Gaskammer (Todesstrafe)


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Datei:Map of US gas chamber usage.svg
Verwendung der Gaskammer in den US-Bundesstaaten
Farblegende:
  • Zurzeit neben der Giftspritze als zweite Hinrichtungsart vorgesehen
  • In der Vergangenheit als Hinrichtungsart vorgesehen
  • Zu keinem Zeitpunkt als Hinrichtungsart vorgesehen
  • Datei:PostFurmanUSGasChamber.gif
    Hinrichtungen in der Gaskammer nach Wiederzulassung der Todesstrafe seit 1976 (erste 1979, bisher letzte 1999)
    Datei:Gaschamber.jpg
    Die Gaskammer des Staates Kalifornien im San Quentin State Prison, derzeit umgebaut für Hinrichtungen mit der Giftspritze

    In einigen Bundesstaaten der USA wurden und werden Gaskammern zur Hinrichtung von verurteilten Straftätern verwendet.

    Die Gaskammern der USA sind achteckige stählerne Kammern mit knapp drei Metern Durchmesser.

    Geschichte

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    Die Kammern stammen zumeist aus den 1920er und 1930er Jahren. Die Gaskammer wurde zum ersten Mal am 8. Februar 1924 in Carson City, Nevada, USA, verwendet, als der Chinese Gee Jon dort hingerichtet wurde.<ref>Robert M. Bohm: DeathQuest: An Introduction to the Theory and Practice of Capital Punishment in the United States. Elsevier 2011, ISBN 1437734995, 4. Ed., S. 135, hier online einsehbar als Ausschnitt aus Google Books, zuletzt eingesehen 7. Januar 2014.</ref> Am 2. Mai 1960 starb Caryl Chessman in der Gaskammer des San Quentin State Prison, nachdem seine Hinrichtung zuvor acht Mal verschoben worden war. Als das Gas aufstieg, klingelte das Telefon. Es war die Nachricht, die Hinrichtung zum neunten Mal aufzuschieben. Der leitende Beamte entschied sich aber dafür, weiterzumachen, weil die Hinrichtung zu weit fortgeschritten war, um sie noch zu stoppen.<ref>Peter Maxwill: Caryl Chessman: Der Mann, der neunmal starb. Artikel auf einestages vom 24. Juni 2013, zuletzt eingesehen 9. Januar 2014.</ref>

    Bis zum USA-weiten Vollstreckungsmoratorium, das im Sommer 1967 begann und Anfang 1977 endete, war die Gaskammer in elf Bundesstaaten als Hinrichtungsmethode vorgesehen. Unterdessen haben sechs davon (Colorado, Mississippi, Nevada, New Mexico, North Carolina, Oregon) zur Giftspritze als einziger Methode gewechselt.

    Neben der Giftspritze zugelassen ist die Gaskammer derzeit noch in fünf Bundesstaaten, wobei hier unterschiedliche Vorschriften zum Tragen kommen. In Kalifornien kann der Verurteilte zwischen Spritze und Gastod wählen. In Arizona können vor dem 15. November 1992 Verurteilte zwischen Spritze und Gas wählen, für später Verurteilte ist die Spritze obligatorisch. Eine ähnliche Regelung besteht in Maryland: Hier können Delinquenten wählen, die ihr zum Todesurteil führendes Verbrechen vor dem 25. März 1994 begangen haben. Für alle anderen ist dagegen die Giftspritze vorgeschrieben. In Missouri bestehen beide Hinrichtungsarten nebeneinander, wobei im Gesetz nicht explizit festgelegt ist, ob im Einzelfall der Verurteilte oder die Staatsgewalt die Methode festlegt. In Wyoming ist die Gaskammer nur für den Fall vorgesehen, dass Gerichte die Giftspritze für verfassungswidrig erklären sollten.

    Nach der Wiederaufnahme der Hinrichtungen seit 1977 sind insgesamt elf Personen in fünf Bundesstaaten (siehe Karte) durch Gas exekutiert worden. Der erste nach Wiederaufnahme der Todesstrafe Hingerichtete und bisher einzige im US-Bundesstaat Nevada, der in einer Gaskammer starb, war der 66-jährige Jesse Bishop.<ref>Charlene Hall: 1970s Execution</ref> Der bisher letzte Mensch, der in den USA in einer Gaskammer hingerichtet wurde, war am 3. März 1999 der wegen Mordes verurteilte Deutsche Walter LaGrand im Bundesstaat Arizona. Er konnte zwischen Giftspritze und Gas wählen und hatte sich für die Gaskammer entschieden.<ref>Death Penalty Information Center (Auswahl „Methods“: „Gas Chamber“, dann „Search by Details“)</ref>

    Ablauf der Hinrichtung

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    Der Verurteilte wird auf einen Stuhl im Inneren der Kammer geschnallt. Der obere Teil ist verglast, so dass die bei der Strafvollstreckung vorgeschriebenen Zeugen die Hinrichtung beobachten können. Anschließend wird die gasdichte Tür von außen verschlossen. Per Hebelbetätigung wird unter dem Sitz des Verurteilten eine chemische Reaktion zweier Komponenten – Schwefelsäure und Kaliumcyanid (Zyankali) – ausgelöst. Das Zyankali fällt in einen offenen Säurebehälter hinein, was das giftige Cyanwasserstoffgas (Blausäure) entstehen und sich verbreiten lässt. Amtliche und geladene Zeugen müssen den gesamten Prozess der Hinrichtung beobachten.

    Nach der Vollstreckung bleibt der Hingerichtete noch etwa eine halbe Stunde in der Gaskammer, bevor das Gas abgesaugt und frische Luft in den Raum hineingelassen wird. Die restlichen Chemikalien werden mit Wasser verdünnt und in die Kanalisation gepumpt. Daraufhin wird die Kammer geöffnet. Der Raum und der Körper müssen mit Ammoniak besprüht werden. Denn auch jetzt ist das Berühren des Giftes, das sich in der Kleidung sowie auf der Haut des Verurteilten adsorbiert hat, lebensgefährlich. Danach stellt ein Arzt amtlich den Tod fest. Der Tote wird in einem speziellen Plastiksack dem Bestatter übergeben. Dieser Plastiksack darf nicht mehr geöffnet werden, da der Bestatter sich sonst einer potentiell tödlichen Vergiftung (aufgrund Desorption) aussetzen würde.

    Wirkung

    Hauptartikel: Cyanidvergiftung

    Das Cyanwasserstoffgas wird eingeatmet; durch den Blutkreislauf wird es im Körper an alle Zellen verteilt und unterbindet die Zellatmung, wodurch nach ca. 60 Sekunden Krämpfe ausgelöst werden<ref>Angaben der verschiedenen Wirkungen einer Cyanidvergiftung in zeitlicher Reihenfolge in der Abtlg. Zeitfaktor im Online-Ratgeber „Cyanidvergiftung und Rauchgas“ der Firma Merck Serono</ref><ref>Bernd Engels, Carsten Schmuck, Reinhold Fink, Tanja Schirmeister: Chemie für Mediziner. Online Ressource, Pearson Deutschland, München 2008, ISBN 3827372860, S. 341, hier online einsehbar als Ausschnitt aus Google Books, zuletzt eingesehen 2. Januar 2014.</ref>. Durch den Energiemangel (Adenosintriphosphat-Mangel) der Körperzellen kommt es zunächst zu Bewusstlosigkeit und dann zum Tod. Die Todeskandidaten verlieren meist nach 15 Sekunden bis zu einer Minute das Bewusstsein, und der Einsatz von Krämpfen wird nicht mehr bewusst wahrgenommen. Wenn der Todeskandidat nicht (wie empfohlen) sofort tief einatmet, versagt der Atemapparat jedoch durch das Gift schneller als das Bewusstsein, weshalb es zu qualvollen Komplikationen kommt. In nicht seltenen Fällen tritt als Nebeneffekt ein, dass das Bewusstsein und damit das Schmerzempfinden des Gefangenen über einige Minuten hinweg noch erhalten bleiben und dieser starke Schmerzen erleidet, welche vergleichbar mit dem Erstickungstod sein können. Als weitere Komplikationen können daher sehr schmerzhafte Krämpfe oder hohe Adrenalinwerte und Milchsäurekonzentrationen auftreten.<ref>William Schabas: The Death Penalty as Cruel Treatment und Torture. S. 193</ref>

    Siehe auch

    Weblinks

    Wiktionary Wiktionary: Gaskammer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

    <references />