Dolores Hart


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Dolores Hart OSB (* 20. Oktober 1938 in Chicago, Illinois, bürgerlicher Name Dolores Hicks) ist eine ehemalige amerikanische Filmschauspielerin, die zwischen 1956 und 1962 in zehn Filmen mitwirkte, bevor sie sich dazu entschloss, in ein Kloster der Benediktinerinnen einzutreten, wo sie heute Priorin ist.

Biografie

Kindheit

Die am Morgen des 20. Oktober 1938 um 10:30 Uhr geborene Dolores Hicks war das einzige Kind des Schauspielers Bert Hicks und seiner Frau Harriett Lee Pittman.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 6f</ref> Weil ihre bald nach Los Angeles verzogenen Eltern sich ständig stritten und die Ehe als zerrüttet galt, lebte die kleine Dolores zeitweise bei ihren mütterlichen Großeltern in Chicago.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 14ff</ref>

Betty Hicks, eine Schwester ihres Vaters, heiratete Mario Lanza, der somit ihr Onkel wurde.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 24</ref> Dolores war oft Babysitter der Lanza-Sprößlinge, bis die Familie nach Italien zog.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 35f</ref>

Schauspielerin

Mit acht Jahren stand sie für den Abenteuerfilm Amber, die große Kurtisane (Originaltitel: Forever Amber) zum ersten Mal vor der Kamera.

1956 unterschrieb sie einen Filmvertrag bei dem Produzenten Hal B. Wallis und gab ihr Filmdebüt an der Seite von Elvis Presley in Gold aus heißer Kehle (Loving You). Wallis bat sie darum, einen neuen Namen anzunehmen. Nach seiner Meinung würde Hicks sich nicht gut auf Reklameschildern machen. Als Vornamen bevorzugte er Susan, den Namen ihrer ersten Filmrolle. Weil ihre langjährige Freundin Sheila Hart kurz vor der Hochzeit stand und somit ihren alten Namen ablegen würde, wünschte sie, ihren alten Namen auf Dolores zu übertragen. So kam es, dass Dolores den neuen Nachnamen Hart annahm. In ersten Pressemitteilungen wurde sie als Susan Hart vorgestellt und als „das Mädchen, das alle anderen Mädchen hassen werden, weil sie Elvis Presley seinen ersten Filmkuss geben würde.“ Doch als ihre Mutter dies las, wurde sie böse und machte einen solchen Wirbel, dass Wallis schließlich damit einverstanden war, dass sie ihren Vornamen Dolores beibehielt. Während man auf mütterlicher Familienseite froh war, den alten Nachnamen Hicks loszusein, war ihr Vater alles andere als begeistert über diese Entscheidung.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 51</ref>

Nach zwei Filmen an der Seite von Anna Magnani, Anthony Quinn und Montgomery Clift drehte sie 1958 erneut mit Elvis Presley. Unmittelbar zuvor hatte sie jedoch ein neunmonatiges Engagement am Broadway in New York, wo sie am Longacre Theatre für das Theaterstück The Pleasure of His Company auf der Bühne stand.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 83f</ref> Es war zu dieser Zeit, als sie sich ausgelaugt fühlte und – dem Rat einer Freundin folgend – am 12. November 1958 zum ersten Mal ins Benediktiner-Kloster Regina Laudis reiste, um sich zu erholen.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 104</ref> Nach dem zweitägigen Aufenthalt waren ihre Batterien wieder aufgeladen und sie war bereit für die Rückkehr auf die Bühne. Während ihrer weiteren Bühnenauftritte in New York reiste sie noch öfter in das Kloster und verblieb nach dem Ende ihres Engagements in New York vor ihrer Rückreise nach Hollywood eine ganze Woche.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 110ff</ref>

Während der Dreharbeiten zu ihrem fünften Film Die Plünderer (The Plunderers) im Jahr 1959 kamen ihr ernsthafte Zweifel an ihrem bisherigen Lebensweg als Schauspielerin. Als sie sich in ihrer Kabine gerade die Haare kämmte und in den Spiegel sah, vernahm sie in ihrem Kopf die folgenden Worte: „Du weißt, dass das nicht ist, was du willst“. Diese mahnende „Stimme“ kam in den folgenden zwei Jahren immer wieder.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 122</ref>

Während der Dreharbeiten zu ihrem siebten Film Franz von Assisi (Francis of Assisi), die an Originalschauplätzen in Italien stattfanden, erhielt sie eine Audienz bei Papst Johannes XXIII.,<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 139</ref> der sie bei ihrem Filmnamen Chiara nannte und ihr damit einen entscheidenden Anstoß zum baldigen Eintritt ins religiöse Leben gab.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 194</ref>

Weil sie bereits ihre Bewerbung zur Aufnahme ins Kloster Regina Laudis laufen hatte, jedoch noch die Aufnahmebestätigung abwarten musste, konnte sie keinen längerfristigen Filmkontrakt eingehen, andererseits aber auch nicht ihr Vorhaben öffentlich machen, ohne Gefahr zu laufen, nicht ins klösterliche Leben aufgenommen zu werden und dadurch ihre Zukunft im Filmgeschäft zu verlieren. Also spielte sie auf Zeit und schlug unter anderem – überraschend für die Außenwelt – ein Angebot als Co-Star von Marlon Brando in Zwei erfolgreiche Verführer (Bedtime Story) aus.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 185f</ref> Stattdessen nahm sie ein Angebot für eine Gastrolle in der Fernsehserie Die Leute von der Shiloh Ranch (The Virginian) an. Hierbei handelte es sich um die Ende Februar 1963 gedrehte<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 187</ref> Episode 1.28 mit dem Titel The Mountain of the Sun.<ref>Die Leute von der Shiloh Ranch: The Mountain of the Sun. Internet Movie Database, abgerufen am 10. Juni 2015 (english).</ref>

Nonne

Anfang 1963 kehrte Dolores Hart Hollywood den Rücken, löste ihre Verlobung mit dem Geschäftsmann Don Robinson, und trat ins Kloster „Regina Laudis“ der Benediktinerinnen in Bethlehem (Connecticut) ein. Sie absolvierte zunächst die übliche Probezeit als Postulantin, in der sie mit Miss Dolores (dt. Fräulein Dolores) angeredet wurde.<ref name="Ear of Heart 209">Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 209</ref> Es war eine schwierige Zeit, in der sie sich oft einsam und verlassen fühlte,<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 205</ref> fast in jeder Nacht weinte<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 201f</ref> und ernsthaft darüber nachdachte, das klösterliche Leben wieder zu verlassen.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 210</ref> Damals unterschied sich die Atmosphäre im Kloster Regina Laudis noch gründlich von den Zuständen in der heutigen Abtei. So war es den Postulanten und Novizen seinerzeit noch nicht gestattet, die Profeßnonnen anzusprechen,<ref name="Ear of Heart 209" /> Neulinge wurden wie ein Niemand behandelt<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 227</ref> und bewegten sich in einer Zone, die nicht zu der der Nonnen mit ewiger Profeß „gehörte“. Es gab eine echte Trennung.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 232</ref>

Durch ihre am 29. Juni 1964 erfolgte Einkleidung wurde sie Novizin und fortan mit Sister Judith (dt. Schwester Judith) angeredet. Im religiösen Sinne gilt Judith insofern als Ergänzung von Dolorosa, als die Erste die Starke ist, die das Leid besiegen kann, das die Zweite plagt. Dieses gegenseitige Zusammenwirken der beiden Namen und ihrer Bedeutungen dürfte einer der Gründe für die Wahl dieses Namens durch die Äbtissin gewesen sein.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 244f</ref>

Durch ihr am 29. Juni 1966 abgelegtes erstes Gelübde<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 264</ref> war Schwester Judith nun erstmals selbst in der Position, auf die Entwicklung im Kloster Einfluss zu nehmen,<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 342</ref> wodurch sie die Hoffnung hegt, dass eine heutige Postulantin oder Novizin nicht mehr die Phase der Isolation durchmachen muss, wie sie sie selbst seinerzeit durchlebt hat.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 252</ref>

Mit dem am 11. Juli 1970 abgelegten letzten Gelübde wurde sie Nonne mit allen Rechten und Pflichten und wird seither mit Mother Dolores (dt. Mutter Dolores) angeredet. Dass sie ihren eigentlichen Namen zurückerhielt, machte sie überglücklich.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 276</ref> Im Januar 2001 wurde Mutter Dolores zur Priorin der Abtei Regina Laudis ernannt.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 402</ref>

Krankheit

Anfang 1997 unterzog Mutter Dolores sich einer Wurzelkanalbehandlung, in deren Folge eine Neuropathie auftrat, die nicht nur zu lang anhaltenden Kieferschmerzen führte, sondern ihr auch über einen langen Zeitraum ernsthafte Probleme beim Stehen und Laufen bereitete, so dass sie größere Distanzen nur mit dem Rollstuhl zurücklegen konnte.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 387f</ref> Vier Jahre lang war die Krankheit so schlimm, dass sie nicht einmal mit den Fingern schnippen konnte.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 398</ref>

Sonstiges

Mit Unterstützung ihrer Freundin Patricia Neal gründete Mutter Dolores 1986 das Open Air Theater The Gary-The Olivia, das sich auf dem Anwesen der Abtei Regina Laudis befindet und Menschen zu Besuchen in der Abtei animieren soll.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 345ff</ref> Seinen Namen erhielt es zu Ehren von Gary Cooper, dem Vater ihrer gemeinsamen Freundin Maria Cooper Janis, und der bereits in jungen Jahren verstorbenen Tochter von Patricia Neal.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 352</ref> Außerdem wurden in der Abtei CD-Projekte realisiert.<ref>Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, S. 372ff</ref>

Dolores Hart ist nach wie vor bei der Academy of Motion Picture Arts and Sciences stimmberechtigt für die Oscar-Vergabe.

Eine Kurzdokumentation über ihr Leben, God Is the Bigger Elvis, wurde für den Oscar 2012 nominiert.

Am 14. August 2013 besuchte sie zum ersten Mal Graceland und nahm an den Feierlichkeiten zu Ehren von Elvis Presley teil.<ref>Mother Dolores visits Graceland (englisch; abgerufen am 10. September 2013)</ref>

Filmografie (Auswahl)

Quellen

  • Mother Dolores Hart, O.S.B. and Richard DeNeut: The Ear of the Heart, Ignatius Press, San Francisco, 2013 ISBN 978-1-58617-747-8

Weblinks

Commons Commons: Dolores Hart – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

<references />