Jean Simmons
Jean Merilyn Simmons (* 31. Januar 1929 in London, England; † 22. Januar 2010 in Santa Monica, Kalifornien) war eine britisch-US-amerikanische Schauspielerin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Jean Simmons wurde in eine kinderreiche Familie geboren.<ref>vgl. Jean Simmons ist tot bei sueddeutsche.de, 23. Januar 2010 (aufgerufen am 23. Januar 2010)</ref> Ihr Vater war Turnlehrer. Sie besuchte die Londoner Orange Hill School und wollte ursprünglich Balletttänzerin werden. Mit 14 Jahren wurde sie an der Aida Foster School of Dancing aufgenommen und zwei Wochen später von einem Talentsucher für den Film entdeckt.<ref>vgl. Jean Simmons. In: International celebrity register : U.S. edition / editor-in-chief: Cleveland Amory. - New York : Celebrity Register, 1958 (aufgerufen am 23. Januar 2010 via WBIS Online)</ref> Ohne jede Probeaufnahme wurde sie 1943 unter 200 Bewerberinnen ausgewählt, in Give Us the Moon die Schwester von Margaret Lockwood zu spielen.<ref name="Munzinger">vgl. Jean Simmons. In: Internationales Biographisches Archiv 47/1998 vom 9. November 1998 (aufgerufen am 23. Januar 2010 via LexisNexis Wirtschaft)</ref> Zwei Jahre später wurde sie durch die Rolle der jungen Estella in David Leans Verfilmung von Charles Dickens’ Roman Große Erwartungen bekannt. Ihre Popularität konnte sie mit ihrer Darstellung eines frivolen Mädchens in Die schwarze Narzisse (Black Narcissus, 1947) neben Deborah Kerr noch steigern. Laurence Olivier wählte sie aus, die Ophelia in seiner Adaption von Hamlet (1948) zu spielen. Simmons wurde für ihre intensive Darstellung als beste Nebendarstellerin für einen Oscar nominiert.
1950 heiratete sie ihren Kollegen Stewart Granger und beide gingen nach Hollywood, wo Simmons für drei Filme einen nichtexklusiven Vertrag mit Howard Hughes über je 66.666 US-Dollar unterschrieb. Beide kamen nicht gut miteinander aus und aus Wut schnitt sich Simmons Stunden vor Drehbeginn von Otto Premingers Film noir Engelsgesicht (Angel Face, 1952) die Haare ab, so dass sie die Rolle einer moralisch verkommenen reichen Frau, die mit ihrer sexuellen Gier ihren Chauffeur, gespielt von Robert Mitchum, in den Tod reißt, mit einer Perücke spielen musste. Daneben etablierte sie sich bei 20th Century Fox als Star in Monumentalfilmen wie Das Gewand (The Robe, 1953), Sinuhe der Ägypter (The Egyptian, 1954) und vor allem Spartacus (1960). 1958 spielte sie neben Gregory Peck die weibliche Hauptrolle in dem „Anti-Western“ Weites Land (The Big Country). 1960 ließ sie sich von Stewart Granger scheiden und heiratete den Regisseur Richard Brooks. Dieser gab ihr eine Rolle in seiner Adaption von Elmer Gantry (1960), für die sie ausgezeichnete Kritiken bekam. In den 1960er Jahren bekam Simmons zunehmend schwerer eine Rolle, die ihrem Talent angemessen schien. Ausnahmen waren die Komödie Vor Hausfreunden wird gewarnt (The Grass Is Greener), die sie 1960 wieder mit Deborah Kerr und Robert Mitchum zusammenbrachte, sowie die Rolle einer trauernden Witwe in der Literaturverfilmung Ein Schmetterling flog auf (All the Way Home, 1963) nach James Agee. Für ihre Darstellung in der frivolen Schlafzimmerfarce Happy End für eine Ehe (The Happy Ending) aus dem Jahr 1969 war Simmons zum zweiten Mal für einen Oscar nominiert. Ebenfalls in den 1960er Jahren trat sie auf der Bühne des Los Angeles Theatre in Erscheinung.
In den 1980er und 1990er Jahren war Simmons nur noch vereinzelt in Kinoproduktionen zu sehen. Sie arbeitete nun überwiegend für das Fernsehen; unter anderem wirkte sie im mehrteiligen Bürgerkriegsepos Fackeln im Sturm und in einer mehrteiligen, vom Disney-Konzern für das Fernsehen produzierten Version von Große Erwartungen (Great Expectations, 1989) mit, in der sie die Rolle der Miss Havisham übernahm. Für ihre Darstellung in dem Mehrteiler Die Dornenvögel (The Thorn Birds, 1983) erhielt sie einen Emmy und eine Nominierung für den Golden Globe. 1995 gehörte sie mit Winona Ryder, Anne Bancroft und Ellen Burstyn zum Schauspielensemble von Ein amerikanischer Quilt. 2009 absolvierte sie mit dem Familiendrama Shadows in the Sun ihren letzten Kinoauftritt.
Jean Simmons, die 1956 US-amerikanische Staatsbürgerin wurde, lebte in Santa Monica, Kalifornien, und hatte zwei Töchter, die aus den Ehen mit dem Schauspieler Stewart Granger (1950–1960) sowie dem Regisseur und Drehbuchautor<ref>Eintrag bei filmreference.com</ref> Richard Brooks (1960–1977) stammten. Zeitweise litt sie unter Alkoholproblemen, 1986 unterzog sie sich einer Entziehungskur.<ref name="Munzinger"/> Jean Simmons starb 2010 im Alter von 80 Jahren an Lungenkrebs.<ref>Jean Simmons bei Find a Grave</ref>
Filmografie (Auswahl)
- 1944: Give Us the Moon
- 1945: Caesar und Cleopatra (Caesar and Cleopatra)
- 1946: Geheimnisvolle Erbschaft (Great Expectations)
- 1947: Die schwarze Narzisse (Black Narcissus)
- 1948: Hamlet
- 1949: Adam und Evelyne (Adam and Evelyne)
- 1949: Die blaue Lagune (The Blue Lagoon)
- 1950: Paris um Mitternacht (So Long at the Fair)
- 1950: So ist das Leben (Trio)
- 1952: Engelsgesicht (Angel Face)
- 1953: Die Thronfolgerin (Young Bess)
- 1953: Ein Mann ohne Bedeutung (Affair with a Stranger)
- 1953: Das Gewand (The Robe)
- 1953: Theaterfieber (The Actress)
- 1954: Sinuhe der Ägypter (The Egyptian)
- 1954: Désirée
- 1955: Schwere Jungs – leichte Mädchen (Guys and Dolls)
- 1956: Die Männer um Hilda Crane (Hilda Crane)
- 1957: Kein Platz für feine Damen (This Could Be the Night)
- 1958: Weites Land (The Big Country)
- 1958: Bevor die Nacht anbricht (Home Before Dark)
- 1960: Vor Hausfreunden wird gewarnt (The Grass Is Greener)
- 1960: Elmer Gantry
- 1960: Spartacus
- 1963: Ein Schmetterling flog auf (All the Way Home)
- 1966: Gesicht ohne Namen (Mister Buddwing)
- 1967: Als Jim Dolan kam (Rough Night in Jericho)
- 1967: Scheidung auf amerikanisch (Divorce American Style)
- 1968: Heidi kehrt heim (Fernsehfilm)
- 1969: Happy End für eine Ehe (The Happy Ending)
- 1972: Männerwirtschaft (The Odd Couple, Fernsehserie, Episode 3.03: Die Prinzessin)
- 1983: Die Dornenvögel (The Thorn Birds, Miniserie, drei Folgen)
- 1985–1986: Fackeln im Sturm (North And South, Miniserie, 11 Folgen)
- 1988: Der Brady–Skandal (Inherit the Wind)
- 1988: Der Fremde am Strand (The Dawning)
- 1989: Mord ist ihr Hobby (Murder, She Wrote, Fernsehserie, zwei Folgen)
- 1989: Große Erwartungen (Great Expectations, Fernsehsechsteiler)
- 1991: Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert (Star Trek: The Next Generation, Fernsehserie, eine Folge)
- 1991: Dark Shadows (Fernsehserie, 11 Folgen)
- 1995: Ein amerikanischer Quilt (How to Make an American Quilt)
- 1995: Gänseblümchen im Dezember (Daisies in December, Fernsehfilm)
- 1998: Ich hab um dich geweint (Her Own Rules, Fernsehfilm)
- 2003: Rosamunde Pilcher – Wintersonne (Winter Solstice, Fernsehfilm)
- 2004: Jean Simmons: Rose of England (Dokumentation)
- 2004: Das wandelnde Schloss (Howl's Moving Castle) (Stimme)
- 2005: Thru the Moebius Strip (Stimme)
- 2009: Shadows in the Sun
Auszeichnungen
- Internationale Filmfestspiele von Venedig 1948: Coppa Volpi als beste Darstellerin für Hamlet
- Oscarverleihung 1949: nominiert als beste Nebendarstellerin für Hamlet
- 1950: Bambi
- National Board of Review 1953: Beste Hauptdarstellerin für Die Thronfolgerin, Das Gewand und Theaterfieber
- Golden Globe Awards 1956: Beste Hauptdarstellerin – Komödie/Musical für Schwere Jungs – leichte Mädchen
- British Film Academy Award 1957: nominiert als beste ausländische Darstellerin für Schwere Jungs – leichte Mädchen
- Golden Globe Awards 1958: Spezialpreis für die vielseitigste Darstellerin und nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Komödie/Musical für Kein Platz für feine Damen
- Golden Globe Awards 1959: nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama für Bevor die Nacht anbricht
- Golden Globe Awards 1961: nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama für Elmer Gantry
- British Film Academy Award 1961: nominiert in der Kategorie Beste ausländische Darstellerin für Elmer Gantry
- Golden Globe Awards 1961: nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin – Drama für Happy End für eine Ehe
- Oscarverleihung 1970: nominiert als beste Hauptdarstellerin für Happy End für eine Ehe
- Emmy 1983: Beste Nebendarstellerin in einer Fernsehserie oder Special für Die Dornenvögel
- Golden Globe Awards 1984: nominiert in der Kategorie Beste Nebendarstellerin in einer Fernsehserie, Mehrteiler oder Fernsehfilm für Die Dornenvögel
Weblinks
- Jean Simmons in der Internet Movie Database (englisch)
- Biographie auf film-zeit.de
- Jean Simmons Biographie bei prisma.de
- Bilder von Jean Simmons In: Virtual History
- Jean Simmons in der Deutschen Synchronkartei
Einzelnachweise
<references />
Personendaten | |
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NAME | Simmons, Jean |
ALTERNATIVNAMEN | Simmons, Jean Merilyn (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | britisch-amerikanische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 31. Januar 1929 |
GEBURTSORT | London, England, Vereinigtes Königreich |
STERBEDATUM | 22. Januar 2010 |
STERBEORT | Santa Monica, Kalifornien, Vereinigte Staaten |