Geschichte der Zentralafrikanischen Republik
Die Geschichte der Zentralafrikanischen Republik ist geprägt von der französischen Kolonialzeit seit dem 19. Jahrhundert, der Unabhängigkeit 1960, dem Zentralafrikanisches Kaiserreich (1976-79) unter Bokassa und seit den 1990er Jahren von Demokratisierungsversuchen und Bürgerkriegen.
Inhaltsverzeichnis
Ur- und Frühgeschichte
Auf dem Territorium der heutigen Zentralafrikanischen Republik lassen sich Spuren menschlicher Besiedlung seit dem Paläolithikum nachweisen. Die ältesten der heute dort siedelnden indigenen Gesellschaften sind wohl die Gbaya und Mandjida. Sie waren segmentär organisiert und hatten keine zentralisierten Formen staatlichen Zusammenlebens herausgebildet. Anfang des 19. Jahrhunderts wanderten von Nordosten her Banda-Gesellschaften in das Gebiet ein. Bei den Azande im Südosten bildete sich im 18./19. Jahrhundert eine stärker stratifizierte Gesellschaftsordnung mit einem Oberhäuptlingstum heraus. Teile des Nordostens fielen 1893 bis 1900 unter die Herrschaft des afro-arabischen Warlords Rabih b. Fadlallah.
Kolonialzeit
Schon 1887 erklärte der französische Kolonialbeamte Pierre Savorgnan de Brazza das Territorium zur französischen Interessensphäre. 1889 entstand in der heutigen Hauptstadt Bangui der erste Militärposten. Von hieraus setzte ab 1890 die militärische Okkupation des Landes ein, die 1900 unter der Bezeichnung Oubangi-Chari französisches Militärterritorium und 1906 mit dem nördlich anschließenden Tschad-Militärterritorium unter einer Verwaltung vereinigt wurde. Am 25. Januar 1910 wurde das Territorium zur eigenständigen Kolonie innerhalb von Französisch Äquatorialafrika (AEF). Teile im Westen des Landes mit den Orten Nola, Mbaiki, Berbérati, Carnot und Bouar wurden durch das Marokko-Kongo-Abkommen vom 4. November 1911 unter der Bezeichnung Neukamerun an die deutsche Kolonie Deutsch-Kamerun angeschlossen und fielen erst mit dem Versailler Vertrag 1919 an Französisch-Äquatorialafrika zurück.
Seit 1946 war die Kolonie in der französischen Nationalversammlung vertreten. Abgeordneter wurde Barthélemy Boganda (1910-1959), der 1949 die Partei Mouvement pour l’évolution sociale de l’Afrique noire (MESAN) gründete. Der MESAN gewann am 31. März 1957 bei den Wahlen zum Landesparlament sämtliche Sitze. Am 1. Dezember 1958 erhielt Zentralafrika als Teil der französischen Kolonien die innere Autonomie. Boganda wurde am 8. Dezember 1958 Premierminister.
Unabhängigkeit
Unter der Bezeichnung „Zentralafrikanische Republik“ wurde das Land am 13. August 1960 von Frankreich in die Unabhängigkeit entlassen. David Dacko wurde erster Präsident. Oppositionelle Gruppen, die mit dem profranzösischen Kurs Dackos unzufrieden waren, verließen im Juni 1960 die Bewegung und gründeten den Mouvement pour l´Évolution Démocratique de l´Afrique Centrale (MEDAC). Bereits im Dezember des gleichen Jahres wurde der MEDAC verboten und seine Führer verhaftet. Der MESAN wurde von 1962 bis 1964 sukzessive zur höchsten Instanz innerhalb des Staates ausgebaut, was unter anderem die obligatorische Mitgliedschaft für alle Bürger zur Folge hatte. Die Lage des Staates war durch eine zunehmende Unterdrückung der oppositionellen Kräfte im Innern und die enge Kooperation mit der früheren Kolonialmacht Frankreich gekennzeichnet.
Am 1. Januar 1966 putschte sich Armeechef Jean-Bédel Bokassa (1921–1996), ein Neffe Bogandas, an die Macht. Der gestürzte Präsident Dacko wurde unter Hausarrest gestellt. Bokassa sicherte sich seine Macht durch landesweiten Terror, Folter und Ausschaltung jeglicher Opposition. Französische Truppen standen auch ihm dabei zur Seite. 1972 wurde Bokassa zum Präsidenten auf Lebenszeit ernannt. Mit der Kaiserkrönung Bokassas am 4. Dezember 1976 wurde das Land zu einer Monarchie (→ Zentralafrikanisches Kaiserreich).
Nach heftigen Schüler- und Studentenunruhen im Januar 1979 wurden mit militärischer Hilfe aus Zaire zahlreiche Jugendliche und Oppositionelle verhaftet, gefoltert und hingerichtet, wobei Bokassa eine direkte Beteiligung vorgeworfen wird. Der frühere Präsident Dacko nutzte am 21. September 1979 die Abwesenheit des Kaisers, der sich zu einem Besuch in Libyen aufhielt, zu einem Putsch. Kaiser Bokassa wurde abgesetzt, die Republik wieder eingeführt.
Im Januar 1981 gewann Dacko die Parlamentswahlen. Er wurde jedoch am 1. September 1981 durch einen Putsch des Generals André Kolingba mit Zustimmung Frankreichs aus dem Amt gedrängt. Am 23. Oktober 1986 kehrte Ex-Kaiser Bokassa zurück. Er wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 1988 in Zwangsarbeit umgewandelt. Bokassa starb am 3. November 1996 in Bangui.
Am 4. Juli 1991 wurden auf ausländischen Druck politische Parteien wieder zugelassen. Am 1. September 1993 erließ Kolingba eine Generalamnestie. Auch Ex-Kaiser Bokassa wurde freigelassen. Am 19. September 1993 wurde Ange-Félix Patassé neuer Präsident. Von 1996 bis 1997 fanden Militärrevolten und Umsturzversuche gegen die Regierung Patassé statt. 1999 kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Oppositionellen und Regierungsanhängern. Die Wiederwahl von Präsident Patassé erfolgte am 22. Oktober.
Am 15. Februar 2000 endete das Mandat der UN-Friedenstruppen nach rund zweijährigem Einsatz. Am 28. Mai 2001 unternahm eine dem Ex-Präsidenten André Kolingba loyale Armeeeinheit einen Putschversuch. Mit der Unterstützung von libyschen Soldaten und der Rebellenbewegung Mouvement de Libération du Congo (MLC) wurden die Aufständischen aus der Hauptstadt vertrieben. Diese wurden von Söldnern aus Ruanda und Angola unterstützt. Im Verlauf der Kämpfe starben rund 300 Menschen und etwa 50.000 flohen. Die UNO schickte als Sondergesandten den Senegalesen Lamine Cissé. Am 5. November 2001 brachen erneut Kämpfe aus als Regierungstruppen versuchten, den ehemaligen Armeechef François Bozizé wegen angeblicher Verwicklung in die Kämpfe vom 28. Mai festzunehmen. Libyen verstärkte daraufhin seine Truppen in der Zentralafrikanischen Republik. Vermittlungsversuche des tschadischen Botschafters Maitimo Njumbe, des Vize-Generalsekretärs der OAU, Mahamat Habib Doutoum, und Cissés blieben erfolglos. Präsident Ange-Felix Patasse konnte sich behaupten. Ex-Armeechef Bozizé floh zunächst.
Am 15. März 2003 wurde Patassé dann doch durch François Bozizé gestürzt. Die Präsidentschaftswahlen 2005 gewann Bozizé im zweiten Wahlgang am 24. Mai 2005 mit 64,6 % der Stimmen. Die für den 25. April 2010 geplanten Präsidenten- und Parlamentswahlen wurden durch Parlamentsbeschluss abgesagt. Präsident Bozizés blieb weiterhin im Amt. Sein Mandat ging regulär bis zum 11. Juni 2010.
Putsch und Bürgerkrieg ab 2012
Am 24. März 2013 wurde von schweren Kämpfen in der Hauptstadt Bangui berichtet, die Rebellentruppen der Séléka hatten die Stadt und den Präsidentenpalast unter ihre Kontrolle gebracht. Bozizé floh daraufhin in die Demokratische Republik Kongo.<ref name="faz-12126418">Putsch in der Zentralafrikanischen Republik. In: FAZ.net. 24. März 2013, abgerufen am 16. Dezember 2014. Thomas Scheen, Johannesburg: </ref> Der Anführer der islamistischen Séléka, Michel Djotodia, ernannte sich daraufhin zum Präsidenten. Am 10. Januar 2014 trat Djotodia zurück.<ref name="SPON-942848">Krise in Zentralafrika: Präsident Djotodia tritt zurück. In: Spiegel Online. 10. Januar 2014, abgerufen am 16. Dezember 2014. </ref>
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Pierre Kalck, Xavier-Samuel Kalck (Hrsg.): Historical Dictionary of the Central African Republic (= African Historical Dictionaries. Band 93). 3. Auflage. Scarecrow Press, Lanham 2005, ISBN 978-0-8108-4913-6
- Yarisse Zoctizoum: Histoire de la Centrafrique. Violence du développement, domination et inégalités. Band 1: 1879–1959. L'Harmattan, Paris 1983, ISBN 978-2-85802-292-2
- Yarisse Zoctizoum: Histoire de la Centrafrique. Violence du développement, domination et inégalités. Band 2: 1959–1979. L'Harmattan, Paris 1983, ISBN 978-2-85802-379-0
- Walter Schicho (Hrsg.): Zentralafrika, Südliches Afrika und die Staaten im Indischen Ozean (= Handbuch Afrika. Band 1). Brandes & Apsel, Frankfurt 1999, ISBN 978-3-86099-120-6
- Brian Titley: Dark Age. The Political Odyssey of Emperor Bokassa. McGill-Queen's University Press, Montreal 1997, ISBN 978-0-7735-1602-1
- Pierre Kalck: Central African Republic. A Failure in De-Colonisation. Praeger, London 1971
- Pierre Kalck: La République Centrafricaine. La Documentation Française, Paris 1971
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