Geotextilie
Geotextilien sind flächige oder dreidimensionaleTextilien, die meist wasserdurchlässig sind.<ref>Fabia Denninger(Hrsg.): Lexikon Technische Textilien. Deutscher Fachverlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-86641-093-0, S.152.</ref> Sie dienen als Baustoff im Bereich des Tief-, Wasser- und Verkehrswegebaus und sind für geotechnische Sicherungsarbeiten ein wichtiges Hilfsmittel.
Geotextilien bestehen entweder aus natürlichen (wie Schilf, Jute und Kokos) oder künstlichen (wie Polypropylen Polyamid, Polyester und Polyethylen) Stoffen und werden zum Trennen, Dränen (Drainagieren), Filtern, Bewehren, Schützen, Verpacken und Erosionsschutz eingesetzt. Sie kommen in Form von Geweben, Vliesstoffen und Verbundstoffen zum Einsatz. Aufgrund der verminderten Haltbarkeit werden natürliche Geotextilen nur in seltenen Fällen verwendet.<ref>Wolfgang R. Dachroth: Handbuch der Baugeologie und Geotechnik. Springer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-5404-1353-7, S. 369.</ref>
Inhaltsverzeichnis
Einteilung
Geotextilien lassen sich hinsichtlich ihrer Struktur in drei Arten unterscheiden:<ref>E. Heinemann, R. Feldhaus, R. Paul: Hydraulik für Bauingenieure. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-5191-5082-4, S. 212f..</ref>
- Gewebe sind Geotextilien, die aus sich regelmäßig, in der Regel rechtwinklig, kreuzenden Garnen oder Fäden bestehen. Sie kommen zum Einsatz, wenn hohe Zugfestigkeiten gefordert sind. Bei statischer Belastung eignen sie sich auch als Filter.
- Vliesstoffe entstehen durch Verfestigung flächenhaft aufeinander abgelegten Fasern. Je nach Verfestigungsverfahren (vernadeln, verkleben oder verschmelzen) erhält das Geotextil unterschiedliche Dehnungseigenschaften. Vliesstoffe werden überwiegend zum Trennen, Filtern und Schützen eingesetzt.
- Verbundstoffe sind flächenhaft verbundene Gewebe, Vliesstoffe und andere Materialien. Auf diesem Weg lassen sich Eigenschaften unterschiedlicher Geotextilien kombinieren.
Anwendungsfälle
Geotextilien eignen sich im Wesentlichen für folgende Anwendungsfälle:
- Erosionsschutz
- Schützen
- Filtern
- Bewehren
- Dränen
- Trennen
Merkmale
Ausgangspunkt der Entwicklung von Geotextilien war Anfang der 1970er Jahre der Bau von Straßen auf Böden mit schlechter Tragfähigkeit und hohem Wassergehalt. Um die Stabilität des Untergrundes zu verbessern, wird in diesem Fall ein textiles Vlies aufgebracht und anschließend mit Schüttmaterial überdeckt. Auf diese Weise wird die Lebensdauer und die Belastbarkeit der Verkehrsfläche erhöht. Neben der Anwendung im Straßen- und Wegebaus eignen sich Geotextilien auch für Bauaufgaben im Bahnbau.
Neben der Verwendung im Verkehrswegebau kommen Geotextilien auch im Erd- und Wasserbau zum Einsatz. So dienen sie beispielsweise als Baustoff für die Sicherung von Dämmen und Deponien oder lassen sich im Bereich der Ingenieurbiologie verwenden. Dort kann mit Hilfe von natürlichen Geotextilien aus Jute, Schilf oder Kokos Bodenerosion und Hangrutschungen an Böschungen, Gräben und Gewässerufern vermieden werden. Weiterhin unterstützen sie Aufforstungen, den Ausbau von Wasserläufen sowie Renaturierung von Braunkohle-Tagebauen und Deponien.
Die Geotextilien bieten dem Pflanzenwuchs Vorteile, da sie vor Austrocknung und direkter Sonneneinstrahlung schützen.
Spezielle Anwendungen
- Das Bewehren von Boden mit Hilfe von Geotextilien wird als „Bewehrte Erde” bezeichnet. Neben Geotextilien eignen sich dafür auch andere Geokunststoffe wie etwa Geogitter und Reitplatzgewebe.
- Geotextilien lassen sich auch zur Wanddränung von Gebäuden einsetzen
- Die Oberfläche von Frischbeton kann mit Hilfe von Geotextilien nachbehandelt werden.
- Ableitung von aus dem Boden ausströmendem Methangas unter Gebäuden
Normen und Standards
- Deutschland
- Merkblatt für die Anwendung von Geotextilien und Geogittern im Erdbau des Straßenbaus
- Technische Lieferbedingungen für Geokunststoffe im Erdbau des Straßenbaues (TL Geok E-StB 05)
- DIN EN 15381 – Geotextilien und geotextilverwandte Produkte – Eigenschaften, die für die Anwendung beim Bau von Fahrbahndecken und Asphaltdeckschichten erforderlich sind
- DIN EN 15382 – Geotextilien – Geosynthetische Dichtungsbahnen – Eigenschaften, die für die Anwendung in Verkehrsbauten erforderlich sind
- Österreich
- RVS 08.97.03 Geotextilien im Unterbau
- ÖNORM S 2076/2 Deponien - geotextile Schutzlagen
- Schweiz
- SN 670240 – Geotextilien und Geotextilverwandte Produkte; Begriffe und Produktbeschreibung
Einzelnachweise
<references />