Hypallage
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Die Hypallage [hypalaˈgeː, hyˈpalage] (von griechisch ὑπαλλαγή „Verwechselung“) oder Enallage [ɛnʔalaˈgeː, ɛnˈʔalage] (von griechisch ἐναλλαγή) ist eine rhetorische Figur, bei der Wortbeziehungen verschoben werden, meist durch grammatische Zuordnung des Adjektivs zu einem Wort oder Wortbestandteil, zu dem es inhaltlich nicht gehört.
Beispiele:
- „in baldiger Erwartung Ihrer Antwort“
- „vierstöckiger Hausbesitzer“ (oft zur Veranschaulichung benutzt)
- „die schlanke Baukunst der Gotik“
- Deutsche Sprachwelt
- Virtuelle Speicherverwaltung
- Weibliche Genitalverstümmelung
- Akute Belastungsreaktion
- Chronisches Erschöpfungssyndrom
- Sankt Andreasberg
- Bürgerliches Gesetzbuch
- Vorspiegelung falscher [...] Tatsachen (§ 263 StGB)
- „Er starb an vergifteten Feigen, die er besonders gerne aß.“<ref>Plakat mit Bildern aller Päpste mit Kurzbiographien, deutsche Fassung (die italienische Fassung ist in Ordnung), etwa 1987, Verlag Memmo Caporilli, Rom, über Benedikt XI., gestorben 1304</ref>
(Er aß Feigen gern, natürlich keine vergifteten.)
Mehrdeutigkeit infolge korrekter und verschobener Wortbeziehung:
- Alte Mönchsregel: Wenn deine Augen eine Frau erblicken, schlage sie nieder.
(Das Wort „sie“ bezieht sich syntaktisch auf das Subjekt des Satzes, also die Augen, nach der üblichen Betonung aber auf die Frau.)
Im Lateinischen findet sich auch die – oft im Deutschen nicht nachahmbare – Verschiebung der Verkleinerungsform (Diminutiv) vom Substantiv auf das Adjektiv, zum Beispiel barbatuli iuvenes („ein bisschen bärtige Jugendliche“) (Att. 1,14,5).
Literatur
- Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. Aufl. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0, S. 285.
Einzelnachweise
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