Haxthausen (Adelsgeschlecht)
Haxthausen ist der Name eines alten westfälischen Adelsgeschlechts. Die Familie gehört zum Uradel im Fürstbistum Paderborn.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herkunft
Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich im Jahr 1340 mit dem Knappen Albertus de Haxtehusen,<ref>Original im Freiherrlich von Benckenschen Archiv zu Erpernburg</ref> welcher dann 1345 mit seinem Vater Albertus siegelt.<ref>Staats-Archiv Münster, Busdorf Nr 137</ref> Ihr Stammsitz ist eine heute wüst liegende Ortschaft südlich Paderborn, an die noch die Flurnamen Haxterberg und Haxtergrund erinnern.
Die Familie geht vermutlich auf die Familie von Vlechten zurück, die bereits im Jahre 1173 mit Alexander de Fleghten erschien und sich nach einem untergegangenen Ort bei Büren benannte. Die bereits im 15. Jahrhundert ausgestorbenen Herren von Vlechten führten dasselbe Wappen und gleiche Vornamen wie die Haxthausen. Das Wappenbild, die Wagenflechte, war im westfälischen Uradel sonst nirgends anzutreffen.
Die Haxthausen waren vielfältig an der fürstbischöflichen Politik und Verwaltung des Fürstbistums Paderborn beteiligt. Mitglieder des Geschlechts besetzten Domherrenstellen in Paderborn und Hildesheim und hatte zeitweise die Ämter des Drosten in Steinheim und Lichtenau sowie das Amt des Geheimen Rats inne.<ref name="GS_NF50_316">Ulrich Löer: Das Erzbistum Köln: Das adlige Kanonissenstift St. Cyriakus zu Geseke. de Gruyter, Berlin, 2007, S. 316.</ref> Zusammen mit den Geschlechtern Brenken, Krevet und Stapel gehörten die Haxthausen zu den so genannten „vier Säulen“ (Haupt-Meyern) des Hochstifts Paderborn. Dort wurde ihnen das Amt des Erbhofmeisters und das Amt des Erzkämmerers übertragen. In dem ebenfalls im Fürstbistum Paderborn gelegenen Stift Neuenheerse hatten sie das Amt des Erbmarschalls. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurden die Haxthausen vom Paderborner Fürstbischof mit den Gütern Abbenburg und Bökerhof belehnt, wo sie die ersten festen Häuser errichteten. Mitglieder der Familie waren auch zeitweise am adeligen Kanonissenstift St. Cyriakus in Geseke beteiligt; so war Ludowine von Haxthausen von 1763 bis 1774 dort Äbtissin.<ref name="GS_NF50_316"/>
Linien und Besitzungen
Der Stamm der Familie bildete zwei große Linien, die sich weiße und schwarze nannten. Beide breiteten sich im Laufe der Zeit in Westfalen, im Hannover, Hessen, Sachsen und Dänemark aus.
Weiße Linie
Die Angehörigen der weißen Linie tragen den Freiherrentitel gewohnheitsrechtlich. Zu ihrem älteren Ast gehören die Besitzer der Güter Abbenburg und Bökerhof (heute im Ortsteil Bökendorf der Stadt Brakel), Thienhausen (heute Ortsteil der Stadt Steinheim) und ehemals Welda. Dem jüngeren, lutherischer Ast der weißen Linie wurde im Königreich Dänemark der Baronstitel zuerkannt.
Haxthausen zu Abbenburg
1465 belehnte der paderbornische Bischof Simon III. die Herren von Haxthausen mit dem Gut Abbenburg.
Haxthausen zu Welda
1469 erhielt der Geheime Rat Gottschalk von Haxthausen die Welledeschen Lehen des Hochstifts Paderborn, insbesondere den Burglehn auf der Burg Warburg und dem Dorf Welda, jeweils mit den zugehörigen Kötterstätten. Dietrich von Haxthausen besaß bis 1488 die Curia Romana in der Warburger Neustadt. Von 1734 bis 1736 ließ Gottschalks Nachfahre Hermann Adolph von Haxthausen, Obermarschall des Fürstbistums Paderborn das Schloss Welda errichten. Mit seinem Tode 1768 starb der Weldaer Zweig der Familie Haxthausen in der männlicher Linie aus. Dieser Zweig trug den Namenszusatz Haxthausen zu Welda und Vörden zeitweise auch Dedinghausen.
Haxthausen zu Thienhausen
1523/26 ging das Schloss Thienhausen im Paderborner Land an die Herren von Haxthausen über. Es wurde um 1609 durch Tönnies Wolf von Haxthausen im Stil der Weserrenaissance umfassend erneuert. Im 19. Jahrhundert genoss Thienhausen unter Geheimrat August von Haxthausen den Ruf eines Künstler- und Literatentreffpunkts. 1837 erhielt Werner von Haxthausen (1780–1842) den bayerischen Grafentitel, der 1840 in Preußen bestätigt wurde.
Hessischer Zweig
1670 erwarben die Reichsritter von Haxthausen von der Familie Rodenstein ein barockes Herrenhaus in Nierstein. Der Hof gelangte jedoch 1700 durch eine Heirat in den Besitz des Freiherrn von Stockheim, 1753 bis 1804 gehörte er wieder den Freiherren von Haxthausen.<ref>http://www.regionalgeschichte.net/rheinhessen/nierstein/kulturdenkmaeler/haxthaeuser-hof.html www.regionalgeschichte.net</ref>
Dänischer Zweig
1736 wurde Christian Friedrich Freiherr von Haxthausen, königlich dänischer Kammerherr und Generalkriegskommissar († 1741), in den dänischen Grafenstand erhoben.
Schwarze Linie (Haxthausen-Carnitz)
Die Linie Haxthausen-Carnitz entstand unter Freiherr Christian Wilhelm Anton August von Haxthausen (* 11. Dezember 1766; † 27. Oktober 1849) seiner Zeit preußische Stabskapitän im Infanterieregiment „Ruits“ in Warschau. Er fügte im Februar 1811 mit königlicher Bewilligung den Namen und das Wappen der Familie Carnitz den seinigen hinzu. Er erhielt eine Familienstiftung des Bruders seiner Mutter des Ordenskanzlers Karl Adolph Graf von Carnitz mit dem die Familie Canitz ausstarb.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Rot eine schrägliegende silberne Wagenflechte. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken ein je mit der Schildfigur belegter offener Flug.
Bekannte Namensträger
- August Franz von Haxthausen (1792–1866), deutscher Agrarwissenschaftler und Nationalökonom
- Caspar Moritz von Haxthausen, Drost des Amtes Lichtenau (Fürstbistum Paderborn)
- Christian August von Haxthausen (1653–1696), Hofmeister von August dem Starken, begleitete ihn zu dessen Krönung nach Polen
- Christian Friedrich von Haxthausen (1690–1740), dänischer Generalleutnant und Geheimrat
- Clemens August von Haxthausen (1738–1793), dänischer General der Infanterie
- Elmershaus von Haxthausen (1858–1914), deutscher Botschafter in Peking
- Frederik von Haxthausen (1750–1825), dänischer Offizier und norwegischer Regierungschef
- Gregers Kristian von Haxthausen (1732–1802), dänischer Adliger und Minister
- Hermann Adolph von Haxthausen (1703–1768), Obermarschall des Fürstbistums Paderborn
- Ludowine von Haxthausen, Äbtissin des adeligen Kanonissenstifts St. Cyriakus zu Geseke, (1763–1774)
- Johann Raab von Haxthausen (1665–1733), Freiherr und kurpfälzischer General und Feldmarschall-Leutnant der Reichsarmee, Schwiegervater des Franz Pleickard Ulner von Dieburg
- Johann August von Haxthausen (1730–1741), kursächsischer Regimentsinhaber
- Therese-Louise Freifrau Droste zu Hülshoff, geb. von Haxthausen (1772–1853), Mutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff
- Ove Christian von Haxthausen (1777–1842), dänischer Generalmajor und Oberhofmarschall
- Walter von Haxthausen (1864–1935), preußischer Generalmajor
- Werner Adolph von Haxthausen (1744–1823), Drost des Amtes Lichtenau
- Werner von Haxthausen (1780–1842), deutscher Staatsbeamter und Philologe
- Wilhelm von Haxthausen (1874–1936), deutscher Konteradmiral
Literatur
- Adalbert Elschenbroich: Haxthausen, Freiherren von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 140–142 (Digitalisat).
- Wilderich von Droste zu Hülshoff/Sibren Verhelst: Werner Adolph Freiherr von Haxthausen - Inspirator des Bökendorfer Romantikerkreises und seine Nachkommen, Gorinchem (Niederlande), 2014
- Otto Hupp: Münchener Kalender 1926. Buch u. Kunstdruckerei AG, München/Regensburg 1926.
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band V, Band 84 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984, ISSN 0435-2408
- Eintrag über Haxthausen in Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon
- Ulrich Löer: Das adelige Frauenstift St. Cyriakus zu Geseke. de Gruyter, Berlin 2007. (Google Books)
- Haxthausen. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 8, Altenburg 1859, S. 116 (online bei zeno.org).
- Haxthausen. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 12, Leipzig 1735, Spalte 745 f.
Weblinks
- Urkundenregesten aus dem Archiv des Hauses Abbenburg / Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD)
- Wappen der Haxthausen im Wappenbuch des westfälischen Adels
- Geschichte von Gutshof Abbenburg auf burgen-und-schloesser.net
Einzelnachweise
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