Internationale Agentur für Krebsforschung
Die Internationale Agentur für Krebsforschung, kurz IARC (von englisch International Agency for Research on Cancer, französisch Centre international de recherche sur le cancer, CIRC) ist eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Lyon/Frankreich.
Inhaltsverzeichnis
Die Aufgaben der Agentur
Die Hauptaufgabe der IARC ist die Leitung und Koordinierung der Erforschung der Ursachen von Krebserkrankungen.<ref name="iarc">IARC's Mission: Cancer research for cancer prevention, abgerufen am 28. Februar 2014.</ref> Die IARC führt eine Reihe von weltweiten epidemiologischen Studien über Krebs durch. Des Weiteren werden wissenschaftliche Präventionsstrategien entwickelt. Die IARC gibt eine Reihe von Monografien über Krebsrisiken heraus, welche nach Maßgabe der IARC-Präambel<ref>IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans: PREAMBLE (englisch).</ref> angefertigt werden. Bisher wurden 112 Bände veröffentlicht (Stand März 2015),<ref>Monographs online.</ref> wobei die Monographien der letzten 20 Jahre online verfügbar sind. Die Werke umfassen dabei Expositionen (auch berufsbedingt) mit verschiedenen Chemikalien (beispielsweise Formaldehyd<ref>Volume 88: Formaldehyde, 2-Butoxyethanol and 1-tert-Butoxypropan-2-ol (PDF; 53 kB).</ref>, Bleiverbindungen<ref>Volume 87: Inorganic and Organic Lead Compounds (PDF; 45 kB).</ref>), physikalische Einwirkungen (beispielsweise ionisierende Strahlung<ref>Volume 75: Ionizing Radiation, Part 1: X- and Gamma (g)-Radiation, and Neutrons (PDF; 42 kB).</ref>, Wirkungen im Rahmen der elektromagnetischen Umweltverträglichkeit<ref>Volume 80: Non-Ionizing Radiation, Part 1: Static and Extremely Low-Frequency (ELF) Electric and Magnetic Fields (PDF; 35 kB).</ref>), biologische Krankheitserreger (beispielsweise Helicobacter pylori<ref>Volume 61: Schistosomes, Liver Flukes and Helicobacter pylori (PDF; 46 kB).</ref>, Epstein-Barr-Virus<ref>Volume 70: Epstein-Barr Virus and Kaposi's Sarcoma Herpesvirus/Human Herpesvirus 8 (PDF; 42 kB).</ref>) und durch die Lebensweise bedingte Faktoren (beispielsweise: Tabakgebrauch<ref>Volume 83: Tobacco Smoke and Involuntary Smoking (PDF; 46 kB).</ref>, Ethanolkonsum<ref>Volume 44: Alcohol Drinking (PDF; 34 kB).</ref>, Sonnenbaden<ref>Volume 55: Solar and Ultraviolet Radiation (PDF; 38 kB).</ref>).
Die IARC nimmt eine Einteilung von Chemikalien und deren Mischungen in fünf Kategorien, von bekanntermaßen krebserregend für Menschen bis wahrscheinlich nicht krebserregend, vor.
- Gruppe 1: karzinogen für Menschen
- Gruppe 2A: wahrscheinlich karzinogen
- Gruppe 2B: möglicherweise karzinogen
- Gruppe 3: nicht eingestuft
- Gruppe 4: wahrscheinlich nicht karzinogen (bisher nur Caprolactam)
Seit 1971 wurden 980 Wirkstoffe und Einflussgrößen untersucht, wobei 116 als krebserregend (Gruppe 1) und 360 als potenziell krebserregend (Gruppen 2A und 2B) für Menschen identifiziert wurden.<ref>List of Classifications.</ref>
Die Forschung an der Behandlung von Krebs ist keine Aufgabe der IARC. Die Verhinderung (Prävention) von Krebserkrankungen steht im Fokus der Agentur.<ref name="iarc"/>
Die IARC beteiligt sich an der Festlegung von Krankheitsbezeichnungen und Klassifikationen im Bereich der Tumorerkrankungen und gibt mit der WHO die Buchserie WHO Classification of Tumours – WHO-Klassifikation der Tumoren heraus. Diese Bände beruhen jeweils auf Konsensusmeetings ausgewiesener internationaler Experten und versuchen so, divergierende Klassifikationssysteme zu vereinheitlichen.
Das IARC bezog 2015 deutlich Stellung gegen das Herbizid Glyphosat, indem es dieses, anders als EU-europäische und darunter deutsche Behörden, als wahrscheinlich krebserregend einstufte. Der Streit darüber zieht sich hin, vorgesehen ist eine Entscheidung der EU bis Mitte 2016, da dann die Genehmigung zur fortgesetzten Anwendung spätestens erteilt werden müsste.<ref>IARC has classified glyphosate as a “probable carcinogen”. This classification was based on “limited evidence” in humans and “sufficient evidence” in experimental animals as well as “strong evidence” that glyphosate exhibits two characteristics associated with carcinogens, namely genotoxicity and the ability to induce oxidative stress. Online unter pan-germany.org.</ref>
Leitung des IARC
Seit Januar 2009 ist der Brite Christopher Wild Direktor am IARC.<ref>iarc.fr: BRIEF BIOGRAPHICAL SKETCH: Chris Wild, abgerufen am 30. November 2015.</ref>
Frühere Leiter:
- Peter Boyle (2004–2008)
- Paul Kleihues (1994–2003)
- Lorenzo Tomatis (1982–1993)
- John Higginson (1967–1981)
Weitere Informationen zum IARC
An der IARC arbeiten ca. 300 Mitarbeiter aus rund 50 Ländern im Hauptquartier in Lyon, wobei jedes Jahr zusätzlich viele Gastwissenschaftler und Praktikanten beschäftigt sind. Das zweijährliche Budget 2014/2015 beträgt rund 40 Millionen EUR. Zusätzlich werden pro Jahr im Durchschnitt rund 13 Millionen EUR für individuelle Forschungsprojekte eingeworben.<ref>About IARC – Funding, abgerufen am 28. Februar 2014.</ref>
Einzelnachweise
<references/>
Weblinks
- Die Internetpräsenz des IARC in englischer und französischer Sprache