Echte Wespen
Echte Wespen | ||||||||||||
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Deutsche Wespe (Vespula germanica)
Deutsche Wespe (Vespula germanica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Vespinae | ||||||||||||
Latreille, 1802 |
Die Echten Wespen (Vespinae) sind eine Unterfamilie der Faltenwespen (Vespidae) mit weltweit 61 Arten. In Mitteleuropa kommen elf Arten der Echten Wespen vor, unter anderem die Deutsche Wespe, Gemeine Wespe, sowie die Hornisse.
Gelegentlich werden die ebenfalls staatenbildenden Feldwespen zu den Echten Wespen gerechnet. Üblicher ist es, die beiden Gruppen als Soziale Faltenwespen oder, nach dem bevorzugten Nistmaterial, als Papierwespen zusammenzufassen.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Echte Wespen ähneln in ihrem Körperbau den übrigen Faltenwespen, sind aber im Durchschnitt größer. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu den Feldwespen und Solitären Faltenwespen ist der Bau des Hinterleibs, der bei Echten Wespen direkt hinter der Einschnürung (der „Wespentaille“) eine breite Basis, fast so breit wie die Maximalbreite des Hinterleibs, besitzt. Alle Arten zeigen die wespentypische schwarz-gelbe Warnfärbung, bei einigen Arten wie der Hornisse kommen Rot- oder Rotbrauntöne hinzu. Echte Wespen bilden Staaten oder leben sozialparasitisch als sogenannte Kuckuckswespen.
Verbreitung
Die Echten Wespen sind eine relativ artenarme Gruppe, die ursprünglich nur in Europa, Asien und Nordamerika vorkam. Einzelne Arten wurden aber inzwischen auch nach Südamerika und Australien verschleppt. Die Gattungen Vespula und Dolichovespula sind dabei auf die gemäßigte Zone und die Subtropen beschränkt. Ebenfalls in der gemäßigten Zone vertreten ist die Gattung Vespa, die aber mit einer Reihe von Arten bis nach Südostasien vordringt. Ganz auf die Tropen Südostasiens beschränkt sind die drei nachtaktiven, einheitlich gelb-braun gefärbten Arten der Gattung Provespa.
Mitteleuropäische Arten
Gattung Vespa (Hornissen)
- Hornisse (Vespa crabro)
Gattung Dolichovespula (Langkopfwespen)
- Mittlere Wespe (Dolichovespula media)
- Waldwespe (Dolichovespula sylvestris)
- Waldkuckuckswespe (Dolichovespula omissa), Sozialparasit bei der Waldwespe
- Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica)
- Norwegische Wespe (Dolichovespula norwegica)
- Falsche Kuckuckswespe (Dolichovespula adulterina), Sozialparasit bei der Sächsischen und der Norwegischen Wespe
Gattung Vespula (Kurzkopfwespen)
- Rote Wespe (Vespula rufa)
- Österreichische Kuckuckswespe (Vespula austriaca), Sozialparasit bei der Roten Wespe
- Gemeine Wespe (Vespula vulgaris)
- Deutsche Wespe (Vespula germanica)
Systematik
Die Aufteilung der ursprünglichen Gattung Vespula Thomson 1869 in die neuen Gattungen Vespula und Paravespula durch Blüthgen wird heute meist abgelehnt. Paravespula wird nur noch als Untergattung (subgenus) von Vespula betrachtet und ist als Gattungsname nicht mehr gültig.
Ernährung
Adulte Echte Wespen fressen überwiegend Nektar, Pollen, Steinfrüchte, Pflanzensäfte, tierische Stoffe und Insekten. Die Larven werden mit Fleisch von toten oder erbeuteten Tieren gefüttert, wobei die Nahrungsquellen hier sehr vielfältig sind.
- AD2009Sep09 Vespula germanica 05.jpg
Im Spätsommer stellt Fallobst die wichtigste Kohlenhydratquelle der Arbeiterinnen dar
- Wespe-20140411-7784Db.jpg
Blütenbesuch einer Arbeiterin zur Nahrungsaufnahme
- Wasps eating grilled chicken.ogg
Wespe beim Zerlegen eines Stücks Fleisch
Der Wespenstaat
Nestbau
Wespennester bestehen aus einer papierartigen Masse. Ausgangsmaterial für den Nestbau ist morsches, trockenes Holz, das zu Kügelchen zerkaut wird. Die Nester sind bei Hornissen nach unten hin geöffnet, bei den übrigen Wespenarten ist die Außenhülle bis auf ein Einflugloch geschlossen. Sie haben anfangs fünf bis zehn Zellen in meist etwas abgerundeter Wabenform. In diesem Stadium werden sie von der Königin allein betreut. Sie sind dann den Nestern der Feldwespen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber durch den Ansatz der Nesthülle, die von Anfang an mit angelegt, anfangs nicht geschlossen wird. Die Nester bestehen später aus mehreren, übereinander angeordneten Wabenetagen, die stets waagrecht ausgerichtet und nach unten geöffnet sind, und einer isolierenden, mehrschichtigen Außenhülle. Meist verhüllt die Außenhülle die Waben, die nur bei Zerstörung der Hülle sichtbar werden. Beim Nestwachstum bauen die Tiere die Hülle ab, wenn unten neue Waben angefügt werden, und schließen sie sofort wieder.
Je nach Art kann man in „Dunkelhöhlennister“ (Rote Wespe, Deutsche Wespe und Gemeine Wespe) und solche, die ihre Nester frei in Hecken, Bäumen, auf Dachböden aufhängen, unterscheiden. Die Nester sind im Endausbau je nach der erreichbaren Volksstärke unterschiedlich groß. So erreichen in Mitteleuropa nur die beiden Arten Deutsche Wespe und Gemeine Wespe Volksstärken von bis zu 7000 Tieren. Die anderen sechs staatenbildenden Arten kommen dagegen nur auf einige hundert Nestinsassen. Die beiden Gruppen sind leicht am Nestbau zu unterscheiden. Die Nester der Dunkelhöhlennister besitzen eine Außenhülle mit halbkreisförmigen isolierenden Lufttaschen, bei Aufsicht ergibt sich ein Schuppenmuster. Die anderen Arten bauen röhrenförmige Lufttaschen in die Nesthülle; diese sieht dadurch quergestreift aus. Die Nester der Dunkelhöhlennister können gelegentlich in größeren Hohlräumen wie Dachböden frei hängen. Sie sitzen dann aber immer breit mit einer oder mehreren Seiten an der Unterlage an. Die Nester der übrigen Arten sitzen frei hängend an einem Stielchen.
Eine Unterscheidung der Nester ist auch aufgrund des verwendeten Baumaterials möglich. Alle Echten Wespen bauen Papiernester aus Holzfasern. Die Hornisse und die Gemeine Wespe verwenden dabei morsches, verfallenes Holz (von verrottenden Baumstämmen und Ästen). Ihr Nest ist hell-beigefarben. Alle anderen Arten verwenden oberflächlich verwittertes Holz (Totholz an Bäumen sowie von Weidepfählen, Holzzäunen im menschlichen Siedlungsbereich). Ihre Nester sind von grauer Farbe.
- Wespennest 001.JPG
Papierähnliche geschuppte Oberfläche eines Wespennests
- Wasp nest roof 2.JPG
Wespennest der Gemeinen Wespe mit mehreren Etagen
- Wwabe.jpg
Wabe eines Langkopfwespennestes
Gründung des Staates
Echte Wespen sind stets staatenbildend, wobei einzelne Arten auch zu einer sozialparasitischen Lebensweise übergegangen sind. Sie bilden einjährige Nester. Die junge Königin, die einen solchen Staat gründet, legt im Frühjahr jeweils ein Ei in die ersten Zellen des von ihr gebauten neuen Nests. Die Eier befruchtet sie kurz vor der Eiablage mit Spermien aus einer Samentasche, in der sie einen Spermienvorrat aus dem letzten Herbst mit sich trägt. Die sich anschließend entwickelnden Larven füttert sie mit einem Brei aus zerkauten Insekten. Nach der Fütterung geben die Larven einen zuckerhaltigen Tropfen ab, der wiederum zur Ernährung der Königin dient und für die Larven die einzige Möglichkeit darstellt, Flüssigkeit abzugeben. Erst kurz vor der Verpuppung geben die Larven Kot ab. So wird verhindert, dass es im Nest durch Verschmutzung mit Ausscheidungen zu Fäulnis kommt. Durch die von der Königin verströmten Pheromone entwickeln sich aus den Larven keine neuen befruchtungsfähigen Weibchen, sondern unfruchtbare Arbeiterinnen. Die zuerst geschlüpften Arbeiterinnen übernehmen anschließend alle weiteren Arbeiten mit Ausnahme des Eierlegens. Von diesem Zeitpunkt an fliegt die Königin immer weniger aus, bis sie das Nest überhaupt nicht mehr verlässt und sich nur noch der Eiablage widmet.
Organisation des Wespenstaates
Der Wespenstaat ist arbeitsteilig organisiert, die Individuen sind entweder mit dem Nestbau, der Zellensäuberung, der Larvenfütterung, der Versorgung der Königin oder der Nahrungsbeschaffung beschäftigt. Die Brutpflege ist so intensiv wie bei den Bienen. Anders als bei diesen gibt es bei den Wespen keinen Schwänzeltanz zur Kommunikation hinsichtlich der Entfernung und Richtung einer möglichen Futterquelle.
Durch eine verringerte Pheromonabgabe durch die Königin und die verbesserte Versorgung der Larven entwickeln sich aus diesen im Spätsommer oder Herbst fruchtbare Weibchen, die Königinnen der nächsten Generation, die ihrerseits sofort Eier legen. Aus diesen unbefruchteten Eiern entwickeln sich die befruchtungsfähigen Männchen (Drohnen), die nach erfolgter Paarung sterben. Einzelne Männchen verlassen vorzeitig das Nest und paaren sich mit einer Königin aus einem benachbarten Volk, eine Verhaltensweise, welche der genetischen Verarmung durch Inzucht entgegenwirkt.
Untergang und Neuanfang
Die alte Königin stirbt im Herbst und ihr Wespenstaat löst sich anschließend auf. Bei Kälteeinbruch sterben auch die letzten heimatlos gewordenen Arbeiterinnen des alten Staates. Allein die begatteten Jungköniginnen zeigen eine abweichende Verhaltensweise und suchen sich ein gegen Kälte geschütztes Versteck. In geeignetem Mikroklima wie morschem Holz, in Hohlräumen, unter Rinden oder Moos überstehen sie dann den Winter schlafend in einer Winterstarre, die Diapause genannt wird. Im nächsten Frühjahr gründet die Jungkönigin dann einen neuen Staat, indem sie dann wieder mit dem Nestbau an geeigneter Stelle beginnt. Alte Nester werden nie wieder besiedelt, sondern es wird immer neu gebaut.
Sozialparasitismus
Unter den einheimischen Arten gibt es drei Sozialparasiten, die Kuckuckswespen. Die Weibchen dieser Arten dringen in die Nester einer verwandten Art ein, töten die Stammmutter und nehmen deren Stelle ein. Gesteuert durch Pheromone werden die Arbeiterinnen veranlasst, die Nachkommen der Kuckuckswespe aufzuziehen. Am Ende des Sommers besteht das Volk dann nur noch aus Weibchen und Männchen der Kuckuckswespenart. Die Kaste der Arbeiterin gibt es dabei nicht. Die Kuckuckswespenarten sind sehr gut angepasst und können optisch nur sehr schwer von ihren Wirten unterschieden werden, da es nur geringe Abweichungen der Stirnschildzeichnung gibt.
Angriff und Verteidigung
Zur Überwältigung und Lähmung einer möglichen Insektenbeute oder zur Abwehr eines Störenfriedes oder Angreifers benutzen die Wespen ihren Stachel, der ähnlich wie bei den Bienen über Widerhaken verfügt.<ref>William Horace Williams: Lessons in Nature. Band 1. Educational Publishing Company, 1915.</ref> Im Gegensatz zu den Bienen können sie aufgrund anatomischer Unterschiede des Stachelapparates beliebig oft zustechen und dabei ihr Gift einspritzen. Der Stichreflex ist selbst bei zerteilten oder gerade verendeten Tieren noch vorhanden.<ref>Eric A. Macalintal, Christopher K. Starr: Comparative morphology of the stinger in the social wasp genus Ropalidia (Hymenoptera: Vespidae). Memoirs of the Entomological Society of Washington Band 17, 1996, S. 108–115.</ref><ref>Lorraine Mulfinger et al.: Sting morphology and frequency of sting autotomy among medically important vespids (Hymenoptera: Vespidae) and the honey bee (Hymenoptera: Apidae). Journal of medical entomology 29.Februar 1992, S. 325–328.</ref>
Natürliche Feinde
Ein natürlicher Feind der Echten Wespen ist in Europa der Wespenbussard. Er gräbt die Nester mit den Füßen auf, bricht die Waben heraus und verfüttert die Larven und Puppen darin an seine Jungen. Vor Stichen schützt er sich vor allem mit dem sehr dichten und steifen Gefieder. Aber auch andere insektenfressende Vogelarten fressen Wespen, etwa der Neuntöter. Weitere natürliche Feinde von Echten Wespen sind unter anderem Gartenkreuzspinnen, Hornissen, Libellen sowie Schlupfwespen, die ihre Eier in die Larvenkammern der Wespen ablegen und deren Larven dann als Parasitoide die Wespenlarve töten.
Wespen und Menschen
Für den schlechten Ruf, in dem Wespen stehen, sind ausschließlich die Deutsche und die Gemeine Wespe verantwortlich. Diese beiden Arten bilden die größten Völker (mehrere tausend Arbeiterinnen) und sind die einzigen, die Menschen gegenüber zudringlich werden und sich auch über menschliche Nahrung hermachen („Zwetschgenkuchenwespen”). Dies ist besonders dann der Fall, wenn sich die Nester im Spätsommer auflösen und die noch lebenden Arbeiterinnen auf Nahrungssuche einzeln durch die Gegend streunen.
Bei einem Stich werden Alarmpheromone freigesetzt, die weitere Tiere anlocken und zum Stich animieren. Das Gift führt bei einigen Menschen zu einer allergischen Reaktion. Die Gefahren eines Stiches werden unter Insektenstich ausführlich erläutert.
Bewohnte Nester können durch eine sachkundige Person von Beginn der Nestbauphase im April bis Mitte August umgesiedelt werden. Danach sind die Nester zu groß und die Umsiedlung ist nicht mehr sinnvoll. In diesem Fall kann das Nest im Herbst entfernt werden, nachdem das Wespenvolk untergegangen ist. Kleine Nester werden abgeschnitten und in einen Papiersack gesteckt, dieser wiederum in eine Bienenkiste. So wird das Nest zum neuen Standort in mindestens drei Kilometer Entfernung transportiert und kann dort mit dem Papiersack an einem geeigneten Ort befestigt werden. Größere Nester können transportiert werden, indem man zuerst das Wespenvolk absaugt und danach das Nest entfernt.
Einschleppung nach Neuseeland
In den frühen 1980er Jahren wurden in Neuseeland unbeabsichtigt nacheinander zuerst die Deutsche Wespe und später die Gemeine Wespe eingeschleppt. Aufgrund des Fehlens natürlicher Feinde und eines zumindest in einigen Regionen für sie vorteilhaften ganzjährig milden Klimas haben sich beide Wespenarten in ihrer neuen Heimat rasant vermehrt. Geschützt durch ein tropisch mildes Klima auf der Nordinsel überlebt dort der ganze Wespenstaat den Winter.
Dabei hat die Gemeine Wespe die vor ihr eingeschleppte Deutsche Wespe nahezu vollständig verdrängt. Sie bildet nun in Neuseeland Kolonien von über 100.000 Tieren und greift außerdem in besonders aggressiv räuberischer Art alle anderen Insekten an. Damit ist sie dort zu einer erheblichen Gefahr für das ökologische Gleichgewicht geworden.
Literatur
- Rolf Witt: Wespen beobachten, bestimmen. Naturbuch/Weltbild, Augsburg 1998, ISBN 3-89440-243-1.
- Heiko Bellmann: Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995, ISBN 3-440-06932-X.
- Jirí Zahradnik: Bienen, Wespen, Ameisen. Die Hautflügler Mitteleuropas. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1985, ISBN 3-440-05445-4.
- Volker Mauss, Reinhold Treiber: Bestimmungsschlüssel für die Faltenwespen der Bundesrepublik Deutschland. Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung, Hamburg 1994, ISBN 3-923376-17-0.
- Helmut und Margrit Hintermeier: Bienen, Hummeln, Wespen im Garten und in der Landschaft. Obst- und Gartenbauverlag, München 2005. ISBN 3-87596-099-8.
Weblinks
- Kartierungen, Informationen und Fotogalerien mit teilweise anhand von Präparaten bis zur Art bestimmten Spezies
- Unterscheidung der sozialen Faltenwespen
- Umgang mit Wespen und Hornissen, Schutz- und Umsiedlungsmöglichkeiten, Informationen und Bilderdokumentationen
Einzelnachweise
<references />ca:Vespa en:Wasp es:Avispa fr:Guêpe hr:Ose is:geitungur ja:ハチ la:Vespa lv:Lapsenes nl:Wespen pl:Osa ru:Осы sh:Ose sr:Оса (инсект) zh:黄蜂