Flachglas


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Datei:Glasscheibentransport-001.jpg
Transportgestell auf Anhänger
Datei:Roman window glass.jpg
Fragment einer römischen Fensterglasscheibe aus dem 1. bis 4. Jahrhundert

Als Flachglas wird jedes Glas in Form von Scheiben bezeichnet, unabhängig vom angewandten Herstellungsverfahren. Die gängigsten Herstellungsverfahren für Flachglas sind das Floatglasverfahren, das Walzen oder Gießen von Flachglas, und andere hauptsächlich historisch bedeutsame Verfahren wie das Libbey-Owens- oder das Zylinderblasverfahren. Die Erzeugnisse sind Scheiben, welche hauptsächlich im Bauwesen für Fenster- oder Architekturglas Anwendung finden. Ein weiterer großer Einsatzbereich von Flachglas sind Automobilverglasungen, Spiegel, Solarglas für Photovoltaik, Solarthermie und auch Gewächshäuser sowie Displayglas für Bildschirme von Computern, Fernsehern und Smartphones. Für die meisten dieser Anwendungen wird das hergestellte Glas weiteren Veredelungsschritten unterzogen, um es für die jeweiligen Einsatzbedingungen anzupassen.

Herstellung

Heute ist der Großteil des Flachglases im Floatprozess erzeugtes Floatglas. Geprägtes Glas, welches auch komplizierte Reliefmuster aufweisen kann, wird mit dem Walzglasverfahren hergestellt. Während dieses Prozesses kann ein Drahtgitter eingelegt und somit Drahtglas erzeugt werden.

In der Antike wurden große Mengen an Flachglas hergestellt. Viele öffentliche Gebäude wie Bäder hatten mehrere Quadratmeter große Glasfassaden. Hierfür wurde flüssiges Glas in ca. 40 cm x 40 cm große Sandformen ausgeformt. Die entstandenen Scheiben hatten einen welligen Rand und waren auf einer Seite rau und damit trüb. Die Scheiben wurden in eine gitterförmige Halterung eingelegt und durch vier Klammern am Rand gehalten. Das Verfahren ging im Zuge der Völkerwanderungen verloren, da es für mehrere Jahrhunderte an Kunden und Vertriebswegen für diese Art von Glas fehlte.

Im Mittelalter wurden Verfahren zu Herstellung von Flachglas neu gefunden. Das Älteste davon ist das Schleudern erhitzter Glaskugeln an der Glasmacherpfeife zu Mondglas. Dabei entstanden kreisrunde Scheiben bis 1,2 m Durchmesser. Produktionsbedingt wies das Mittelstück der Scheibe, an dem das Mondglas an der Glasmacherpfeife haftete, ein Verdickung auf - den sogenannten Butzen.

Ab dem 17. Jahrhundert wurden durch Walzung gleichmäßig dicke Scheiben bis 1,5 m erreicht. Ab 1904 konnten Scheiben nahezu beliebiger Dimension gezogen werden. Das Floatglasverfahren kam erstmals 1959 zum industriellen Einsatz.

Vgl. Glas (Geschichte).

Verwendete Glasprodukte

Flachglas dient als Basis für zahlreiche Weiterverarbeitungen.

Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)
ist thermisch (nach DIN 12150-1) vorgespanntes Glas. Bei thermisch vorgespanntem Glas wird das Glas auf Temperaturen oberhalb seiner Transformationstemperatur, auf etwa 630 Grad Celsius erhitzt und dann durch Abblasen mit kalter Luft rasch abgekühlt. Da Glas ein schlechter Wärmeleiter ist, wird beim Abkühlen zunächst die Oberfläche - und etwas verzögert auch der Kern - der Scheibe abgekühlt. Im Moment des vollständigen Erstarrens der Scheibe (bei ca. 530 Grad Celsius) ist der Kern noch deutlich wärmer als die Oberflächen. Beim weiteren Abkühlen steigt die Viskosität sehr stark an, weshalb Spannungen nicht mehr durch Relaxationsprozesse abgebaut werden können. Da der Kern der Glastafel aber länger im Temperaturbereich der Transformationstemperatur befindet kann er sich weiter zusammenziehen als die Oberflächen des Glases. Dadurch entstehen in der Oberfläche Druckspannungen und im Glasvolumen Zugspannungen. Die Druckspannungen an der Oberfläche bewirken ein erschwertes Risswachstum, weshalb die Festigkeit und Temperaturwechselbeständigkeit von ESG deutlich über der von unbehandeltem Flachglas liegt. Einscheibensicherheitsglas kann nicht mehr nachträglich mechanisch bearbeitet werden. Wenn die Risse zu tief werden und in die Zugspannungszone eintreten, werden schlagartig die eingefrorenen Spannungen freigesetzt, und das Glas zerfällt in kleine Krümel. Besonders empfindlich sind naturgemäß die Kanten der Gläser. ESG-Gläser werden unter anderem für Autoseitenscheiben, Duschabtrennungen, Ganzglastüren, Fassadengläser und so genannte Alarmgläser genutzt.
Verbund-Sicherheitsglas (VSG)
nach DIN EN ISO 12543-2, besteht aus abwechselnden Schichten von Glas und Kunststofffolie (Polyvinylbutyral - PVB oder Ethylenvinylacetat - EVA). Bei Bruch sollen die Glassplitter oder -scherben an der Folie haften bleiben. Sicherheitsglas mit einer Dicke von etwa 25 mm wird als Panzerglas bezeichnet und beispielsweise für Schaufenster, Vitrinen und Autofenster verwendet. Wird die Schichtdicke entsprechend gesteigert, spricht man von schussfestem Glas. Verbundsicherheitsglas kann aus Kombinationen von verschiedenen Glastypen (Float, ESG, TVG) bestehen.
Verbundglas (VG)
nach DIN EN ISO 12543-3, bestehend aus mindestens zwei Scheiben und organischen Zwischenmaterialien, vor allem Gießharz
Mehrscheiben-Isolierglas (MIG)
nach DIN 1259-2, bestehend aus mindestens zwei Scheiben und einem Randverbund mit Scheibenzwischenraum (SZR), der gas- oder luftgefüllt sein kann.
Brandschutzverglasung
Ein System, das die Anforderungen einer Feuerwiderstandsklasse nach DIN 4102 erfüllt. Brandschutzverglasungen können Einfach- oder Isolierverglasungen sein.
Sonnenschutzglas
Ein besonderes Glas, meist Isolierglas, das durch absorbierende und reflektierende Beschichtung verbesserte Sonnenschutzeigenschaften aufweist.
Wärmeschutzglas
Ein Isolierglas, das verbesserte Wärmeschutzeigenschaften aufweist.
Datei:Panzerglas Beschussprobe.jpg
Panzerglas mit einer Beschussprobe
Teilvorgespanntes Glas (TVG)
nach DIN EN 1863 ist ebenfalls thermisch vorgespanntes Glas. Die Vorspannung ist jedoch nicht so hoch wie bei Einscheibensicherheitsglas und deshalb ist das Bruchverhalten anders. Die Scheibe ist ebenfalls fester als normales Floatglas und bricht mit langen Rissen, die von der Störstelle bis zum Rand des Glases verlaufen.
Drahtglas aus Gussglas
ist nach DIN 1249 geregelt. Bei der Erzeugung von Drahtglas wird während der Formgebung durch die Walzen ein Drahtgitter in das geformte Glasband eingelegt. Dadurch erhält das fertige Produkt gewisse durchschlaghemmende Eigenschaften.
Datei:Signapur Klare Sicht 1.jpg
Unterschied zwischen einer normalen und einer hydrophoben Glasoberfläche
Glas mit selbstreinigenden Eigenschaften
gibt es in verschiedenen Ausführungen. Eine Möglichkeit ist, dass das Glas auf der Außenseite über eine spezielle Beschichtung verfügt. Diese löst zunächst unter Einfluss des UV-Lichtes organische Verschmutzungen. (Regen-)Wasser, welches sich aufgrund der Hydrophilie der Glas-Oberfläche zu einem dünnen Film auf der Scheibe verteilt, spült die gelösten Verschmutzungen ab.
Eine weitere Möglichkeit für selbstreinigende Eigenschaften von Glasoberflächen bietet eine spezielle Veredelungstechnik nach dem Vorbild der Lotusblume, dem sogenannten Lotuseffekt. Mit einem speziellen Verfahren werden die hydrophoben (wasserabweisenden) und schmutzabweisenden Eigenschaften der Lotusblume auf eine Glasoberfläche übertragen. Bei dieser Oberflächenmodifikation verbindet sich glastypisches Material chemisch mit der Glasoberfläche. Das macht die Veredelung belastbar und unempfindlich gegen UV-Licht (Tageslicht). Hydrophobe, in der Regel organische, Schichten haben allerdings - anders als pyrolytisch aufgetragene selbstreinigende oxidische Schichten - in der Regel eine geringe Haltbarkeit und müssen daher nach einiger Zeit erneuert werden.
Intelligentes Glas
Elektrisch schaltbares Glas, dessen Lichtdurchlässigkeit durch das Anlegen einer Spannung verändert werden kann. Unter dem Oberbegriff „Intelligentes Glas“ werden verschiedene Technologien und Anwendungsfelder zusammengefasst. Je nach Ausführung können diese Gläser beispielsweise als Sonnenschutz dienen (Glas bleibt transparent) oder die Funktion eines Sichtschutzes (Glas wird opak) übernehmen.

Glasbearbeitungstechniken

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Flachglasoberflächenfehler sind: Verkratzungen (Vandalismus, falsche Glasreinigung, Transportschäden) oder durch Zementablagerungen und Flusssäureverätzungen (Vandalismus). Grundsätzlich sind derartige Beschädigungen nur dadurch zu reparieren, dass man im Bereich des Fehlers vorsichtig und möglichst gleichmäßig Glas abträgt.

Es gibt zwei Reparaturverfahren: 1. Kombination von Schleifen und Polieren, 2. Polieren.

Bei dem ersten Verfahren erfolgt der Glasabtrag durch einen Schleifprozess in mehreren Stufen. Hierbei wird ein Winkelschleifer mit einem flexiblen Aufnahmeteller benutzt, welcher mit Schleifscheiben unterschiedlicher Körnung bzw. mit einer Polierscheibe bestückt wird. Die erste Stufe der Schleifscheiben hat die Aufgabe, den erforderlichen Glasabtrag durch Glasabkratzen zu realisieren. Die feineren Schleifstufen haben die Aufgabe, die Oberflächenrauhigkeit so weit zu reduzieren, dass die Polierstufe die ursprüngliche Transparenz wiederherstellen kann.

  • Vorteile: Die Reparatur ist im eingebauten Zustand möglich.
  • Nachteile: Die Reparaturqualität ist abhängig von der Erfahrung des Reparateurs. Durch ungleichmäßigen Glasabtrag besteht die Gefahr von unnötigen optischen Verzerrungen. Gelingt es dem Reparateur nicht, die beiden ersteren Schleifstrukturen gleichmäßig durch die letzte Schleifstruktur zu ersetzen, bleiben Reste der beiden ersteren Strukturen sichtbar (Wolkenbildung).

Zur Reduzierung dieser Qualitätsrisiken gibt es Verfahren, bei denen auf das Glas eine mechanische Maschinenführung mittels Saugnäpfen aufgebracht wird.

Bei dem zweiten Verfahren erfolgt der erforderliche Glasabtrag durch einen sehr intensiven Polierprozess. Hierbei werden die Glaskomponenten (ungefähre Zusammensetzung: 75 % SiO2, 13 % Na2O, 12 % CaO) hydratisiert und in Wasser aufgelöst. Während des Polierens wird die ursprüngliche Transparenz des Glases nicht verändert. Für diesen intensiven Polierprozess sind folgende Bedingungen erforderlich:

  • wässrige Poliersuspension mit optimalem Poliermittel (Ceroxyd)
  • Spezialfilz (Rodelstruktur)
  • hohe Polierdrücke
  • hohe Drehzahl

Dieses Verfahren nutzt ein Unterdrucksystem zwischen Poliersuspensionstank und Poliermaschine, um der Poliermaschine das Poliermittel zu- bzw. abzuführen und um die Maschine planparallel über das Glas zu führen.

  • Nachteile: nicht bekannt
  • Vorteile: Die Reparatur ist im eingebauten Zustand möglich.
  • Während der Reparatur wird die Transparenz des Glases nicht verändert.
  • Minimierte, gleichmäßige Glasabtragung und damit minimierte optische Verzerrungen.

Glaskonstruktionen

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  • Linienförmig gelagerte Verglasungen sind Verglasungen, in denen die Scheiben durchgehend liniengelagert sind.
  • Punktgelagerte Verglasungen sind Verglasungen, die punktförmig mit einer Unterkonstruktion verbunden sind. Dabei kann die Punktlagerung:
    • In Bohrungen oder Ausschnitten mittels durchgehenden Punkthaltern oder
    • An den Scheibenecken oder -kanten mittels Klemmhaltern erfolgen.
  • Structural Glazing Fassaden (SSGS-Fassaden) sind geklebte Ganzglasfassaden
  • Vertikalverglasungen sind Verglasungen, die weniger als 10° gegen die Vertikale geneigt sind.
  • Überkopfverglasungen sind Verglasungen, die mehr als 10° gegen die Vertikale geneigt sind.
  • Begehbares Glas sind Verglasungen, die planmäßig begangen werden.
  • Betretbares Glas sind Verglasungen, die nur zu Wartungs- und Reinigungszwecken betreten werden.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Flachglas – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen