Grad Celsius
Physikalische Einheit | |
---|---|
Einheitenname | Grad Celsius |
Einheitenzeichen | <math>\mathrm{^\circ C}</math> |
Physikalische Größe(n) | Temperatur |
Formelzeichen | <math>\vartheta\, (t)</math> |
Dimension | <math>\mathsf{\Theta}</math> |
System | Internationales Einheitensystem |
In SI-Einheiten | <math>\mathrm{\left\{ \vartheta \right\}{}_{^\circ C} = \left\{ T \right\}_K - 273{,}15}</math> |
Benannt nach | Anders Celsius |
Abgeleitet von | Kelvin |
Das<ref>sächlich gemäß DIN 1301 Teil 1 - Oktober 2010: Einheiten – Teil 1: Einheitennamen, Einheitenzeichen.: „ Die Einheitennamen „Grad Celsius“ und „Grad“ waren früher nach DIN 1301-1 männlich. Da Grad nicht nur als Einheit sondern auch im Sinne von Ausmaß (siehe auch DIN 5485) als männliches Substantiv benutzt wird, wurden zur Unterscheidung für die Einheiten die sächlichen Formen festgelegt, die der Duden, Band 1, auch zulässt.“</ref> Grad Celsius ist eine Maßeinheit der Temperatur.
Inhaltsverzeichnis
Definition
Die Celsius-Temperatur ist zur thermodynamischen Temperatur äquivalent:
- <math>\vartheta \equiv T</math>
Für die Zahlenwerte einer Celsius-Temperatur und der entsprechenden thermodynamischen Temperatur gilt folgende Beziehung:
- <math>\left\{ \vartheta\right\}_\mathrm{^\circ C} = \left\{ T \right\}_\mathrm{K} - 273{,}15 </math>
Die geschweiften Klammern bezeichnen dabei nur die Zahlenwerte, und zwar bei Verwendung der Einheiten Grad Celsius oder Kelvin.
Nach Regeln der Organe der internationalen Meterkonvention darf das Grad Celsius auch zusammen mit SI-Vorsätzen benutzt werden, nach deutschem Einheitenrecht jedoch nicht. Diese Regelung wurde nicht in die nationale deutsche Normung des Deutschen Instituts für Normung (DIN 1301-1, DIN 1345) übernommen.
Durch die Neudefinition der Celsius-Skala über die Kelvin-Skala liegen der Schmelz- und der Siedepunkt von Wasser nicht mehr genau bei 0 °C und 100 °C, sondern bei 0,002519 °C und 99,9839 °C (99,9743 °C nach ITS-90).<ref>Informationen zu Wasser auf der Webseite der London South Bank University (englisch)</ref>
Geschichte
Die Celsius-Skala geht auf den schwedischen Astronomen Anders Celsius zurück, der 1742<ref>A. Celsius: Observationer om twänne beständiga. Grader på en Thermometer. In: Kungliga Vetenskapsakademiens handlingar. 1742, S. 171–180 (Swedisch, Faksimle in der Google-Buchsuche).</ref><ref name="Smorodinskij">Jakow Abramowitsch Smorodinskij, Paul Ziesche: Was ist Temperatur? Begriff, Geschichte, Labor und Kosmos. Harri Deutsch, Thun 2000. Seite 11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)</ref> eine hundertteilige Temperaturskala vorstellte. Als Fixpunkte nutzte er, wie die 1730 vorgestellte Réaumur-Skala, die Temperaturen von Gefrier- und Siedepunkt des Wassers bei Normaldruck, das heißt einem Luftdruck von 1013,25 Hektopascal oder 760 Millimeter Quecksilbersäule.<ref name="Weischet">Joachim Blüthgen, Wolfgang Weischet: Allgemeine Klimageographie. Lehrbuch der Allgemeinen Geographie. de Gruyter, Berlin/New York 1980. Seite 118 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref> Der Bereich zwischen diesen Fixpunkten, gemessen mit einem Quecksilberthermometer, ist in 100 gleich lange Abschnitte eingeteilt, die als Grad bezeichnet sind. Dies führte zu der historischen Bezeichnung des „hundertteiligen Thermometers“. Anders als bei der modernen Celsius-Skala ordnete Celsius jedoch dem Siedepunkt von Wasser den Wert 0° und dem Gefrierpunkt den Wert 100° zu.<ref name="Weischet"/> Somit nahm der Temperaturwert eines Körpers beim Erwärmen ab.
Die moderne Celsius-Skala, bei der dem Siedepunkt von Wasser der Wert 100° und dem Gefrierpunkt der Wert 0° zugeordnet wird, wurde durch Carl von Linné, einen Freund Celsius’, kurz nach dessen Tod im Jahr 1744 eingeführt.<ref name="Weischet"/><ref name="Smorodinskij"/><ref>Nikos Psarros: Die Chemie und ihre Methoden. John Wiley & Sons, 2008, ISBN 9783527624638, S. 109 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).</ref>
1948, ca. 200 Jahre nach der Einführung der Skala, wurde zu Ehren Celsius’ der Skalenabstand bei einem Celsius-Thermometer von einem Zentigrad bzw. Zentesimalgrad durch die 9. internationale Generalkonferenz für Maß und Gewicht offiziell in die Temperatureinheit Grad Celsius umbenannt.
Eine andere Definition liegt der Norm DIN 1345 (Ausgabe Dezember 1993) des DIN zu Grunde. Es wird eine besondere Größenbenennung „Celsius-Temperatur“ eingeführt. Dies ist die Differenz der jeweiligen thermodynamischen Temperatur und der festen Bezugstemperatur 273,15 Kelvin (Einheitenzeichen: K). Weil diese Norm für Temperaturdifferenzen die Verwendung des Kelvin empfiehlt, legt sie weiterhin fest: „Bei Angabe der Celsius-Temperatur wird der Einheitenname Grad Celsius (Einheitenzeichen: °C) als besonderer Name für das Kelvin benutzt.“
Formelzeichen für thermodynamische Temperatur und Celsius-Temperatur
Als Formelzeichen für die Celsius-Temperatur ist das <math>\vartheta</math> (zur Unterscheidung auch <math>\theta</math>) (Theta) und nach DIN 1345 vom Dezember 1993 das kleine t üblich und normgerecht; fälschlicherweise wird hierfür jedoch auch das große T verwendet. Eigentlich ist T der absoluten Temperatur in Kelvin vorbehalten.
Temperaturdifferenz
Die Temperaturdifferenz <math>\Delta\vartheta</math> ist der Unterschied in der Temperatur von zwei Messpunkten <math>\varphi \,</math>, die sich in der Zeit oder der räumlichen Position unterscheiden.
Als Einheit für Temperaturdifferenzen wird vom DIN in Anpassung an das Internationale Einheitensystem (SI) mit der Norm DIN 1345 (Ausgabe Dezember 1993) das Kelvin empfohlen. Die DIN ergänzt dazu: „Nach dem Beschluss der 13. Generalkonferenz für Maß und Gewicht (1967–1968) darf die Differenz zweier Celsius-Temperaturen auch in der Einheit Grad Celsius (°C) angegeben werden.“ Im Sinne dieser Norm stellt die „Celsius-Temperatur“ die Differenz der jeweiligen thermodynamischen Temperatur und der festen Bezugstemperatur 273,15 K dar; bei Angabe der Celsius-Temperatur wird der Einheitenname Grad Celsius als besonderer Name für das Kelvin benutzt (denn für Temperaturdifferenzen empfiehlt die Norm ja an sich das Kelvin).
Die Zahlenwerte von Temperaturdifferenzen stimmen bei der Verwendung der Einheiten Kelvin und Grad Celsius überein:
- <math>\left\{ \Delta \vartheta \right\}_\mathrm{{}^\circ C} = \left\{ \Delta T\right\}_\mathrm{K}</math>
- Beispiel
- Gesucht sei die Temperaturdifferenz <math>\Delta\vartheta = \Delta T</math> zweier Temperaturen <math>\vartheta_b = T_b = 2\,\mathrm{{}^\circ C} = 275{,}15\,\mathrm{K}</math> und <math>\vartheta_a = T_a = 1\,\mathrm{{}^\circ C} = 274{,}15\,\mathrm{K}</math>.
- Wir berechnen:
- <math>\begin{align}
\Delta\vartheta = \vartheta_b - \vartheta_a & \equiv \Delta T = T_b - T_a \\ \Delta\vartheta = 2\,\mathrm{{}^\circ C} - 1\,\mathrm{{}^\circ C} &\equiv \Delta T = 275{,}15\,\mathrm{K} - 274{,}15\,\mathrm{K} \\ \Delta\vartheta = 1\,\mathrm{K}\ (= 1\,\mathrm{{}^\circ C}) &\equiv \Delta T = 1\,\mathrm{K}\ \ (\ne -272{,}15\,\mathrm{{}^\circ C}) \end{align}</math>
Umrechnung
Im folgenden Abschnitt werden einige Umrechnungstabellen für verschiedene Temperaturwerte und -einheiten angegeben.
Temperaturskalen
Einheit | Einheitenzeichen | unterer Fixpunkt F1 | oberer Fixpunkt F2 | Skalenintervall | Erfinder | Entstehungsjahr | Verbreitungsgebiet |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Kelvin | K | T0 = 0 K | TTri(H2O) = 273,16 K | <math>\frac{F_2 - F_1}{273{,}16}</math> | William Thomson Baron Kelvin | 1848 | weltweit (SI-Einheit) <ref group="Anm" name="eins"/> |
Grad Celsius | °C | TSchm(H2O) = 0 °C <ref group="Anm" name="zwei"/> |
TSied(H2O) = 100 °C <ref group="Anm" name="zwei"/> |
<math>\frac{F_2 - F_1}{100}</math> | Anders Celsius | 1742 | weltweit |
Grad Fahrenheit | °F | TKältem. = 0 °F <ref group="Anm" name="drei"/> |
TMensch = 96 °F <ref group="Anm" name="drei"/> |
<math>\frac{F_2 - F_1}{96}</math> | Daniel Fahrenheit | 1714 | USA |
Grad Rankine | °Ra, °R | T0 = 0 °Ra | – | <math>1^\circ Ra \; \stackrel{\mathrm{def}}= \; 1^\circ F</math> | William Rankine | 1859 | USA |
Grad Delisle | °De, °D | TSchm(H2O) = 150 °De | TSied(H2O) = 0 °De | <math>\frac{F_2 - F_1}{150}</math> | Joseph-Nicolas Delisle | 1732 | Russland (19. Jhd.) |
Grad Réaumur | °Ré, °Re, °R | TSchm(H2O) = 0 °Ré | TSied(H2O) = 80 °Ré | <math>\frac{F_2 - F_1}{80}</math> | René-Antoine Ferchault de Réaumur | 1730 | Westeuropa bis Ende 19. Jhd. |
Grad Newton | °N | TSchm(H2O) = 0 °N | TSied(H2O) = 33 °N | <math>\frac{F_2 - F_1}{33}</math> | Isaac Newton | ≈ 1700 | keines |
Grad Rømer | °Rø | TSchm(Lake) = 0 °Rø <ref group="Anm" name="vier"/> |
TSied(H2O) = 60 °Rø | <math>\frac{F_2 - F_1}{60}</math> | Ole Rømer | 1701 | keines |
Anmerkungen zur Tabelle:
<references group="Anm"> <ref name="eins">Ursprünglich über Celsius-Skala definiert, ΔT = 1 K ≡ 1 °C.</ref> <ref name="zwei">Traditionelle Fixpunkte; ursprünglich umgekehrt (ähnlich wie Delisle-Skala); heute über Kelvin-Skala definiert, ΔT = 1 °C ≡ 1 K, also der 273,16-te Teil von TTri(H2O) = 0,01 °C.</ref> <ref name="drei">Genutzt wurde die Temperatur einer Kältemischung von Eis, Wasser und Salmiak oder Seesalz (−17,8 °C) und die „Körpertemperatur eines gesunden Menschen“ (35,6 °C); heute über TSchm(H2O) = 32 °F und TSied(H2O) = 212 °F sowie ΔT = (F2−F1) / 180 definiert.</ref> <ref name="vier">Genutzt wurde die Schmelztemperatur einer Salzlake (−14,3 °C).</ref> </references> |
Temperaturumrechnung
→ von → | Kelvin (K) | Grad Celsius (°C) | Grad Réaumur (°Ré) | Grad Fahrenheit (°F) |
---|---|---|---|---|
↓ nach ↓ | ||||
TKelvin | = TK | = TC + 273,15 | = TRé · 1,25 + 273,15 | = (TF + 459,67) · 5⁄9 |
TCelsius | = TK − 273,15 | = TC | = TRé · 1,25 | = (TF − 32) · 5⁄9 |
TRéaumur | = (TK − 273,15) · 0,8 | = TC · 0,8 | = TRé | = (TF − 32) · 4⁄9 |
TFahrenheit | = TK · 1,8 − 459,67 | = TC · 1,8 + 32 | = TRé · 2,25 + 32 | = TF |
TRankine | = TK · 1,8 | = TC · 1,8 + 491,67 | = TRé · 2,25 + 491,67 | = TF + 459,67 |
TRømer | = (TK − 273,15) · 21⁄40 + 7,5 | = TC · 21⁄40 + 7,5 | = TRé · 21⁄32 + 7,5 | = (TF − 32) · 7⁄24 + 7,5 |
TDelisle | = (373,15 − TK) · 1,5 | = (100 − TC) · 1,5 | = (80 − TRé) · 1,875 | = (212 − TF) · 5⁄6 |
TNewton | = (TK − 273,15) · 0,33 | = TC · 0,33 | = TRé · 33⁄80 | = (TF − 32) · 11⁄60 |
→ von → | Grad Rankine (°Ra) | Grad Rømer (°Rø) | Grad Delisle (°De) | Grad Newton (°N) |
↓ nach ↓ | ||||
TKelvin | = TRa · 5⁄9 | = (TRø − 7,5) · 40⁄21 + 273,15 | = 373,15 − TDe · 2⁄3 | = TN · 100⁄33 + 273,15 |
TCelsius | = TRa · 5⁄9 − 273,15 | = (TRø − 7,5) · 40⁄21 | = 100 − TDe · 2⁄3 | = TN · 100⁄33 |
TRéaumur | = TRa · 4⁄9 − 218,52 | = (TRø − 7,5) · 32⁄21 | = 80 − TDe · 8⁄15 | = TN · 80⁄33 |
TFahrenheit | = TRa − 459,67 | = (TRø − 7,5) · 24⁄7 + 32 | = 212 − TDe · 1,2 | = TN · 60⁄11 + 32 |
TRankine | = TRa | = (TRø − 7,5) · 24⁄7 + 491,67 | = 671,67 − TDe · 1,2 | = TN · 60⁄11 + 491,67 |
TRømer | = (TRa − 491,67) · 7⁄24 + 7,5 | = TRø | = 60 − TDe · 0,35 | = TN · 35⁄22 + 7,5 |
TDelisle | = (671,67 − TRa) · 5⁄6 | = (60 − TRø) · 20⁄7 | = TDe | = (33 − TN) · 50⁄11 |
TNewton | = (TRa − 491,67) · 11⁄60 | = (TRø − 7,5) · 22⁄35 | = 33 − TDe · 0,22 | = TN |
Temperaturvergleich
Messwert \ Einheit | Grad Fahrenheit | Grad Rankine | Grad Réaumur | Grad Celsius | Kelvin |
---|---|---|---|---|---|
mittlere Oberflächentemperatur der Sonne | 9 941 °F | 10 400 °Ra | 4 404 °R | 5 505 °C | 5 778 K |
Schmelzpunkt von Eisen | 2 795 °F | 3 255 °Ra | 1 228 °R | 1 535 °C | 1 808 K |
Schmelzpunkt von Blei | 621,43 °F | 1081,10 °Ra | 261,97 °R | 327,46 °C | 600,61 K |
Siedepunkt von Wasser (bei Normaldruck) | 212 °F | 671,67 °Ra | 80 °R | 100 °C | 373,15 K |
höchste im Freien gemessene Lufttemperatur | 136,04 °F | 595,71 °Ra | 46,24 °R | 57,80 °C | 330,95 K |
Körpertemperatur des Menschen nach Fahrenheit | 96 °F | 555,67 °Ra | 28,44 °R | 35,56 °C | 308,71 K |
Tripelpunkt von Wasser | 32,02 °F | 491,69 °Ra | 0,01 °R | 0,01 °C | 273,16 K |
Gefrierpunkt von Wasser (bei Normaldruck) | 32 °F | 491,67 °Ra | 0 °R | 0 °C | 273,15 K |
tiefste Temperatur in Danzig, Winter 1708/09 | 0 °F | 459,67 °Ra | −14,22 °R | −17,78 °C | 255,37 K |
Schmelzpunkt von Quecksilber | −37,89 °F | 421,78 °Ra | −31,06 °R | −38,83 °C | 234,32 K |
tiefste im Freien gemessene Lufttemperatur | −128,56 °F | 331,11 °Ra | −71,36 °R | −89,2 °C | 183,95 K |
Gefrierpunkt von Ethanol | −173,92 °F | 285,75 °Ra | −91,52 °R | −114,40 °C | 158,75 K |
Siedepunkt von Stickstoff | −320,44 °F | 139,23 °Ra | −156,64 °R | −195,80 °C | 77,35 K |
absoluter Nullpunkt | −459,67 °F | 0 °Ra | −218,52 °R | −273,15 °C | 0 K |
Anmerkung: Die grau hinterlegten Felder bezeichnen die traditionellen Fixpunkte zur Festsetzung der betreffenden Einheit. |
Einzelnachweise
<references />