Berthold Schwarz
Berthold Schwarz (auch Bertold Schwarz, Berthold der Schwarze oder Bertholdus Niger) war ein Freiburger Franziskanermönch und Alchemist des 14. Jahrhunderts. Er soll um 1359 (nach anderen Angaben 1353) durch Zufall das Schwarzpulver und die Kanone entdeckt haben. Er wird heute überwiegend als legendäre Gestalt angesehen.
Inhaltsverzeichnis
Legendäre Erfindung des Schießpulvers
Die Legende lässt sich wie folgt zusammenfassen: ein Mönch mit dem Namen Berthold soll bei alchemistischen Experimenten in einem Mörser Salpeter, Schwefel und Holzkohle zerstampft, diesen mit dem Stößel zusammen auf den Ofen gestellt und anschließend den Raum verlassen haben. Kurze Zeit später ereignete sich eine Explosion. Die herbeigeeilten Mönche stellten fest, dass der herausgeschleuderte Stößel so fest in einem Deckenbalken steckte, dass er selbst nach Berühren mit den Reliquien der heiligen Barbara nicht herausgezogen werden konnte. Anschließend hätten die verwendeten Mörser oder Töpfe Berthold als Vorlage für erste primitive Kanonen gedient. Auf diese Legende sollen die Bezeichnung für das Schwarzpulver, der Name „Mörser“ für kurzläufige Steilfeuergeschütze und die heilige Barbara als Schutzpatronin der Artilleristen zurückgehen.
Franz Maria Feldhaus<ref>ADB 1910, siehe Literatur</ref><ref>Ebenso G. Köhler Die Entwicklung des Kriegswesens und der Kriegführung in der Ritterzeit von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis zu den Hussitenkriegen, 1887. Er wird ausführlich von Partington zitiert.</ref> führt verschiedene deutsche Handschriften des 15. Jahrhunderts, in denen von einem Erfinder Meister Berthold die Rede ist, an. Das früheste Dokument ist eine anonyme Handschrift über Pyrotechnik von 1410 aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Bertold wird darin nicht als Mönch, sondern als Magister der freien Künste und Alchemist bezeichnet, also mit Hochschulabschluss. Andere Handschriften des frühen 15. Jahrhunderts bezeichnen ihn auch als Griechen. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts wird Bertold in Büchern an verschiedenen Orten lokalisiert; er ist dort als Mönch (Benediktiner oder Franziskaner), Magister, Alchemist oder ohne Berufsangabe aufgeführt. Heinrich Hansjakob, der im 19. Jahrhundert die Existenz von Schwarz belegen wollte und dazu Dokumente sammelte<ref>Heinrich Hansjakob: Der schwarze Berthold, der Erfinder des Schiesspulvers und der Feuerwaffen, Freiburg 1891</ref>, nennt als früheste Erwähnung Felix Hemmerlin (Malleolus), der in einem um 1495 erschienenen Buch (De Nobilitate) erzählt, dass ein geschickter Alchemist namens Bertholdus niger (dass er Mönch war, wird nicht erwähnt) Salpeter, Schwefel und ein mit Quecksilber behandeltes Metall bei einem alchemistischen Experiment in einem geschlossenen Topf erhitzte, der dann explodierte. In einer anderen Variante erhitzte Bertold Schwefel, Salpeter mit Kohle oder Leinöl ein Gemisch, das explodierte. Aus dieser Beobachtung entwickelte Schwarz nach Hemmerlin primitive Kanonen (Büchsen) oder Mörser. Sebastian Münster (Cosmographia), der sich auf Achilles Gasser beruft, berichtet von der Erfindung der Kanone 1353 (also lange nach den ersten gesicherten Belegen in Europa) durch einen deutschen Chemiker Berthold Schwartz. Gasser selbst, bezeichnet Bertold als Alchemisten und Franziskanermönch.
Verschiedentlich wurde versucht, historische Personen zu finden, die mit der legendären Figur identifiziert werden könnten und die Bertold insbesondere mit dem süddeutschen Raum und Freiburg verbinden. Der Historiker Hans Jürgen Rieckenberg<ref>Neue Deutsche Biographie 1955, siehe Literatur</ref> sieht in Berthold Schwarz den Konstanzer Domherrn Bertold von Lützelstetten (ein Ort bei Konstanz), der von 1294 bis 1310 Mitglied des dortigen Domkapitels war und als „magister artium Bertoldus“ in den Jahren 1329 bis 1336 viermal im Verzeichnis der Pariser Universität vorkommt. Hansjakob identifizierte Bertold mit einem Konstantin Angeleisen oder Anklitzen, dessen Familienname in Freiburg nachweisbar ist, der wegen seiner Tätigkeit als Alchemist nach Prag in ein Kloster flüchtete und dort 1388 hingerichtet wurde,<ref name="brunnen">Rosemarie Beck, Roland Meinig: Brunnen in Freiburg, Rombach, Freiburg im Breisgau 1991, ISBN 3-7930-0550-X, S. 43f</ref>
Dass die Erfindung des Schwarzpulvers vor dem 14. Jahrhundert einzuordnen ist, es schon um 1260 in Europa (Roger Bacon, Liber Ignium) und davor bei den Arabern und in China bekannt war, ist belegt (siehe Artikel Schwarzpulver). Der Name Schwarzpulver stammt offensichtlich von seiner schwarzen Farbe und nicht von seinem legendären Namensgeber. Auch kanonenartiger Geschütze waren bereits um 1300 in Europa eingeführt (siehe Artikel Geschütz).
Bereits im 19. Jahrhundert bestritten Marcellin Berthelot und andere die Geschichtlichkeit Schwarz'; später auch J. R. Partington (1960) und Jochen Gartz (2007) in ihren Büchern. Nach Partington ist Bertold eine erfundene Figur wie Robin Hood, die dazu dienen sollte, dem deutschen Sprachraum die Erfindung des Schießpulvers oder der Kanone zuzuschreiben.<ref>Partington, S. 96</ref>
Rezeption
Auf dem Freiburger Rathausplatz findet sich ein achtseitiger Brunnen von Josef Alois Knittel. Er besteht aus gelbem Sandstein und wird von einer Statue von Berthold Schwarz gekrönt. Darauf finden sich folgende Worte:<ref name="brunnen" />
„dem Doctor, Alchimist und Erfinder des Schießpulvers errichtet im Jahre 1855 zum Gedächtniß der fünften Säkularfeier“
Die Stadt wollte das Denkmal ursprünglich schon 1851 errichten und hatte es bereits zum Preis von maximal 1650 Gulden. ausgeschrieben. Die Angebote von Ignatz Michel und von Ludwig Hügle aus Heimbach lagen knapp darüber, wurden aber nicht angenommen, da die beiden als „gewöhnliche Steinhauer“ betrachtet wurden. Die Stadt wollte jedoch das Denkmal von Knittel schaffen lassen, der dafür ganze 2700 Gulden berechnete und es dann von seinem Schüler Joseph von Kopf ausführen ließ.<ref>Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: Skulptur in Freiburg. Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum, Freiburg 2000, S. 164–172 ISBN 3-922675-77-8, S. 166</ref>
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Franz Maria Feldhaus: Schwarz, Berthold. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 617–619.
- Jochen Gartz: Die Kulturgeschichte der Explosivstoffe. E.S.Mittler, Hamburg 2007, ISBN 978-3-8132-0867-2
- W. Gerd Kramer: Der Fall Berthold: Werk, Schicksal und Tod. Verlag W. Gerd Kramer, Freiburg 1993, ISBN 3-922675-62-X
- W. Gerd Kramer: Berthold Schwarz. Chemie und Waffentechnik im 15. Jahrhundert. Oldenbourg, München 1995
- Hans Jürgen Rieckenberg: Berthold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 162 (Digitalisat).
- Eckart Roloff: Berthold Schwarz: Fragezeichen zum Schießpulver eines Franziskaners. In: Eckart Roloff: Göttliche Geistesblitze. Pfarrer und Priester als Erfinder und Entdecker, Verlag Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-32578-8, Seite 63 - 78 (mit Hinweisen auf Erinnerungsstätten, Museen, Rezeption, Theaterstücken u. ä. zu Schwarz). 2. aktualisierte Ausgabe 2012 (Paperback) ISBN 978-3-527-32864-2
- J. R. Partington: A history of Greek Fire and Gunpowder, Johns Hopkins University Press 1960, 1999 (Kapitel 3: The Legend of Black Berthold)
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Schwarz, Berthold |
ALTERNATIVNAMEN | Berthold der Schwarze; Bertholdus Niger |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Franziskanermönch und Alchemist |
GEBURTSDATUM | 13. Jahrhundert oder 14. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 14. Jahrhundert |