Sparren


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25px Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Sparren (Begriffsklärung) aufgeführt.
Datei:Sparren in Pfettendach.jpg
Sparren (braun) in einem Pfettendach

Als Sparren oder Dachsparren bezeichnet man in Dachkonstruktionen die Träger, die von der Traufe zum First verlaufen und die Dachhaut tragen. In der Aufsicht sind sie üblicherweise rechtwinklig zum First angeordnet.<ref>Satz nach Theodor Böhm: Handbuch der Holzkonstruktionen. Verlag Julius Springer, Berlin 1911. (6. Reprintauflage der Originalausgabe von 1911, Reprint-Verlag-Leipzig), S. 298. </ref> Der Dachsparren kommt entweder als geneigter Einfeldträger oder geneigter Mehrfeldträger, jeweils mit oder ohne Kragarm vor.<ref>Schneider: Bautabellen für Ingenieure Werner Verlag (16. Auflage 2004).</ref>

Wortherkunft

Das Wort Sparren ist im Deutschen seit dem 11. Jahrhundert belegt (mittelhochdeutsch "sparre", althochdeutsch "sparro"), es wird eine gemeinsame Grundlage mit dem Verb "sperren" in der Bedeutung "Balken aufrichten, Beine spreizen (wie die Sparren auf dem Dach)" angenommen.<ref name="Kluge">Satz nach "Kluge Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache", 24. Auflage, 2002.</ref>

Begriffe

Die Gesamtheit der Sparren eines Daches bildet die Ebenen der Dachflächen und wird als Sparrenlage bezeichnet.<ref>Theodor Böhm: Handbuch der Holzkonstruktionen. Verlag Julius Springer, Berlin 1911. (6. Reprintauflage der Originalausgabe von 1911, Reprint-Verlag-Leipzig), S. 288, 301 ff..</ref> Der Begriff der Sparrenlage kann auch die zeichnerische Darstellung einer Sparrenaufsicht ansprechen.<ref name="Wasmuth">Satz nach Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin, 1929–1932 (4 Bände), Lemma Sparren bis Sparrenwerk.</ref> Heute wird die zeichnerische Darstellung der Aufsicht auf die Gesamtheit der Sparren eines Daches, beispielsweise im Rahmen einer Ausführungsplanung, auch als Sparrenplan bezeichnet. Die Sparren eines Pfettendaches werden auch als Rofen bezeichnet.

Das Gespärre ist ein zusammengehöriges Sparrenpaar, es können aber auch alle Sparren (oder auch alle Holzbauteile) eines Daches damit angesprochen sein.<ref>Satz nach Günther Wasmuth (Hrsg.): Wasmuths Lexikon der Baukunst, Berlin, 1929–1932 (4 Bände), Lemma Gespärre.</ref> Das untere Ende eines Sparrens wird auch als Sparrenfuß bezeichnet; ragt es über die Kante der Außenwand hinaus und ist von außen sichtbar, wird dagegen von einem Sparrenkopf gesprochen.<ref name="Wasmuth" />

Die Kerve (vgl. to carve engl. schnitzen, Carving) ist ein zweiflächiger Einschnitt (mit Dreiecksquerschnitt) von der Unterseite hölzerner Sparren her, um hier eine in der Regel waagrechte Auflagerfläche auf einer Pfette zu schaffen.<ref>vgl. Holzlexikon. Leinfelden-Echterdingen, 2003, DRW-Verlag</ref>

Sparren mit besonderer Ausformung und Bearbeitung sind:

Je nach Einbaulage der Sparren können diese auch andere Bezeichnungen tragen: Giebelsparren oder Ortgangsparren liegen an oder auf dem Giebel. Flugsparren liegen außen vor dem Giebel, unter dem Dachüberstand. Der Anfallsparren liegt am sogenannten Anfallspunkt eines Walmdaches.

Material und Aufgabe

Datei:Sparren Ortgangdetail.jpg
Einbausituation eines 8/20 cm großen Sparrens. Detailschnitt am Ortgang. Von außen (oben) nach innen (unten): Dachdeckung, Lattung, Konterlattung, Unterspannbahn, Dachsparren mit Wärmedämmung, Dampfsperre, Lattung, GK-Platte

In historischen Gebäuden kamen früher ausschließlich Sparren aus Vollholz zur Anwendung. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts wird für derartige hölzerne Sparren empfohlen, dass deren freie Länge ohne Unterstützung höchstens 4 Meter betragen solle.<ref name="Wasmuth" /> Heute lassen sich mit Sparren aus Brettschichtholz auch wesentlich größere Strecken überbrücken. Auch Konstruktionen aus anderen Materialien existieren, und insofern auch Sparren aus Stahlprofilen, Aluminium oder Stahlbeton.

Der Sparren hat die Aufgabe, Lasten in ein darunter befindliches Tragwerk einzuleiten. Dies kann beispielsweise über Pfetten in die tragenden Wände geschehen, oder mittels eines hölzernen Dachstuhls. Die DIN 1055 (Lastannahmen am Bau) unterscheidet zwischen ständigen Lasten (dem Bauwerk selbst), Verkehrslasten, Schneelasten und Windlasten. Der Abstand der Sparren untereinander wird als Achsabstand (e) angegeben und liegt im Holzbau in der Regel zwischen 50 und 100 cm, heute häufig zwischen 65 und 80 cm.<ref name="Prehl 15">Satz nach Hagen Prehl: Hölzerne Dachkonstruktionen, 2. Auflage, Düsseldorf, 2001, Werner Verlag, S. 15.</ref> Bei diesen Sparrenabständen ergeben sich bei Vollholz statisch notwendige Sparrenabmessungen zwischen 6/12 und 10/20 cm.<ref name="Prehl 15" /> Bei Dächern über beheizten Räumen wird heute die Wärmedämmung normalerweise zwischen den Sparren angeordnet. Steigende Ansprüche an die Wärmedämmung in den letzten Jahren führten in Deutschland zu größeren Dämmstoffdicken. Was wiederum dazu führt, dass bei der Dimensionierung der Sparren nicht nur statische Anforderungen eine Rolle spielen, sondern auch die Notwendigkeit, sie entsprechend der erforderlichen Dämmstoffdicke zu dimensionieren. Insofern liegen die Sparrenhöhen bei Neubauten heute selten unter 20 cm.

Wechsel

Fensteröffnungen in der Dachfläche oder Bauteile, die das Dach durchdringen, wie beispielsweise ein Schornstein, machen sogenannte Auswechselungen nötig. Ein horizontaler oberer Wechsel und unterer Wechsel verteilen die Last in die angrenzenden Wechselsparren.<ref>Satz mit Begriffen nach Tanja Brotrück: Basics Dachkonstruktion, 2007, Birkhäuser, S. 25, Abb. 19.</ref> Aufgrund des statischen Systems gelten größere Auswechselungen im Sparrendach und beim verwandten Kehlbalkendach als problematisch. So sollten dort Dachgauben, die über mehr als zwei Sparrenfelder reichen, vermieden werden.<ref>Satz nach Hagen Prehl: Hölzerne Dachkonstruktionen, 2. Auflage, Düsseldorf, 2001, Werner Verlag, S. 17.</ref> Beim Pfettendach gelten größere Auswechselungen als vergleichsweise unproblematisch, und insofern auch die Errichtung größerer Dachgauben.<ref>Satz nach Hagen Prehl: Hölzerne Dachkonstruktionen, 2. Auflage, Düsseldorf, 2001, Werner Verlag, S. 29.</ref>

Einzelnachweise und Fußnoten

<references />fr:chevron (charpente)