Eduard Lohse
Eduard Lohse (* 19. Februar 1924 in Hamburg; † 23. Juni 2015 in Göttingen<ref name="ney-janssen">Beate Ney-Janßen: Alt-Bischof Eduard Lohse in Göttingen gestorben, Meldung im Göttinger Tageblatt vom 24. Juni 2015.</ref>) war ein deutscher lutherischer Theologe, Professor für Neues Testament, Rektor der Georg-August-Universität Göttingen und Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche.<ref>Lohse: Vita, landeskirche-hannovers.de, abgerufen am 26. Juni 2015.</ref>
Inhaltsverzeichnis
Leben
Lohse besuchte die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg (Abitur 1942) und leistete von 1942 bis 1945 Militärdienst als Schnellbootkommandant in der Kriegsmarine. Von 1945 bis 1949 studierte er Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel und an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er 1949 mit seiner Dissertation über Die Ordination im Spätjudentum und im Neuen Testament<ref>Kieler Gelehrtenverzeichnis, gelehrtenverzeichnis.de, abgerufen am 26. Juni 2015.</ref> promovierte. Von 1950 bis 1953 war er als Konviktsinspektor an der dann in die Universität Hamburg eingegliederten Kirchlichen Hochschule in Hamburg als Vikar und Hilfsprediger tätig. 1953 habilitierte er sich mit seiner Arbeit über Märtyrer und Gottesknecht: Untersuchungen zur urchristlichen Verkündigung vom Sühntod Jesu Christi an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und war dort bis 1956 Privatdozent für Neues Testament. Von 1956 bis 1971 war er Professor für Neues Testament, zunächst an der Universität Kiel (bis 1964), dann von 1964 bis 1971 an der Georg-August-Universität Göttingen; im akademischen Jahr 1970/71 war er ihr Rektor. Am 24. November 1970 wurde er zum Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gewählt. Er trat dieses Amt nach Ablauf seines Rektorats im Sommer 1971 an und bekleidete es bis 1988. Von 1979 bis 1985 war er Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In seine Zeit als Vorsitzender des Rates der EKD und der Deutschen Bibelgesellschaft fiel die Revision der Lutherbibel im Jahr 1984. Sie sei „das wichtigste Dokument deutscher Sprache“. Als „verunglücktes Unternehmen“ bezeichnete er hingegen die Bibel in gerechter Sprache, in der unter anderem Erkenntnisse der feministischen und der Befreiungstheologie verarbeitet sind.<ref>Altbischof Lohse kritisiert „Bibel in gerechter Sprache“, idea.de, Meldung vom 29. Januar 2008.</ref> 1988 wurde er auch Präsident des Weltbundes der Bibelgesellschaften.<ref>Nachruf auf Altbischof Prof. Dr. Eduard Lohse, landeskirche-hannovers.de, Meldung vom 24. Juni 2015.</ref>
Privates
Eduard Lohse war der ältere Bruder des Hamburger Theologen Bernhard Lohse. Der Humanmediziner und Pharmakologe Martin Lohse ist eines seiner drei Kinder. Er war mit der Studienrätin Roswitha Lohse-Flitner verheiratet.<ref>Kondolenz zum Tod von Eduard Lohse, bundespraesident.de, Meldung vom 24. Juni 2015.</ref> Er wurde auf dem Friedhof des Klosters Loccum beigesetzt.<ref name="ney-janssen" />
Weitere Ämter, Mitgliedschaften und Auszeichnungen
weitere Ämter und Mitgliedschaften
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (seit 1969)
- Vorsitz im Kirchensenat und Bischofsrat der ev.-luth. Landeskirche Hannovers (1971–1988)
- Vorsitzender des Landeskirchenamt Hannover (1971–1988)
- Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland VELKD (1975–1978)
- Vorsitzender des Universitätsbundes Göttingen (ab 1977)
- ordentliches Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft (1978)
- Ratsvorsitzender der EKD (1979–1985)
- Abt des Klosters Loccum<ref>Lohse: Kurzvita, ekd.de, abgerufen am 26. Juni 2015.</ref> (1979–2000), bis zu seinem Tod Alt-Abt des Klosters
- Gründungsvorsitzender des Kuratoriums der Hanns-Lilje-Stiftung (1989–1994)
Auszeichnungen
- Niedersachsenpreis in der Kategorie Kultur (1979, für seine Verdienste als Vorsitzender des Evangelischen Bibelwerks)<ref>Preisträger des Niedersächsischen Staatspreises, niedersachsen.de, abgerufen am 26. Juni 2015.</ref>
- Ehrendoktorwürde des lutherischen Muhlenberg College in Allentown (Pennsylvania) (1979)
- Ehrendoktorwürde der Universität Glasgow (1981)
- Gastvorlesungen an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom
- ordentliches Mitglied der Accademia Mediterranea delle Scienze (1982)
- Göttinger Edith-Stein-Preis (1995)
- Auszeichnung mit dem Dr.-Leopold-Lucas-Preis von der Universität Tübingen (2007)
Werke (Auswahl)
- Die Texte aus Qumran. Hebräisch und Deutsch 4. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 (5. Auflage ebda. 2001 mit Annette Steudel) ISBN 3-534-11613-5
- Die Offenbarung des Johannes (= Das Neue Testament deutsch. Neues Göttinger Bibelwerk. Teilbd. 11). 8. Auflage, 1. Auflage der neuen Bearbeitung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u. a. 1960 (15. Auflage. ebenda 1993, ISBN 3-525-51378-X).
- Die Briefe an die Kolosser und Philemon (= Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament. Bd. 9, 2). 14. Auflage, 1. Auflage dieser Neuauslegung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1968 (2. Auflage. ebenda 1977, ISBN 3-525-51636-3).
- Umwelt des Neuen Testaments (= Grundrisse zum Neuen Testament. = NTD-Ergänzungsreihe. Bd. 1, ZDB-ID 1195245-3). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1971 (10., durchgesehene Auflage. ebenda 2000, ISBN 3-525-51360-7).
- Die Entstehung des Neuen Testaments (= Theologische Wissenschaft. Bd. 4). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1972, ISBN 3-17-239011-X (6. Auflage = unveränderter Nachdruck der 5. Auflage. 1991. ebenda ISBN 3-17-017041-4).
- Grundriß der neutestamentlichen Theologie (= Theologische Wissenschaft. Bd. 5, 1). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1974, ISBN 3-17-001071-9 (5., unveränderte Auflage. ebenda 1998, ISBN 3-17-015790-6).
- Theologische Ethik des Neuen Testaments (= Theologische Wissenschaft. Bd. 5, 2). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1988, ISBN 3-17-010060-2.
- Ich lobe dich von ganzer Seele. Auslegungen zu allen 150 Psalmen (herausgegeben mit Walter Kasper, Walter Klaiber, Paul-Werner Scheele, Theodor Schober, Theo Sorg). Kreuz-Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-783-11288-7
- Das Neue Testament als Urkunde des Evangeliums 1. Auflage 2000. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 978-3-525-53876-0
- Der Brief an die Römer (= Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament. Bd. 4). 15. Auflage, 1. Auflage dieser Auslegung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-51630-4.
- Freude des Glaubens. Die Freude im Neuen Testament 1. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-63375-5
- Das Vaterunser. Im Licht seiner jüdischen Voraussetzungen (= Lucas-Preis 2007). Mohr & Siebeck, Tübingen 2008, ISBN 978-3-16-149-623-3 (Neuer Abdruck Darmstadt 2011, 2. Auflage 2012, ISBN 978-3-650-25470-2).
- Das Urchristentum. Ein Rückblick auf die Anfänge. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-53382-6
- Paulus, Lehrer der Kirche (zusammen mit Karl Lehmann), Publikationen Bistum Mainz 2009 (Mainzer Perspektiven: Orientierungen. 7), ISBN 978-3-934450-41-7
Weblinks
- Literatur von und über Eduard Lohse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Eduard Lohse in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Lebenslauf auf der Seite der Landeskirche Hannover
Einzelnachweise
<references />
Ratsvorsitzende der EKD:
Theophil Wurm (1945–1949) |
Otto Dibelius (1949–1961) |
Kurt Scharf (1961–1967) |
Hermann Dietzfelbinger (1967–1973) |
Helmut Claß (1973–1979) |
Eduard Lohse (1979–1985) |
Martin Kruse (1985–1991) |
Klaus Engelhardt (1991–1997) |
Manfred Kock (1997–2003) |
Wolfgang Huber (2003–2009) |
Margot Käßmann (2009–2010) |
Nikolaus Schneider (2010–2014) |
Heinrich Bedford-Strohm (seit 2014)
Vorsitzende des Kirchenbundes der DDR:
Albrecht Schönherr (1969–1981) |
Werner Krusche (1981–1982) |
Johannes Hempel (1982–1986) |
Werner Leich (1986–1990) |
Christoph Demke (1990–1991)
Wilhelm Henke | Hans Meiser | Johannes Lilje | Hans-Otto Wölber | Eduard Lohse | Gerhard Heintze | Karlheinz Stoll | Gerhard Müller | Horst Hirschler | Hans Christian Knuth | Johannes Friedrich | Gerhard Ulrich
Bereich Ost (1968–1991):
Dr. Niklot Beste |
Ingo Braecklein |
Heinrich Rathke |
Johannes Hempel |
Werner Leich |
Christoph Stier
August Marahrens (1925–1947) | Hanns Lilje (1947–1971) | Eduard Lohse (1971–1988) | Horst Hirschler (1988–1999) | Margot Käßmann (1999–2010) | Hans-Hermann Jantzen (Bischofsvikar 2010/11) | Ralf Meister (seit 2011)
Johannes (VII.) Fenger (1591–1596) | Johannes (VIII.) Beese (1596–1600) | Theodor Stracke (1600–1629) | Johann IX. Kitzow (1629–1657) | Johann X. Kotzebue (1657–1677) | Gerhard Wolter Molanus (1677–1722) | Just Christopherus Böhmer (1722–1732) | Georg Wilhelm Ebell (1732–1770) | Christoph Heinrich Chappuzeau (1770–1791) | Johann Christoph Salfeld (1791–1829) | August Ludwig Hoppenstedt (1830) | Friedrich Rupstein (1832–1876) | Gerhard Uhlhorn (1878–1901) | Georg Hartwig (1902–1927) | August Marahrens (1928–1950) | Johannes Lilje (1950–1977) | Eduard Lohse (1977–2000) | Horst Hirschler (seit 2000)
Personendaten | |
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NAME | Lohse, Eduard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Theologe und Bischof der Hannoverschen Landeskirche |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1924 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 23. Juni 2015 |
STERBEORT | Göttingen |