Doktor Schiwago (1965)
Filmdaten | |
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Deutscher Titel | Doktor Schiwago |
Originaltitel | Doctor Zhivago |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1965 |
Länge | 197 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | David Lean |
Drehbuch | Robert Bolt |
Produktion | David Lean Carlo Ponti/MGM |
Musik | Maurice Jarre |
Kamera | Freddie Young Nicolas Roeg (nur einige Szenen) |
Schnitt | Norman Savage |
Besetzung | |
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Doktor Schiwago ist ein episches Filmdrama aus dem Jahr 1965. Erzählt wird die Geschichte eines Arztes im zaristischen Russland, der sich zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen fühlt. Den zeitgeschichtlichen Hintergrund bilden der Erste Weltkrieg, die Oktoberrevolution 1917 und der anschließende Bürgerkrieg. Die Hauptrollen spielen Omar Sharif, Julie Christie, Geraldine Chaplin, Rod Steiger und Sir Alec Guinness. Klaus Kinski hat eine Nebenrolle. Das Drehbuch wurde von Robert Bolt nach dem gleichnamigen Roman von Boris Leonidowitsch Pasternak geschrieben. Es folgt in etwa dessen Handlung, mit einer Betonung der Liebesgeschichte. Regie führte David Lean. Der mit hohem Budget realisierte Film war an den Kinokassen weltweit sehr erfolgreich und erhielt fünf Oscars.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Das Hauptgeschehen des Films erstreckt sich über die Jahre vor, während und nach der Russischen Revolution. Die Haltung des Titelhelden Doktor Schiwago gegenüber den Umwälzungen in seinem Land bleibt dabei durchgängig im Hintergrund. In einer Zeit, in der viele Leute vorgeben, mit Blick auf das Allgemeinwohl zu agieren, behält Schiwago einzelne Menschen im Auge. Im Zentrum seiner Aufmerksamkeit − und damit auch im Zentrum des Films − stehen die beiden Liebesbeziehungen des Protagonisten.
Jurij Schiwago wird im Alter von circa fünf Jahren Vollwaise. Er wird von der Familie seines Onkels Alexander Gromeko aufgenommen und wächst in deren Haus in Moskau auf.
Bereits während seines Medizinstudiums gibt es in einer Straßenbahn eine zufällige Begegnung mit Lara, die aber keine Folgen hat. Nach seinem Studium heiratet er jedoch Tonya, die Tochter seiner Pflegeeltern, und hat später einen Sohn mit ihr.
Im Laufe des Films wird immer deutlicher, dass Jurijs Ehe nicht den emotionalen Mittelpunkt darstellt, sondern vielmehr seine außereheliche Verbindung zu Lara. Lara ihrerseits befindet sich zunächst im Einflussbereich zweier Männer − des rücksichtslosen opportunistischen Politikers Komarovsky und des idealistischen Revolutionärs Pawel ("Pascha") Antipow.
Komarovsky hat sowohl auf Lara als auch auf ihre Mutter, zu denen er jeweils ein Verhältnis hat, einen sehr ungünstigen Einfluss. Laras Mutter versucht einen Suizid − offenbar aus Enttäuschung über sein Verhalten.
Komarovsky braucht einen Arzt, um Laras Mutter aus der Lebensgefahr, in die sie sich gebracht hat, zu retten. Der Universitäts-Arzt, den er herbeiruft, wird von Jurij begleitet. Dieser begegnet bei dieser Gelegenheit der in einem Lehnstuhl schlafenden Lara, und er ist erkennbar von ihr angetan.
Am Ende eines Rendezvous mit Lara beschimpft Komarovsky sie als Prostituierte, fällt über sie her und vergewaltigt sie. Später spürt sie ihn bei einer Abendgesellschaft auf, schießt auf ihn, verletzt ihn aber nur leicht. Ihr Freund Pascha holt sie danach dort ab. Auch bei diesen Vorfällen ist Jurij anwesend und behandelt Komarovsky.
Jurij begegnet Lara das nächste Mal bei einem Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg. Er ist dort als Arzt tätig, sie als Krankenschwester. Sie hat in der Zwischenzeit den Revolutionär Pascha geheiratet. Jurij und sie arbeiten ungefähr sechs Monate zusammen. Sie verlieben sich ineinander, belassen es aus Respekt gegenüber ihrem jeweiligen Ehepartner allerdings bei einer platonischen Liebe.
Als Jurij vom Fronteinsatz nach Moskau zurückkehrt, muss er sich damit arrangieren, dass die Revolution bis in die persönlichsten Verhältnisse hinein Auswirkungen hat. Das Haus seiner Familie ist von den Revolutionären beschlagnahmt worden. Seine Frau, sein Sohn und sein Schwiegervater haben für ihren Haushalt nur wenig Platz zur Verfügung.
Sein Halbbruder, Jewgraf, hochrangiges Mitglied der Partei, drängt ihn dazu, mit seiner Familie Moskau zu verlassen, denn als bekannter Verfasser von Gedichten gilt er den neuen Machthabern als verdächtig.
Jurij zieht mit seiner Familie in den Ural, sein Schwiegervater besitzt dort ein Anwesen. Dort wollen sie jetzt leben. Auf einer beschwerlichen mehrtägigen Zugfahrt dahin trifft er zufällig auf Pascha, der sich inzwischen Strelnikow nennt und mit einem Spezialzug der Bolschewiki die Bevölkerung terrorisiert. Nach einem kurzen Verhör wird Jurij entlassen und darf weiterreisen.
Im Ural macht Jurij die Entdeckung, dass Lara dort in einer Stadt ganz in der Nähe lebt. Er besucht sie und sie verlieben sich endgültig ineinander. Als seine hochschwangere Frau Tonya kurz vor der Entbindung steht, fasst er den Entschluss, die Beziehung zu Lara zu beenden. Als er nach einem tränenreichen Abschied langsam zum Anwesen zurück reitet, wird er auf einem Waldweg von bolschewistischen Partisanen aufgegriffen, verschleppt und zum Dienst als Arzt bei ihnen gezwungen, ohne seine Familie noch einmal sehen zu dürfen.
Nach zwei Jahren an verschiedenen Fronten mit verlustreichen Kämpfen gelingt es ihm mitten im strengen Winter zu fliehen, und es zieht ihn zu dem Haus, in dem er seine Familie zurückgelassen hat. Doch seine Familie hat die Gegend verlassen. Lara jedoch ist für ihn da, und die beiden nehmen ihre Beziehung wieder auf. Durch einen (von Lara einige Monate lang zurückgehaltenen) Brief seiner Frau Tonya erfährt er von ihrer Flucht nach Paris, und dass Tonya über seine Beziehung zu Lara Bescheid weiß. Lara wird in dieser Zeit von Jurij schwanger, ohne dies jedoch Jurij mitzuteilen.
Komarovsky erscheint überraschend bei Lara und versucht sie dazu zu bringen, mit ihm zusammen zunächst in den Fernen Osten und von dort ins Ausland zu fliehen. Laras Ehemann Strelnikow ist bei der Partei in Ungnade gefallen, und damit ist auch ihre eigene gesellschaftliche Position nicht mehr sicher. Lara und Jurij lehnen zunächst ab, doch als Komarovsky Jurij bei einem zweiten Besuch berichtet, dass Pascha ganz in der Nähe erschossen wurde und Lara nun nicht mehr als "Lockvogel" benötigt werde, willigen sie schließlich ein.
Jurij gibt vor, Lara auf ihrer Reise mit Komarovsky zu begleiten, folgt ihnen aber in Wirklichkeit nicht. Er kehrt allein nach Moskau zurück. Seinen letzten Auftritt hat er 8 Jahre später in Moskau: Er glaubt, in einer an der Straßenbahn vorbeigehenden Frau Lara zu erkennen. Jurij kann die überfüllte Straßenbahn nur mit großer Anstrengung verlassen und versucht verzweifelt, dieser Frau zu Fuß zu folgen. Aufgrund seiner Herzschwäche bricht er jedoch auf offener Straße zusammen und stirbt.
Den ganzen Film hindurch wird die Handlung durch die Stimme eines Erzählers begleitet. Der Erzähler ist Jurijs Halbbruder Jewgraf, der in der KPdSU und im NKWD Karriere gemacht hat.
In einer Rahmenhandlung des Films ist Jewgraf auf der Suche nach der lange vermissten Tochter von Jurij und Lara und glaubt, sie in einer jungen Arbeiterin gefunden zu haben. Er zeigt ihr ein Buch mit Gedichten von Jurij und beobachtet sie, ob der Anblick Erinnerungen bei ihr auslöst. Sie reagiert zunächst eher unbeteiligt. Gegen Ende des Films gibt es jedoch Anzeichen dafür, dass sie wahrscheinlich die Tochter von Jurij und Lara ist.
Drehort
Als einer der Drehorte und als Hintergrund für den Film diente auch der Bahnhof Canfranc – ein Bahnhof auf spanischem Grund, aber mit französischem Hoheitsrecht.<ref>Das Canfranc-Projekt.</ref>
Synchronisation
Die Angaben zur deutschen Synchronfassung entstammen der Deutschen Synchronkartei.<ref>Doktor Schiwago. Abgerufen am 19. Dezember 2014.</ref>
Die Synchronfassung entstand 1966 bei MGM Synchronisations-Atelier Berlin. Die Dialogregie führte Michael Günther.
Kritiken
Quelle | Bewertung |
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Rotten Tomatoes | |
Kritiker | 7px7px7px7px7px7px7px7px7px7px<ref name="rotten_tomatoes">[1] bei Rotten Tomatoes, abgerufen am 29. Dezember 2014</ref> |
Publikum | 7px7px7px7px7px7px7px7px7px7px<ref name="rotten_tomatoes" /> |
IMDb | 7px7px7px7px7px7px7px7px7px7px<ref name="imdb">Doktor Schiwago in der Internet Movie Database (englisch) </ref> |
„Consensus: It may not be the best of David Lean's epics, but Dr. Zhivago is still brilliantly photographed and sweepingly romantic.“
„Die wildbewegte Lebensgeschichte des Arztes und Dichters Schiwago vor dem Hintergrund der Russischen Revolution. Das individuelle Schicksal des Helden berührt sich mit den politischen und militärischen Ereignissen seiner Zeit, wobei freilich (anders als in der Romanvorlage von Pasternak) die privaten Leidenschaften deutlich im Vordergrund stehen. David Leans äußerst publikumswirksame Inszenierung schwelgt in monumentalen Stimmungsbildern und beeindruckt durch ihren langen Atem in der Abfolge lyrischer und dramatischer Momente. Einer der größten Kassenerfolge der 60er Jahre, der wie kaum ein anderes Kino-Opus die gängigen Vorstellungen vom "alten Rußland" prägte und verfestigte.“
„Eine echte, publikumswirksame Hollywood-Schmonzette.“
„Der verschwenderisch ausgestattete Film wurde zum größten Teil in Spanien gedreht (...) und wurde von Lean mit der gewohnten Finesse inszeniert. Aber die großen Ereignisse des Romans gehen, ebenso wie seine Hauptthemen vom Schicksal und der überragenden Bedeutung des Individuums innerhalb der Gesellschaft, in einem Wust von Einzelepisoden verloren. Ebenso verheerend wirkt die formlose Kitschmusik von Maurice Jarre. Was aber den Mammutfilm über all dies hinaushebt, sind die hervorragende Fotografie von F. A. Young und die Schauspielkunst einiger Darsteller.“
„Aufwendige, monumentale Verfilmung des Bestsellers von Boris Pasternak, die leider nicht mehr als ein spektakulärer historischer Bilderbogen ist, der mit der Vorlage nur noch wenig gemein hat.“
Auszeichnungen
Doktor Schiwago erhielt 1966 fünf Oscars:
- Oscar für Bestes Szenenbild, Farbe (John Box, Terence Marsh, Dario Simoni)
- Oscar für die beste Kamera, Farbe (Frederick A. Young)
- Oscar für das beste adaptierte Drehbuch (Robert Bolt)
- Oscar für die beste Filmmusik (Maurice Jarre)
- Oscar für das beste Kostümdesign, Farbe (Phyllis Dalton)
Der Film wurde darüber hinaus in weiteren Kategorien nominiert:
- Bester Film (Carlo Ponti)
- Beste Regie (David Lean)
- Bester Nebendarsteller (Tom Courtenay)
- Bester Schnitt (Norman Savage)
- Bester Ton (Franklin Milton, A.W. Watkins)
Der Film gewann den Preis Golden Globe in fünf Kategorien und wurde in einer weiteren nominiert. David Lean, Julie Christie und Ralph Richardson wurden für den British Film Academy Award nominiert.
DVD-Veröffentlichung
- Doktor Schiwago. 2-DVD-Set. Warner Home Video 2001
Soundtrack
- Maurice Jarre: Doctor Zhivago. Original Motion Picture Soundtrack. Auf ders.: Doctor Zhivago & Ryan's Daughter. Original MGM Soundtrack Recordings. EMI 1989, Tonträger-Nr. CDP 7932982 – Originalaufnahme der Filmmusik unter der Leitung des Komponisten.
Lara's Theme wurde als Einzelstück bekannt, in einer gesungenen Version, unter anderem von Karel Gott. Eine Instrumentalversion, bei der eine Trompete das Thema intoniert, wurde zum Evergreen. Diese Version taucht auch in Ocean’s 13 auf. Die Melodie klingt auch wiederholt leitmotivisch in der Filmkomödie Frau mit Hund sucht… Mann mit Herz auf.
Bekannt und zu einer Art Kultnummer wurde ein Sketch mit Dieter Hallervorden, bei der "der Mittelteil" des Themas auf einer unfallverstopften Kreuzung gesucht wird ("Schnief da di schneuf").
Literatur
- Boris Pasternak: Doktor Schiwago. Roman (Originaltitel: Doktor Zivago). Deutsch von Thomas Reschke und Richard Pietraß (Gedichte). Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1993, 764 S., ISBN 3-596-11909-X
Weblinks
- Doktor Schiwago in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
<references />
Major Barbara | In Which We Serve | Wunderbare Zeiten | Geisterkomödie | Begegnung | Geheimnisvolle Erbschaft | Oliver Twist | Die große Leidenschaft | Madeleine | Der unbekannte Feind | Herr im Haus bin ich | Traum meines Lebens | Die Brücke am Kwai | Lawrence von Arabien | Doktor Schiwago | Ryans Tochter | Lost and Found: The Story of Cook's Anchor | Reise nach Indien