D. H. Lawrence
David Herbert Lawrence (* 11. September 1885 in Eastwood, Nottinghamshire; † 2. März 1930 in Vence, Frankreich) war ein englischer Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lawrence war der Sohn eines Bergmanns und einer Lehrerin. Ab 1906 studierte Lawrence unter anderem Pädagogik am Nottingham University College. Nach dem Abschluss des Studiums bekam er 1908 eine Stelle in Croydon bei London als Lehrer. 1911 erkrankte Lawrence an Tuberkulose und musste seinen Schuldienst quittieren.
Ab 1912 hatte er ein Verhältnis mit der Ehefrau seines ehemaligen Lehrers, Frieda Weekley. Er folgte ihr nach Metz, wo sie geboren war und wo ihr Vater als Offizier der Reichswehr Dienst tat. Dort sammelte Lawrence die Eindrücke vom deutschen Militär, die sich in seiner Erzählung The Prussian Officer niederschlugen. 1914 heiratete er Frieda in England. Beide lebten für kurze Zeit in Zennor, mussten aber Cornwall wegen Spionageverdachts bald wieder verlassen. Längere Zeit hielt sich Lawrence in London auf, wo er mit den Imagisten Bekanntschaft machte, besonders mit Richard Aldington, in dessen Zeitschrift The Egoist er Einiges veröffentlichen konnte.
1913 lernte Lawrence in den literarischen Zirkeln Londons die aus Neuseeland stammende Schriftstellerin Katherine Mansfield kennen. Die beiden pflegten bis zu Mansfields frühem Tod 1923 eine allerdings nicht immer ungestörte freundschaftliche Beziehung. Die ambivalenten Gefühle, die Mansfield mit ihrem unkonventionellen Leben und Wirken in Lawrence auslöste, fanden ihren literarischen Ausdruck in seinem Porträt der Gudrun Brangwen in Women in Love und beeinflussten ebenso seinen Roman Lost Girl.<ref>Vgl. Sandra Jobson Darroch: Katherine Mansfield: DH Lawrence’s Lost Girl - A Literary Discovery.In: Rananim - The Journal of the DH Lawrence Society of Australia, 2009. Online [1]. Abgerufen am 9. Juni 2015. Siehe auch Metzler Lexikon Englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Eberhard Kreutzer und Ansgar Nünning, Metzler, Stuttgart/Weimar 2002, ISBN 3-476-01746-X, S. 377.</ref>
1915 lernte Lawrence auf Vermittlung von Lady Ottoline Morrell in Cambridge Bertrand Russell kennen. Die anfängliche Freundschaft entwickelte sich innerhalb von Monaten zu inniger, lebenslanger Abneigung, die auch in den Werken der beiden Männer ihren Niederschlag fand. So karikierte Lawrence Russell mit spitzer Feder in The Blind Man und Women in Love.<ref>Ronald W. Clark: Bertrand Russell, Philosoph - Pazifist - Politiker. Heyne-Verlag, 1984, S. 169 ff.</ref>
Ab 1919 reiste er gemeinsam mit seiner Frau durch verschiedene Länder in Europa sowie durch Mexiko und Australien. Im September 1922 reiste das Paar in die Vereinigten Staaten ein. 1924 erwarb D. H. Lawrences im Tausch gegen sein Manuskript von Sons and Lovers eine Ranch bei Taos in New Mexico. Seine Gesundheit wurde immer schlechter, er wäre beinahe an einer Lungenentzündung gestorben. 1925 wurde erneut Tuberkulose diagnostiziert. Er kehrte daraufhin nach Europa zurück und verbrachte ab 1925 seine letzten Lebensjahre in Italien. Im Alter von 44 Jahren starb Lawrence am 2. März 1930 in Vence in der Nähe von Cannes, Südfrankreich, an Tuberkulose. Seine Frau Frieda ließ später seine Asche auf die Farm nach Taos bringen.
Lawrence war ein produktiver Autor. Neben Romanen schrieb er Gedichte, Essays, Reiseberichte und Texte für Theaterstücke. 1926 begann er auch zu malen. Ein Großteil seines Schaffens hat einen autobiografischen Bezug und thematisiert die Beziehung zwischen den Geschlechtern. Lawrence weist dabei dem Erotischen und dem Sexuellen eine wichtige Stellung zu. Dies erklärt, warum er zu Lebzeiten als Autor z. T. stark umstritten war und manche seiner Werke als unsittlich verboten wurden. Sein bekanntestes Buch ist Lady Chatterley’s Lover.
Werke
Der Universitätsverlag Cambridge University Press arbeitet seit 1979 an einer wissenschaftlichen Edition von Lawrences Gesamtwerk, die sich um eine Rekonstruktion derjenigen Textversionen bemüht, die Lawrence veröffentlicht hätte, wenn er auf die Zensur und die Wünsche seiner Verleger keine Rücksicht hätte nehmen müssen.
Romane
- The White Peacock. 1911 („Der weiße Pfau“)
- The Trespasser. 1912 („Auf verbotenen Wegen“ / „Todgeweihtes Herz“; das Buch hat in verschiedenen deutschen Ausgaben unterschiedliche Titel)
- Sons and Lovers. 1913 („Söhne und Liebhaber“, TB, ISBN 978-3-499-14212-3)
- Neuerscheinung 2011 bei Reclam Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-15-010754-6 (Reclam Bibliothek); erstmals vollständig aus dem Englischen übersetzt von Hans-Christian Oeser
- The Rainbow. 1915 („Der Regenbogen“)
- Women in Love. 1920 („Liebende Frauen“, dt. von Petra-Susanne Räbel, 2008 bei Diogenes, ISBN 978-3-257-23731-3)
- The Lost Girl. 1920 („Das verlorene Mädchen“)
- Mister Noon. 1921.
- Aaron’s Rod. 1922 („Aarons Stab“, ISBN 978-3-931135-74-4)
- Kangaroo. 1923 (bisher nicht auf Deutsch)
- Der Hengst St. Mawr. 1925, ISBN 978-3-257-20190-1.
- The Plumed Serpent. 1926 („Die gefiederte Schlange“)
- Lady Chatterley’s Lover. 1928. („Lady Chatterleys Liebhaber“)
Erzählungen
- Der preußische Offizier und andere Erzählungen. Diogenes, Zürich 1997, ISBN 3-257-20184-2
- Der Mann, der Inseln liebte. Erzählungen. Diogenes, Zürich 1990, ISBN 3-257-20187-7.
- Hagel im Rheinland. In: "Mit seinem Gold und Nebel". Das Bergische Land im Spiegel der Literatur. Bücken & Sulzer, Overath 2004, ISBN 3-936405-13-1; erstmals aus dem Englischen übersetzt von Andreas Kellermann.
Theaterstücke
- A Collier’s Friday Night. 1907.
- The Daughter in Law. 1912.
- The Fight for Barbara. 1912.
- The Married Man. 1912.
- The Merry-go-round. 1912.
- The Widowing of Mrs Holroyd. 1914.
- Touch and Go. 1920.
- David. 1926.
Reisetagebücher
- Twilight in Italy, 1916 („Italienische Dämmerung“, TB)
- Sea and Sardinia, 1921 („Das Meer und Sardinien“, TB, ISBN 978-3-257-21312-6)
- Mornings in Mexico, 1927 („Mexikanischer Morgen“, TB)
- Etruscan Places, 1932 („Etruskische Stätten“, TB)
Gedichte: Things Men Have Made
Literaturkritik
- Studies in Classic American Literature. 1923 (Der Untergang der Pequod. Studien zur klassischen amerikanischen Literatur. dt. von Werner Richter, Europa-Verlag, 1992, ISBN 3-203-51158-4)
Verfilmungen
Filmversionen von Der Regenbogen und Lady Chatterley siehe dort.
- 1960: Söhne und Liebhaber (Sons and Lovers)
- 1967: The Fox
- 1969: Liebende Frauen (Women in Love)
- 1970: Das Mädchen und der Zigeuner (The Virgin and the Gipsy)
- 1979: Auf verbotenen Wegen (The Trespasser)
- 1984: Jack Grant geht seinen Weg (The Boy in the Bush)
Literatur
- Richard Aldington: D. H. Lawrence in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1961.
- A. Arnold: D. H. Lawrence. Ullstein, Berlin 1972.
- Anthony Burgess: D. H. Lawrence. Ein Leben in Leidenschaft. Kellner Verlag, Hamburg 1990.
- Michael W. Weithmann: Lawrence of Bavaria. The english writer D. H. Lawrence in Bavaria and beyond. Collected Essays. Reisen David Herbert Lawrences in Bayern und in die Alpenländer. Passau 2003 (Volltext)
- John Worthen: D. H. Lawrence : the life of an outsider. Penguin Books, London u. a. 2006, ISBN 0-14-100731-1.
Weblinks
- Literatur von und über D. H. Lawrence im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über D. H. Lawrence in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- D. H. Lawrence bei der University of Nottingham (englisch)
- Gesammelte Werke (englisch)
- Werke von D. H. Lawrence. In: Project Gutenberg.
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Lawrence, D. H. |
ALTERNATIVNAMEN | Lawrence, David Herbert |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 11. September 1885 |
GEBURTSORT | Eastwood bei Nottingham, Nottinghamshire |
STERBEDATUM | 2. März 1930 |
STERBEORT | Vence, Frankreich |