Bistum Chiemsee
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Bistum Chiemsee wurde 1216 durch den Salzburger Erzbischof Eberhard von Regensberg begründet. Er folgte hierbei dem Vorbild seines Vorgängers, der bereits das Bistum Gurk als Eigenbistum errichtet hatte. Zur Bistumsgründung erteilte Kaiser Friedrich II. 1213 zunächst die Erlaubnis für Frauenchiemsee und 1215 für Herrenchiemsee. Noch im selben Jahr stimmte auch Papst Innozenz III. dem Vorhaben des Erzbischofs zu. Zur Kathedrale wurde die Kirche des Klosters Herrenchiemsee bestimmt. Die Augustinerchorherren des Klosters Herrenchiemsee bildeten das Domkapitel. An seiner Spitze stand ein Dompropst, der zugleich Archidiakon der Diözese war.
Begründet wurde die Schaffung eines weiteren Eigenbistums mit der geographischen Ausdehnung des Erzbistums Salzburg, welches einen eigenen Bischof vor Ort wünschte und zudem gleichzeitig die Errichtung weiterer Landesbistümer zu verhindern suchte.
Der Bischof von Chiemsee galt als Lehnsmann des Salzburger Erzbischofs, der von diesem nominiert, konfirmiert, konsekriert und investiert wurde. Er fungierte damit als persönlicher Weihbischof des Erzbischofs, der ihm auch weitere Aufgaben übertragen konnte. Obwohl Bischof einer eigenen Diözese, residierte der Bischof vermutlich in Salzburg, wo er seit Anfang des 14. Jahrhunderts den Chiemseehof bewohnte. Obwohl die Bischöfe im 14. Jahrhundert ihre Kompetenzen ausbauen konnten, blieben sie als Eigenbischöfe im Vergleich zu anderen Bischöfen stets unter der Hoheit des Metropoliten. Da der Bischof von Chiemsee Vasall des Erzbischofs war, hatte er Sitz und Stimme auf den Salzburger Landtagen, nicht aber im Reichsfürstenrat.
Als Folge der Säkularisation in Bayern wurde das Bistum Chiemsee 1808, nachdem der letzte Bischof Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg auf das Bischofsamt verzichtet hatte, aufgehoben. Das ehemalige Bistumsgebiet ging mit dem Konkordat von 1817 in den Erzbistümern München-Freising und Salzburg auf.
Archidiakonat
Bereits bei der Bistumsgründung wurde festgelegt, dass die Rechte des Archidiakons von Chiemsee, der zugleich Propst des Augustinerchorherrenstifts sowie des Inselklosters war, nicht geschmälert werden sollten. Die Vogteirechte über das Kloster übte das Herzogtum Bayern aus, auf dessen Gebiet das Archidiakonat lag. Bischof und Archidiakon standen stets in einem Kompetenzstreit, wobei Bayern die Position des Archidiakons unterstützte. Erst durch die Stärkung der bischöflichen Rechte durch das Konzil von Trient verfügte der Bischof über die volle Ordinariatsgewalt. Klare Rechtsverhältnisse wurden erst 1613 durch die Teilung des Archidiakonates in einen erzbischöflich-salzburgischen und einen bischöflich-chiemseeischen Teil geschaffen. Durch die Errichtung eines Dekanates in St. Johann wurde der Einfluss des Dompropstes 1621 wiederum verringert.
Ausdehnung und Organisation
Das Gebiet des Bistums Chiemsee war gänzlich vom Erzbistum Salzburg umschlossen. Die Bistumsgrenzen verliefen vom Chiemsee bis zum Pass Thurn in Tirol und über das Achental zum Chiemsee zurück.<ref>Kloster und Domstift Herrenchiemsee. Festschrift der Freunde von Herrenchiemsee 1982, S. 7.</ref>.
Bei seiner Gründung bestand das Bistum aus zehn Pfarreien. Davon lagen je fünf in Bayern (Herrenchiemsee, Prien am Chiemsee, Eggstätt, Söllhuben und Grassau) und in Tirol (Söll, Kirchdorf, St. Johann im Leukental, Brixen im Thale und St. Ulrich am Pillersee).
Dazu kamen im Laufe der Zeit zahlreiche weitere zerstreute Güter, etwa die Hofmarken Bischofshofen im Pongau (Schenkung 1215) oder Koppl östlich von Salzburg.
1804 bestand das Bistum Chiemsee aus 16 Vikariaten, 10 Kuratien, 10 Kooperaturen, 11 Kaplaneien und Benefizien, einem Priesterhaus, einem Chorherrenstift und einem Kapuzinerkloster. In den damals elf Pfarreien lebten 38.818 Katholiken.
Titularbistum Chiemsee
Im Januar 2009 wurde das ehemalige Bistum von Papst Benedikt XVI. als Titularbistum wiedererrichtet. Der Titularsitz ist derzeitig vakant.
Bischöfe
Siehe: Liste der Bischöfe von Chiemsee
Das Wappen des Bistums Chiemsee
Das Wappen des Bistums überlebte in einigen Wappen des ehemaligen Bistumsgebiets. Der Adler erhielt sich im Wappen des Landkreises Traunstein und der Gemeinden Bischofshofen und Reit im Winkl, der Bischofsstab ist ein Teil des Wappens der Marktgemeinde St. Johann in Tirol wie auch in Bischofshofen
- AT Bischofshofen COA.svg
Adler und Bischofsstab im Wappen von Bischofshofen
- DEU Landkreis Traunstein COA.svg
Wappen des Landkreises Traunstein: Der Chiemseeadler rechts oben
- Wappen Reit im Winkl.png
Wappen der Gemeinde Reit im Winkl
- Wappen at st johann in tirol.png
Der Bischofsstab im Wappen von St. Johann in Tirol
Literatur
- Max Fürst, Das Bistum Chiemsee und seine Bischöfe, 1927
- Engelbert Wallner, Das Bistum Chiemsee im Mittelalter (1215-1508), 1967
- Johannes Graf von Moy, Das Bistum Chiemsee, 1982
- Erwin Naimer, Das Bistum Chiemsee in der Neuzeit, 1990
- Manfred Heim, Bischof und Archidiakon, geistliche Kompetenzen im Bistum Chiemsee (1215–1817), 1992
- Manfred Heim, Artikel Chiemsee, Bistum, in: Historisches Lexikom Bayerns, (Online verfügbar)
- Erwin Gatz, Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches, Bd. I, ISBN 3-428-10303-3, S. 127
Weblinks
- Manfred Heim: Chiemsee, Bistum. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Eintrag zu Bistum Chiemsee auf catholic-hierarchy.org (englisch)
- Eintrag zu Bistum Chiemsee auf catholic-hierarchy.org (englisch) Titularbistum Chiemsee
- „Vor 200 Jahren wurde das Bistum Chiemsee aufgelöst“ (PDF-Datei; 683 kB)
- Eintrag über die Wiederrichtung des Bistums Chiemsee als Titularbistum auf gcatholic.org (englisch)
Einzelnachweise
<references/>
Kirchenprovinzen, Erzbistümer und Bistümer
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