Braunkohlen- und Brikett-Industrie AG
Braunkohlen- und Briket(t)-Industrie AG<ref name="Schreibweise" /> | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 29. Juni 1900 |
Auflösung | 1971 |
Auflösungsgrund | Fusion mit der Elektrische Licht- und Kraftanlagen AG (Elikraft) |
Sitz | Berlin → München (ab 1948) → Frankfurt am Main (ab 1976) → Borken (ab 1989) |
Branche | Kohlewirtschaft |
Die Braunkohlen- und Brikett-Industrie AG,<ref name="Schreibweise">Offizielle Schreibweise anfangs auch Braunkohlen- und Briket-Industrie AG (Briket mit nur einem t)</ref> kurz BUBIAG, war ein deutsches Unternehmen der Kohlewirtschaft.
Die BUBIAG betrieb im Niederlausitzer, später auch im Mitteldeutschen und im Nordhessischen Revier mehrere Braunkohlebergwerke sowie einige nachgeschaltete Brikettfabriken, Schwel- und Kraftwerke.
Geschichte
Gegründet wurde die Bubiag im Jahr 1900 durch den jüdischen Kohlengroßhändler Fritz Friedländer aus Gleiwitz unter finanzieller Beteiligung der AEG.<ref name="Kuehe" /> Den Grundstock für das Unternehmen bildeten zwei kurz zuvor von Friedländer erworbene bzw. aufgeschlossene Braunkohlengruben bei Lauchhammer in der Niederlausitz, nämlich die Grube "Bismarck" in Poley und die Grube "Milly" in Bockwitz.<ref name="Listewnik" />
In den nächsten Jahren, insbesondere im zeitlichen Umfeld des Ersten Weltkrieges, wuchs das Unternehmen rasant und stieg zu einem der bedeutendsten Bergbauunternehmen des Lausitzer Reviers auf. In der Folge dehnte die Bubiag ihre Aktivitäten auf das Mitteldeutsche, das Nordhessische und das Rheinische Revier aus.
Im hart umkämpften Kohlemarkt der Industrialisierung des frühen 20. Jahrhunderts konnte sich die Bubiag gegen die Konkurrenz und Übernahmeversuche von Mitbewerbern, insbesondere der Gebrüder Petschek, behaupten und bewahrte ihre Eigenständigkeit.<ref name="Kuehe" /><ref name="Listewnik" /> Ab den 1920er Jahren kooperierte die Bubiag häufiger mit der Ilse Bergbau AG und mit den Schlesischen Gräflich Schaffgotsch'schen Werke. Letztere (später Schaffgotsch-Bergwerksgesellschaft genannt) übernahmen in den 1930er Jahren die Aktienmehrheit an der Bubiag von der Friedländer-Gruppe.<ref name="Kuehe" /><ref name="Spiegel" /><ref name="Zeit" /><ref name="Handbuch" />
Das Geschäft der Bubiag in den ostdeutschen Revieren endete abrupt nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Besetzung Ostdeutschlands durch die Rote Armee und die sukzessive, entschädigungslose Enteignung von Betriebe und Anlagen durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) im Jahre 1945.
Nach dem Verlust ihrer Güter und Betriebe in Ostdeutschland und Schlesien verlagerte die Familie Schaffgotsch 1948 den Sitz der verbleibenden Unternehmensgruppe (einschließlich der Bubiag) nach München. Von den Bergbauaktivitäten der Bubiag, die ihren operativer Verwaltungssitz fortan in Hannoversch Münden hatte, blieben nur die nordhessischen Gruben, insbesondere im Borkener Revier, bei Frielendorf (1923 erworben, heute renaturierter Silbersee) und auf dem Meißner (Tagebaue Grebestein und Kalbe). Versuche, sich auch im Rheinischen Revier zu etablieren, wurden bald aufgegeben.<ref>Rätselraten um die „südliche Braunkohle“. In: Dürener Zeitung. 28. Oktober 1950 (Volltext auf wisoveg.de).</ref>
Im Jahr 1951 übernahm die Bubiag die Aktienmehrheit an der Elektrischen Licht- und Kraftanlagen AG (Elikraft). 1971 verschmolz Schaffgotsch die Bubiag mit ihrer Tochter Elikraft unter deren Firma.<ref name="Spiegel" /><ref name="Zeit" /> Die Elikraft diente fortan als zentrale Holding-Gesellschaft der Schaffgotsch-Gruppe. 1976 verlegte die Elikraft ihren Sitz nach Frankfurt am Main.
Nach dem Auslaufen des Nordhessischen Braunkohlebergbaus, schweren Verlusten und Kapitalschnitten in den 1970er und 1980er Jahren war die Elikraft überwiegend als reine Verwaltungsgesellschaft ohne echtes operatives Geschäft tätig. Ende der 1980er Jahre übernahm die Familie Rudolph aus Borken-Dillich die Mehrheit am Unternehmen und verlegte den Sitz 1989 nach Borken. Zuletzt (2011) betrieb die Elikraft mehrere Parkhäuser sowie zwei Wasserkraftwerke.<ref>www.elikraft.de, Internetauftritt der Elektrische Licht- und Kraftanlagen AG, Borken</ref>
Einzelnachweise
<references> <ref name="Kuehe"> Daniel Neuner: Geschichte von Lauchhammer. Abgerufen am 29. August 2012. </ref> <ref name="Spiegel"> Die Reste kommen. In: Der Spiegel. Nr. 34/1974, 19. August 1974 (Volltext im Online-Archiv des Spiegel).</ref> <ref name="Zeit"> Ende einer Dynastie. In: Die Zeit. Nr. 34/1974, 16. August 1974 (Volltext im Online-Archiv der Zeit).</ref> <ref name="Listewnik"> Petra Listewnik, Michael Schäfer, Jörg Ludwig, Ulrich Hess (Hrsg.): Wirtschaft und Staat in Sachsens Industrialisierung, 1750–1930 (= Veröffentlichungen des Sächsischen Wirtschaftsarchivs e.V.: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte. 3). Leipziger Universitätsverlag, 2003, ISBN 3-935693-86-9.</ref> <ref name="Handbuch"> Spezialarchiv der deutschen Wirtschaft (Hrsg.): Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. Band 49, Teil 1, Hoppenstedt, 1944, S. 97–98.</ref> </references>