Amir Peretz


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Amir Peretz (hebräisch ‏עמיר פרץ‎; * 9. März 1952 in Boujad, Marokko) ist ein israelischer Politiker und Gewerkschafter. Von Dezember 1995 bis Ende 2005 war er Vorsitzender des israelischen Gewerkschaftsbundes Histadrut, von November 2005 bis Juni 2007 Vorsitzender der Arbeitspartei (Awoda) und von Mai 2006 bis Juni 2007 Verteidigungsminister Israels. Seit März 2013 ist er israelischer Umweltminister.

Leben

Frühe Jahre

Geboren 1952 in Marokko, emigrierte er mit seinen Eltern im Alter von vier Jahren nach Israel. Dort wohnte die Familie zunächst in einem Durchgangslager, der heutigen Stadt Sderot. Peretz’ Vater, früherer Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Marokko, fand Arbeit in einer Fabrik, seine Mutter arbeitete in einer Wäscherei. Mit 14 verteilte Peretz Flugblätter über soziale Gerechtigkeit. Er verehrte Che Guevara. Mit 18 ging er zur Armee.

1973 wurde Peretz im Jom-Kippur-Krieg schwer am Bein verwundet. Sein letzter Dienstgrad bei den Fallschirmjägern war Hauptmann. In den zwei Jahren seiner Genesung gründete Peretz eine Farm bei Sderot und spezialisierte sich auf den Anbau von Rosen- und Knoblauch. Hier lernte er seine Frau Ahlama kennen, mit der er vier Kinder hat.

Politische Karriere

1983 gewann er für die Arbeitspartei die Bürgermeisterwahl in Sderot und beendete damit eine lange Periode, in der die Stadt von Likud und der Nationalreligiösen Partei (Mafdal) regiert wurde. 1988 wurde er Abgeordneter in der Knesset und 1995 Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes Histadrut.

1999 verließ Amir Peretz die Arbeitspartei und gründete die Gewerkschaftspartei Am Echad („Eine Nation“), die 1999 zwei Sitze und 2003 drei Sitze in der Knesset errang. Im Sommer 2004 fusionierte Am Echad mit der Arbeitspartei.

Bei einer Mitgliederurabstimmung am 9. November 2005 um das Amt des Vorsitzenden der Arbeitspartei gewann Peretz mit 42,35 % gegen Amtsinhaber Schimon Peres (39,96 %) und Benjamin Ben Eliezer (16,8 %). Im Wahlkampf hatte er eine stärker links geprägte Politik angekündigt, sich für faire Löhne, mehr staatlichen Einfluss auf die Wirtschaft sowie soziale Gleichberechtigung starkgemacht und versprochen, auf ein baldiges Ende der israelischen Besatzung der palästinensischen Gebiete hinzuarbeiten. Kommentatoren wie Uri Avnery<ref>Peretz ist nicht Peres, Uri Avnery in der Jungen Welt vom 12. November 2005, nachzulesen auf der Webseite der AG Friedensforschung</ref> und Natan Sznaider<ref>Morgendämmerung über Israel?, Natan Sznaider in der NZZ vom 9. Dezember 2005</ref> sahen die Wahl Peretz’ als Chance für einen politischen und gesellschaftlichen Umbruch.

Nach seiner Wahl zum Chef der Arbeitspartei gab Peretz sein Amt als Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes Histadrut ab (sein Nachfolger wurde Ofer Eini).<ref>Ofer Eini – Hoffnungsträger und Retter?, Webseite der Heinrich-Böll-Stiftung Israel, 5. Dezember 2009</ref> Er kündigte die Regierungskoalition mit der Likud-Partei auf, es kam zu vorgezogenen Knessetwahlen im März 2006. Dabei gelang es der Arbeitspartei aber nicht, Sitze hinzuzugewinnen. Peretz stellte dennoch klare Bedingungen für eine Teilnahme seiner Partei an einer Koalition: Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns, Verringerung der Mitarbeiter von Zeitarbeitsfirmen, eine Gesundheitsreform und eine gesetzliche Rentenregelung für jeden Staatsbürger.<ref>haGalil: Koalitionsverhandlungen: Erste Gespräche eingeleitet</ref><ref>Hat Israel den Boom abgewählt?, Die Welt Online, 16. April 2006</ref> Tatsächlich wurde die Arbeitspartei Teil der neuen Regierungskoalition um Ministerpräsident Ehud Olmert. Peretz übernahm jedoch kein sozialpolitisches Ministerium, sondern das Verteidigungsressort.<ref>haGalil: Kommentar zur Vereidigung der neuen Regierung: „Frieden, Frieden und kein Frieden“</ref>

Nach dem aus israelischer Sicht enttäuschenden Verlauf des Libanonkriegs im Sommer 2006 büßte Peretz zunehmend an Popularität ein, wodurch sein politischer Handlungsspielraum stark eingeschränkt wurde. Peretz wehrte sich auch nicht dagegen, dass Olmert Ende Oktober 2006 den Hardliner Avigdor Lieberman und mit ihm die Partei Jisra’el Beitenu in die Regierung aufnahm.<ref>What is left of Amir Peretz? In: Ha’aretz, 27. Oktober 2006.</ref>

Im April 2007 veröffentlichte der von der israelischen Regierung eingesetzte Untersuchungsausschuss zum Libanonkrieg seinen vorläufigen Bericht. Darin wurden nicht nur dem Regierungschef Olmert, sondern auch dem Verteidigungsminister schwere Vorwürfe gemacht.<ref>Heftige Vorwürfe gegen Olmert - „Schwerwiegendes Versagen“. In: Süddeutsche Zeitung Online, 30. April 2007</ref>

Peretz war damit politisch untragbar geworden. Zuerst wählten ihn die Parteimitglieder Ende Mai 2007 als Awoda-Chef ab: Hinter Ehud Barak und Ami Ajalon kam er nur noch auf den dritten Platz.<ref>Israels Arbeitspartei sucht nach neuem Chef. In: Die Welt Online, 30. Mai 2007</ref> Und Barak, der in der Stichwahl am 12. Juni 2007 über Ajalon obsiegte, beanspruchte darauf als Nachfolger Peretz’ im Amt des Parteichefs auch dessen Verteidigungsministerium. Die Knesset bestätigte diesen Wechsel am 18. Juni 2007.<ref>Barak neuer Verteidigungsminister. In: haGalil Online, 19. Juni 2007</ref>

Nachdem Barak im Januar 2011 die Arbeitspartei verlassen hatte, kandidierte Peretz erneut für den Parteivorsitz. Die Parteimitglieder wählten jedoch nicht ihn, sondern die ehemalige Journalistin Shelly Jachimovitsch.<ref>Jachimowitsch neue Avoda-Chefin, israelnetz.com, 22. September 2011</ref> Anfang Dezember 2012 wechselte Peretz völlig überraschend von der Arbeiterpartei zu der von Zipi Livni neugegründeten, der „politischen Mitte“ zuzurechnenden Ha-Tnu’a. <ref>www.hagalil.com</ref>

Initiator des Raketenschutzschirms Iron Dome

Peretz gilt als Wegbereiter des Raketenschutzschirms Iron Dome, der zunächst als unvereinbar mit Israels Militärstrategie galt und heftiger Kritik ausgesetzt war. Der von Peretz in seiner Amtszeit als Verteidigungsminister durchgesetzte Raketenschutzschirm verhinderte jedoch 2012 im Rahmen der Operation Wolkensäule den Beschuss bewohnten Gebiets durch 300 Hamas-Raketen.<ref>Eiserne Kuppel, der modernste Raketenschirm der Welt in welt.de vom 19. November 2012</ref>

Weblinks

Einzelnachweise

<references/>