Bandweberei
Bandweberei (auch: Bandwirkerei) ist eine Technik zur Herstellung von Bändern und anderen schmalen Textilien mit beidseitig festen Kanten. Textile Bänder werden für technische Zwecke, als Pflegeetiketten für Kleidung oder Etiketten zur Markenkennzeichnung und als Zier für verschiedenste Verwendungen benutzt.
Im Gegensatz zum sogenannten Brettchenweben, mit dem ebenfalls gemusterte Bänder hergestellt werden, findet die Bandweberei mit denselben Webtechniken statt wie die sonstige Flachweberei, d.h. die Bänder werden in Leinwandbindung oder Ripsbindung mit Hilfe von Bandwebstühlen oder Bandwebkämmen hergestellt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bandweben ist eine sehr alte Kunstfertigkeit. Bereits die Indogermanen haben auf ihren Wanderungen die Muster mitgebracht, die heute noch gewebt werden bzw. in Museen auf Bändern vorhanden sind. Rund um die Ostsee hat sich dieses Kunsthandwerk lange gehalten.
Als die Industrialisierung einsetzte, stellten Bandweber meist in Heimarbeit Bänder aus Leinen, Baumwolle, Seide und anderen Materialien auf einem Bandwirkrahmen oder einem oft mehrgängigen Bandstuhl her. Die Hausbandweber hatten eine Werkstatt in einem „Shed“ genannten Anbau ihres Hauses oder auf dem Dachboden. Zu ihren Produkten gehörten u. a. Hut-, Geschenk- und Schreibmaschinenbänder. Die Bandweberei war traditionell vor allem im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf. im Remscheider Stadtteil Lüttringhausen und im übrigen Bergischen Land (wo man in der Regel von Bandwirkerei sprach), sowie in Sachsen (z.B. seit 1680 in Großröhrsdorf) und Krefeld ansässig.
Auch als die Bandwebmühlen den großen Bedarf an Bändern deckten, hat das häusliche Bandweben weiter bestanden. Es wurde auf Bandwebkämmen gewebt, die reich verziert aus Holz geschnitzt waren und häufig als Brautgeschenk verwendet wurden. Der jüngste datierte Bandwebkamm stammt aus dem Jahre 1892 (Jamund), das jüngste Band, welches im Museum liegt, stammt von 1912 (Museum Europäischer Kulturen, Berlin). Noch 1935 wurde eine ältere Dame beim Weben von Schürzenbändern fotografiert (Jamund).
Heute werden Bänder auf automatisch laufenden Bandwebmaschinen fabriziert, auf denen bis zu 80 Bänder nebeneinander gewebt werden können.
Bandwebmaschinen
Seit etwa den 1970er Jahren werden schmale Textilien vorwiegend auf Nadelwebmaschinen gewebt, nur für spezielle Zwecke werden auch Schützenwebmaschinen oder breite Webmaschinen verwendet.
Nadelwebmaschinen
Herkömmliche Nadelwebmaschinen für verschiedene Zwecke sind zur Herstellung von bis zu 35 cm breiten Bändern ausgelegt. Die Maschinen werden je nach Breite des gewebten Bandes mit 2 bis etwa 14 Webbahnen gebaut. Die Kettfäden werden entweder vom geschärten Kettbaum oder vom Spulengatter den einzelnen Webbahnen zugeführt. Der Schusseintrag erfolgt von einer Seite des Webfaches mit Hilfe einer Lochnadel und mit einer Geschwindigkeit bis zu 1500 Schuss/min. Wirknadeln an beiden Seiten der Webbahn bilden Maschen, die sie miteinander oder mit einem zusätzlichen Schussfaden verbinden und somit die Gewebekanten verfestigen. So entsteht eine „echte“, also keine abgeschnittene Webkante.
Die Maschinen können mit einer Jacquardeinrichtung für komplexe Muster mit bis zu mehreren Dutzend Farben oder für Bänder mit wechselnder Breite mit zwei Websystemen hintereinander ausgestattet sein.
Spezialmaschinen werden zur Fertigung elastischer Bänder, Sicherheitsgurten, von Gardinenband, Saumband und anderen verwendet.
Schützenbandwebmaschinen
Dieser Maschinentyp ermöglicht die effiziente Herstellung von besonders dichten Geweben oder auch für Schläuche mit röhrenförmigen Verzweigungen, wie sie für Blutfilter oder Benzinfilter benötigt werden. Schützenwebstühle können zurzeit maximal 300 Schuss/min bei einer max. Bandbreite von 85 mm arbeiten. Die Kanten von flachen Bändern müssen in der Regel mit einer speziellen Gewebebindung verfestigt werden (Hohlbindung).
Maschinen können mit Jacquardvorrichtung und mit bis zu 4 Schusssystemen übereinander ausgestattet sein.
Breite Webmaschinen
Greifer- oder Luftdüsenwebmaschinen verwendet man beispielsweise für die Herstellung von Etiketten. Diese fertigen zuerst eine breite Gewebebahn. Das fertige Gewebe wird anschließend an der Webmaschine mit einer mechanischen oder thermischen Schneidvorrichtung zu Bändern mit einer Breite ab 6 mm geschnitten.
Siehe auch
Literatur
- Alois Kießling, Max Matthes: Textil-Fachwörterbuch. 5. Auflage. Schiele & Schön, Berlin 1993, ISBN 3-7949-0546-6.
- Heinz Hennig, Christa Aipperspach, Johann. Bauer: Gewebetechnik. 2. Auflage. Friedr. Vieweg + Sohn, Wiesbaden 1983, ISBN 978-3-528-04114-4.
- Sabine Schachtner: Märkische Hausbandweber. Arbeit und berufsbezogene Einstellung „selbständiger Lohnarbeiter“. 1986 (Volltext als PDF)
- Herbert Vogler: "Aus der Geschichte der Bandweberei", In: Band- und Flechtindustrie Jahrg. 39 (2002), S. 62-65.