Behrenstraße


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Behrenstraße
Straße in Berlin
Hintere Fassade der DZ-Bank in der Behrenstraße
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Mitte
Angelegt 17. Jahrhundert
Neugestaltet schrittweise seit 1991
Anschlussstraßen Ebertstraße,
Hinter der Katholischen Kirche
Querstraßen Cora-Berliner-Straße (südlich),
Wilhelmstraße,
Mauerstraße (südlich),
Glinkastraße,
Friedrichstraße,
Charlottenstraße,
Markgrafenstraße (südlich),
Hedwigskirchgasse (südlich)
Plätze Bebelplatz
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV
Technische Daten
Straßenlänge 1150 Meter
Datei:Behrenstr west 1799.jpg
Der westliche Abschnitt der Behrenstraße im Jahr 1799 mit Hausnummern und Namen der Eigentümer, Ausschnitt aus dem Berliner Adressbuch<ref>Verlauf der Behrenstraße und Anwohner. In: Karl Neander von Petersheiden: Anschauliche Tabellen, 1799, S. 5.</ref>
Datei:Behrenstr ost 1799.jpg
Der östliche Abschnitt der Behrenstraße im Jahr 1799

Die Behrenstraße liegt im Berliner Ortsteil Mitte des gleichnamigen Bezirks. Sie verbindet die Ebertstraße mit dem Bereich am Bebelplatz und der Straße Hinter der Katholischen Kirche. Sie wurde Ende des 17. Jahrhunderts auf einem früheren Befestigungswall der Dorotheenstadt angelegt. Seit 1706 trägt sie den Namen von Johann Heinrich Behr, der die Errichtung der hier beginnenden Friedrichstadt plante und umsetzte.

Die zentrale Lage dieser Straße führte frühzeitig zu einer überregionalen Bedeutung bei Anwohnern und Anliegern. Hier befanden und befinden sich viele Banken (Berliner Bankenviertel), Verwaltungsgebäude und kulturelle Einrichtungen. Die im Zweiten Weltkrieg aufgrund ihrer Nähe zu den Regierungsbauten stark zerstörte Straße wurde frühzeitig enttrümmert und wieder benutzbar hergerichtet. Die erhaltenen historischen Gebäude stehen unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die heutige Straße folgt etwa dem Verlauf der früheren Stadtbefestigung der Dorotheenstadt, dem Hornwerk. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Wall eingeebnet. Zunächst wurden Wohnhäuser errichtet, zu Beginn des 19. Jahrhunderts wichen diese neuen prunkvolleren Büro- und Geschäftshäusern. Vor allem die gerade entstehenden Banken erwarben den Baugrund und ließen meist von renommierten Architekten ihre Zentralen hier errichten. Bis in die 1920er Jahre füllten bald diese Gebäude ganze Straßenkarrees entlang der Behrenstraße.<ref name="BKD" />

Geschichte einiger Bauwerke in der Behrenstraße und ihrer Bewohner

(Auswahl)

Die listenhafte Darstellung nennt die Baujahre, die Besitzer bzw. Nutzer und ggf. die Architekten.<ref name="BKD" /> Die Hausnummern folgen der Nummerierung aus dem Jahr 1800. Diese beginnt an der Wilhelmstraße, verläuft auf der südlichen Straßenseite und kehrt nördlich bis zur Ebertstraße zurück.

Behrenstraße 1–20

Nummer 1/2

  • 1875 bis nach 1900: Berliner Filiale der Mitteldeutschen Creditbank.<ref name="AB.1875">Hausnummern der Behrenstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1875, Teil 2, S. 30.</ref>
  • 1920 befand sich hier die Entente-Kommission des Auswärtigen Amtes.<ref name="AB.1920">Behrenstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil 3, S. 54.</ref>
  • 1930 ist die Deutsche Rentenbank der Hauptnutzer des Gebäudes.<ref name="AB.1930">Behrenstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1930, Teil 4, S. 67.</ref>
  • 1982 wurde hier eine Schwimmhalle für Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft errichtet.<ref>Der Sowjetführer wacht nicht mehr. In: Der Tagesspiegel, 14. Februar 2011</ref>

Nummer 3

Nummer 6–8

  • 1933 befand sich dort das Haus der Commerz- und Privat-Bank A.-G

Nummer 7, 7a

  • um 1875: Literarisches Büro des Königlichen Staatsministeriums.<ref name="AB.1875" />
  • 1872/1873: (7a, Ecke Mauerstraße 33): Norddeutsche Grundcredit-Bank, nach Plänen und unter Leitung der Architektensozietät Kayser & von Großheim für 160.000 Taler errichtet. Im Erdgeschoss befand sich das Geschäftslocal der Bank, in den darüber liegenden zwei Stockwerken je eine große luxuriöse Wohnung. Die Fassaden sind im Stil italienischer Palastarchitektur gehalten. Als Baumaterial kam für die Gesimse und weitere Architekturteile schlesischer Sandstein zum Einsatz. Die Flächen und Quader sind abgeputzt.<ref>Gebäude der Norddeutschen Grundcreditbank in Berlin, Behrenstraße 7a (PDF) In: Zeitschrift für Bauwesen, 1875, S. 127/128</ref> Später zogen in die frei werdenden Wohnungen weitere Verwaltungen wie 1885 die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft<ref>Rudolf Fitzner: Deutsches Kolonial-Handbuch: Ergänzungsband. Vero Verlag, 2014, ISBN 3-7372-0218-4, S. 111</ref> oder die Deutsche Palästina-Orient-Gesellschaft ein.<ref name="AB.1900" />

Nummern 9/10

Nummer 13

  • Um 1875: Mesersche Hof-Musikalien-Handlung<ref name="AB.1875" />

Nummern 14–16

Nummern 17–20

  • nach vollständiger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg entstand an dieser Stelle ein Parkhaus. Das Parkhaus wurde um 2012 abgerissen, dort errichtet der Investor Frankonia Eurobau AG für rund 76 Millionen Euro das Palais Behrens. Hauptmieter des für 2015 geplanten Gebäudes werden die Fernsehanstalten RTL und n-tv sein.<ref>RTL zieht in die Behrenstraße. In: Berliner Zeitung, 8. Juli 2014, S. 15.</ref>

Nummern 18/19

Nummer 20

Behrenstraße 21–39

Nummern 21/22

Nummer 24

Nummern 25/26

Nummer 28

  • Um 1875: Verwaltung der Cuxhavener Dampfschiff- und Hafen-Aktiengesellschaft.<ref name="AB.1875" />

Nummer 29

  • 1920 ist das Christliche Vereinshaus Junger Männer und das Christliche Hospiz hier als Nutzer vermerkt.<ref name="AB.1920" />

Nummer 31

  • 1777–1801: Wohnhaus des Künstlers/Kupferstechers Daniel Chodowiecki.
  • Um 1875 (Nummern 30/31): Bankgeschäfte von Richter & Co und Coppel & Co.<ref name="AB.1875" />

Nummer 32

Nummer 32/33

Nummer 35

  • 1895–1897: Neubau für die Pommersche Hypotheken-Aktienbank, aus der um 1910 die Berliner Hypothekenbank AG hervorging.<ref name="AB.1910" />
  • 1920 ist das Gebäude im Besitz der Dresdner Bank.<ref name="AB.1920" />
  • 1923: Umbau<ref>Baudenkmal Behrenstraße 35</ref>

Nummern 36–39

Behrenstraße 40–59

Nummer 40

Nummer 41

  • 1788–1794: als Sitz der Allgemeinen Witwen-Verpflegungs-Anstalt (General-Witwenkasse)<ref name="AB.1822" /> errichtet.
  • 1800–1832: Wohnsitz des preußischen Innenministers Friedrich von Schuckmann.<ref name="AB.1822" />
  • ab 1832: Verkauf und Zusammenlegung mit dem Gebäude Unter den Linden 37, Käufer war der Prinz und spätere Kaiser Wilhelm I. In diesem Haus wohnten dann etliche Angestellte des Kaiserhofs wie Palastdamen und ein Kastellan.

Nummer 42

Nummern 42–45

Nummer?
(neu: Nummer 30)

  • 1811–1813: Wohnhaus der Schriftstellerin Rahel Varnhagen von Ense.
  • 1820: Wohnhaus von Wilhelm von Humboldt, nachdem er zum 31. Dezember 1819 aus dem preußischen Staatsdienst entlassen worden war.<ref name="AB.1822" />

Nummer 46

Nummer 47

  • Haus Trarbach (Weinhandlung/Gastronomie; Architekt: Richard Walter, Friedenau).<ref name="Creutz" />
Datei:Bierpalast Schultheiss Behrenstr 49 1897 zeno org.jpg
Behrenstraße 49, Bierpalast der Schultheiss-Brauerei 1897

Nummer 48 um 1800 gebaut und 1909 abgebrochenes zweigeschossiges Haus.

Nummer 49

  • Bierpalast der Schultheiss-Brauerei.

Nummern 50–52

  • um 1850 (Nr. 50): Sitz des Königlichen Eisenbahn-Commissariats von Preußen.<ref>Alle Bewohner der Behrenstraße nach Hausnummern geordnet. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1850, Teil 2, S. 10.</ref>
  • um 1875: Kaiserlich-Deutsches Postamt Nr. 49.
  • um 1875: Aktiengesellschaft Passage Friedrichstraße.<ref name="AB.1875" /> (Kaisergalerie Behrenstr. 50–52, Unter den Linden 22–23, Friedrichstraße 163/164).<ref>dm-aktie.de</ref>

Nummern 53–58

  • Auf den Grundstücken 53–58 befanden sich im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Gebäude, die als Theater- oder Festsäle genutzt wurden. Sie wurden mehrfach um- und neugebaut. Vor allem im 18. Jahrhundert handelte es sich um die Innenbebauung auf den Höfen zur Straße Unter den Linden. Diese war über mehrere Tordurchfahrten der Vorderhäuser in der Behrenstraße sowie Unter den Linden zugänglich; damit firmierten dieselben Baulichkeiten teilweise unter verschiedenen Anschriften. Für mehrere dieser Einrichtungen war auch inoffiziell die Bezeichnung Theater in der Behrenstraße oder An der Behrenstraße üblich.
  • Nummer 54: im 19. Jahrhundert die Privatbank R. Oppenheim & Sohn<ref>R. Oppenheim & Sohn. In: Berliner Adreßbuch, 1874, Teil 1, S. 600. „Behrenstraße 54“.</ref>
  • Nummern 53/54: ab 1928 Theater in der Behrenstraße, zuvor unter der Direktion von Alex Braune das „Metropol-Kabarett“.
  • Nummer 55: vor 1764–1775 Schuchisches Comödienhaus, unter anderem mit Erstaufführungen von Gotthold Ephraim Lessings Emilia Galotti 1772 und Goethes Götz von Berlichingen.
    Von 1775 bis 1789: Döbbelinsches Theater von Carl Theophil Doebbelin, unter anderem Uraufführung von Gotthold Ephraim Lessings Nathan der Weise 1783
    ab 1789: Gründung und vorläufiger Standort des Berliner Nationaltheaters.
  • Nummern 55–57: 1892–1897 nach dem Entwurf von Hermann Gottlieb Helmer und Ferdinand Fellner 1891–1892 im Stil des Wiener Barock für das Theater Unter den Linden neu errichtet und über die Kleine Lindenpassage mit Unter den Linden verbunden,
    1898–1945 Standort des Metropol-Theaters, dabei 1928 von Alfred Grenander im Inneren umgestaltet
    Seit 1947 Standort der Komischen Oper. Wegen starker Kriegsbeschädigungen der Eingangsfassade 1966/1967 unter Leitung von Kunz Nierade komplett umgestaltet und mit Kupferschmuck aus der Werkstatt von Fritz Kühn versehen. Das zentrale Treppenhaus und der Zuschauerraum sind jedoch weitestgehend erhalten geblieben.<ref name="BKD" /><ref>Baudenkmal Behrenstraße 54–57</ref>
  • Nummer 56: Hier wohnte in seinen letzten Jahren der Komponist Otto Nicolai,<ref>Nicolai, Otto. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1849, S. 338. „Behrenstraße 56“.</ref> Anfang des 20. Jahrhunderts wies eine Gedenktafel darauf hin.
  • Nummer 56–58: bis 1890 Sitz des Actien-Bau-Vereins.<ref name="AB.1875" />
  • Nummer 58: der Erzähler Paul Heyse verlebte hier seit 1837 seine Kinder- und Jugendjahre.<ref name="lier">Werner Liersch: Dichters Ort: ein literarischer Reiseführer. Rudolstadt 1985, S. 13</ref>

Nummern 58/59

  • 1822 wird unter der Nummer 59 „eine Mauer“ angegeben.<ref name="AB.1822" />
    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auf diesen beiden Grundstücken die ehemalige Kanonierstraße verlängert und in Glinkastraße umbenannt.

Behrenstraße 60–74

Datei:Berlin, Mitte, Behrenstraße 64-65, Schule der Russischen Botschaft.jpg
Schule, Gebäudekomplex der Russischen Botschaft, Behrenstraße 64/65

Nummer 61

Nummer 64 Das Gebäude gegenüber der Mündung der Mauerstraße in die Behrenstraße wurde um 1840 als Wohnhaus errichtet. Ab 1871 wurde unter der Anschrift „Kleine Mauerstraße 4–5“ das Hotel Windsor betrieben. Diese Gasse verband die Behrenstraße mit Unter den Linden und hatte geschlossene Straßenfronten. Die Gebäude waren über einen Durchgang im Erdgeschoss erreichbar. Erst nach dem Wiederaufbau um 1950 wurde die Kleine Mauerstraße aufgehoben.<ref>Baudenkmal Behrenstraße 64</ref>

Datei:Berlin-Mitte Behrenstr 05-2014.jpg
Gebäudekomplex der Russischen Botschaft in der Behrenstraße

Nummer 66

Nummer 69

  • 1820: Wohnung des Hof- und Dompredigers Theremin.
  • 1875: Berlinische Lebens-Versicherungs-Gesellschaft<ref name="AB.1875" />

Nummer 70

  • 1875: Großherzogliche Badische Gesandtschaft<ref name="AB.1875" />

Nummern 71/72 (Nr. 71 identisch mit der Nr. 12 vor 1800)

  • April 1821–1822: Wohnhaus von Heinrich Heine, der dort ein möbliertes Zimmer in der dritten Etage bezog und sein Jurastudium an der Berliner Universität aufnahm.<ref name="lier" />
  • 1901–1903: Erweiterungsbau für das Preußische Kultusministerium durch Paul Kieschke,<ref>Baudenkmal Wilhelmstraße 60 Ecke Behrenstraße</ref> um 1910 ist das Ministerium für pp geistliche Angelegenheiten im Adressbuch angegeben.<ref name="AB.1910" />

Nummer 72 (Rückseite der Akademie der Künste) Wurde erst nach der Verlängerung der Behrenstraße über die Wilhelmstraße hinaus bis zur Ebertstraße eingerichtet. Standort des Adlon-Palais, in dem sich der China Club Berlin über mehrere Etagen erstreckt. In dem Gebäude, das dem Hotel Adlon gehört und seine Rückseite bildet, befindet sich Parterre und im Untergeschoss das Felix Clubrestaurant.

Nummer 73 Vom kanadischen Architekten Frank Gehry im Stil des Dekonstruktivismus entworfen. Bauphase von 1996 bis 1999. Wurde erst nach der Verlängerung der Behrenstraße über die Wilhelmstraße hinaus bis zur Ebertstraße eingerichtet. Appartements (Rückseite DZ Bank), Wohnsitz von Gerhard Schröder.<ref>Vera Kämper: Schröders neue Heimat bröckelt. Spiegel Online, 1. Dezember 2005</ref>

Nummer 74 Bis 1945 und seit 2004: Botschaft der Vereinigten Staaten.

Vorhandene Bauwerke und Sehenswürdigkeiten mit abweichender Postanschrift

Weblinks

Commons Commons: Behrenstraße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references> <ref name="BKD">  Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin-II. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 192 ff.. </ref> <ref name="Creutz">  M. Creutz: Der Neubau „Haus Trarbach“ (PDF). In: Berliner Architekturwelt. Nr. 8.1906, H. 2, S. 61–76 (PDF; 17,4 MB). </ref> </references>

52.51543888888913.386094444444Koordinaten: 52° 30′ 56″ N, 13° 23′ 10″ O{{#coordinates:52,515438888889|13,386094444444|primary

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