Hans-Jürgen Westphal


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Hans-Jürgen Westphal (* 26. November 1951 in Anklam<ref>Heile Welt durch die Mauer? In: sz-online.de. 30. Dezember 2006, archiviert vom Original am 11. September 2012, abgerufen am 7. September 2014.</ref><ref name="VERITAS">Veritas, kommunistische-kunst.de</ref>) ist ein deutscher Ingenieur und Dresdner Stadtoriginal, der als „Mann mit der Roten Fahne“ und „Kommunist von der Prager Straße“ bekannt wurde.<ref>„Kennst du den?“ Steckbriefe urbaner Exzentriker, neon.de, 2008</ref><ref>Dresdens berühmtester Kommunist, woschod.de, 2009</ref>

Leben

Der 1951 in Anklam geborene Westphal besuchte die Schule bis zur 10. Klasse und absolvierte dann eine zweijährige Ausbildung zum Elektriker.<ref name="STEHAUF">Steh auf (PDF; 176 kB), kommunistische-kunst.de, 4. September 2006</ref> Danach wurde er zur NVA eingezogen, wo er drei Jahre Wehrdienst in einer Flugabwehrraketen-Kompanie leistete.<ref name="STEHAUF"/> Im Anschluss absolvierte er am Institut zur Ausbildung von Ingenieurpädagogen Gotha (IIP Gotha) ein dreijähriges Studium zum Ingenieur-Pädagogen.<ref name="STEHAUF"/> Nach Tätigkeiten als Ingenieurpädagoge im VEB Starkstromanlagenbau „Otto Buchwitz“ Dresden, als Sachgebietsleiter der Allgemeinen Verwaltung der Kreissparkasse Meißen und Leitender Museumsassistent am Museum für Geschichte der Stadt Dresden (heutiges Stadtmuseum Dresden) arbeitete Westphal sieben Jahre im VEB Kombinat Obst, Gemüse und Speisekartoffeln (OGS) Dresden als Energetiker, wobei er seit 1987 als Leiter der Abteilung Energie und Wasserwirtschaft des Kombinates tätig war.<ref name="STEHAUF"/> Danach arbeitete er im VEB Kupplungswerk Dresden, der Dresdner Brotfabrik und zuletzt als Buchhändler.<ref name="STEHAUF"/> Von 1984 bis 1989 absolvierte er ein Fernstudium zum Ingenieur-Ökonom in Dippoldiswalde.<ref name="STEHAUF"/> Seit März 1992 ist er erwerbslos und konzentriert sich seither auf seine künstlerische und journalistische Tätigkeit.<ref name="STEHAUF"/><ref name="TAZ"/>

Seit dem 3. Oktober 1990, dem Tag der Deutschen Wiedervereinigung, steht Westphal nahezu täglich zwischen 11.00 und 14.00 Uhr mit einer Flagge der Sowjetunion auf der Prager Straße vor dem Karstadt-Warenhaus und wirbt dort für den Kommunismus.<ref name="TAZ"/> So sucht er das Gespräch mit Passanten und verteilt politische Flugblätter und Traktate mit Titeln wie Diktatur des Proletariats, jetzt!“.<ref name="TAZ"/> Gelegentlich wird er dabei von wechselnden Mitstreitern unterstützt.

Er schreibt kommunistische Aufsätze sowie Gedichte und produziert Broschüren, Kalender mit Bleistift- und Tuschezeichnungen, Hörspiele und Videos.<ref name="TAZ"/> Seine Zeichnungen wurden im Rahmen dreier Ausstellungen in Dresden der Öffentlichkeit präsentiert.<ref name="STEHAUF"/> Westphal lieferte auch die Zeichnungen zum Kinderbuch „Die Taube vom Markusplatz“.<ref name="STEHAUF"/>

Mit zwei anderen Musikern gründete er die kommunistische Rockband Veritas, in der Westphal als Sänger, Bassist, Gitarrist und mit der Querflöte aktiv ist.<ref name="VERITAS"/> Musik und Texte der bislang auf 20 CDs veröffentlichten Lieder stammen überwiegend von Westphal.<ref name="VERITAS"/>

Seit 1978 war Westphal Mitglied der SED.<ref name="TAZ">Oben ohne für die Revolution, taz.de, 15. Januar 2011</ref> Im Januar 1994 trat er aus der SED-Nachfolgepartei PDS aus, da sie ihm nicht mehr kommunistisch genug war.<ref name="TAZ"/> Von Januar 1994 bis zu seinem Parteiausschluss im September 1999 war Westphal Mitglied der KPD.<ref name="STEHAUF"/>

Am 20. Juli 2010 wurde Westphal auf offener Straße angegriffen und erhielt eine Morddrohung. Das Handgemenge wurde von zwei Security-Mitarbeitern beendet.<ref>Dank vom Mann mit der roten Fahne, sz-online.de, 4. August 2010</ref>

Auf Westphals Initiative hin wurde im November 2013 in der Nähe seines üblichen Standorts auf der Prager Straße der Fetscherstein gesetzt, ein in eine Gehwegplatte eingemeißeltes „F.“ in den Abmessungen des in Dresden bekannten Napoleonsteins. Er erinnert an die Ermordung des Arztes Rainer Fetscher am 8. Mai 1945. Dem vorausgegangen war ein intensives Quellenstudium Westphals, bei dem er keine Anhaltspunkte für die in jüngerer Zeit aufgeworfene These finden konnte, dass Fetscher an NS-Verbrechen beteiligt war.

Am 5. Februar 2014 trat Westphal der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) bei.<ref>https://www.youtube.com/watch?v=GFpExVPpvoM</ref>

Westphal ist seit 1975 verheiratet; aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.<ref name="STEHAUF"/>

Publikationen (Auswahl)

Weblinks

Commons Commons: Hans-Jürgen Westphal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

<references />