Eadbald von Kent


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Datei:Eadbaldobv.1.jpg
AVDVARLD REGES
Münze des Königs Eadbald

Eadbald (auch Auduarld, Eadbold, Edbaldus oder Rædbald; † 20. Januar 640<ref name="enc501">Simon Keynes: Kings of Kent. In: Lapidge et al (Hrsg.): The Blackwell Encyclopaedia of Anglo-Saxon England, Wiley-Blackwell, 2001, ISBN 978-0-631-22492-1, S. 501–502.</ref>) war von 616/618 bis 640 König des angelsächsischen Königreiches Kent. Er stammte aus der Dynastie der Oiscingas.

Leben

Eadbald war der Sohn des Königs Æthelberht I. und dessen erster Frau Bertha, der Tochter des Merowingerkönigs Charibert I. und der Ingoberga. Seine Schwester hieß Æthelburg.<ref>D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, 2000, ISBN 978-0-415-24211-0, S. 25–26.</ref> Seine Eltern waren überzeugte Christen und wurden nach ihrem Tod als Heilige verehrt. Nach dem Bericht des Mönchs Beda Venerabilis war Eadbald Heide geblieben,<ref name="he2-5">Beda: HE 2,5</ref> während die Angelsächsische Chronik überliefert, dass er nach dem Tod seines Vater seine Taufe widerrief.<ref>Angelsächsische Chronik zum Jahr 616</ref>

Möglicherweise war Eadbald seit 604 im Westen Kents an der Herrschaft seines Vaters beteiligt.<ref name="nic187">Nicholas Brooks: Anglo-Saxon Myths: State and Church, 400-1066, Hambledon & London, 1998, ISBN 978-1-85285-154-5, S. 187.</ref> Nachdem seine Mutter zwischen 601 und 616 gestorben war heiratete Æthelberht nochmals. Der Name dieser Königin wurde nicht überliefert. Nach Æthelberhts Tod im Jahr 616/618 heiratete Eadbald seine Stiefmutter.<ref name="nic47">Nicholas Brooks: Anglo-Saxon Myths: State and Church, 400-1066, Hambledon & London, 1998, ISBN 978-1-85285-154-5, S. 47–51.</ref> Eadbald wurde von Erzbischof Laurentius von Canterbury wohl im Jahr 618<ref name="s6" /> bekehrt. Er verstiess seine Frau und wurde zu einem eifrigen Förderer des Christentums.<ref name="he2-5" /> Er rief die geflohenen Bischöfe Mellitus und Justus aus dem Frankenreich zurück und setzte Justus wieder als Bischof von Rochester ein. Sein politischer Einfluss war jedoch geringer als der seines Vaters und es gelang ihm nicht Mellitus wieder in der zu Essex gehörenden Diözese London zu etablieren.<ref name="he2-6">Beda: HE 2,6</ref> In Canterbury ließ Eadbald eine Mutter-Gottes-Kirche bauen die von Mellitus, inzwischen Erzbischof von Canterbury (619–624), geweiht wurde.<ref name="he2-6" />

Eadbald war nach seiner Taufe mit Emma (auch Æmma oder Ymme) verheiratet, der Tochter eines Frankenkönigs, vielleicht Chlothar II., und hatte mit ihr die Söhne Earconberht und Ecgfrith.<ref name="s6">S 6</ref> Ein weiterer Sohn war Eormenred.<ref>Angelsächsische Chronik zum Jahr 640</ref> Einer christlichen Legende nach soll auch Eanswith, Äbtissin von Folkestone, eine Tochter Eadbalds und Emmas gewesen sein.<ref>Eanswith 1 in Prosopography of Anglo-Saxon England (PASE);vgl.: John von Tinmouth: De sancta Eanswida virgine et abbatissa, 14. Jahrhundert</ref> Einige Historiker gehen davon aus, dass Emma die Tochter Erchinoalds, des fränkischen Hausmeiers in Neustrien, war.<ref>Barbara Yorke: The Conversion of Britain: Religion, Politics and Society in Britain, 600-800, Pearson, 2006, ISBN 978-0-582-77292-2, S. 65.</ref>

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Die Gräber der kentischen Könige Eadbald († 640), Hlothhere († 685), Wihtred († 725) und Mul († 687) in der heutigen Abtei St. Augustinus. (von links nach rechts)

Zunächst scheint Eadbald einen sonst unbekannten Æthelwald und später seinen Sohn Eormenred an der Herrschaft beteiligt zu haben.<ref name="babs32">Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3, S. 32. PDF (6,2 MB).</ref> Nach dem Tod des Bretwalda Rædwald um das Jahr 625 entwickelte sich Northumbria zur Hegemonialmacht. Eadbald setzte die Heirats- und Missionspolitik seiner Vorgänger fort<ref>Nicholas J. Higham: The convert kings: power and religious affiliation in early Anglo-Saxon England, Manchester University Press, 1997, ISBN 978-0-7190-4828-9, S. 142.</ref> und arrangierte im Jahr 625 die Heirat seiner Schwester Æthelburg mit dem heidnischen Edwin von Northumbrien unter der Bedingung, dass ihr und ihren Begleitern die freie Religionsausübung gestattet sei.<ref name="he2-9">Beda: HE 2,9</ref> Nach Edwins Tod im Jahr 633 musste Æthelburg mit ihren Kindern und dem Bischof Paulinus, der sie nach Northumbria begleitet hatte, nach Kent fliehen, wo sie freundlich aufgenommen wurden. Eadbald und Erzbischof Honorius von Canterbury vergaben die vakant gewordene Diözese Rochester an Paulinus.<ref name="he2-20">Beda: HE 2,20</ref> Aus Eadbald Regierungszeit sind Goldmünzen bekannt, die in London geprägt wurde. Sie tragen die Inschrift "AVDVARLD".<ref>Gold tremissis (shilling) of Eadbald of Kent auf der Webseite des British Museum</ref>

Eadbald starb im Jahr 640 und sein Sohn Earconberht folgte ihm, vermutlich gemeinsam mit Eormenred seinem anderen Sohn, als König nach.<ref>D. P. Kirby: The Earliest English Kings, Routledge, 2000, ISBN 978-0-415-24211-0, S. 37.</ref> Eadbald hatte verfügt, dass sein Leichnam in der Abteikirche „Peter und Paul“ von Canterbury beigesetzt werde.<ref name="s6" />

Quellen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

VorgängerAmtNachfolger
Æthelberht I.König von Kent
616/618–640
Earconberht I.
Eormenred ?