Giordano-Bruno-Stiftung
Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) | |
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Logo der Giordano-Bruno-Stiftung | |
Rechtsform: | Stiftung des bürgerlichen Rechts |
Zweck: | Förderung des evolutionären Humanismus |
Vorsitz: | Herbert Steffen (1. Vorsitzender) Michael Schmidt-Salomon (Vorstandssprecher) |
Bestehen: | seit 30. März 2004 |
Stifter: | Herbert Steffen |
Sitz: | Oberwesel |
Website: | www.giordano-bruno-stiftung.de |
Die Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts, die sich die Förderung des evolutionären Humanismus zum Ziel gesetzt hat. Sie wurde 2004 vom Unternehmer Herbert Steffen gegründet. Vorstandssprecher der Stiftung ist Michael Schmidt-Salomon, der in ihrem Auftrag das Manifest des evolutionären Humanismus geschrieben hat. Von Beginn an war die Stiftung insbesondere dem Werk des Religions- und Kirchenkritikers Karlheinz Deschner verpflichtet. Sie ist nach dem aus dem Orden der Dominikaner ausgestoßenen und als „Ketzer“ verbrannten Giordano Bruno benannt. Sitz der Stiftung ist Oberwesel in Rheinland-Pfalz.
Inhaltsverzeichnis
Ausrichtung
Name der Stiftung
Die Stiftung ist nach dem Dominikanermönch Giordano Bruno benannt, der im Jahre 1600 von der Heiligen Inquisition als Ketzer verurteilt und auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde. Bruno hatte die Richtigkeit des geozentrischen Weltbildes bezweifelt und sich zum heliozentrischen Weltbild bekannt. Außerdem hatte er für die Hypothese eines „unendlichen Universums“ und einer „Vielheit der Welten“ argumentiert und somit pantheistische und naturalistische Positionen vertreten.<ref>Anne Eusterschulte: Giordano Bruno – Eine Einführung. Panorama, Wiesbaden (2005)</ref>
Die Gründer der Stiftung entschieden sich für Bruno als Namensgeber, da er eine damals „unzeitgemäße Philosophie“ vertreten habe, in der sich bereits „Grundzüge einer nicht-dualistischen, naturalistischen Welterkenntnis“, „Überlegungen zur biologischen Abstammungslehre“ und Elemente einer „evolutionär-humanistischen Ethik“ finden, welche auch „die Rechte nichtmenschlicher Organismen einschließen“. Zudem seien von Bruno „wesentliche Impulse für die Entwicklung der modernen Religionskritik“ ausgegangen.<ref>Website der gbs: "Leitbild" / "Der Stiftungsname", abgerufen am 19. Februar 2012</ref>
Ziele und Stiftungszweck
Die Giordano-Bruno-Stiftung hat nach eigenen Angaben eine naturalistische, weltlich-humanistische und religionskritische Ausrichtung und vertritt die Ansicht, dass Religionen „die kulturelle Evolution der Menschheit bis heute auf unheilvolle Weise beeinflussen“.<ref>Niels Weidtmann et al: Kosmologie - Evolution - Geschichte (2013), S. 176</ref> Sie fordert eine „Leitkultur Humanismus und Aufklärung“, um sowohl den Überlegungen einer „deutschen (christlichen) Leitkultur“ als auch einem politisch indifferenten Multikulturalismus entgegenzutreten.<ref>Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Fundamentalismus und Beliebigkeit. In: politik-poker.de. 18. Januar 2006, abgerufen am 3. Juni 2011. </ref><ref>Maik Söhler: Ja zur Leitkultur aber zur richtigen: der von Humanität, Aufklärung und Menschenrechten. Abgerufen am 29. Juni 2014 (In: Heise online, 27. November 2005). </ref> Die Stiftung sammelt Erkenntnisse der Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, um ihre Bedeutung für das humanistische Anliegen eines „friedlichen und gleichberechtigten Zusammenlebens der Menschen im Diesseits“ herauszuarbeiten. Auf diese Weise sollen die „Grundzüge einer säkularen, evolutionär-humanistischen Ethik“ entwickelt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.<ref>Konfessionsloser Feiertag: Stiftung fordert Tag der Evolution statt Christi Himmelfahrt. Abgerufen am 29. Juni 2014 (In: Der Spiegel, 25. Februar 2009). </ref><ref>Satzung der Giordano-Bruno-Stiftung, § 2 Stiftungszweck, aktuelle Fassung von Juli 2013, S. 1.</ref>
Seit 2014, auf Initiative der Regionalgruppe Schweiz der Stiftung hin, fördert diese auch den effektiven Altruismus.<ref>Effektiver Altruismus. Wie kann das Leben möglichst vieler empfindungsfähiger Wesen verbessert werden? Giordano-Bruno-Stiftung, 14. August 2014, abgerufen am 16. August 2014 (Pressemeldung, deutsch). </ref>
Leitbild der Stiftung
Die Philosophie, welcher sich die Stiftung unter dem Begriff des evolutionären Humanismus verschrieben sieht, kann auf Julian Huxley, den Mitbegründer der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union, zurückgeführt werden. Huxley prägte den Begriff Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts, als er sich für eine neue Religion aussprach, die mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen kompatibel ist. Er verstand darunter eine philosophische Sichtweise, die einerseits auf das Wohl aller Menschen ausgerichtet ist, andererseits aber nicht den Fehler mache, sich den traditionellen Illusionen über das Menschsein hinzugeben.<ref>Huxley, Julian (1964): Die Grundgedanken des evolutionären Humanismus. In: Julian Huxley (Hrsg.): Der evolutionäre Humanismus. München, S. 26.</ref> Julian Huxley teilte auch nicht den Glauben an die Existenz einer separierten und übernatürlichen Sphäre, welcher im Zentrum traditioneller Religionen wie des Christentums oder des Islam steht. Alle Phänomene verstand Huxley als Teil eines natürlichen Prozesses der Evolution, weshalb er sich für eine Distanzierung von traditionellen religiösen und gottzentrierten Denkmustern und für eine Perspektive aussprach, in deren Mittelpunkt evolutionäre Denkmuster und eine naturalistische Sichtweise stehen. Huxley plädierte dafür, dass ein Ersatz für die ausgemusterten Gotteshypothesen konstruiert werden müsse.<ref>Julian Huxley: The New Divinity in Essays of a Humanist. Penguin, London 1969.</ref>
Michael Schmidt-Salomon stellt sich mit seiner Arbeit und seinen Schriften, unter anderem mit dem im Auftrag der Stiftung verfassten Manifest des evolutionären Humanismus, in die Tradition von Huxleys Gedanken, um die aus seiner Sicht unhaltbare Fixierung auf ältere Humanismus-Verständnisse zu überwinden. Man habe heute gesehen, „dass einige traditionelle Ideale des Humanismus der wissenschaftlichen Entzauberung nicht standhalten konnten“. Trotzdem müssten die gemeinsamen Utopien nicht aufgegeben werden, sondern das heute vorliegende Wissen im Sinne dieser humanistischen Utopien produktiv verarbeitet werden. Er plädiert daher für einen evolutionären Humanismus mit klarem naturalistischen Profil, mit dessen Entwicklung anstelle eines „blauäugigen“ Humanismus man sich einer größeren Erfolg versprechenden Lösung von Problemen der Menschheit zuwenden könne.<ref>Website des gbs-Vorstandssprechers Schmidt-Salomon: Hoffnung jenseits der Illusionen? Die Perspektive des evolutionären Humanismus, vom Mai 2002</ref><ref>Niels Weidtmann et al: Kosmologie - Evolution - Geschichte (2013), S. 186-187</ref>
Aufbau
Überbau
Der Koordinierungsrat säkularer Organisationen, in dem die gbs Mitglied ist und zu dessen Gründung sie beigetragen hat, bezeichnet sich als Interessenvertretung von konfessionsfreien Menschen in Deutschland. Der KORSO setzt sich gegen die Diskriminierung konfessionsfreier und nichtreligiöser Gruppen und Individuen sowie für die Gleichstellung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften sowie für die Trennung von Staat und Kirche ein.<ref>hpd: "KORSO fordert “Konfessionsfreien-Konferenz“", vom 17. November 2008</ref><ref>Niels Weidtmann et al: Kosmologie - Evolution - Geschichte (2013), S. 179</ref>
Regionalgruppen
Über 30 Regionalgruppen der gbs, die sich unter ehrenamtlicher Leitung befinden, organisieren regelmäßig Stammtische und andere Veranstaltungen.<ref>Regionalgruppen. In: giordano-bruno-stiftung.de. abgerufen am 16. November 2012.</ref>
In der Schweiz unterhält die Regionalgruppe GBS Schweiz einen Blog sowie diverse Online-Inhalte.<ref>GBS Schweiz. In: gbs-schweiz.org. abgerufen am 25. November 2015.</ref> Im Zeitraum 2013–2015 unterhielt sie außerdem mehrere Projekte im Bereich Effektiver Altruismus, die sie im Oktober 2015 an die zu diesem Zweck gegründete Stiftung für Effektiven Altruismus übergab.<ref>"Die GBS Schweiz wird zur Stiftung für Effektiven Altruismus (EAS)." In: "gbs-schweiz.org." abgerufen am 25. November 2015.</ref><ref>"Über uns: Stiftungszweck und Geschichte." In: "ea-stiftung.org." abgerufen am 25. November 2015.</ref>
In Österreich gibt es eine Regionalgruppe des Förderkreises der Giordano-Bruno-Stiftung, die als gbs Österreich auftritt.<ref>Über uns. In: giordano-bruno-stiftung.at. abgerufen am 12. August 2013.</ref> Sprecher der Giordano-Bruno-Stiftung Österreich ist der Abgeordnete Niko Alm.<ref>Wiener Zeitung: "Atheismus, das ist die Glatze unter den Frisuren", vom 21. Dezember 2012</ref>
Österreichische Beiratsmitglieder sind:<ref>Beirat. In: giordano-bruno-stiftung.at. abgerufen am 12. August 2013.</ref>
- Gerhard Haderer, Karikaturist, Zeichner, Autor <ref>http://oe1.orf.at/programm/425884 Gespräch "Himmel und Hades" mit Haderer in Cafe Sonntag, Radio Ö1, 20. Dezember 2015, 09:05 Uhr</ref>
- Gerhard Streminger, Philosoph
- Gerhard Wimberger, Komponist/Dirigent
- Franz Wuketits, Evolutionstheoretiker/Zoologe
Sitz und Organe der Stiftung
September 2011 wurde der Sitz der Stiftung von Mastershausen im Hunsrück nach Oberwesel in Rheinland-Pfalz verlegt und befindet sich nun im „Haus Weitblick“.<ref>Reinhard Bingener, 22. März 2009, FAZ Giordano-Bruno-Stiftung - Die Agenda des Neuen Atheismus</ref><ref>Neuer Stiftungssitz in Oberwesel - gbs zieht vom Hunsrück ins obere Mittelrheintal (www.giordano-bruno-stiftung.de, 24. Oktober 2011)</ref>
Organe der Stiftung sind der Vorstand, das Kuratorium und der wissenschaftliche Beirat.
Der Vorstand besteht derzeit (Stand: 2015) aus Herbert Steffen und Michael Schmidt-Salomon, das Kuratorium aus der ehemaligen Unternehmerin Bibi Binot, dem Mathematiker Robert Maier, dem Ingenieur Shiro Sonada, dem Künstler Jacques Tilly, dem Biologen Heiner Holtkötter, dem Philosophen Hermann Josef Schmidt sowie dem Psychologen und ehemaligen Unternehmer Wolf Steinberger.<ref>Website der gbs: "Kuratorium", abgerufen am 4. Oktober 2012</ref>
Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats sind oder waren u.a.:
Die Mitglieder der Stiftungsorgane, derzeit ungefähr 60 Personen (überwiegend Wissenschaftler, einige Schriftsteller und Künstler), üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Dem „Freundes- und Förderkreis“ der Stiftung gehören zurzeit über 5700 Personen aus 30 Ländern an.<ref>gbs: Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung, abgerufen am 18. Januar 2014</ref>
Im Jahr 2007 richtete die Stiftung ein internes Forum ein, um die Kommunikation zwischen den Vorstands-, Beirats- und Fördermitgliedern der Stiftung zu erleichtern.<ref>Tätigkeitsbericht der gbs über das Jahr 2008 (PDF; 1,7 MB)</ref>
Im Jahr 2008 hatte die Stiftung einen Etat von rund 116.000 Euro, wobei infolge der Finanzkrise erstmals keine Erträge aus dem Stiftungsvermögen flossen. Stattdessen handelte es sich ausschließlich um Spenden, hauptsächlich seitens des Förderkreises und des Vorstands.<ref>Tätigkeitsbericht der gbs über das Jahr 2008 (PDF; 1,7 MB), S. 15.</ref> Über die Höhe des Stiftungsvermögens selbst erteilt die gbs keine Auskunft.
Veranstaltungen
Durch das Anbieten von kostenlosen Informationen zum „evolutionären Humanismus“ und durch die Bestrebung, an jeder Hochschule einen „Studentischen Vertreter“ zu gewinnen, versucht die Stiftung, das Gedankengut des „evolutionären Humanismus“ zu verbreiten. Ferner haben sich Regionalgruppen gebildet, die formal Mitglied im Förderkreis der Stiftung sind.
Die Giordano-Bruno-Stiftung unterstützte den deutschen Islamwissenschaftler Muhammad Sven Kalisch in dem Konflikt, der mit dem Verlust des ersten Lehrstuhls für die Ausbildung islamischer Religionslehrer endete,<ref>gbs unterstützt Kalisch: Deutschlands erster Professor für Islamkunde ist ein Mann der Aufklärung! Giordano-Bruno-Stiftung, 20. November 2008, abgerufen am 1. September 2011. </ref> ferner die Atheist Bus Campaign, eine Werbekampagne, die das Bewusstsein für den Atheismus fördern soll.<ref>Werbung für ein Leben ohne Gott. In: Spiegel Online. Abgerufen am 23. April 2009. Jens Lubbadeh: </ref><ref>Atheistische Buskampagne unerwünscht. In: junge Welt. Abgerufen am 23. April 2009. Claudia Wangerin: </ref> Im Rahmen des Darwinjahres 2009 stellte die Stiftung die Evolutionstheorie und ihre weltanschaulichen Konsequenzen in den Vordergrund.<ref>„Happy Birthday, Charly!” - Festakt zu Darwins 200. Geburtstag in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt. In: giordano-bruno-stiftung.de. 15. Januar 2009.</ref>
2013 war die Giordano-Bruno-Stiftung Mitausrichter des Deutschen Humanistentages in Hamburg.<ref>Hamburger Abendblatt: Gut - auch ohne Gott: Humanistentag in Hamburg, vom 6. Mai 2013</ref>
Herausgeber
Die Stiftung bringt seit 2007 im Alibri Verlag eine bisher fünfbändige Schriftenreihe heraus.<ref>Giordano-Bruno-Stiftung: Schriftenreihe der Giordano-Bruno-stiftung. Abgerufen am 19. Juli 2014. </ref>
Geförderte Projekte (Auswahl)
Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland
Die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland, die von der Giordano-Bruno-Stiftung bei ihrer Gründung maßgeblich gefördert wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftlich erfassbare Informationen zu verschiedenen Weltanschauungen zu erheben, auszuwerten, zusammenzufassen und zu veröffentlichen.<ref>Gert Pickel (Hrsg): Religion und Politik im Vereinigten Deutschland: Was Bleibt von der Rückkehr des Religiösen? (Politik und Religion) Springer VS (2013), S. 142-143</ref><ref>Niels Weidtmann et al: Kosmologie - Evolution - Geschichte (2013), S. 178</ref>
Humanistischer Pressedienst
Der Humanistische Pressedienst (hpd) versteht sich als säkular-humanistisch geprägter Pressedienst im Internet, er ging auf Initiative des Humanistischen Verbandes Deutschlands (HVD) und der gbs im August 2006 online. Chefredakteur ist seit dem 25. Oktober 2013 Frank Nicolai<ref>Weitergabe des Hutes. 25. Oktober 2013, abgerufen am 1. März 2014 (deutsch). </ref>, der den Politologen und Publizisten Carsten Frerk ablöste.<ref>hpd, Impressum. Abgerufen am 1. September 2011. </ref> Als weitere Redakteure werden unter anderem Michael Schmidt-Salomon und der Verleger des Alibri Verlags Gunnar Schedel genannt.<ref name="hfm">Der Humanistische Pressedienst. Abgerufen am 1. September 2011. </ref> Nach einer Satzungsänderung im Jahr 2009 schied der HVD aus dem Trägerverein aus. Der HVD Berlin-Brandenburg wird jedoch ab 2016, gemeinsam mit dem Koordinierungsrat säkularer Organisationen wieder Träger sein.<ref>Frank Nicolai: Neue Mitglieder im hpd-Trägerverein. Mit dem Landesverband Berlin-Brandenburg des Humanistischen Verbandes Deutschland (HVD) sowie dem Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) hat der Humanistische Pressedienst im kommenden Jahr zwei neue, schlagkräftige Mitglieder gewonnen. In: Humanistischer Pressedienst. Volker Panzer, 23. dezember 2015, abgerufen am 24. Dezember 2015 (Pressemitteilung, deutsch). </ref>
Die Redaktion des Pressedienstes besteht heute zum Großteil aus Mitgliedern der gbs und anderer humanistischer Organisationen wie des IBKA oder des Bundes für Geistesfreiheit. Der Pressedienst will konfessions- und religionsfreien Menschen mit humanistischen Weltbildern oder Lebensauffassungen eine Stimme und Plattform geben: „Er versteht sich zudem als Plattform für das breite Spektrum säkularer Bestrebungen im gesamten deutschsprachigen Raum.“<ref name="hfm" /> Der hpd veröffentlicht seine Beiträge regelmäßig auf seiner Internetpräsenz mit einem Newsticker. Dabei handelt es sich überwiegend um Nachrichten, die säkular-humanistisch geprägte Weltbilder betreffen, und um Kommentare zu aktuellen Ereignissen auf nationaler oder internationaler Ebene sowie um Hintergrundberichte oder Porträts von Humanisten verschiedenster Richtungen und Religionskritikern. Neben den eigenen Artikeln berichtet der hpd auch über Artikel anderer Pressedienste, die Religion, Ethik, Fundamentalismus und Ähnliches betreffen.
Great Ape Project
Die Giordano-Bruno-Stiftung initiierte nach der Verleihung ihres ersten Ethik-Preises an Paola Cavalieri und Peter Singer im Juni 2011 einen Neustart des Great Ape Project im deutschsprachigen Raum. Dabei wurde ein deutschsprachiges Internetportal veröffentlicht.<ref>Deutschsprachiges Portal zum Great Ape Project. Abgerufen am 1. Oktober 2011. </ref> Die Initiative der Stiftung und Kampagne Grundrechte für Menschenaffen wird von Colin Goldner geleitet. Unterstützer sind bisher sechs deutsche Tierschutz- bzw. Tierrechtsorganisationen, darunter die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt und der Verein Menschen für Tierrechte.<ref>Braunschweiger Zeitung: Grundrechte für Menschenaffen, vom 11. Mai 2014</ref><ref>ARD: Affenschande. Brauchen wir Grundrechte für Säugetiere?, vom 16. Juni 2014</ref>
Zentralrat der Ex-Muslime
Im Jahre 2007 wurde der Zentralrat der Ex-Muslime gegründet, welcher es sich zum Ziel gesetzt hat, eine „politische Vertretung der Interessen all jener Menschen“ zu sein, die sich „vom muslimischen Glauben abgewandt haben oder diesem niemals angehörten, obwohl sie einem so genannten ‚muslimischen Herkunftsland‘ entstammten“. Die Gründung des Zentralrates wurde von der gbs mitinitiiert, welche das Projekt auch weiterhin unterstützt.<ref>Interview mit Michael Schmidt-Salomon im Humanistischen Pressedienst (Memento vom 21. Oktober 2007 im Internet Archive).</ref>
So organisierte die gbs im Jahre 2008 zusammen mit dem Zentralrat der Ex-Muslime unter dem Motto „Aufklären statt verschleiern“ die „Kritische Islamkonferenz“, welche als kritische Gegenveranstaltung zur Deutschen Islamkonferenz angelegt ist.<ref>die tageszeitung: Kritische Islamkonferenz zu Ende gegangen. Giordano gegen "falsche Toleranz", vom 2. Juni 2008</ref><ref>Niels Weidtmann et al: Kosmologie - Evolution - Geschichte (2013), S. 180</ref> Der Zentralrat und die gbs bemängeln, dass sich die Deutsche Islamkonferenz einseitig auf strenggläubige Muslime und „verbandsislamische Kräfte“ fixiere. Dadurch würden insbesondere die Interessen jener Migranten aus islamischen Ländern negiert, die gerade wegen der islamischen Repression und der religiösen Vorschriften in ihren Heimatländern nach Deutschland gekommen seien. Diese Migranten würden durch eine politisch erzwungene „Muslimisierung“ entmündigt und ausgegrenzt. Als Bestandteile einer solchen Muslimisierung sehen die gbs und der Zentralrat den Bau von Moscheen, die Einführung eines Islamunterrichts an Schulen und eine „islamkonforme Berichterstattung“.<ref>Deutschlandradio: Zentralrat der Ex-Muslime gegen neue Moscheebauten, vom 6. Oktober 2007</ref><ref>n-tv: Gegen Kopftuch und EhrenmordZentralrat der Ex-Muslime, vom 19. März 2007</ref> All dies fördere nicht die Integration, sondern unterstütze die Verfestigung einer Parallelgesellschaft. Ziel der Kritischen Islamkonferenz solle es hingegen sein, „integrationswidrige Verhaltensweisen wie den Kopftuchzwang oder Zwangsheiraten zu bekämpfen und die sprachliche und berufliche Integration der Migranten voranzutreiben.“<ref>Website der gbs: "Aktivitäten / Aufklären statt verschleiern", abgerufen am 29. Januar 2012</ref><ref>ZdE fordert die Auflösung der Islamkonferenz. In: ex-muslime.de. 30. April 2007.</ref>
Evokids-Projekt
2013 wurde das Projekt Evokids in Zusammenarbeit mit der Universität Gießen gestartet.<ref>Universität Gießen: Das Evokids-Projekt, abgerufen am 28. Juni 2014</ref> Es zielt darauf ab, Kindern in der Grundschule nicht nur die Schöpfungsgeschichte im Religionsunterricht zu lehren, sondern auch die Grundprinzipien der Evolutionstheorie. Die frühe Beschäftigung mit dem Thema sei notwendig, um ein „fundiertes Menschenbild zu entwickeln“, so Dittmar Graf, Professor für Biodidaktik.<ref>Süddeutsche Zeitung: Warum die Evolution schon Kindern erklärt werden sollte, vom 26. Juni 2014</ref> Außerdem wurde ein Preis für „herausragende Arbeiten zur Entwicklung innovativer Unterrichtsmaterialien und -konzepte zum Gebiet Evolution, Evolutionstheorie, Erdgeschichte und/oder Menschheitsgeschichte“ für die Grundschule verliehen. Das Preisgeld beträgt insgesamt 5000 Euro.<ref>Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg: Evokids-Preis 2014 für innovative Unterrichtsideen zum Thema "Evolution", vom 13. Mai 2014</ref>
Preise der Stiftung
Deschner-Preis
Zum 80. Geburtstag des Schriftstellers Karlheinz Deschner im Jahre 2004 gab der Vorsitzende der Stiftung die Einrichtung des Deschner-Preises bekannt. Die Stiftung beschloss, ab 2006/7, dem Jahr der Herausgabe von Deschners neuntem Band der Kriminalgeschichte des Christentums, alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis zu vergeben. Mit dem Preis sollen Personen oder Organisationen ausgezeichnet werden, „die in besonderem Maße zur Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens und Handelns beitragen“.<ref name="gbspreise">Die Preise der Stiftung. In: giordano-bruno-stiftung.de.</ref> Als erster Preisträger des „Deschner-Preises“ wurde am 12. Oktober 2007 Richard Dawkins ausgezeichnet.<ref>„Deschner-Preis an Richard Dawkins“ hpd, 28. Mai 2007.</ref><ref>„I would go for the Deschner Prize“ hpd, 15. Oktober 2007.</ref><ref name="PP-2007-10-01">Richard Dawkins erhält Deschner-Preis Presseportal, 1. Oktober 2007.</ref>
Ethik-Preis
Als weitere Auszeichnung wird der Ethik-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung verliehen. Dieser ist ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert und steht nach Aussage der Stiftung „für die Entwicklung positiver Alternativen im Sinne des evolutionären Humanismus“.<ref name="gbspreise" /> Der Preis wurde erstmals am 3. Juni 2011 in Frankfurt am Main verliehen und ging an den australischen Philosophen Peter Singer und die italienische Philosophin Paola Cavalieri.<ref>hpd: "Festakt zur Verleihung des Ethik-Preises", vom 8. Juni 2011</ref><ref>Stephan Schleim: Wie man in Deutschland nicht mehr mundtot gemacht wird. In: Heise online, 10. Juni 2011.</ref> Beide wurden für ihr Eintreten für Tierrechte und für die Initiierung des Great Ape Project ausgezeichnet.
Blasphemie-Kunstpreis
Gefördert wird von der Stiftung der alle zwei Jahre vergebene Blasphemie-Kunstpreis „Der freche Mario“, mit dem drei literarische Kunstpreise ausgezeichnet werden, die aus Sicht der Stiftung humorvoll und intelligent übernatürliche Vorstellungen auf die Schippe nehmen und somit zur Aufklärung und Freiheit der Gesellschaft beitragen sollen. Der Preis wird seit einem Karikaturenstreit im Jahr 2006 verliehen, der zu einer weltweiten Diskussion um Religions-, Presse-, Kunst- und Meinungsfreiheit führte.<ref>Verleihung des Blasphemie-Kunstpreises Der freche Mario, giordano-bruno-stiftung.de, Meldung vom 1. Februar 2013.</ref><ref>Kunstforum International, Oktober 2010. Band 204. Seite 27</ref><ref>Universität der Künste Berlin, Wettbewerbe 2014, abgerufen am 13. März 2014</ref><ref>Leo Lukas erhält Blasphemie-Preis verliehen, auf kulturwoche.at, abgerufen am 13. März 2014</ref>
Kritik und Entgegnungen der gbs
Die Benennung der Stiftung nach Giordano Bruno wurde gelegentlich in der Presse kritisiert; dieser sei kein Atheist, sondern Pantheist – und Dominikanermönch – gewesen.<ref name="AH">Auch der Atheismus pflegt seine Heiligen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung via Max-Planck-Gesellschaft, 5. März 2008 (PDF, 97 kB).</ref><ref>Elmar Klevers: Das "Manifest des Evolutionären Humanismus" und die Konfessionslosen. In: Neue Rheinische Zeitung, 7. März 2006.</ref> So stehe Giordano Brunos Weltanschauung laut dem Philosophen Wilhelm Schmidt-Biggemann eher für Religion und Metaphysik als für Aufklärung und Positivismus.<ref name="AH" /> Dem entgegnet die Stiftung, sie vertrete keine atheistische, sondern vielmehr eine naturalistische Position, die mit Brunos Pantheismus kompatibel sei. Aus diesem Grund habe die Stiftung an einem Gott, der mit den Naturgesetzen in Einklang stehe, nichts zu kritisieren.<ref>Imagebroschüre der Giordano-Bruno-Stiftung (PDF; 2,8 MB)</ref>
Der Stiftung wurde vom FAZ-Journalisten Thomas Thiel vorgeworfen, sie vertrete einen „platten Naturalismus“ oder „Szientismus“.<ref name="AH" /> In diesem Zusammenhang werden auch die Angriffe des Biologen und Mitglieds im Beirat der gbs Ulrich Kutschera gegen die Geisteswissenschaften kritisiert, die durch den Humanistischen Pressedienst verteidigt wurden, dass nichts in den Geisteswissenschaften Sinn ergebe außer im Licht der Biologie.<ref>Alexander Kissler: Angriff auf den "Verbalwissenschaftler". In: Süddeutsche Zeitung. 17. Mai 2010.</ref>
Ende 2011 trat der Philosoph Norbert Hoerster aus dem Beirat der Stiftung aus. Hoerster erklärte in einem Kommentar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, er lehne die von ihrem Sprecher Schmidt-Salomon vertretenen Inhalte, die Kampagnen und den Argumentationsstil ab. Wenig überzeugend finde er zudem den „Neuen Atheismus“ des Biologen Richard Dawkins, den auch die Stiftung vertrete. „Ich sehe nicht, wieso ausgerechnet die Evolutionstheorie den Gottesglauben widerlegen, ja ersetzen kann“, schrieb Hoerster.<ref>Claudia Knepper: Giordano Bruno Stiftung. Austritt mit Öffentlichkeitswirkung. In: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.</ref> Dem hielt der Blogger Harald Stücker entgegen, dass die Aufgabe der Evolutionstheorie nicht die Widerlegung oder der Ersatz des Gottesglaubens sei, sondern die Erklärung der Natur.<ref>wissenrockt.de „Dabei kann Norbert Hoerster helfen“, vom 11. Dezember 2011</ref> Der Anwendung des wissenschaftlichen Sparsamkeitsprinzips entsprechend sei eine Konsequenz der Evolutionstheorie, dass die Gotteshypothese zur Erklärung der Entstehung und Entwicklung der Arten unnötig werde. Zudem sehe sich die Stiftung keinem „neuen Atheismus“, sondern dem evolutionären Humanismus verpflichtet.<ref>Website der gbs: „Evolutionärer Humanismus“, abgerufen am 28. Januar 2012</ref> Zum Kommentar in der FAZ erklärte Schmidt-Salomon, zwei Hauptdissens-Punkte seien von Hoerster gut markiert worden. Der eine betreffe die philosophische Herangehensweise, der andere die mediale Strategie. Laut Schmidt-Salomon würde Hoerster die Ansicht vertreten, man könne philosophische Probleme lösen, indem man „fast ausschließlich philosophisch argumentiert“. Die Stiftung ginge jedoch von einer „Einheit des Wissens“ aus, wobei die Philosophie mit Natur- und Sozialwissenschaften verknüpft werden solle.<ref>Website der gbs: „Hamed Abdel-Samad neues Stiftungsmitglied“, vom 28. November 2011</ref>
Verbindungen
Die Stiftung unterhält teils enge Beziehungen zu weiteren atheistischen, humanistischen oder laizistischen Organisationen in Deutschland. Zu diesen gehören der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten, der Humanistische Verband Deutschlands, der Bund für Geistesfreiheit Bayern. Unter anderem anlässlich der Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz<ref>Webseite der Kampagne gegen religiöse Diskriminierung am Arbeitsplatz. Abgerufen am 10. März 2012.</ref><ref>Der Spiegel: Atheisten-Treffen: Unter Gottlosen, vom 5. Juni 2012</ref> gab es Kooperationen mit den genannten Organisationen.
Literatur
- Niels Weidtmann, Dirk Evers (Hg.): Das Konzept der Giordano-Bruno-Stiftung und ihr Anliegen im öffentlichen Diskurs. In: Kosmologie - Evolution - Geschichte 1. Der Mensch an der Schnittstelle zwischen Natur und Kultur: Naturalismus, Naturethik, Neuroenhancement, Humor, Raum. LIT Verlag (2013). S. 176-187 ISBN 978-3-643-12193-6
- Linus Hauser: Die Giordano Bruno Stiftung im kulturgeschichtlichen Kontext. In: Zeitschrift für Religions- und Weltanschauungsfragen. 74 (2011), S. 139–144.
Selbstdarstellung
- Michael Schmidt-Salomon: Manifest des evolutionären Humanismus. Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur. 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Alibri, Aschaffenburg 2006, ISBN 978-3-86569-011-1 (Inhalt und Vorschau).
Weblinks
- Giordano-Bruno-Stiftung (gbs)
- Der Humanistische Pressedienst (hpd)
- Reinhard Bingener: Die Agenda des Neuen Atheismus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. März 2009.
Einzelnachweise
<references />
Bundesweit wirkende Verbände:
Deutscher Freidenker-Verband |
Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften |
Humanistischer Verband Deutschlands |
Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten |
Jugendweihe Deutschland
Bundesweite Akademien und Stiftungen:
Giordano Bruno Stiftung |
Stiftung Geistesfreiheit |
Stiftung UNITATES