Helmuth Lohner
Helmuth Lohner, auch Helmut Lohner, (* 24. April 1933 in Wien; † 23. Juni 2015 ebenda)<ref>Schauspieler Helmuth Lohner gestorben. In: Der Standard. Standard Verlagsgesellschaft m. b. H., 23. Juni 2015, abgerufen am 23. Juni 2015. </ref> war ein österreichischer Schauspieler und Theaterregisseur. Er spielte von 1990 bis 1994 den Jedermann bei den Salzburger Festspielen und war von 1997 bis 2006 Direktor des Theaters in der Josefstadt.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung und Beruf
Helmuth Lohner absolvierte zunächst eine Lehre als Chemigraph in der Klischeeanstalt Angerer & Göschl im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring und nahm dann privaten Schauspielunterricht. Sein Theaterdebüt gab er 1952 am Stadttheater Baden. Dann agierte er auch als Operetten-Buffo am Klagenfurter Stadttheater. Von 1953 bis 1963 erhielt er ein Engagement am Theater in der Josefstadt. Danach folgten Engagements in Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf und Zürich. Dazwischen trat er immer wieder am Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen auf. Dort war er in wechselnden Rollen als Tod, als Teufel und als Jedermann in Hofmannsthals Jedermann zu sehen. Sein Filmdebüt gab Lohner 1955 in dem Film Hotel Adlon von Josef von Báky. Ab 1963 war er wiederholt beim Fernsehen tätig. Seine wichtigste Fernsehrolle war wohl die des Carl Joseph Trotta in der Radetzky-Marsch-Verfilmung von Michael Kehlmann im Jahr 1965.
Bei den Filmen Mein Opa ist der Beste und Mein Opa und die 13 Stühle (mit Otto Schenk und Tobias Moretti) führte er in den 1990er Jahren erstmals auch im Fernsehen Regie.
Lohner machte sich in der frühen Phase seiner Karriere auch einen Namen als Sänger von Couplets und Moritaten, etwa von Frank Wedekind (zum Beispiel Ich hab meine Tante geschlachtet, Ilse).
Eine häufige künstlerische Zusammenarbeit verband Lohner mit dem Schauspieler und Regisseur Otto Schenk, mit dem er auch privat befreundet war.
Privates
Helmuth Lohner war ein Nachfahre von Heinrich Lohner, dem Begründer der Wiener Lohner-Werke.
Lohner heiratete zwei Mal die deutsche Schauspielerin Susanne Cramer, aus deren Ehe die Tochter Konstanze (Pädagogin in Deutschland) hervorging.<ref>http://www.zauberspiegel-online.de/index.php/krimi-thriller-mainmenu-12/gesehenes-mainmenu-160/5362-der-deutsche-film-die-schauspielerinnen-susanne-cramer</ref> Von 1962 bis 1976 oder 1977 war Lohner mit der deutschen Schauspielerin Karin Baal verheiratet, mit der er die Tochter Therese Lohner bekam, die in Wien als Schauspielerin tätig ist. Danach war er bis 1994 mit der österreichischen Journalistin Ricarda Reinisch-Zielinski verheiratet.<ref>Vgl. Walter Koschatzky: Faszination Kunst: Erinnerungen eines Kunsthistorikers. Böhlau, Wien 2001, ISBN 3-205-99396-9, S. 202: „… Helmut Lohner und seine damalige Frau Ricarda (Reinisch) …“</ref> Nach vielen Jahren des Zusammenlebens ohne Trauschein war er von 2011 bis zu seinem Tod mit Elisabeth Gürtler-Mauthner verheiratet,<ref>Geheimhochzeit: Gürtler heiratet Lohner. Auf: oe24.at. 23. Dezember 2011, abgerufen am 23. Dezember 2011.</ref> die das Wiener Hotel Sacher leitete.
Helmuth Lohner war stets für soziale Belange engagiert. Als Beispiel mögen die Brechtabende 1970 bei der Aschaffenburger Terre-des-hommes-Woche dienen, die er ohne Gage bestritt.
Lohner, der in Ottakring aufwuchs, kam daher auch in der ORF-Dokumentation Mein Ottakring (2012) zu Wort.
Er wurde in aller Stille und im engsten Familienkreis auf dem Grinzinger Friedhof in Wien beigesetzt.
Auszeichnungen
Der Künstler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem:
- 1980 Kainz-Medaille
- 1988 Johann-Nestroy-Ring
- 1991 Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
- 1992 Kammerschauspieler
- 2001 Nestroy-Nominierung als Bester Schauspieler
- 2003 Ehrenmitglied des Theaters in der Josefstadt
- 2004 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 2006 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
Künstlerische Arbeiten
Operettenregie
- Jacques Offenbach: Die schöne Helena (1994), Opernhaus Zürich (Dirigent Nikolaus Harnoncourt, Bühnenbild Paolo Piva, Kostüme Jean-Charles de Castelbajac)
- Franz Lehár: Die lustige Witwe (1997)
- Johann Strauß: Eine Nacht in Venedig (1999), Seefestspiele Mörbisch
- Die Csárdásfürstin (2002)
- Jacques Offenbach: La Périchole (2004), Opernhaus Graz
- Franz Lehár: Der Graf von Luxemburg (2008)
- Franz von Suppé: Boccaccio, Wiener Volksoper (2002)
- Johann Strauß (Sohn): Die Fledermaus (2012), Seefestspiele Mörbisch
Opernregie
- Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, Wiener Volksoper 2005 (Dirigent Leopold Hager)
- L’elisir d’amore von Gaetano Donizetti, Oper der Stadt Köln 2004 (Dirigent Enrico Dovico)
Wichtige Theaterrollen
- Junker Andreas von Bleichenwang in Was ihr wollt Salzburger Festspiele 1972 (Regie Otto Schenk)
- Hofreiter in Das weite Land von Arthur Schnitzler, Burgtheater 1978 (Regie Otto Schenk)
- Stephan von Sala in Der einsame Weg von Arthur Schnitzler, Salzburger Festspiele 1987 (Regie: Thomas Langhoff)
- Leo Schöller in Pension Schöller, Kammerspiele des Theaters in der Josefstadt 1994 (Regie: Heinz Marecek)
- Titelrolle in der Uraufführung von Ein Jedermann am Theater in der Josefstadt, 1991
- Titelrolle im Jedermann bei den Salzburger Festspielen, 1990–1994
- Al Lewis in Sonny Boys von Neil Simon, Kammerspiele des Theaters in der Josefstadt (mit Otto Schenk), 1999
- Graf Almaviva in Figaro lässt sich scheiden von Ödön von Horváth (Regie Luc Bondy am Theater in der Josefstadt, 1999)
- Hauptrollen in vielen Nestroy-Stücken (u. a. Der Talisman, Kampl, Der Zerrissene, Mein Freund, Die schlimmen Buben in der Schule)
- Als Johnson in Halpern und Johnson am Theater in der Josefstadt (mit Otto Schenk), 2008
- Henrik in der deutschsprachigen Erstaufführung von Die Glut von Sándor Márai, (Bühnenadaption: Christopher Hampton), Schauspielhaus Graz, Regie: Ingo Berk, 2009
- Titelrolle in John Gabriel Borkman am Theater in der Josefstadt und am Schauspielhaus Graz, Regie: Elmar Goerden, 2012
- Vicomte Valmont in Quartett (Heiner Müller) am Theater in der Josefstadt, Partnerin Elisabeth Trissenaar, Regie: Hans Neuenfels, 2014
Lieder
- Helmut Lohner singt Wedekind: Ich hab meine Tante geschlachtet
Comic
Die gezeichnete Hauptfigur des Titus Feuerfuchs in der Graphic Novel Der Talisman von Reinhard Trinkler nach Johann Nestroy, erschienen 2015 in der Edition Steinbauer, ist Helmuth Lohner nachempfunden und stellt eine Hommage an dessen Interpretation der Rolle auf der Theaterbühne dar.<ref>Qualtinger und Lohner treten auf.. In: Kurier (Tageszeitung), 28. März 2015.</ref>
Filmografie (Auswahl)
- 1955: Hotel Adlon
- 1956: Salzburger Geschichten
- 1957: Herrscher ohne Krone
- 1957: Das Wirtshaus im Spessart
- 1957: Witwer mit fünf Töchtern
- 1958: Das Dreimäderlhaus
- 1958: Die Halbzarte
- 1959: Die schöne Lügnerin
- 1959: Marili
- 1960: Frau Warrens Gewerbe
- 1960: Mein Mann, das Wirtschaftswunder
- 1960: Pension Schöller
- 1960: Immer will ich dir gehören
- 1961: Blond muß man sein auf Capri
- 1961: Das letzte Kapitel
- 1961: Mann im Schatten
- 1961: Im 6. Stock
- 1962: … und ewig knallen die Räuber
- 1964: Das siebente Opfer
- 1965: Radetzkymarsch
- 1967: Das Kriminalmuseum – Die Briefmarke (Fernsehserie)
- 1967: Der Paukenspieler
- 1968: Babeck
- 1968: Hannibal Brooks
- 1971: Liliom
- 1973: Reigen
- 1974: Derrick – Johanna (Fernsehserie)
- 1975: Der Kommissar - Ein Playboy segnet das Zeitliche (Fernsehserie)
- 1976: Aus nichtigem Anlass (Fernsehfilm)
- 1974: Der Alte – Erkältung im Sommer (Fernsehserie)
- 1981: Tarabas (Fernsehfilm)
- 1982: Shalom Pharao (Zeichentrickfilm)
- 1984: Der Alte - Das Ende vom Lied
- 1985: Die Flucht ohne Ende (Fernsehserie)
- 1987: Der elegante Hund (Fernsehserie)
- 1989: Zucker – Eine wirklich süße Katastrophe
- 1990: Stauffenberg – Verschwörung gegen Hitler
- 2005: Kampl
- 2013: Harms
Literatur
- Julia Danielczyk: Helmuth Lohner. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1125 f.
- Eva Maria Klinger: Nie am Ziel. Helmut Lohner: Die Biografie, Amalthea-Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-99050-022-4
Weblinks
- Literatur von und über Helmuth Lohner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Helmuth Lohner in der Internet Movie Database (englisch)
- Helmuth Lohner bei filmportal.de
- Biografie mit Bildern auf Steffi-Line.de
- Eintrag zu Helmuth Lohner in: Austria-Forum, dem österreichischen Wissensnetz – online (in AEIOU Österreich-Lexikon)
- Archivaufnahmen mit Helmuth Lohner im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek (Theatermitschnitte, Radiobeiträge)
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Lohner, Helmuth |
ALTERNATIVNAMEN | Lohner, Helmut |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schauspieler und Regisseur |
GEBURTSDATUM | 24. April 1933 |
GEBURTSORT | Wien, Österreich |
STERBEDATUM | 23. Juni 2015 |
STERBEORT | Wien, Österreich |