Dachziegelwerke Nelskamp


aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Dachziegelwerke Nelskamp
Rechtsform GmbH
Gründung 1926
Sitz 46514 Schermbeck
Leitung Heinrich Nelskamp (Vorsitzender)
  • Manfred Bracht
  • Andreas Liesenklas
  • Ulrich Nelskamp
Mitarbeiter ca. 550
Umsatz 121 Mio. € (2011)<ref>wer-zu-wem GmbH: Dachziegelwerke Nelskamp Firmenprofil. Abgerufen am 11. Februar 2015</ref>
Branche Baustoffe
Website www.nelskamp.de

Die Dachziegelwerke Nelskamp GmbH wurde 1926 von den vier Gebrüdern Nelskamp in Overbeck (Schermbeck) gegründet. Heute sind die Dachziegelwerke Nelskamp einer der bundesweit bedeutenden Hersteller und Lieferanten von Dachziegeln, Betondachsteinen und Energiedächern, sowie Dachzubehör und Dachschmuck. Produziert wird an sechs Standorten. Die Firmenzentrale befindet sich in Schermbeck.

Geschichte

Gründung

Die Werksgründer Heinrich (1905–1964), Karl (1906–1981), Johann (1907–1944) und Hubert Nelskamp (1911–1986) entstammen einer alten Zieglerfamilie, die von Finkenberg, einem Höhenzug bei Dingden, nach Erle (Raesfeld) übersiedelte. Ihr Großvater, Johann Heinrich Nelskamp (1842–1892), man nannte ihn auch noch „Finkenberg“, arbeitete sich in dem Schermbecker Ziegelwerk J.B. Prinz und Sohn zu Schermbeck b. Wesel, ab 1902 Thon & Falzziegelwerk AG, zum Ziegelmeister hoch, was in etwa der heutigen Position eines Prokuristen gleichkommt.<ref>E. Badstüber, D. Schumann: Backsteintechnologien in Mittelalter und Neuzeit. Lukas Verlag 2003, ISBN 978-3-931836-27-6, S. 265</ref><ref>W.Burkhard: Die Brüder Nelskamp. Dachziegelfabrikanten vom Niederrhein. In: Niederrheinische Unternehmer. Mercator Verlag, Duisburg 1990, ISBN 3-87463-162-1, S. 174-175</ref> Sein Sohn, Johann Nelskamp (1875–1924), der Vater der Firmengründer, ebenfalls Ziegelmeister im selben Werk, hielt seine Kinder bereits früh zur Selbständigkeit an. „Wenn ihr erst een Preßken häbt, dann geit et u better.“<ref name="Festschrift">Dachziegel-Archiv: Gebrüder Nelskamp Dachziegelwerke, Festschrift 50 Jahre 1976. Abgerufen am 10. Februar 2015</ref> Heinrich Nelskamp, der älteste der vier Brüder, besuchte die Zieglerschule in Zwickau. Diese Fachschule zur Ausbildung von Brennmeistern und Technikern für den Ziegeleibetrieb galt in der Vorkriegszeit als die bekannteste.<ref>Bayerischer Ziegelindustrieverband e. V.: 100 Jahre Bayerischer Ziegelindustrie-Verband e. V.. S. 77. Abgerufen am 4. März 2015</ref> Nach eigenen Bodenerkundungen kauften die Gebrüder Nelskamp schließlich in Overbeck von Brüggemann ein Grundstück mit ergiebigen Tonvorkommen.<ref name="Festschrift" /> 1926 erfolgte die Eintragung der Firma Falzziegelwerke Nelskamp GmbH ins Handelsregister und 1927 wurde die behördliche Genehmigung zur Errichtung eines Dachfalzziegelwerkes in der Gemeinde Schermbeck erteilt.<ref name="Gründungsinformation">Dachziegel-Archiv: Gebrüder Nelskamp Dachziegelwerke, Gründungsinformation 1927. Abgerufen am 4. März 2015</ref> Die Produktion begann unter schwierigsten Umständen: Der Ton wurde mit dem Spaten abgebaut, die Loren zunächst per Hand in den Betrieb geschoben und der An- und Abtransport von Kohlen bzw. fertiger Ziegel vom und zum Bahnhof Schermbeck erfolgte auf teilweise unbefestigten Wegen. Die Steine zur Errichtung des Betriebsgebäudes und der ersten „Kasseler Öfen“ wurden noch im Meiler gebrannt.<ref name="Festschrift" /> Die erste Revolverpresse verkaufte ein holländischer Maschinenhersteller mit den Worten: „Bezahlt die Presse, wenn ihr das Geld damit verdient habt.“<ref name="Festschrift" /> Bereits 1933 wurde die Genehmigung zur Errichtung eines modernen Teilringofens zum Brennen von Falzziegeln erteilt.<ref name="Gründungsinformation" /> Mit Traktor und Hänger gingen Lieferungen bis nach Ostfriesland.

Expansion

Die Produktionskapazität in Overbeck reichte bereits in den 1930er Jahren nicht mehr aus und die Expansionsphase begann. In Hünxe-Gartrop wurden vom Baron Nagell umfangreiche Tonabbaurechte gekauft. Der erste Werksneubau an dem für den Schiffstransport günstig gelegenen Lippe-Seitenkanal in Hünxe-Gartrop ging kriegsbedingt nicht in Betrieb. Er wurde gesprengt und als Füllmaterial für die Kanalquerung verwendet. Ab 1948 bis zur Stilllegung 1970 im Zuge der Übernahme der Thon & Falzziegelwerke AG wurden am Standort Hünxe-Gartrop Doppelfalz-Dachziegel produziert.

1953 stieg man mit dem Kauf einer Ziegelei in Breitscheid (Ratingen) und Umbau aufgrund des nachkriegsbedingten hohen Bedarfs in die Produktion von Lochziegeln ein.<ref name=Festschrift /> Die Produktion endete an diesem Standort 2002.

1953 begann die Firma Monier Braas GmbH mit der Produktion des Betondachsteins „Frankfurter Pfanne“, ein Produkt, das nicht mehr aus Ton, sondern Sand, Zement, Wasser und Farbpigmenten hergestellt wurde, um dem außerordentlich hohen Bedarf an Dachbedeckungen zu begegnen.<ref>Braas GmbH: Über uns: Historie </ref> Die Gebrüder Nelskamp kauften im selben Jahr ebenfalls eine Strangpressanlage zur kontinuierlichen Herstellung von Betondachsteinen. Die Anlage wurde in Hünxe-Gartrop errichtet und der Betondachstein in Anlehnung an die ursprüngliche Herkunft der Familie vom Finkenberg in Dingden „Finkenberger Pfanne“ genannt.<ref name="Festschrift_2">Dachziegel-Archiv: Gebrüder Nelskamp Dachziegelwerke, Prospekt Finkenberger Pfanne 60 Jahre 2013 . Abgerufen am 4. März 2015</ref> Von 1958 bis zum Brand der Betriebsstätte 1988 produzierte man am Standort Schermbeck-Gartrop zusätzlich noch Lochziegel. Der Bedarf des norddeutschen und holländischen Vertriebsgebietes an Betondachsteinen wurde von 1966 bis 2001 aus der neu errichteten Produktionsstätte Leer/Ostfriesland gedeckt. 1970 wurde die Produktionskapazität an Dachziegeln mit dem Kauf der Schermbecker Thon & Falzziegel AG verfünffacht, die Ziegelproduktion an den technisch mittlerweile veralteten Standorten Overbeck und Hünxe-Gartrop dafür eingestellt und der Firmensitz an die neue Produktionsstätte verlegt.<ref>Dachziegel-Archiv: Gebrüder Nelskamp, Festschrift 60 J 1986. Abgerufen am 5. März 2015</ref> Die Belieferung des süddeutschen Raumes mit Finkenberger Pfannen erfolgte seit 1975 in erster Linie vom Standort Dieburg aus. In Obergartzem wurden von 1984 bis 1990 Dachziegel mit der „hängenden Brenntechnik“ produziert. Dieses Produktionsverfahren setzte sich jedoch nicht durch.

Die Produktionsstätte Unsleben mit einer Jahreskapazität von ca. 20 Millionen Dachziegeln kam 1985 hinzu. Vornehmlich für die nach der Wiedervereinigung neu hinzugekommenen östlich gelegenen Absatzmärkte wurden 1991 in Wandlitz eine Produktionsstätte für die Finkenberger Pfanne und in Groß Ammensleben eine für Dachziegel errichtet.

Geschäftsführung

Die Firma ist nach wie vor im Familienbesitz. Mit dem Todestag des jeweiligen Vaters traten deren Söhne Karl-Heinrich Nelskamp (geb. 1945) sowie Heiner Nelskamp (geb. 1952) in die Geschäftsführung ein. Ersterem folgte 2014 wiederum sein Sohn Ulrich Nelskamp (geb. 1974). Weiterer Geschäftsführer aus der Familie war von 1990 bis 2000 Heinrich Wenger und ist seit dem 1. Januar 2009 Andreas Liesenklas (geb. 1965).

Standorte

Produkte

Dachsteine

Die Dachsteine bestehen aus Sand, Zement, Wasser und Farbpigmenten. Eine porenarme, glatte Oberfläche verhindert das Anhaften gröberer Schmutzpartikel und bewahrt ein sauberes Dachbild. Luftschadstoffe können nach dem Prinzip der Photokatalyse abgebaut werden: In die Mikrobetonoberfläche eingearbeitete Nanopartikel aus Titandioxid katalysieren die Umwandlung von Stickoxiden zu Nitrat mittels UV-Licht.

Dachziegel

Dachziegelpresslinge aus Ton werden bei ca. 1000 °C gebrannt und erhalten so ihre Härte und Struktur.

Energiedächer

Bei der Photovoltaik-Anlage MS 5 PV sind die Solarmodule in das Dach integriert.
Das SolarPowerpack beinhaltet optisch dem Dachstein angepasste Aluminium-Vollflächen-Solarkollektoren, in Verbindung mit einer Wärmepumpe zur Heizwärme- und Warmwassererzeugung.
2Power Photovoltaik und MS 5 2Power (Solarthermie) ist ein Doppelsystem zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Heizwärme; unter der oberen Photovoltaikschicht liegt eine Flüssigkeit-durchströmte Solarthermieschicht zur Aufnahme solarer Wärmeenergie.

Dachstick

Es handelt sich um ein am Dachziegel vormontiertes Befestigungssystem zur Sturmsicherung.

Dachzubehör und Dachschmuck

Auszeichnungen

  • Kombisolarmodul 2Power: Produkt des Jahres 2014 des Dachbaumagazins<ref>Produkt des Jahres 2014.Leser wählen das Kombi-Solarmodul. Abgerufen am 3. März 2015</ref>
  • MKB-Trofee 2015: Fachmagazin Bouwbelang zeichnet den Dachstick als innovativstes Produkt aus.<ref>Nelskamp wint MKB Trofee Abgerufen am 3. März 2015</ref>

Weblinks

Einzelnachweise

<references />