Eisenstraße (Rothaargebirge)


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Die Eisenstraße nahe der Siegquelle
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Blick von der Schönen Aussicht nach Westen über das Siegerland
Datei:Ilmquelle (Eisenstraße).JPG
Die Ilmquelle an der Eisenstraße im Rothaargebirge (Sommer 2013)

Die Eisenstraße im Rothaargebirge ist eine ehemalige Handels- und Fernverkehrsstraße im Kreis Siegen-Wittgenstein in Nordrhein-Westfalen und im Lahn-Dill-Kreis in Hessen. Auch andere Straßen solcher Art in Deutschland und Österreich tragen den Namen Eisenstraße.

Geographische Lage

Die Eisenstraße liegt im Südteil von Rothaargebirge und Naturpark Sauerland-Rothaargebirge. Sie ist unter anderem Teil der Landesstraße 722 und verläuft auf ländlichen und zumeist Waldgebieten der Städte Hilchenbach, Bad Laasphe und Netphen und passiert die Eder-, Sieg- und Lahnquelle.

Verlauf

Die Eisenstraße zweigt bei Lützel (zu Hilchenbach) auf 578 m ü. NHN<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> von der Bundesstraße 62 ab und führt anfangs nach Südosten zur zu Lützel gehörenden Siedlung Lützel. Nach deren Passieren verläuft sie südsüdostwärts auf dem Rothaarkam im Bereich der Wasserscheide von Eder und Sieg zur nahe dem Forsthaus Hohenroth neben einer 656,4 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> hohen gelegenen Stelle liegenden Kreuzung mit einer Kohlenstraße. Rund 100 m südöstlich vom dort befindlichen Parkplatz, von dem die Kohlenstraße zum Forsthaus und in entgegengesetzter Richtung zur nahen Ederquelle (621 m) führt, erreicht der befahrbare Bereich der Straße maximal 658,4 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> Höhe.

Etwas später verlässt die Eisenstraße kurz vor dem Aukopf (644,9 m) für etwa 900 m ihres Verlaufs die L 722, um südwestlich an der Erhebung vorbeizuführen. Dann verläuft sie im Rahmen der L 722 zur Kreuzung mit der L 719 (596,2 m)<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref>, um kurz darauf die am Abzweig einer nach Großenbach (zu Bad Laasphe) führenden Stichstraße die Siegquelle (603 m) zu passieren.

Danach führt die Eisenstraße in Richtung Süden vorbei an der Ilmquelle über die östlichen und südlichen Hochlagen des Grauhain (ca. 638 m) vorbei am Lahnkopf (624,9 m) nach Lahnhof, wo neben der dort auf 605,6 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> Höhe befindlichen Straße der Lahntopf (ca. 603 m) als Lahnquelle liegt. Kurz darauf zweigt östlich der Stiegelburg (637,8 m) auf 607,9 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> Höhe die entlang der Lahn verlaufende Lahn-Ferien-Straße ab.

Dann verlässt die Eisenstraße auf 605,7 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> Höhe erneut die L 722, um sich fortan die ostwärts verlaufende Strecke ein Stück mit der von dort nach Heiligenborn (zu Bad Laasphe) führenden Kreisstraße 17 zu teilen. Kurz darauf verlässt sie die K 17 an einem Parkplatz mit trigonometrischer Punkt auf 646,8 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> Höhe und führt als Waldweg erst ost- und ab einer 661,9 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> hoch liegenden Stelle südostwärts zur westfälisch-mittelhessischen Grenze mit historischem Grenzstein, der neben einer Waldwegkreuzung nahe einem trigonometrischen Punkt (670,9 m)<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> steht. Etwa 150 m ostnordöstlich des Steins und 120 m südlich vom Gipfel des Jagdbergs bei Netphen (675,9 m) erreicht die Eisenstraße bei einem auf 673,3 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> Höhe liegenden trigonometrischen Punkt ihre insgesamt höchste Stelle; nebenan ist auf einem vierteiligen Schild zu lesen: Höchster Punkt im Lahn-Dill-Kreis – 673,1 m. Dort teilt sie sich den entlang der vorgenannten Grenze führenden Weg mit einer weiteren Kohlenstraße.

Diese Kohlenstraße verlassend führt die Eisenstraße südost- und leicht abwärts nach Sohl (zu Bad Laasphe), das an der Grenze am Fischelbach (Sohler Bach) liegt. Von dort verläuft sie nördlich des Bachs im Rahmen der im Weiler auf 570,8 m<ref name="DE_BFN-Karten">Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)</ref> Höhe endenden K 36, auch Alte Eisenstraße genannt, nach Osten vorerst leicht aufwärts und dann, ab einer auf 590,6 m<ref name="DE_BFN-Karten">Kartendienste des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)</ref> Höhe gelegenen Kreuzung mit mehreren Waldwegen abwärts nach Fischelbach (zu Bad Laasphe), wo sie auf etwa 425 m<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref> an der Einmündung in die L 718 (Fischelbacher Straße) endet.

Klima

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Eisenstraße bei der Siegquelle in Richtung Lahnhof mit Raueis am Geäst von Bäumen (Spätherbst 2014)

Wegen der Höhe von zumeist mehr als 600 m Höhe und der Abgelegenheit in den Wäldern ist im Bereich der Eisenstraße ein besonders raues Klima vorzufinden. Die Winter können bis zu einem halben Jahr andauern, nicht selten werden an der Wetterstation vom Forsthaus Hohenroth Temperaturen von unter −15 °C gemessen. Die Sommer sind meist kühl (Höchsttemperaturen bis 25 °C) und niederschlagsreich. Auch mit rund 200 Nebeltagen pro Jahr zählt das Gebiet rund um die Straße zu den rauesten und kältesten Regionen Nordrhein-Westfalens.

Im Dezember 2014 wurden große Teile der Eisenstraße aufgrund von Schneebruch durch extremer Raueisbildung von bis zu 15 cm Länge gesperrt. Dieses entstand durch einige Tage lang anhaltenden Nebel bei leichtem Ostwind – besonders im Geäst der Bäume. Bodennah bildete sich kaum Raueis, da es dort wesentlich windgeschützter ist, als in der Höhe. An weniger windgeschützten Orten – zum Beispiel beim und im auf einer Freifläche gelegenen Großenbach – hielt sich das Raueis deutlich länger. Ähnliche Ereignisse fanden zeitgleich im Westerwald, im Erzgebirge und auf der Schwäbischen Alb statt.

Bedeutung

Die Eisenstraße ist eine alte Handels- und Fernverkehrsstraße, die seit vorgeschichtlicher Zeit genutzt wurde. Sie ist Teilstück der einst im Hochmittelalter bedeutenden Leipzig-Kölner-Messestraße, auch Brabanter Straße genannt, weil sie bis nach Antwerpen führte. Dieser Fernhandelsweg führte über Erfurt und Marburg zum Kreuzungspunkt alter Fernwege beim Berg Angelburg im Schelderwald auf den langen Wasserscheiden über Siegen nach Köln.

Über die Eisenstraße wurde bis ins Hochmittelalter Eisenhandel abgewickelt, mit Roheisen bis hin zu fertigen Produkten wie Waffen, Helme, Harnische, Sensen, Sicheln, Messer und ähnlichem. Diese Produkte fertigten einst Waldschmiede im oberen Dill- und Dietzhölze-Tal sowie im angrenzenden Siegerland. Die Eisenwarenproduktion bestand schon in keltischer Zeit. In die Brabanter Straße mündete bei der Angelburg der Westfalenweg ein, der am Dünsberg vorbei aus der Wetterau (Hessen) kommend, auf der Lahn-Dill-Wasserscheide in den westfälischen Raum führte. Solche alten Straßen verliefen entweder auf dem Bergkamm oder hangparallel, weil die Täler versumpft waren und man am Talende steile Anstieg vermeiden wollte. Als Zugtiere für Wagen setzte man Ochsen ein, Pferde waren zu kostbar.

Etliche über 2.000 Jahre alte Ringwallanlagen, die in der Nähe zur Eisenstraße liegen, beweisen, dass die Eisenstraße schon während der keltischen Besiedlung der Region ein wichtiger Verkehrsweg war. Gut erhalten ist zum Beispiel die Wallanlage Alte Burg, die vom Forsthaus Hohenroth erreicht werden kann.

Rhein-Weser-Wasserscheide

Entlang der über den Kamm des Rothaargebirges verlaufenden Eisenstraße, an der die Eder-, Sieg- und Lahnquelle liegen, verläuft ein Teil der Rhein-Weser-Wasserscheide:

Weitere an der Rhein-Weser-Wasserscheide im Bereich der Eisenstraße entspringende Fließgewässer:

  • Die Netphe fließt in westliche Richtungen zur vorgenannten Sieg, in die sie in Netphen mündet.
  • Die Ilm fließt in östlicher Richtung zur vorgenannten Lahn, in die sie südlich von Welschengeheu mündet.
  • Die Ilse fließt in nördlicher Richtung zur vorgenannten Lahn, in die sie in Feudingen mündet.

Ortschaften

Ortschaften an oder nahe der Eisenstraße sind (in Nordwest-Südost-Richtung betrachtet):

Berge

Zu den Bergen und Erhebungen an oder nahe der Eisenstraße gehören – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN):<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref>

Sehenswertes

Zu den Sehenswürdigkeiten an oder unweit der Eisenstraße gehören mit Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN; alphabetisch sortiert)<ref name="DE-NW_TIM">Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)</ref>:

  • Alte Burg (633,0 m), Wallanlage auf gleichnamigem Berg; erreichbar vom Forsthaus Hohenroth
  • Ederquelle (ca. 621 m), nahe dem Ederkopf
  • Forsthaus Hohenroth (nahe einer 638,7 m hohen Stelle) mit Hirschgehege (ca. 610 m), nahe der Quelle der Hohen Netphe
  • Gillerturm, Aussichtsturm auf dem Giller (653,5 m) nahe Lützel
  • Ginsburg (587,6 m, Burgruine nahe Hilchenbach) auf dem Schloßberg
  • Ilsequelle (608,2 m), nahe Heiligenborn
  • Lahnquelle (Lahntopf; ca. 603 m); nahe dem Lahnkopf am Lahnhof
  • Siegquelle (ca. 603 m); nahe dem Jägerhain bei Großenbach
  • Schöne Aussicht (599,4 m; 1,4 km südsüdöstlich der Siedlung Lützel); gute Aussichtsmöglichkeit nach Westen über das Siegerland

Verkehr und Wandern

Die Eisenstraße ist abschnittsweise Teil der Landesstraße 722, die von Lützel vorbei an dessen Siedlung Lützel südostwärts nach Lahnhof und dann, abseits der einstigen Handels- und Fernverkehrsstraße, weiter nach Hainchen führt. Diese kreuzen nahe der Siegquelle erst die von dieser in Richtung Benfe abzweigende L 720 und dann die L 719 (WalpersdorfVolkholz). Nahe dem von Lahnhof zweigt von der L 722 die entlang der Lahn verlaufende Lahn-Ferien-Straße und etwas südöstlich davon die nach Heiligenborn führende Kreisstraße 17 ab. Ab Sohl teilt sich die Eisenstraße die Strecke mit der nach Fischelbach führenden K 36. Entlang der Eisenstraße verläuft der diese mancherorts auch kreuzende Rothaarsteig, und am Lahnhof kreuzt der Europäische Fernwanderweg E1.

Einzelnachweise und Anmerkungen

<references> <ref name="JägHai">Jägerhain: eigentlich „nur“ ein Flurstück mit einer 650,7 m hohen Kuppe</ref> </references>

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