Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft


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Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (DDVG)
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Rechtsform GmbH
Gründung 1971
Sitz Berlin, Hamburg
Leitung Jens Berendsen, Matthias Linnekugel, Gerd Walter
Mitarbeiter 415 (2010)<ref name="gb2010" />
Umsatz 129,8 Mio. EUR (2010)<ref name="gb2010" />
Branche Medien
Website www.ddvg.de

Die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (DDVG; Eigenschreibweise: ddvg) mit Sitz in Berlin und Zweigniederlassung in Hamburg ist eine Medienbeteiligungsgesellschaft der SPD. Sie ist die Beteiligungsgesellschaft des SPD-Unternehmensbesitzes und zu 100 % im Eigentum der SPD. Die DDVG kommt als Verlagsgruppe mit den ihr zuzurechnenden Tageszeitungen auf eine anteilige Gesamtauflage von rund 435.000 Exemplaren und einen Marktanteil am bundesdeutschen Tageszeitungsmarkt in Höhe von 1,9 %. Sie nimmt damit Rang 11 der führenden Verlagsgruppen im deutschen Zeitungsmarkt nach Gesamtauflagen ein.

Geschichte

Die Wurzeln für die Medienbeteiligungen der SPD liegen in der Zeit des Kaiserreichs. Da die SPD einerseits kaum Zugang zu den in dieser Zeit erscheinenden Zeitungen fand – diese waren meist liberal oder nationalkonservativ geprägt und grenzten sich klar von der Arbeiterbewegung ab –, andererseits aber auch eine eigenständige Arbeiterkultur eigene Medien erforderte, gründeten die SPD bzw. ihr nahestehende Funktionäre zahlreiche Zeitungen. Bekannteste Zeitung ist der in Berlin erscheinende Vorwärts, daneben standen aber viele andere lokale Zeitungen. Die Zeitungsgründungen fanden auch in der Weimarer Republik weiter statt, in der Spitze gab es rund 200 sozialdemokratische Verlage.<ref name="ddvg">Woher wir kommen. DDVG</ref>

Nachdem im Dritten Reich das Parteivermögen der SPD - und damit auch ihre Zeitungsverlage - beschlagnahmt worden war, entstand nach 1945 das sozialdemokratische Verlagswesen neu. Teilweise wurden Verlage an die SPD zurückgegeben, teilweise neu gegründet, in anderen Fällen floss eine finanzielle Entschädigung.

Während des Zeitungssterbens der 1960er und 1970er Jahre mussten viele der sozialdemokratischen Zeitungen ihr Erscheinen einstellen. In vielen Fällen gingen sie in Fusionen mit anderen, nicht sozialdemokratischen Lokalzeitungen ein. Daraus entstanden zahlreiche Minderheitsbeteiligungen an Verlagshäusern, die ab 1971 in der DDVG gebündelt wurden.<ref name="ddvg" />

Im Mai 2004 übernahm die DDVG 90 % am Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main, dem Verlag der Frankfurter Rundschau.<ref>DDVG kauft FR-Anteile. In: Frankfurter Rundschau</ref> Die Übernahme fand starke öffentliche Aufmerksamkeit, da damit eine der großen überregionalen Tageszeitungen in das Eigentum der SPD überging. Vor allem konkurrierende Parteien übten Kritik.<ref>Genossen als Sanierer. In: Berliner Zeitung, 5. April 2004</ref> Am 17. Juli 2006 verkaufte die DDVG 50 % und eine Aktie des Druck- und Verlagshauses Frankfurt am Main an M. DuMont Schauberg.<ref name="dumont">Eigentümerwechsel bei der Frankfurter Rundschau. In: Frankfurter Rundschau</ref> Die DDVG kündigte gleichzeitig an, die bei ihr verbleibenden 40 % der Anteile langfristig halten zu wollen.<ref>Wir wollen den 40-Prozent-Anteil dauerhaft halten. In: Frankfurter Rundschau</ref> Nach Insolvenz im Jahr 2013 wird die Rundschau unter dem Dach der Frankfurter Societät, des F.A.Z.-Verlags und der Karl Gerold Stiftung weiter aufgelegt.<ref>Die „Frankfurter Rundschau“ bleibt erhalten. faz.net</ref>

Heutige Rolle der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft

Die DDVG kommt als Verlagsgruppe mit den ihr zuzurechnenden Tageszeitungen auf eine anteilige Gesamtauflage von rund 435.000 Exemplaren und einen Marktanteil am bundesdeutschen Tageszeitungsmarkt in Höhe von 1,9 %. Sie hält größtenteils Minderheitsanteile an über 40 Zeitungen mit einer Gesamtauflage von ca. 2,2 Millionen verkauften Exemplaren bei einer Gesamtauflage aller Zeitungen in Deutschland von 21,1 Millionen im Jahr 2006.<ref name="Ddvg1">WAN - Trends in der Weltpresse: Zeitungsauflagen und Anzeigeneinnahmen weltweit im Aufschwung. wan-press.org, abgerufen am 7. August 2011.</ref>

Der Jahresüberschuss der DDVG belief sich 2008 auf 15,5 Mio. Euro und 2007 auf 17,2 Mio. Euro, von denen 11,4 Mio. an die SPD als Gesellschafterin ausgeschüttet wurden.<ref name="Ddvg2">Geschäftsbericht 2008. ddvg.de, abgerufen am 7. August 2011 (PDF).</ref>

Die DDVG sieht sich als sozialdemokratisches Unternehmen. Unternehmensphilosophie ist es nach eigenen Angaben, durch Gewinnausschüttungen zur finanziellen Unabhängigkeit der SPD<ref name="Ddvg3">Philosophie. ddvg.de, abgerufen am 7. August 2011.</ref> und durch das Engagement im Segment der regionalen Tageszeitungen zum Erhalt einer lebendigen mittelständischen Presselandschaft beizutragen.<ref name="Ddvg3" />

Laut eigenen Angaben vermeidet die DDVG beherrschenden Einfluss und hält in der Regel Minderheitsbeteiligungen. Die DDVG betont, dass sie sich der „inneren Pressefreiheit verpflichtet“ fühle.<ref name="Ddvg3" />

Wirtschaftliche Entwicklung

In den vergangenen Jahren zeigte sich eine zunehmende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der Gesellschaft. Bei der nachfolgenden Tabelle muss beachtet werden, dass bei den Medienbeteiligungen lediglich vollkonsolidierte Tochtergesellschaften einbezogen werden. Die assoziierten Unternehmen erwirtschafteten 2010 einen Umsatz in Höhe von 971,2 Mio. Euro und einen Gewinn in Höhe von 42,8 Mio. Euro.

2006<ref name="gb2007" /> 2007<ref name="gb2007" /> 2008<ref name="gb2008" /> 2009<ref name="gb2009" /> 2010<ref name="gb2010" /> 2011<ref name="gb2012" /> 2012<ref name="gb2012" />
Umsatz 138.184 138.884 142.628 155.315 129.848
davon Medienbeteiligungen 19.853 21.845 23.961 23.394 19.465 17.800 16.700
davon Druck 16.231 17.892 16.822 34.017 27.919
davon Handel 93.640 90.014 92.777 88.666 72.737
davon Tourismus 4.639 5.231 5.226 5.329 5.681
davon Service 3.821 3.862 3.842 3.909 4.046
Jahresüberschuss 30.334 18.852 13.872 -5.462 -20.418 0.900 -14.100
Gewinnausschüttung 7.566 9.064 12.109 10.042 7.891 2.000
Eigenkapital 98.787 106.142 107.158 91.636 65.465 59.800 43.700

Alle Angaben in Tausend Euro.

Kritik

Die SPD ist die einzige politische Partei in Deutschland, die große Medienbeteiligungen unterhält. Diese standen bereits häufiger in der öffentlichen Kritik. Von Seiten der CDU/CSU wird der SPD vorgeworfen, die Beteiligungen verheimlicht und sich damit einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil verschafft zu haben, sowie durch die Medienbeteiligungen die Berichterstattung über sich selbst beeinflussen zu können.

So forderten Parteipolitiker von CDU und FDP im Zuge der Übernahme der Frankfurter Rundschau durch die DDVG, dass die Besitzverhältnisse einer Zeitung im Impressum ausgewiesen werden sollten sowie dass Mehrheitsbeteiligungen von Parteien an Medienunternehmen gesetzlich untersagt werden sollten.<ref>Westerwelle will Parteien aus Zeitungen verbannen. In: Berliner Zeitung, 26. April 2004</ref><ref>Rundschau-Beteiligung dient Parteiinteressen. CDU Bundesverband</ref><ref>SPD-Medienholding steigt bei der „FR” ein. ksta.de</ref>

Im August 2007 wurde ein Briefwechsel aus dem August 2005 zwischen der damaligen SPD-Schatzmeisterin und Generaltreuhänderin der DDVG, Inge Wettig-Danielmeier, und dem damaligen Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Wolfgang Storz, bekannt. In diesem hatte sich Wettig-Danielmeier über die Berichterstattung der FR zur Linkspartei beschwert und den Abdruck eines Beitrags von Helga Grebing, Mitglied der historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand, zum Thema empfohlen.<ref>Das hatte auch etwas Skurriles. In: taz</ref> Storz lehnte dies mit Verweis auf die redaktionelle Unabhängigkeit ab, Wettig-Danielmeier antwortete, Storz Weigerung beruhe möglicherweise „auch auf einem Missverständnis über die redaktionelle Unabhängigkeit und Führung einer Redaktion.“<ref name="tagesspiegel_fr-konflikt">zitiert nach: Die SPD rechnet ab. In: Der Tagesspiegel</ref> Im Mai 2006 wurde Storz gekündigt, er selbst sieht den wesentlichen Grund im Konflikt mit Wettig-Danielmeier. Wettig-Danielmeier dagegen betonte, die Kündigung beruhe auf unterschiedlichen Sichtweisen über die wirtschaftliche Lage der FR.<ref name="tagesspiegel_fr-konflikt" />

Im Dezember 2013 berichtete Der Spiegel, die DDVG unterlaufe bei Zeitungs- und Briefzustellfirmen, an denen sie indirekt beteiligt sei, den von der Großen Koalition aus SPD und CDU/CSU vereinbarten Mindestlohn, da die Zusteller nicht nach Zeit, sondern nach Anzahl zugestellter Sendungen entlohnt werden.<ref>SPD-Medienholding hält sich nicht an geplanten Mindestlohn. Spiegel Online</ref>

Beteiligungen

Verlagshäuser

Die DDVG ist derzeit an folgenden Verlagshäusern beteiligt (mit Nennung der wichtigsten Beteiligungen und Medienprodukte):

Druckereien

  • Dräger + Wullenwever print + media Lübeck (70 %)
  • braunschweig-druck (70 %)
    • 100 %: „Limbach Druck- und Verlag“, Braunschweig (nicht zu verwechseln mit dem „Braunschweiger Zeitungsverlag - Druckhaus Albert Limbach“, Braunschweig) (Braunschweiger Zeitung)
  • Hildesheimer Druck- und Verlagsgesellschaft (100 %, ohne eigenen Geschäftsbetrieb)
  • Wullenwever print + media Lübeck (100 %, ohne eigenen Geschäftsbetrieb)

Bereich Handel/Service

  • Hamburger Pressepapier Vertriebsgesellschaft (100 %)
  • IMAGE Ident Marketinggesellschaft (100 %)
  • vorwärts: buchhandlung + antiquariat (100 %)
  • Office Consult (100 %)

Tourismus

Weblinks

Einzelnachweise

<references> <ref name="gb2007"> Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2007 bis zum 31. Dezember 2007. </ref> <ref name="gb2008"> Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2008. </ref> <ref name="gb2009"> Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung: Konzernabschluss zum 31. Dezember 2009 und Konzernlagebericht für das Geschäftsjahr 2009. </ref> <ref name="gb2010"> Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mit beschränkter Haftung: Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2010 bis zum 31. Dezember 2010. </ref> <ref name="gb2012"> Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft mbH: Geschäftsbericht 2012. </ref> </references>