicht genau waagerecht.
- Im Messsystem bzw. im Transducer sind Luftblasen enthalten.
- Der Schlauch des Messsystems ist gedrückt.
- Der Patient presst während der Messung mit Abdomen oder Thorax.
- Die Infusionsleitung ist offen und Flüssigkeit läuft während der Messung über das System.
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
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