Autograph
Das Autograph, auch Autograf, ist die eigenhändige Niederschrift eines Verfassers (meist einer berühmten Persönlichkeit) oder eines Komponisten. Als öffentliches und privates Sammelobjekt werden Autographe dann besonders geschätzt, wenn sie eine Unterschrift tragen.
Inhaltsverzeichnis
Sprachliches
Das Wort Autograph geht etymologisch über spätlateinisch autographum und lateinisch autographus zurück auf griechisch αὐτόγραφος autógraphos „selbst geschrieben“.<ref>Vgl. Wilhelm Gemoll: Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch. München/Wien 1965.</ref>
Der Genitiv lautet des Autographs. In der Mehrzahl schwankt die Beugung: die Autographe oder die Autographen.
Die bloße eigenhändige Unterschrift nennt man Autogramm, besonders die Unterschrift eines Prominenten.
Erfassung, Erschließung und Datensicherung
Nicht nur bei mittelalterlichen Verfassern ist die Existenz der eigenhändigen Niederschrift von großer textkritischer Bedeutung für die Edition. Seit dem 16. Jahrhundert hat man Autographe berühmter Persönlichkeiten gesammelt, wobei man sich nicht scheute, Unterschriften oder andere eigenhändige Schriftzüge aus ihrem ursprünglichen Verwendungszusammenhang zu entfernen, indem man sie etwa aus den Schriftstücken ausschnitt oder indem man Stammbuch-Blätter herauslöste.
Archive und Bibliotheken unterscheiden sich traditionell in der Behandlung von Autographen. Während eigenhändige Schriftstücke wie Briefe von Herrschern in Archiven im Aktenzusammenhang verbleiben und meist auch nicht gesondert erschlossen werden, werden in Bibliotheken die Autographe etwa in Nachlassbeständen einzeln erfasst. Seit 1966 werden Autographe an die „Zentrale Kartei der Autographen“ (ZKA) gemeldet. In neuerer Zeit besteht die Möglichkeit, Autographe und Nachlässe direkt mittels eines Clients in der zentralen Datenbank des Kalliope-Verbunds zu erfassen.
Verschiedentlich werden seit einigen Jahren Autographensammlungen ganz oder teilweise digitalisiert und im Internet bereitgestellt.
Handel
Autographe werden von Antiquariaten gehandelt. Das führende Auktionshaus für Autographe in Deutschland ist die Autographenhandlung J. A. Stargardt in Berlin (gegründet 1830). Als Spezialantiquariat für Autographe hat sich Thomas Kotte (Fa. Kotte Autographs GmbH) in Roßhaupten hervorgetan. In Österreich war lange Zeit die 1883 gegründete Firma Gilhofer & Ranschburg in Wien führend; heute ist das Nachfolgehaus Inlibris, Gilhofer Nfg. zu nennen. In der Schweiz ist die Firma Moirandat Company AG in Basel führend.
Literatur
- Gilles Cantagrel: Musikhandschriften − Musikhandschriften aus 10 Jahrhunderten − von Guido von Arezzo bis Karlheinz Stockhausen, aus dem Französischen von Egbert Baqué, Knesebeck, München 2005, ISBN 978-3-89660-268-8. – Farbbildband mit über 300 Bildern, davon 100 reproduzierte Autographen (Notenblätter und Partituren von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Richard Wagner, Giuseppe Verdi, Karlheinz Stockhausen u. a.).
- Pedro Corrêa do Lago: Schriftstücke − Autographen aus sieben Jahrhunderten, Vorwort: Carlo Ginzburg, Gerstenberg, Hildesheim 2005, ISBN 978-3-8067-2939-9. – Farbbildband mit 350 reproduzierten Autographen, von dem Sammler Pedro Corrêa do Lago (* 1958, Leiter der brasilianischen Nationalbibliothek) ausführlich kommentiert und in ihren historisch-biographischen Zusammenhang gestellt. Alle Dokumente sind im Anhang transkribiert und übersetzt.
Einzelnachweise
<references />
Siehe auch
- Allegro-HANS
- Faksimile
- Manuskript
- Nachlass
- Rechtsschutz von Schriftzeichen (kein Urheberrechtsschutz für Autographe)
- Testament (eigenhändiges)
Weblinks
- Kalliope-Verbund: Sucheinstieg für Nachlässe und Autographen in Deutschland
- Waller-Collection der Universität Uppsala digitalisiert
- Datenbank mittelalterlicher deutscher Autographen
- Digitale Bibliothek der Autographen Johann Sebastian Bachs
- Sammlung von digitalisierten Autographen Franz Schuberts
- Autographensammlung Dr. Georg Heberlein zur Militärgeschichte digitalisiert
- Arbeitsgemeinschaft der Autographensammler e.V.