Ferdinand Frensdorff
Ferdinand Frensdorff (* 17. Juni 1833 in Hannover; † 31. Mai 1931 in Göttingen) war ein deutscher Jurist, Rechtshistoriker und Hochschullehrer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Frensdorff war der Sohn eines Bankiers und Beauftragten für die Verwaltung des Landrabbinats. Er studierte Rechtswissenschaften auf der Universität Heidelberg, der Universität Göttingen, der Universität Berlin und der Universität Leipzig. In Göttingen schloss er sich 1854 der Burschenschaft Hannovera an<ref>Henning Tegtmeyer: Mitgliederverzeichnis der Burschenschaft Hannovera zu Göttingen 1848-1998, Düsseldorf 1998, Seite 23</ref>. In Leipzig wurde er 1857 zum Dr. jur. promoviert. 1860 habilitierte er an der Universität Göttingen als Privatdozent.
In den 1860er Jahren arbeitete er für einige Zeit in Augsburg mit an der Herausgabe der erfolgreichen Editionsreihe Die Chroniken der deutschen Städte für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München unter Leitung des Erlanger Historikers Karl Hegel. Die Historikerin Marion Kreis schreibt darüber: „Das Verhältnis der beiden war bis zum Tod Hegels [1901] von gegenseitiger Sympathie und höchster Wertschätzung geprägt“.<ref>Marion Kreis: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 84). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u.a. 2012, S. 250.</ref> Aus dieser Zeit ist ein umfangreicher Briefwechsel überliefert, der Zeugnis gibt über die geschickte, rasche und gewissenhafte Arbeitsweise Frensdorffs.<ref>Vgl. dazu insbesondere Marion Kreis: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 84). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u.a. 2012, passim.</ref> Nach dem Ausscheiden aus dem Editionsprojekt rezensierte er noch weitere Bände der Reihe wohlwollend.<ref>Ebd.</ref> Über seinen ehemaligen Arbeitgeber Karl Hegel verfasste Frensdorff zwei ausführliche, wertschätzende Nachrufe.<ref>Ebd.</ref>
1866 wurde Frensdorff außerordentlicher, 1873 ordentlicher Professor des Deutschen und öffentlichen Rechts. Frensdorff gehörte seit 1881 der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen an.
Im Wintersemester 1887/88 war er Rektor der Universität Göttingen. Er wurde 1896 in die Gründungskommission des Deutschen Rechtswörterbuchs (DRW) berufen. 1886 gab er die sechste verbesserte Auflage des Lehrbuchs Grundriß zu Vorlesungen über das deutsche Privatrecht heraus, eines - bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches - von Wilhelm Theodor Krauth begründeten Standardwerks für die juristische Ausbildung.
Sein wissenschaftliches Interesse galt in erster Linie dem mittelalterlichen Stadtrecht vornehmlich im niederdeutschen Raum, insbesondere der Verfassung Lübecks und dem Lübischen Recht. Darüber forschte Frensdorff über Rechtsverhältnisse im Bereich der Hanse und war an den Monumenta Germaniae Historica mit einem unvollendet gebliebenen Werk über Stadtrechte beteiligt. Zwischen 1875 und 1900 verfasste er für die Allgemeine Deutsche Biographie 82 Lebensläufe zumeist über Juristen und Historiker, die eine Beziehung zu Göttingen hatten. 1914 erschien von ihm eine bedeutende Biographie über den Juristen und Politiker Gottlieb Planck, in der er die zu Planck’s Studienzeiten und noch später in Göttingen bestehende Progressbewegung darstellte einschließlich des maßgeblichen Anteils, die seine eigene Burschenschaft Hannovera daran hatte.
Der Maler Heinrich Pforr schuf 1912 ein Porträt Frensdorffs, das sich im Juristischen Seminar der Universität Göttingen befindet.
Ehrungen
- 1888 wurde ihm der Titel Geheimer Justizrat verliehen.
- 1893 erhielt er den Dr. phil. h. c. durch die Philosophische Fakultät der Universität Erlangen.
- 1913 wurde die Festschrift der Göttinger Juristenfakultät – Ferdinand Frensdorff zum 80. Geburtstag am 17. Juni 1913 herausgegeben.
- 1917 ehrte Lübeck ihn mit der Gedenkmünze Bene Merenti.
- 1923 erfolgte die Verleihung des Dr. rer. pol. h. c. durch die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Göttingen
- 1953 wurde die Frensdorffstraße in Dortmund nach ihm benannt.
Werke
- Die Stadt- und Gerichtsverfassung Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert. Lübeck 1861
- Das lübische Recht nach seinen ältesten Formen. S. Hirzel, Leipzig 1872
- Die Chroniken der Stadt Augsburg (Leipzig 1865-1866, 2 Bde.) in den Chroniken der deutschen Städte (Bd. 4 u. 5).
- Ein Urteilsbuch des geistlichen Gerichts zu Augsburg aus dem 14. Jahrhundert, In: Richard Wilhelm Dove: Zeitschrift für Kirchenrecht (Bd. 10, 1871).
- Dortmunder Statuten und Urteile, In: Hansische Geschichtsquellen 3: Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1882.
- Karl Bertram Stüve in den Preußischen Jahrbüchern (1872-73, Bd. 30-32).
- Zur Erinnerung an Dr. Heinrich Thöl. Mohr, Freiburg i. B. 1885.
- Halle und Göttingen: Rede zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1894 im Namen der Georg-Augusts-Universität gehalten von F. Frensdorff. Dieterich, Göttingen 1894.
- Vom alten Reiche zum neuen. Rede zur Feier des 25jährigen Bestehens des deutschen Reiches am 18. Jan. 1896 im Namen der Georg-Augusts-Universität gehalten. Dieterich, Göttingen 1896.
- Über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen J. H. G. von Justi. Neudr. d. Ausg. Göttingen 1903. Auvermann, Glashütten (im Taunus) 1970.
- Verlöbnis und Eheschließung nach hansischen Rechts- und Geschichtsquellen. In: Hansische Geschichtsblätter 1917/18, Bd. 23, S. 291-350; Bd. 24, S. 1-126.
- Dortmunder Statuten und Urtheile. Nachdruck der Ausgabe Halle, Verl. der Buchh. des Waisenhauses, 1882. Hildesheim ; Zürich ; New York: Olms 2005. (Hansische Geschichtsquellen ; Bd. 3). ISBN 3-487-12083-6
- Das Zunftrecht insbesondere Norddeutschlands und die Handwerkerehre. In: Hansische Geschichtsblätter. 34,1, 1907.
- Karl Hegel. In: Nachrichten von der Königl[ichen] Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Geschäftliche Mitteilungen. 1902. Heft 1. Göttingen 1902. S. 52-72. [Nachruf]
- Karl Hegel und die Geschichte des deutschen Städtewesens. Vortrag auf dem Hansetage zu Emden am 20. Mai 1902 gehalten von F[erdinand] Frensdorff. In: Hansische Geschichtsblätter. Jahrgang 1901. 1902. S. 141-160.
Literatur
- Festschrift der Göttinger Juristenfakultät Ferdinand Frensdorff zum achtzigsten Geburtstage am 17. Juni 1913 gewidmet. Winter, Heidelberg 1913, (Deutschrechtliche Beiträge 9).
- Herbert Meyer: Ferdinand Frensdorff 1833 - 1931 ein Gedenkwort, gesprochen in der gemeinschaftlichen Sitzung des Hansischen Geschichtsvereins und des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung zu Dortmund am 17. Mai 1932. In: Hanseatisches Geschichts-Bulletin 57, 1932, S. 3–25.
- Karl August Eckhardt: Die Schriften Ferdinand Frensdorffs (Mit Bibliographie). In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germ. Abt., 52, 1932, S. XI–XXVII.
- Holger Krahnke: Ferdinand Frensdorffs Beiträge zur hannoverschen Landesgeschichtsschreibung in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“. In: Hannoversche Geschichtsblätter N. F. 47, 1993, ISSN 0342-1104, S. 105–124.
- Peter Oestmann: Ferdinand Frensdorff (1833-1931). In: Joachim Rückert, Jürgen Vortmann (Hrsg.): Niedersächsische Juristen. Ein historisches Lexikon mit einer landesgeschichtlichen Einführung und Bibliographie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-18241-4, S. 252–258.
- Karl Siegfried Bader: Frensdorff, Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 402 (Digitalisat).
- Frensdorff, Ferdinand. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Bd. 7, Bibliographisches Institut, Leipzig und Wien 1907, S. 87.
- Zu Ferdinand Frensdorffs Forschungen über die Chroniken der deutschen Städte finden sich ausführliche Informationen bei: Marion Kreis: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 84). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u.a. 2012, besonders S. 246ff., ISBN 978-3-525-36077-4. (Vgl. dazu E-Book und Leseprobe)
Einzelnachweise
<references />
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Frensdorff, Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Germanist, Jurist und Rechtshistoriker |
GEBURTSDATUM | 17. Juni 1833 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 31. Mai 1931 |
STERBEORT | Göttingen |