Gottfried Heinrich zu Pappenheim


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Gottfried Heinrich zu Pappenheim, zeitgen. Kupferstich

Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim (* 29. Maijul./ 8. Juni 1594greg. in Treuchtlingen; † 17. November 1632 in Leipzig) war ein General im Dreißigjährigen Krieg, der für die Katholische Liga und den Habsburgischen Kaiser unter Wallensteins Oberbefehl kämpfte. Bekanntheit erlangte Pappenheim sowohl durch seinen Ruf persönlicher Verwegenheit und großer Loyalität wie auch seine militärische Unberechenbarkeit. Ferner wird ihm die Erfindung der Zahnradpumpe zugeschrieben.<ref>F. Paturi; Chronik der Technik 1988. S. 119:</ref>

Familie

Gottfried Heinrich zu Pappenheim entstammte dem Ministerialengeschlecht von Pappenheim, das angeblich seit 1111 belegt ist und seinen Stammsitz in der mittelfränkischen Ortschaft Pappenheim hatte. Er war der Sohn des Reichserbmarschalls Veit zu Pappenheim (* 1535; † 1600) und seiner zweiten Frau Maria Salome von Preising-Kopfsburg. Er war in erster Ehe mit Anna Ludomilla Baronesse von Kolowrat-Novohradsky († 1627) und in zweiter Ehe mit Anna Elisabeth von Oettingen-Oettingen verheiratet. Sein Sohn Wolf Adam aus erster Ehe starb 1647.

Leben

Herkunft

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Statue von Gottfried Heinrich zu Pappenheim in Treuchtlingen

Das Adelsgeschlecht Pappenheim war im Zuge der Reformation zum protestantischen Glauben konvertiert, Gottfried Heinrich zu Pappenheim war also evangelisch getauft. Seine Mutter, Maria Salome, war jedoch Katholikin und versuchte nach dem Tode Veits am 18. Juni 1600, Gottfried Heinrich entgegen den testamentarischen Bestimmungen eine katholische Erziehung zukommen zu lassen.<ref>Barbara Stadler: Pappenheim und die Zeit des Dreissigjährigen Krieges. S. 26</ref> Die erneute Hochzeit mit einem Protestanten, Adam Graf von Herberstorff, unterband diese Bestrebungen jedoch.

Pappenheims Kindheit liegt weitgehend im Dunkeln. Überliefert ist eine Immatrikulation an der Universität Ingolstadt von 1604, die jedoch noch kein Beweis für ein tatsächliches Studium ist, da der junge Pappenheim zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal zehn Jahre alt war. Für die Schweizer Historikerin Barbara Stadler haben sich „ alles stehen undt liegen undt incaminire [sich] herzu mitt allem volck undt stücken“). Am 16. November traf Pappenheim um die Mittagszeit mit dreitausend<ref> Golo Mann, Wallenstein, Samuel Fischer Verlag, Frankfurt a. Main, Erscheinungsjahr unbekannt, S.739</ref> Reitern in einer kritischen Phase auf dem Schlachtfeld bei Lützen ein und ging sofort zum Angriff über. Er übernahm den Oberbefehl über den stark gefährdeten linken Flügel der Armee Wallensteins und trieb die Schweden zurück. Sein Eingreifen hätte entscheidend sein können. Er wurde jedoch fast sofort schwer verwundet, worauf seine Reiter in Panik gerieten und den Angriff abbrachen. Dies sehend rief (oder stöhnte) er:

Ach, Ihr Brüder, daß Gott erbarm ! Ist denn keiner mehr, der für den Kaiser treulich fechten will?“<ref>zitiert nach Golo Mann, Wallenstein, Samuel Fischer Verlag, Frankfurt a. Main, Erscheinungsjahr unbekannt, S.739</ref>

Im gesamten Verlauf der Schlacht gelang es nicht, die pappenheimschen Reiter wieder zu disziplinieren. Sein Leibdiener Jakob Ehinger brachte ihn nach Leipzig, wo er am 17. November 1632 in den frühen Morgenstunden verstarb. Auf Befehl Wallensteins wurde Pappenheim im Prager Kloster Strahov begraben. In der Klosterkirche befindet sich das Epitaph Pappenheims.

Museale Rezeption

Im Wiener Heeresgeschichtlichen Museum ist dem Dreißigjährigen Krieg ein breiter Raum der Dauerausstellung gewidmet. In diesem Bereich befindet sich auch der schriftliche Befehl Wallensteins an Pappenheim, welcher bis heute erhalten und auch der Öffentlichkeit zugänglich ist.<ref name="Allmayer">Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Saal I - Von den Anfängen des stehenden Heeres bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Salzburg 1982, S. 59 f.</ref> Das Schreiben ist gleichsam vom Blut Pappenheims „gerahmt“, da er das Papier in der Schlacht bei Lützen unter seinem Küriss trug, während ihm die tödliche Verwundung beigebracht wurde.<ref name="RauchensteinerLitscher">Manfried Rauchensteiner, Manfred Litscher (Hg.): Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien. Graz, Wien 2000, S. 14.</ref>

Durch die kaiserliche Entschließung von Franz Joseph I. vom 28. Februar 1863 wurde Pappenheim in die Liste der „berühmtesten, zur immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs“ aufgenommen, zu deren Ehren und Andenken auch eine lebensgroße Statue in der Feldherrenhalle des damals neu errichteten k.k. Hofwaffenmuseums (heute: Heeresgeschichtliches Museum Wien) errichtet wurde. Die Statue wurde 1868 vom Bildhauer Ludwig Schimek (1837–1886) aus Carrara-Marmor geschaffen, gewidmet wurde sie von Kaiser Franz Joseph selbst.<ref>Johann Christoph Allmayer-Beck: Das Heeresgeschichtliche Museum Wien. Das Museum und seine Repräsentationsräume. Kiesel Verlag, Salzburg 1981, ISBN 3-7023-0113-5, S. 32</ref>

Auf der Burg Pappenheim befindet sich ein Historisches Museum, in dessen Ausstellung das Leben Gottfried Heinrichs zu Pappenheim thematisiert wird.

Charakter, Bedeutung und Redewendung

Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim war ein äußerst gebildeter Mensch. Er galt zwar als impulsiv und draufgängerisch, doch zugleich auch als furchtlos und zuverlässig. Seine Charakterzüge ließen sich leicht mit dem Selbstverständnis der Kürassiere in Einklang bringen. Einen Teil der Verwundungen, die er in der Schlacht am Weißen Berg empfangen hatte, zog sich Pappenheim im Gesicht zu, so dass er in weiterer Folge von seinen Soldaten den Spitznamen „Schrammenheinrich“ oder auch „Schrammhans“ erhielt. Im Verlauf des Krieges folgten bei Gefechten weitere Gesichtsnarben, da Pappenheim stets mit offenem Helmvisier zu kämpfen pflegte.

Ein zeitgenössisches Lied aus dem oberösterreichischen Bauernaufstand charakterisierte Pappenheims wilden Angriffsmut mit den Worten :

<poem style="margin-left:5em;"> Hascha, dort kommt der unsinnig Von Pappenheim geritten ganz grimmig, Rennt über alle Zäun' und Gräben, Daß ihm gleich die Haar aufstäben. Stellt sich, als wär' er winnig Kein Prügel, kein Stecken Will gegen ihn klecken, Noch unsere Kolben spitzig Kein Büchsen kein Degen Auch gar der Wundsegen, Er sey selbst ganz der leidige Teufel; Seht wie er drein geht hitzig. </poem>


Die Entschlossenheit seines Kürassierregiments wurde redensartlich festgehalten: „Ich kenne meine Pappenheimer!“ Dieser Ausspruch war ursprünglich positiv gemeint. Einer vom Regiment Pappenheimer zu sein, stand damals für unbedingten Mut, Treue und Tapferkeit. Heute ist die Bezeichnung „Pappenheimer“ eher mit der augenzwinkernden Einsicht in menschliche Unzulänglichkeiten verbunden.

Friedrich Schiller verwendete diesen Satz abgewandelt in seinem Drama Wallensteins Tod. Er lässt den Feldherrn Wallenstein sagen: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer.“ Wallenstein sagt dies zu einer Delegation der Pappenheimer Kürassiere, die ihn darüber befragen, ob das im Heer umgehende Gerücht über Verhandlungen mit dem schwedischen Kriegsgegner der Wahrheit entspricht, was einem Verrat gleichgekommen wäre. Wallenstein zeigt sich demnach darüber gerührt, dass die Pappenheimer keinen kursierenden Gerüchten Glauben schenken wollen, sondern nur von ihm selbst die Wahrheit zu erfahren hoffen. Es ist also dieser Treuebeweis der Pappenheimer in Schillers Drama, welcher die bekannte Redewendung entstehen ließ.

Eine Büste des Gottfried Heinrich zu Pappenheim fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

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Denkmal in Pappenheim
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Seitenkapelle der Klosterkirche Strahov in Prag: Die Grablege des Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim

Trinklied

Auf Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim bezieht sich auch ein überliefertes Trinklied, dessen Quelle nicht bekannt ist, das jedoch in verschiedenen Versionen in Studentenverbindungen auch heute noch häufig gesungen und zelebriert wird. Der Pappenheim ansprechende Ausschnitt lautet in Variationen:

||: General Pappenheimer, der soll leben,
General Pappenheimer lebe hoch! :||
Beim Bier und beim Wein,
lust’ge Pappenheimer woll’n wir sein.
Beim Wein und beim Bier,
lust’ge Pappenheimer, das sind wir!

Mehrheitlich wird hier von General Pappenheimer statt General Pappenheim gesungen. Möglicherweise wurden Textstellen wie „General Pappenheim, er soll leben“ als „General Pappenheimer soll leben“ missverstanden.

Literatur

  • Heinrich Bücheler: Von Pappenheim zu Piccolomini. Sechs Gestalten aus Wallensteins Lager. Biographische Skizzen. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-4240-X.
  • Anne Dreesbach: Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim. In: Jürgen Wurst, Alexander Langheiter (Hrsg.): Monachia. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2005, ISBN 3-88645-156-9, S. 131.
  • Rudolf Herold: Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim. Seine kriegerische Tätigkeit im westlichen Mitteldeutschland und sein Feldzug an die untere Elbe 1630 auf Grund archivalischer Forschungen dargestellt. Beck, München 1906.
  • Johann Eduard Heß: Gottfried Heinrich, Graf zu Pappenheim nach Geschichtsquellen und Urkunden bearbeitet ... Nebst einem Plane der Schlacht bei Lützen. Weigel, Leipzig 1855.
  • Dieter Lent: Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu. In: Horst-Rüdiger Jarck, Dieter Lent u. a. (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert. Appelhans Verlag, Braunschweig 2006, ISBN 3-937664-46-7, S. 548f.
  • Helmut NeuhausPappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 51 f. (Digitalisat).
  • Alexander Querengässer: Feldmarschall Pappenheim und das kaiserlich-ligistitische Heerwesen in der ersten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges. Zeughaus Verlag, Berlin 2014
  • Maik Reichel (Hrsg.): Gottfried Heinrich zu Pappenheim - Des Reiches Erbmarschall und General. Verlag Janos Stekovics, Wettin-Löbejün 2014, ISBN 978-3-89923-330-8.
  • Carl Johannes Rummel: Kaiser, Gott und Reich. Vier Falken Verlag, Berlin 1941.
  • Hans Schwackenhofer: Die Reichserbmarschälle, Grafen und Herren von und zu Pappenheim. Zur Geschichte eines Reichsministerialengeschlechtes. Keller, Treuchtlingen u. a. 2002, ISBN 3-934145-12-4 (Beiträge zu Kultur und Geschichte von Stadt, Haus und ehemaliger Herrschaft Pappenheim 2).
  • Barbara Stadler: Pappenheim und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Gemsberg-Verlag, Winterthur 1991, ISBN 3-85701-091-6 (Zugleich: Zürich, Univ., Diss., 1990).
  • Karl Wittich: Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 144–161.

Weblinks

Anmerkungen

<references/>