Künstlerkolonie Worpswede


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Datei:Worpswede Barkenhoff.jpg
Der Barkenhoff wurde zum Mittelpunkt der Worpsweder Künstlerbewegung.
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Das Kaffee Worpswede etablierte sich als Worpsweder Künstlertreff.

Die Künstlerkolonie Worpswede ist eine 1889 gegründete Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern in der Gemeinde Worpswede in Niedersachsen, gelegen im Teufelsmoor, 18 Kilometer nordöstlich von Bremen. Worpswede wurde dadurch zur Heimat bedeutender Künstler des Jugendstils, Impressionismus und Expressionismus. Zur „Stadtflucht“ der Künstler führten neben dem Interesse für Licht, den ländlichen Motiven oder den markanten Landschaften auch romantische Sehnsüchte nach bäuerlicher Idylle und nach einem einfachen, naturnahen Leben.

Heutzutage können Ausstellungen, Galerien und Werkstätten besucht werden.

Geschichte

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Das erste Bekanntwerden des Moordorfs Worpswede in kunstinteressierten Kreisen des deutschsprachigen Raums wird dem Bremer Reiseschriftsteller Johann Georg Kohl zugeschrieben. Im Jahre 1863 bereiste Kohl das Teufelsmoor; seine „Nordwestdeutschen Skizzen“ erschienen ein Jahr später. Darin beschreibt Kohl das Leben der Moorkolonisten:

„Ihre „Huttens“, jene rohen Torfmoor „Sennhütten“ stehen zuweilen gar nicht unmalerisch vertheilt auf den Kanten, Spitzen und Vorgebirgen, Schluchten und Rissen, welche durch die Bearbeitung des Moores entstanden sind. Ich begreife nicht, daß unsere Maler das Leben und Treiben an solchen merkwürdigen Hochmoorhäfen und Torffabrikstätten, die sich überall an den zerfressenen Rändern unserer Hochmoore darbieten, noch so wenig zum Gegenstande von Studien gemacht worden haben. (Fußnote: Die Baierischen „Moose“ bei München, sind von malerischen Poeten weit besser ausgebeutet worden). Und doch würden sie dort nicht nur höchst eigentümliche Bilder gewinnen, sondern auch Scenen darstellen können, die tausend und tausend Mal in unserem nordwestlichen Deutschland vorkommen, den Bewohnern des Innern derselben schon geläufig sind und daher eine vaterländische Bedeutung besitzen. (…) Ein feiner, allgemein empfänglicher und vielseitig entwickelter Sinn fehlt uns bei unsern Reisen noch zu sehr und gewöhnlich streben wir nur Dem nach, was in Italien oder in den Alpentälern recht glänzt und scheint, und was Fama in den Mund der Leute der Leute gebracht hat.“

1864: Nordwestdeutsche Skizzen; Bremen

Fritz Mackensen lernte während seines Studiums an der Düsseldorfer Akademie die Nichte seiner Wirtin, Emilie Stolte, kennen. Die Tochter des Worpsweder Ortsvorstehers schwärmte dem damals 18-jährigen Kunststudenten voller Begeisterung von den Heide- und Moorlandschaften, den Moorwiesen, dem „Wolkentheater“ und den glühenden Sonnenuntergängen ihrer Heimat im Teufelsmoor vor. Sie lud Mackensen in den damals künstlerisch unbedeutenden und abgelegenen Ort ein, und er folgte der Einladung am 13. September 1884.<ref>Historie Worpswede: Vom Bauerndorf zur Künstlerkolonie. In: worpswede-gewo.de, aufgerufen am 26. Dezember 2012.</ref>

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Heinrich Vogeler, Gemälde Der Sommerabend, Sonderbriefmarke „100 Jahre Künstlerdorf Worpswede“ der Deutschen Bundespost von 1989

1889 gilt als Gründungsjahr der Künstlerkolonie. In diesem Jahr beschlossen die Künstler Fritz Mackensen, Hans am Ende und Otto Modersohn, sich dauerhaft in Worpswede niederzulassen.<ref>Das Künstlerdorf Worpswede feiert seinen 125. Geburtstag! In: worpswede-museen.de, aufgerufen am 19. August 2014.</ref> Modersohn und am Ende, Studienfreunde von Mackensen, waren begeistert von den Möglichkeiten, die das Moordorf mit dem weiten Horizont, den außergewöhnlichen Lichtverhältnissen, der rauen, malerisch noch unerschlossenen Landschaft und der Freilichtmalerei bot. Die Freunde hatten sich von dem Sujet der Studiomalerei, der damals üblichen Arbeitsweise, gelangweilt abgewandt und interessierten sich für die neue, aus Frankreich bekannte künstlerische Arbeitsweise direkt in der Natur.

Es folgten 1893 die Künstler Fritz Overbeck und 1894 Heinrich Vogeler; Carl Vinnen aus Beverstedt schloss sich der Gruppe lose an. Paula Becker, die 1901 Otto Modersohn heiraten sollte, kam ab 1898 zur Gruppe, um Malunterricht bei Fritz Mackensen zu nehmen.

Datei:Heinrich Vogeler, Frühling, 1897.jpg
Gemälde Frühling, 1897, von Heinrich Vogeler

1895 erwarb Heinrich Vogeler den Barkenhoff, den er im Jugendstil umbaute. Der Barkenhoff wurde Mittelpunkt der Worpsweder Künstlerbewegung. Das schlichte Leben auf dem Land und die norddeutsche Landschaft inspirierten auch Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke, auch dessen spätere Frau, die Bildhauerin Clara Westhoff, und Manfred Hausmann.

Der Kölner Schokoladenproduzent Ludwig Stollwerck engagierte ab 1900 unter anderem auch Worpsweder Künstler für die Gestaltung von Stollwerck-Bildern, -Sammelalben und -Reklame. Hierzu gehörten Otto Modersohn, Fritz Overbeck, Carl Vinnen und Heinrich Vogeler.<ref>Maria Goldoni: Eine Stollwerck-Serie von Heinrich Vogeler und Franz Eichert. In: Tagungsband Esslingen 2002. Arbeitskreis Bild, Druck & Papier.</ref>

Die Zeit des Nationalsozialismus hatte auch Auswirkungen auf die Künstlerkolonie Worpswede. Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 entfielen in Worpswede 66 Prozent der Stimmen auf die NSDAP und den Kampfbund Schwarz-Weiß-Rot; auf Sozialdemokraten und Kommunisten dagegen nur 16 Prozent. Auch viele Künstler, voran Fritz Mackensen und Carl Emil Uphoff, huldigten der völkischen Idee, während sich Linke wie Heinrich Vogeler und Gustav Regler, der Vogelers Tochter Marie geheiratet hatte, zur Emigration gezwungen sahen. Diese Entwicklung beruhte auf dem Heimat- und Naturkult der Worpsweder Künstler. Er ging letztlich auf „die große konservativ-nationale Strömung der deutschen Geistesgeschichte“ zurück, „an deren Anfang Herder und die Romantiker stehen“, wie der niederdeutsche Sprachforscher Claus Schuppenhauer schreibt. Bis zur „Perversion des unbedingten Glaubens an Rasse, Blut und Boden“, so Strohmeyer/Artinger/Krogmann in ihrer Studie aus dem Jahr 2000, war es da nicht weit.<ref>Alle Angaben in diesem Absatz aus: Arn Strohmeyer, Kai Artinger, Ferdinand Krogmann: Landschaft, Licht und Niederdeutscher Mythos. Die Worpsweder Kunst und der Nationalsozialismus. Weimar 2000, ISBN 3-89739-126-0.</ref>

Persönlichkeiten

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Gemälde Frühling in Worpswede, 1900, von Hans am Ende
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Worpsweder Landschaft, um 1900, von Paula Modersohn-Becker
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Worpswede: Bonze des Humors von Bernhard Hoetger, 1914 als Kopie nach einer Kleinplastik (1912) entstanden

Alte Worpsweder Künstler

Zweite Künstlergeneration

Zeitgenössische Künstler

Siehe auch

  • Anno 2008: Künstler - Theaterstück von Tankred Dorst.
  • Ausstellung: Mythos und Moderne. 125 Jahre Künstlerkolonie Worpswede. Ausstellungsorte im Barkenhoff, Haus im Schluh, Große Kunstschau, Kunsthalle: 11. Mai bis 14. September 2014. Infos: [1], [2]

Literatur

Film

  • Museums-Check mit Markus Brock. Künstlerkolonie Worpswede. Dokumentarfilm, Deutschland, 2014, 29:30 Min., Buch und Regie: Martina Klug, Produktion: SWR, 3sat, Reihe: Museums-Check mit Markus Brock, Erstsendung: 17. August 2014 bei 3sat, Inhaltsangabe von 3sat, u.a. mit Barbara Beuys und Bernd Altenstein.

Weblinks

Einzelnachweise

<references />

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