Deutsche Evangelische Allianz
Deutsche Evangelische Allianz | |
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Datei:Evangelische allianz germany.png | |
Rechtsform | eingetragener Verein |
Sitz | Bad Blankenburg in Thüringen |
Personen |
Vorsitzender: Michael Diener, Generalsekretär: Hartmut Steeb |
Aktionsraum | Deutschland |
Schwerpunkt | Evangelikale Christen |
Methode | Dachorganisation |
Budget | 1.700.000 Euro 2013<ref> als man sich ferner vom Weg der ‚Bekennenden Kirche‘ betont absetzte und alle die mied, die infolge ihrer freimütigen Verkündigung des ganzen Ratschlusses Gottes der Bestrafung durch die Gestapo verfallen waren.“</ref> Der erste Vorsitzende des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, Pfarrer Walter Michaelis, vertrat ab 1936 die Auffassung, dass man vonseiten der Allianzverantwortlichen die Situation „verharmlose“. Michaelis, Vertreter des damals größten deutschen Gemeinschaftsverbandes mit rund 500.000 Mitgliedern, trat am 3. April 1937 aus dem Hauptvorstand der Evangelischen Allianz aus.<ref>Beyreuther: Der Weg der Evangelischen Allianz; S. 97–98</ref>
Ende des Jahres 1946 bekannte der neue 1. Vorsitzende Walter Zilz (Vorsitzender von 1946 bis 1954<ref>Michael Diener: Kurshalten in stürmischer Zeit: Walter Michaelis (1866–1953). Ein Leben für Kirche und Gemeinschaftsbewegung. Brunnen Verlag, Gießen 1998, ISBN 3-7655-9422-9, S. 558 (Siehe Fußnote 142).</ref>) in dem ersten nach dem Krieg veröffentlichten Flugblatt der Evangelischen Allianz eine Mitschuld an den Ereignissen des Dritten Reiches:<ref name="TRE">Joachim Cochlovius: Evangelische Allianz; S. 655</ref>
Das Programm der Gebetswoche 1947 enthielt ebenfalls ein Schuldbekenntnis.<ref name="TRE" /> Die Zeit ab 1945Nach dem Krieg belebte sich die Arbeit der DEA. So fand ab 1946 wieder die jährliche Gebetswoche statt, ebenso wurden Allianzkonferenzen in zahlreichen Orten veranstaltet. Zum Schwerpunkt der DEA in den fünfziger und sechziger Jahren entwickelte sich die Mission, mit der die „entchristlichten Massen“ erreicht werden sollten.<ref>Friedhelm Jung, Thomas Schirrmacher (Hrsg.): Die deutsche evangelikale Bewegung: Grundlinien ihrer Geschichte und Theologie. Verlag für Kultur und Wissenschaft, Bonn 2001, ISBN 978-3-932829-21-5, S. 56.</ref> So initiierte die DEA ab dem Jahr 1953 evangelistische Massenveranstaltungen mit dem US-amerikanischen Evangelisten Billy Graham in deutschen Städten. Auf Anraten von Graham (er vertrat die Auffassung: „Deutschland muss durch Deutsche evangelisiert werden.“<ref>vgl. Friedhelm Jung, a.a.O., S.56</ref>) wurde der Verein „Großevangelisation der Deutschen Evangelischen Allianz“ ins Leben gerufen, der in Abstimmung und Zusammenarbeit mit örtlichen Allianzkreisen Evangelisationen mit Gerhard Bergmann durchführte. Prägenden Einfluss auf die Nachkriegsentwicklung der Evangelischen Allianz hatte als langjähriger Mitvorsitzender der westfälische Pfarrer und Evangelist Paul Deitenbeck, dessen Paul-Deitenbeck-Gedächtnis-Stiftung sich in erster Linie um das Allianzhaus in Bad Blankenburg kümmert. Der Annaberg-Buchholzer Superintendent Jürgen Stabe war von 1991 bis 1994 erster gesamtdeutscher Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Im Jahr 2000 beteiligte sich die Deutsche evangelische Allianz gemeinsam mit World Vision Deutschland und dem CVJM-Gesamtverband mit dem Projekt Pavillon der Hoffnung an der Expo 2000,<ref>Wal gestrandet: Spatenstich für den „Pavillon der Hoffnung“ auf der Expo Hannover. BauNetz, 25. Juni 1999, archiviert vom Original am 13. Juli 2010, abgerufen am 13. Juli 2010. </ref> eigener Thementag war der 31. Juli 2000.<ref>Pavillon der Hoffnung e.V. (CVJM, World Vision, Deutsche Evangelische Allianz). Exposeum e. V., archiviert vom Original am 24. Juni 2004, abgerufen am 29. Juli 2010 (deutsch). </ref> GegenwartDie Deutsche Evangelische Allianz hat jährlich zwei Hauptveranstaltungen: die „Internationale Gebetswoche“ (Allianzgebetswoche) Anfang Januar, die in ca. 1000 Orten stattfindet und ca. 300.000 Besucher zählt,<ref>Stand 2015, Evangelische Nachrichtenagentur Idea: Die Allianzgebetswoche wird vielfältiger und internationaler. 19. Januar 2015; für 2010 war von Treffen an 1100 Orten berichtet worden, Idea: Evangelikale streben stärker in die Öffentlichkeit. 18. Januar 2010: „beteiligten sich in Deutschland vom 10. bis 17. Januar rund 300.000 Christen an 1.100“</ref> und die seit 1886 jährlich stattfindende Bad Blankenburger „Allianzkonferenz“ Anfang August mit ca. 2500 Teilnehmern.<ref>Evangelische Allianz-Konferenz erwartet 2.500 Besucher. EKD, 2. August 2006, archiviert vom Original am 9. September 2010, abgerufen am 9. September 2010: „Zur 111. Jahreskonferenz der Deutschen Evangelischen Allianz werden von diesem Mittwoch an im thüringischen Bad Blankenburg rund 2.500 Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet.“ </ref> Die Deutsche Evangelische Allianz ist eine von über 2.000 auf der Lobbyliste beim Deutschen Bundestag eingetragenen Organisationen, Wolfgang Baake ist Beauftragter der Evangelischen Allianz beim Deutschen Bundestag. Die Deutsche Evangelische Allianz vergibt ein Spendensiegel an Organisationen, bei denen die Verwendung der anvertrauten Spendengelder in ihrem Sinne sichergestellt ist. Eine Liste der Organisationen, die das Spendensiegel erhalten haben, kann online abgerufen werden.<ref>Deutsche Evangelische Allianz: www.ead.de Liste aller Organisationen, die das Spendensiegel der Evangelischen Allianz Deutschland tragen</ref> Als ihren kirchenpolitischen Auftrag sieht die DEA laut Hartmut Steeb, „so weit als möglich darauf hinzuwirken, dass die Selbstbindung an Bibel und Bekenntnis beachtet bleibt“ und „auf unbiblische Bewegungen mit theologisch fundierten öffentlichen Stellungnahmen und kritischer Auseinandersetzung [zu] reagieren“.<ref>Evangelische Allianz: Auf "unbiblische Bewegungen" reagieren. Webseite der Evangelischen Allianz in Deutschland, 30. März 2011, archiviert vom Original am 31. März 2011, abgerufen am 31. März 2011. </ref> Institut für IslamfragenDas angeschlossene Institut für Islamfragen bietet Informationen über den Islam aus christlicher Perspektive. Es wurde am 19. Oktober 1999 gegründet. Den Vorsitz haben Dieter Kuhl und Albrecht Hauser. Wissenschaftliche Leiterin ist Christine Schirrmacher. Das Institut bietet online ein Fatwa-Archiv. ClearingstelleIm September 2015 wurde eine Clearingstelle geschaffen, um Fälle und Vorwürfe von Machtmissbrauch und Manipulationen unter ihren über 300 Mitgliedswerken nachzugehen. Dazu wurden sechs ehrenamtlich arbeitende Fachleute berufen: den ehemaligen Beauftragten zur Beratung über neue religiöse Bewegungen im Dekanatsbezirk und Kirchenkreis München, Diakon Rudi Forstmeier (München), den Leiter der Beratungsstelle „Leben im Kontext“, Rolf Gersdorf (Dortmund), die Theologin und psychologische Beraterin Martina Kessler (Gummersbach), die Klinikseelsorgerin Gudrun Siebert (Hemer), den Leiter des Evangelischen Fachverbandes für Sexualethik und Seelsorge Weißes Kreuz, Rolf Trauernicht (Ahnatal bei Kassel), und den Vorsitzenden des Stille- und Seelsorgezentrums Betberg, Hanspeter Wolfsberger (Betberg bei Freiburg).<ref>Die Evangelische Allianz will gegen Missbrauch angehen, idea.de, Meldung vom 14. September 2015.</ref> OrganisationRechtsstellungDie Deutsche Evangelische Allianz ist rechtlich als eingetragener Verein organisiert, der seinen Sitz in Bad Blankenburg in Thüringen hat. Mitglieder des Vereins sind die Angehörigen des „Hauptvorstands“ der Deutschen Evangelischen Allianz.<ref>Wahlordnung des Hauptvorstands der Deutschen Evangelischen Allianz. Auf www.ead.de</ref> Vor 1990 gab es zwei territorial separate Organisationen, die „Evangelische Allianz in der DDR“ und die „Deutsche Evangelische Allianz e. V.“ mit Sitz in Stuttgart, die sich nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten ebenfalls wieder vereinigten. Dies erfolgte durch Anschluss der westdeutschen an die ostdeutsche Evangelische Allianz mit Sitz in Bad Blankenburg. Die Geschäftsstelle der Deutschen Evangelischen Allianz befand sich aber noch bis November 2004 in Stuttgart. Seither ist sie am Sitz der Deutschen Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg. Ebenfalls in Bad Blankenburg befindet sich das „Evangelische Allianzhaus“, eine Tagungsstätte bzw. Konferenzzentrum mit Erholungsheim und Hotel. Diese Einrichtung wird geführt von der „Evangelische Allianzhaus Bad Blankenburg gemeinnützige GmbH“. Auf Ortsebene gibt es etwa 1100 lokale Arbeitskreise der Deutschen Evangelischen Allianz, die zum Teil auch als eigenständige eingetragene Vereine organisiert sind. Zum Netzwerk der Evangelischen Allianz in Deutschland zählen sich etwa 350 überörtlich arbeitende christliche Werke und Verbände. LeitungDerzeit<ref>Geschäftsführender Vorstand, auf Website der DEA, abgerufen am 3. Januar 2013</ref> gehören zum Geschäftsführenden Vorstand:
Zum Hauptvorstand gehören neben den Mitgliedern des Geschäftsführenden Vorstandes Personen aus unterschiedlichen Kirchen, Verbänden und Werken. Nach 13 Neuberufungen im Dezember 2012 bestand der Hauptvorstand aus 60 Mitgliedern,<ref>Hauptvorstand, auf: Website der DEA, abgerufen am 2. Januar 2013</ref><ref>Pressemitteilung: Hauptvorstand erweitert, vom 10. Dezember 2012, abgerufen am 2. Januar 2013</ref> nach 10 Neuberufungen im Juni 2015 hat der Hauptvorstand 70 Mitglieder, die für jeweils 6 Jahre gewählt sind. Sie sind zugleich auch die Mitglieder des Vereins Deutsche Evangelische Allianz e. V..<ref>Die Deutsche Evangelische Allianz weitet ihr Netzwerk aus, ead.de, Meldung vom 1. Juni 2015.</ref> PolitikIn Anknüpfung an die in der Präambel zum Grundgesetz genannte Verantwortung vor Gott<ref>Präambel des Grundgesetzes via juris.</ref> und das historische politische Engagement der evangelischen Allianz gegen Sklaverei und wirtschaftliche Ausbeutung und für Religionsfreiheit fordert die DEA die evangelische Christenheit auf, sich politisch für ihr Land zu engagieren.<ref>Christen wählen Werte - Wahlprüfsteine der Deutschen Evangelischen Allianz (PDF), gesehen 28. April 2008.</ref> Die aktuellste ausführliche Stellungnahme zum Verhältnis von Christsein und Politik wurde 2009 unter der Überschrift Sucht der Stadt Bestes herausgegeben. In einem Vorwort<ref>Gott segne unser Land</ref> schrieb der Generalsekretär Hartmut Steeb: „Die Anhänger sollten in Parteien mitarbeiten und dort biblisch-ethische Wertmaßstäbe bewusst einbringen“; bereit sein „zur Übernahme öffentlicher Verantwortung in Haus, Schule, Betrieb, Bezirksbeirat, Stadtrat, als Schöffe ...“; „den Mund auftun im persönlichen Umkreis, im Unterricht, im Betrieb, bei Veranstaltungen, im Gespräch mit politisch Verantwortlichen“; „Leserbriefe an Zeitungen und Zeitschriften, Rundfunkanstalten und Fernsehsender schreiben“. Es gehe darum, meinte DEA-Generalsekretär Steeb, „dass sich unsere Gesellschaft zur ,christlichen Leitkultur' stellt“. Ein weltanschaulich neutraler Staat habe keine gute Zukunft. „Werteungebundene Toleranz macht Deutschland zum gefundenen Fressen einer auf Expansion und Aufrichtung einer islamischen ,Gottes-Staat-Ideologie' ausgerichteten islamischen Weltsicht.“<ref>Peter Wensierski: Aufschwung Jesu. In: Der Spiegel. Nr. 18, 2008, S. 38 ff (online).</ref> Nahestehende OrganisationenDie Deutsche Evangelische Allianz sammelt keine Mitglieder. 350 Werke und Einrichtungen gelten als „nahestehende Organisationen“, die nach dem Grad der Verbundenheit in drei Kategorien eingeteilt werden:
Die letzte Kategorie umfasst auch Freikirchen und kirchliche Gemeinschaftsverbände. Die vollständige Liste findet sich in der Liste der Deutschen Evangelischen Allianz nahestehender Organisationen. PositionenDie DEA bezieht Stellung zu weltanschaulichen, ethischen, wirtschaftlichen und politischen Themen, beispielsweise zu Religionsfreiheit, Christenverfolgung, Menschenhandel, sozialer Gerechtigkeit, Abtreibung oder Homosexualität und vertritt dabei weitgehend konservative<ref>EKD: Jahreskonferenz der Evangelischen Allianz ab Mittwoch in Thüringen.</ref> Positionen. Zur Homosexualität äußert sich die DEA überwiegend kritisch.<ref>Deutsche Evangelische Allianz: Steeb: Unterstützung der Homo-Bewegung schwächt das Vertrauen in die Politik</ref><ref>„Konversionstherapien“: Seelsorge-Organisationen kritisieren Grünen-Vorstoß auf idea.de, 25. März 2013, abgerufen am 26. März 2013.</ref> Jedoch entschuldigte sich der damalige Vorsitzende Jürgen Werth 2011 auf dem Evangelischen Kirchentag in Dresden bei den Homosexuellen für Respektlosigkeit und schlimme Erfahrungen durch einzelne Evangelikale.<ref>Christlicher Medienverbund KEP: Kirchentagsdebatte: Werth über Fundamentalismus und Schuld im Umgang mit Homosexuellen (Memento vom 13. November 2011 im Internet Archive) In: die-Evangelikalen.de vom 14. Juni 2011.</ref> Die in die Kritik geratenen Versuche einiger Lehrer, kreationistische Inhalte in die schulische Ausbildung einfließen zu lassen, verteidigte die DEA mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit.<ref>Deutsche Evangelischen Allianz: Evolution: Wenn Lehrer keine Fragen mehr stellen dürfen , 10. Oktober 2006</ref> 2010 distanzierte sich die Deutsche Evangelische Allianz deutlich vom International Burn a Koran Day.<ref name="WEA2">Geoff Tunnicliffe: Secretary General of the World Evangelical Alliance condemns burning of Qur’an. World Evangelical Alliance, 9. September 2010, archiviert vom Original am 9. September 2010, abgerufen am 9. September 2010 (english): „The WEA, on behalf of its member churches, Christian organisations and bodies, strongly condemns the Dove World Outreach Center’s plans to burn copies of the Qur’an.“ </ref><ref>Jürgen Werth: Deutsche Evangelische Allianz distanziert sich von der Verbrennung eines Korans. Deutsche Evangelische Allianz, 8. September 2010, archiviert vom Original am 8. September 2010, abgerufen am 8. September 2010: „Wir hoffen, dass diese Gruppe in den USA von ihrem unsinnigen Vorhaben ablässt. Mit christlichem Glauben hat das jedenfalls überhaupt nichts zu tun! Das Recht auf Religionsfreiheit ist unteilbar und kann nicht allein von einer bestimmten Gruppe unter Ausschluss anderer in Anspruch genommen werden.“ </ref> Sie tritt für Religionsfreiheit für Angehörige aller Religionen ein.<ref>Resolution zur Religionsfreiheit und Solidarität mit der verfolgten Kirche. Nachricht auf der Seite der Deutschen Evangelischen Allianz vom 5. Dezember 2008. Vgl. auch PDF-Version des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit: Resolution zur Religionsfreiheit und Solidarität mit der verfolgten Kirche der Weltweiten Evangelischen Allianz. WEA, 30. Oktober 2008, archiviert vom Original am 8. September 2010, abgerufen am 8. September 2010 (PDF, deutsch): „Die WEA steht für die Freiheit ein, irgendeine oder gar keine Religion auszuüben.“ </ref> Siehe auch
Literatur
WeblinksEinzelnachweise<references /> |