Bayerisches Eisenbahnmuseum
Das Bayerische Eisenbahnmuseum (BEM) ist ein privates Eisenbahnmuseum in Nördlingen, das 1985 seine Fahrzeugsammlung auf dem Gelände des 1982 stillgelegten Bahnbetriebswerks Nördlingen unterbrachte. Mit über zweihundert Originalfahrzeugen ist es das größte private Eisenbahnmuseum Süddeutschlands. Die gesammelten Exponate richten sich nach dem eisenbahn-historischen Wert des Objektes. Aus diesem Grund sind teilweise vorhandene Objekte noch im "Original-/Ursprungszustand" der Erwerbung und werden sukzessive als Ausstellungsobjekt aufgearbeitet. Träger des Museums ist der gleichnamige Verein, der sich fast nur aus Mitgliedsbeiträgen, Eintrittsgeldern, Spenden und den Erlösen aus Fahrten bzw. Veranstaltungen finanziert. Einzelne Projekte werden dankenswerterweise durch Sponsoren unterstützt. Das Areal des Museums erstreckt sich über ca. 35.000 m² und umfasst den 15-ständigen Lokschuppen, die ehem. Triebwagenhalle, einen funktionsfähigen Wasserturm, ehem. Verwaltungsgebäude, Werkstätten, Lokbehandlungsanlagen, Abstellgleise, eine Drehscheibe und vieles mehr. Bei größeren Veranstaltungen gibt es oft zu wenig Parkplätze vor dem Museumseingang.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bereits 1849 entstand mit dem Bau der Ludwig-Süd-Nord-Bahn von Lindau nach Hof in Nördlingen eine Werkstätte für die Instandhaltung von Lokomotiven und Wagen. Aus dieser Zeit stammt noch der Trakt 3 des Ringlokschuppens in seinen originalen Hauptbestandteilen; die Trakte 1 und 2 folgten. Diese Trakte wurden später aufgrund der größeren Längenmaße der neuen Lokomotiven nach vorne und teilweise auch nach hinten erweitert, d. h. angebaut, wodurch sich heute eine gewisse "Enge" zur Drehscheibe hin ergibt. Auch die Werkstattgebäude stammen aus der Zeit vor 1900, ebenso der Grundriss der, erst als „Montirung“ bezeichneten, Triebwagenhalle. Die Anlagen wurden im Laufe der Zeit bis 1937 ständig erweitert und dem Bedarf angepasst. Die letzte Erweiterung wurde von 1935 bis 1937 vorgenommen, als die Lokschuppenstände verlängert und eine 20-Meter-Drehscheibe eingebaut wurde.
Einen großen Einschnitt in die Geschichte brachten die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges in den Jahren 1944 und 1945, als weite Teile des Betriebswerks zerstört wurden. Verschont blieben lediglich Trakt 2 und 3 des Ringlokschuppens neben den Werkstattgebäuden und dem Wasserturm. Die Anlagen wurden noch in den Jahren bis 1949 teilweise modernisiert wieder aufgebaut.
In einer kurzen Blütezeit erlebte das Betriebswerk noch die Zuteilung von Dieseltriebfahrzeugen (V 100 und VT 98) und Akkutriebwagen ETA 150. Schon 1966 endete die planmäßige Beheimatung von Dampflokomotiven. Mit der Elektrifizierung der Riesbahn Donauwörth–Aalen und Neuoffingen–Ingolstadt wurden viele Dieseltriebfahrzeuge entbehrlich, sodass 1982 das Betriebswerk als eigenständige Dienststelle geschlossen wurde. Die Stilllegungen der von Nördlingen ausgehenden Nebenbahnen taten ihr übriges, um in den gesamten Bahnhof Nördlingen Stille einkehren zu lassen. 1985 wurde auch die Bahnmeisterei aus dem Gelände ausgelagert und der Betrieb als Außenstelle des Betriebswerkes Augsburg aufgegeben.
Aus den Anfängen, als EC 18 528 am 15. Juni 1969 gegründet und später in Eisenbahnclub München (ECM) umbenannt, erwuchs schließlich der Verein Bayerisches Eisenbahnmuseum e. V. (Umbenennung erfolgte mit dem Bezug des Museums in Nördlingen 1985), der heute alleiniger Träger des Museums ist. Die Fahrzeugsammlung wurde in München an unterschiedlichen Standorten aufgebaut und litt an Raumnot. Im Herbst 1985 übernahm das Bayerische Eisenbahnmuseum die teilweise demontierten Anlagen in Nördlingen, in denen die Fahrzeuge der Museumsbahn Monheim-Fünfstetten schon in den Jahren zuvor überwintert hatten. Seitdem wird in mühevoller Kleinarbeit versucht, wieder ein komplettes Bahnbetriebswerk einzurichten. So mussten einige Gleise neu verlegt und etliche Lokschuppenstände wieder an die Drehscheibe angeschlossen werden. Daneben wurden noch drei Wasserkräne neu installiert, um den Zustand der Dampflokomotiv-Zeit zu erhalten. Ziel ist es, ein Betriebswerk der 50er Jahre dem Besucher zu zeigen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Museumskonzeptes ist die betriebsfähige (und somit aufwendige und teuere) Präsentation von unterschiedlichen Fahrzeugen. Die museumseigenen Strecken von Nördlingen nach Feuchtwangen (Endbahnhof dieser Strecke ist Dombühl) und nach Gunzenhausen ermöglichen unterschiedliche Züge in der Zusammenstellung und bieten dem Besucher das Erlebnis vergangene Zeiten der Eisenbahn hautnah im realen Verkehr nochmals zu erleben. An bestimmten Veranstaltungen werden Maschinen im Museum im Betrieb gezeigt bzw. Fahrten auf den genannten Stecken durchgeführt. Geprüfte Vereins-Mitglieder übernehmen dabei die notwendigen eisenbahntechnischen Funktionen. Da mehrere Schnellzuglokomotiven betriebsfähig sind, kann ein Fernfahrtenprogramm mit Sonderzügen in Eigenregie angeboten werden. Durch die Dampflokomotiven werden Ruß und Wasser im Betrieb abgegeben, es muss deshalb mit einem gewissen Schmutzanteil an einzelnen Fahrzeugen gerechnet werden. Erwähnenswert ist im Zusammenhang der musealen Ausstellung die Jugendgruppe, die selbständig Objekte aus dem Fundus vom "Schrotthaufen" zur Ausstellunglok aufarbeitet.
Anschrift
Bayerisches Eisenbahnmuseum e.V., Am Hohen Weg 6a, 86720 Nördlingen
Bahnbetrieb
Museumsbahnen
Der Verein Bayerisches Eisenbahnmuseum e. V. führt mittels seiner Tochtergesellschaft, der BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH auf der Strecke nach Gunzenhausen (Länge 39 km), auf dem Abschnitt Nördlingen–Feuchtwangen der Strecke nach Dombühl (Länge 43 km), sowie auf dem verbliebenen Abschnitt Landshut–Neuhausen der Bahnstrecke Landshut–Rottenburg (Länge 14 km) Verkehr mit historischen Fahrzeugen der Spurweite 1.435 mm mit Dampf- oder Dieselbetrieb durch. Teilweise findet der Museumsbahnbetrieb auf Abschnitten der Riesbahn bis Möttingen (Länge 9 km) oder Harburg (Schwaben) (Länge 18 km) statt, hier können außerdem auch Züge mittels Elektrischem Betrieb (15 kV, 16 2/3 Hz-Wechselstrom) gefahren werden. Durch mehrere betriebsfähige Schnellzugdampflokomotiven ist es möglich ein Fernfahrenprogramm (in der Regel Tagesausflüge) mit wechselnden Zielen durchzuführen, in der Adventszeit werden Stadtrundfahrten in München und Landshut angeboten.
BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH
Die Tochtergesellschaft BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH (BayernBahn) betreibt als Eisenbahninfrastrukturunternehmen die von der Deutschen Bahn gepachteten Strecken, die von Nördlingen nach Dombühl und nach Gunzenhausen führen, sowie die Bahnstrecke Landshut–Neuhausen; diese weisen zusammen eine Gesamtlänge von 108 Kilometern auf.<ref name="BayernBahn_EIU">Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen (EIU). BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH, 2013, abgerufen am 22. Oktober 2013. </ref> Als Eisenbahnverkehrsunternehmen stellt die BayernBahn Leistungen im Güterverkehr/Cargo-Logistik, im Bereich Arbeitszüge/Baulogistik und Sonderverkehr, wie Sonderfahrten (auch mit Museumsfahrzeugen) und Schiebelokomotiven. Durch die gute Werkstattausstattung des ehem. Betriebswerkes können ebenso Werkstattleistungen zur Wartung, Reparatur, Instandhaltung oder Aufarbeitung externer Fahrzeuge angeboten werden.
Seit einigen Jahren werden zudem teils stattliche Güterzüge im Nördlinger Umkreis gefahren, so z.B. Holz und Holzprodukte. Hierbei werden normalerweise Dieselloks der Baureihen V 100 und V 60 genutzt, teilweise aber auch die Dampfloks des Museums. Seit Januar 2010 befährt täglich ein Güterzug den Streckenabschnitt zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen mit einer V60. Diese holt den Zug bei der Firma Schwarzkopf ab, bringt ihn nach Gunzenhausen und übergibt ihn einer Lok der BR 142 oder BR 139, die ihn nach Monheim am Rhein in das Logistikzentrum der Firma Henkel bringt. Der Zug besteht aus 16 bis 20 gedeckten Güterwagen.<ref name="AA_20100216">Kosmetik fährt klimafreundlich mit dem Zug. Augsburger Allgemeine, 16. Februar 2010, abgerufen am 26. August 2011. </ref>
Exponate
Eine Auswahl der betriebsfähigen Lokomotiven (Stand Januar 2015, Maschinen teilweile im Besitz der BayernBahn Betriebsgesellschaft mbH):
- LAG 7 FÜSSEN, 1889 (Dampf)
- Ries, 1941 (Dampf)
- 44 546, 1941 (Dampf)
- 50 0072, 1939 (Dampf)
- 52 8168, 1943 (Dampf)
- 01 066, 1928 (Dampf)
- 01 180, 1936 (Dampf)
- 41 1150, 1939 (Dampf)
- V 60 860, 1955 (Diesel)
- V 100 1365, 1963 (Diesel)
- E 63 02, 1935 (Strom)
- E 94 192, 1956 (Strom)
- 139 287, 1963 (Strom)
- 140 438, 1963 (Strom)
- 140 856, 1973 (Strom)
- u. a.
in Aufarbeitung:
- 18 487 (S 3/6 - 3673) ,1918 (Dampf) -> gewünscht bis 2018
- 64 520, 1941 (Dampf) -> vorgesehen für die Strecke nach Feuchtwangen
- Emma, 1936 (Dampf) -> vorgesehen für die Stecke in Landshut
- u.a.
vorhandene Dampflokomotiven
Baureihe | Hersteller | Baujahr/Fabriknummer | Bemerkung |
---|---|---|---|
01 180 | Henschel | 1936/22923 | betriebsfähig, 98 80 0001 180-3 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
01 2024 | Henschel | 1927/20827 | Ersatzteilspender – nicht ausgestellt |
01 2066 | Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft | 1928/9020 | betriebsfähig, 98 80 0001 066-4 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
18 478 | Maffei | 1918/4536 | Bayerische S 3/6 3673, Exponat im Lokschuppen, z. Zt. in Aufarbeitung, 90 80 0018 478-2 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
22 029 | Linke-Hofmann-Busch | 1924/2925 | Exponat im Freigelände |
22 064 | Henschel | 1924/20216 | Exponat im Freigelände |
38 3180 | Linke-Hofmann-Busch | 1921/2257 | Exponat im Lokschuppen |
41 1150 | Schichau | 1939/3356 | betriebsfähig, 90 80 0041 150-8 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
42 2768 | Wiener Lokomotivfabrik Floridsdorf | 1944/17654 | Exponat im Freigelände |
44 381 | Maschinenfabrik Esslingen | 1941/4446 | Exponat im Lokschuppen |
44 2546 | Krauss-Maffei | 1941/16151 | betriebsfähig, 90 80 0044 546-4 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
50 0072 | Krauss-Maffei | 1940/15832 | betriebsfähig, 90 80 0050 072-4 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
50 778 | Henschel | 1941/25862 | Exponat im Lokschuppen |
50 955 | Krupp | 1941/2320 | Exponat im Freigelände, z. Zt. in Komplettierung |
50 3600 | Henschel | 1941/25859 | Exponat im Lokschuppen |
50 4073 | Lokomotivbau Karl-Marx | 1960/124073 | nicht ausgestellt, Exponat z. Zt. in Komplettierung |
52 2195 | Henschel | 1943/27046 | Exponat im Freigelände |
52 3548 | Krauss-Maffei | 1943/16685 | Exponat im Freigelände |
52 8168 | Krauss-Maffei | 1943/16711 | betriebsfähig, 90 80 2528 168-8 D-BYB (europäische Fahrzeugregisternummer) |
54 1695 | Maffei | 1922/5395 | Bayerische G 3/4 H, nur Fragmente aus Bombenangriff erhalten, Exponat im Freigelände |
CFR 50.227 (57 3525) | Rheinmetall | 1926/913 | Exponat im Lokschuppen |
64 520 | Jung | 1941/9270 | nicht ausgestellt, Exponat z. Zt. in Aufarbeitung |
89 837 | Krauss | 1921/7917 | Bayerische R 3/3, Exponat im Lokschuppen |
91 406 | Schichau | 1902/1184 | Denkmal am Eingang |
94 1697 | Berliner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft | 1918/8401 | Exponat im Lokschuppen |
7 „Füssen“ | Krauss | 1889/2051 | betriebsfähig, nicht ausgestellt |
2, „Grüner Heiner“ | Krauss | 1929/8478 | Schmalspur, Denkmal am Eingang |
3 „Luci“ | Orenstein & Koppel | 1916/7790 | Exponat im Lokschuppen |
2 „Emma“ | Krauss-Maffei | 1936/15585 | nicht ausgestellt, Exponat z. Zt. in Aufarbeitung |
„Virgilio“ | Maffei | 1902/2311 | nicht aufgearbeitet, Exponat im Freigelände |
4 | Maffei | 1913/3884 | Dampfspeicherlok, Exponat im Lokschuppen |
5 | Hohenzollern | 1918/3869 | Dampfspeicherlok, Exponat im Freigelände |
- | Krauss | 1912/6601 | Dampfspeicherlok, Exponat im Lokschuppen |
TAG 8 | Krauss-Maffei | 1943/16317 | Fahrwerk ex E79 02, Exponat im Lokschuppen |
9 „Ries“ | Henschel | 1941/26165 | betriebsfähig, nicht ausgestellt |
Als jüngstes Exponat konnte eine Dampflokomotive von 1902 der ehemals preußischen Baureihe T 93 erworben werden, Maschinen dieses Typs waren Jahrzehnte im Bahnbetriebswerk Nördlingen stationiert und überwiegend im Rangierdienst in der Lokeinsatzstelle Donauwörth und auf den von Nördlingen ausgehenden Bahnen nach Dombühl, Gunzenhausen/Pleinfeld und Wemding im Einsatz. Die 91 406 hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg nach Finnland verschlagen, jetzt wurde die Lok nach Deutschland zurückgeholt.
Die Maschine ist bei der Lokomotivfabrik Schichau in Elbing unter der Fabriknummer 1184 gebaut worden und wurde im Jahr 1935 an die private Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn südlich Berlins verkauft, wo sie dann 1943 oder 1944 einen Bombentreffer erlitt. Die notwendigen Reparaturen sollten im besetzten Belgien durchgeführt werden, wo sie aber von der vorrückenden Frontlinie quasi überrollt wurde und schließlich in Belgien blieb. Im Jahr 1949 gab es dort eine Anfrage der finnischen Papierfabrik Yhtyneet Paperitehtaat Valkeakoski zum Kauf zweier Rangierlokomotiven, wobei die Wahl auf Loks der Reihe 91 fiel, darunter die 91 406.
Nach der Instandsetzung erfolgte im Mai 1949, in fünf Kisten verpackt und per Seeschiff verfrachtet, die Ablieferung an den Besteller. Der tägliche Einsatz dauerte bis 1965, anschließend wurde die Lok für ein geplantes finnisches Eisenbahnmuseum hinterstellt. Derzeit zeigt sie sich in der finnischen Farbgebung.
Am 6. Januar 2016 wird die Lok im Rahmen der Veranstaltung „Eisenbahn für Groß und Klein am Drei-Königs-Tag“ erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.<ref>http://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/Diese-Lok-hat-eine-wechselvolle-Geschichte-hinter-sich-id36374942.html</ref>
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
Koordinaten: 48° 51′ 1″ N, 10° 29′ 58″ O{{#coordinates:48,8503|10,4995|primary
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