Insektenstich
Ein Insektenstich ist eine Abwehrhandlung von mit einem Giftstachel bewehrten Insekten, meist Hautflüglern wie etwa Honigbienen, Wespen und Hornissen, seltener auch Ameisen. Dabei wird dem Feind mit dem Stachel ein giftiges Sekret unter die Haut injiziert. Es kann sich um die unmittelbare Verteidigungsreaktion eines einzelnen Insekts, aber auch um die kollektive Reaktion auf eine Bedrohung der Niststätte handeln.
Im Normalfall reagiert der Körper auf das Stichgift (etwa das Bienen- oder Hornissengift) dieser Insekten, bei einem kleinen Kreis anfälliger Personen besteht darüber hinaus die Gefahr einer allergischen Reaktion.
Hinweis: Auf Stiche durch blutsaugende Insekten wird in diesem Artikel nicht eingegangen, siehe dafür direkt in den Artikeln über Stechmücken, Bremsen, Flöhe und Bettwanzen.
Inhaltsverzeichnis
Direkte Stichreaktion
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
T63 | Toxische Wirkung durch Kontakt mit giftigen Tieren | |
T63.4 | Gift sonstiger Arthropoden Insektenbiss oder -stich, giftig | |
ICD-10 online (WHO-Version 2013) |
Das Stichgift von Bienen und Wespen verursacht Schmerzen und im späteren Verlauf Juckreiz sowie eine (bei Allergikern mitunter massive) Schwellung, die erst nach einigen Tagen nachlässt. Diese kann bis zu fünf oder sechs Tage anhalten, am zweiten oder dritten Tag kann die Reaktion am stärksten sein. Die Wirkung ist jedoch abhängig von der Einstichstelle und der Menge des Giftes, so dass die Reaktion sehr unterschiedlich ausfallen kann. Bei einem Wespenstich lässt der (erträgliche) Schmerz beispielsweise schon nach einigen Minuten stark nach.
Das Gift von Bienen und Wespen, aber auch von Hornissen oder Hummeln ist erst bei mehreren hundert Stichen lebensgefährlich.<ref> Ulrich Wahn, Pädiatrische Allergologie und Immunologie</ref> Dabei kann es durch eine Rhabdomyolyse, Hämolyse, Gerinnungsstörungen und Blutplättchenmangel sowie akutem Leber- und Nierenversagen zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.<ref>Emmanuel A. Burdmann, Vivekanand Jha, Visith Sitprija : Acute Kidney Injury in the Tropics in Jürgen Floege, Richard J Johnson, John Feehally : Comprehensive Clinical Nephrology, 4. Auflage, St. Louis, 2010, S. 814</ref> Bei Allergikern dagegen kann bereits ein einziger Stich zu lebensbedrohlichen Reaktionen führen. Zu einer erheblichen allergischen Allgemeinreaktion, die potenziell lebensbedrohlich sein kann, kann es abgeschätzt bei etwa 0,4 bis 0,8 % der Kinder und etwa 3 % der Erwachsenen kommen.<ref>John E. Moffitt et al. (Joint Task Force on Practice Parameters for Allergy and Immunology) (2011): Stinging insect hypersensitivity: A practice parameter update 2011. Journal of Allergy and Clinical Immunology Volume 127, Issue 4: 852-854.</ref>
Allergische Reaktion
Wenn der Betroffene durch frühere Stiche sensibilisiert ist (Insektengiftallergie), kann durch das Gift bereits eines einzelnen Stiches eine allergische (anaphylaktische) Reaktion ausgelöst werden.<ref name=golden/> Die Bandbreite reicht von einer lokal begrenzten Hautreaktion (Rötung, Schwellung, Quaddeln) über leichte Allgemeinreaktionen (Übelkeit, Kopfschmerzen, großflächige Hautreaktionen) und Atemnot bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock. Eine anaphylaktische Reaktion kann unter Umständen sehr rasch auftreten. Allergische Reaktionen treten 10 Minuten bis 5 Stunden nach dem Stich, fast immer aber innerhalb der ersten Stunde, auf<ref>James H. Diaz (2007): Hymenopterid Bites, Stings, Allergic Reactions, and the Impact of Hurricanes on Hymenopterid-Inflicted Injuries. Journal of the Louisiana State Medical Society 159: 149-157.</ref>.
Behandlung
Erstmaßnahme bei Bienenstichen ist die sofortige Entfernung des Stachels und sofortige Kühlung.<ref>Visscher PK, Vetter RS, Camazine S: Removing bee stings. Lancet. 1996 Aug 3;348(9023):301-2. PMID 8709689</ref>
Bei allergischen Reaktionen ist eine Behandlung mit entsprechenden Medikamenten (Antihistaminika, Kortikoide, Adrenalin) notwendig, bei einer ausgeprägten Anaphylaxie als notärztliche Behandlung.<ref name=golden>Golden DB: Insect sting anaphylaxis. Immunol Allergy Clin North Am. 2007 May;27(2):261-72, vii. Review. PMID 17493502</ref> Risikopersonen können ein Notfallset, insbesondere eine Adrenalin-Fertigspritze, mit sich tragen. Dauerhaft kann das Risiko durch eine Immuntherapie, die allerdings drei bis fünf Jahre dauert, reduziert werden. Durch Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Stichrisiko vermindern. Dazu zählen unter anderem das Unterlassen aggressiver Bewegungen und das Meiden von Blüten, Fallobst, Süßgetränken, Wiesen u. a.
- Stechende Biene 12a.jpg
Bienenstich. Der Stachel bleibt in der Haut stecken.
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Stachel an der Stichstelle
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Nach Entfernung des Stachels
Einzelnachweise
<references />
Literatur
- Bernhard Przybilla, Franziska Ruëff: Insektenstiche: Klinisches Bild und Management . In: Deutsches Ärzteblatt. 109, Nr. 13, Deutscher Ärzte-Verlag, 30. März 2012, S. 238-48, doi:10.3238/arztebl.2012.0238.
- Shu Zhen Chong, Maximilien Evrard, Lai Guan Ng: Lights, Camera, and Action: Vertebrate Skin Sets the Stage for Immune Cell Interaction with Arthropod-Vectored Pathogens. In: Frontiers in Immunology. 4, 2013, S. , doi:10.3389/fimmu.2013.00286. (Review)
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