Gustav Horn
Gustav Adolf Horn (* 11. Oktober 1954 in Nümbrecht, Nordrhein-Westfalen) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Seit 2005 leitet er das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Horn studierte von 1973 bis 1979 Volkswirtschaftslehre an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn mit dem Abschluss Diplom-Volkswirt. Als DAAD-Stipendiat erwarb er 1981 an der London School of Economics and Political Science einen Abschluss als Master of Science. Von dort wechselte er für fünf Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Lehrstuhl für Angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Konstanz.
Von 1986 bis 2004 war er beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin tätig. 1992 wurde er an der TU Berlin promoviert. Nachdem er schon 1998 bis 1999 kommissarisch die Konjunkturabteilung des DIW geleitet hatte, übernahm er diese Position ab 2000 auch offiziell. Zwischendurch erfolgte 2001 seine Habilitation im Fach Volkswirtschaftslehre bei Jürgen Kromphardt. Seine Entlassung als „Konjunkturchef“ des DIW 2004 erregte seinerzeit großes Aufsehen in der Öffentlichkeit; sie wurde von Heiner Flassbeck, der ebendieselbe Position schon innegehabt hatte, als Zeichen für eine Abkehr des Instituts von seiner überlieferten keynesianischen Programmatik gewertet.<ref>Heiner Flassbeck: Glasperlenspiel oder Ökonomie, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 09/2004</ref> Horn erhielt vom Europäischen Parlament in erheblichem Umfang Aufträge für empirische Forschung, Vorträge und Politikberatung.
Horn leitet seit dem 1. Januar 2005 das neu gegründete Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Dort ist Horn ebenfalls für die Konjunkturprognose des Instituts zuständig. Im Jahr 2007 erhielt Horn eine außerplanmäßige Professur am Internationalen Institut für Management der Universität Flensburg. In seiner Funktion als wissenschaftlicher Direktor des IMK wurde er von der Financial Times Deutschland 2008 als „Prognostiker des Jahres" ausgezeichnet, da seine Prognose 2008 die Realität am genauesten vorausgesagt hatte.<ref>Prognostiker des Jahres 2008 (Memento vom 31. Januar 2009 im Internet Archive) in Financial Times Deutschland, 14. Dezember 2008</ref>
Horn ist SPD-Mitglied.<ref>Rückendeckung für Gabriels AfD-Ökonomen. In: Handelsblatt. Abgerufen am 30. Januar 2014. </ref>
Wirtschaftspolitische Standpunkte
In Spiegel-Gastkommentaren (April und Mai 2010) gab Horn der deutschen Bundesregierung eine Mitschuld an der Verschärfung der Griechischen Staatsschuldenkrise ab 2010 und vertrat die Ansicht, dass in dieser Phase nicht Inflation die größte Gefahr sei, sondern Deflation (also sinkende Preise).<ref>Gustav A. Horn: Wie Berlin die Griechen-Krise verschärfte. Spiegel, 27. April 2010.</ref><ref>Gustav A. Horn: Warum die Angst vor Inflation unbegründet ist. Spiegel Online, 19. Mai 2010.</ref>
Im Oktober 2012 forderte Horn, die Bundesbank solle ihr Gold („Deutsche Goldreserven“) im Wert von mehr als 100 Milliarden Dollar verkaufen. Es gebe keinen rationalen ökonomischen Grund mehr dafür, derartig hohe Goldvorräte vorzuhalten. Er wies auch darauf hin, dass die Bundesbank nicht einmal mehr über eine eigene Währungshoheit verfüge.<ref>Gastbeitrag für die „Welt am Sonntag“: [1]; Pro (Horn) und Contra (Thorsten Polleit); www.handelsblatt.com 27. Oktober 2012</ref>
Schriften (Auswahl)
- Des Reichtums fette Beute. Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert. Campus, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-593-39347-6
- „Wirtschaftspolitik in Zeiten der Globalisierung“ (2011) – Ein Beitrag von Gustav Horn im Themenmodul „Globalisierung“ der FES OnlineAkademie (FES = Friedrich-Ebert-Stiftung)
- Die deutsche Krankheit: Sparwut und Sozialabbau. Hanser, München 2005, ISBN 3-446-22919-1
- US outlook and German confidence. DIW, Berlin 2003.
- Strategien für die EU-Wirtschaft. Europäisches Parlament, Luxemburg 2001. 108 S. ISBN 92-823-1513-4
- Ursachen struktureller Arbeitslosigkeit. Zur Theorie und Empirie neuerer makroökonomischer Ansätze. DIW Berlin 1989.
Weblinks
- Hans-Böckler-Stiftung - Wissenschaftlicher Direktor Prof. Dr. Gustav A. Horn
- Literatur von und über Gustav Horn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung
- Volker Happe, Kim Otto: Gustav Horn - ein Spitzenökonom verlor seinen Arbeitsplatz (als Abteilungsleiter am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung) (Memento vom 7. Januar 2006 im Internet Archive) in: Monitor vom 13. Januar 2005 (via Internet Archive)
- Peter Bofinger und Gustav Horn: Die Schuldenbremse gefährdet die gesamtwirtschaftliche Stabilität und die Zukunft unserer Kinder. (PDF; 33 kB) - Ein Appell aus dem Mai 2009 mit mehr als 200 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern aus dem Wissenschaftsbereich.
- Christian Teevs: Kritik an SPD-Wirtschaftspolitik. [Sigmar Gabriel lobt Gustav Horn], in: Spiegel-Online, vom 14. Februar 2011.
Einzelnachweise
<references/>
Personendaten | |
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NAME | Horn, Gustav |
ALTERNATIVNAMEN | Horn, Gustav Adolf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Wirtschaftswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 11. Oktober 1954 |
GEBURTSORT | Nümbrecht, Nordrhein-Westfalen, Deutschland |